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Früher waren sie unerschwinglich, heute kann sie sich jeder zum Preis eines Mittelklasse-Smartphones ins Wohnzimmer holen: 3D-Drucker. Im Test hatte Chinahandys.net parallel zwei Maschinen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Der JGURORA A5X, der schnell zusammengebaut und easy eingerichtet ist. Und den XVICO X1, der aus vielen Einzelteilen zusammengesetzt werden muss und Startschwierigkeiten hat. Ob sich die 3D-Drucker der preisgleichen Geräte auf Augenhöhe begegnen, sollen die Tests zeigen.
Lieferumfang und Aufbau
Nach dem Unboxing heißt es: tief durchatmen. Der XVICO X1 kommt in Einzelteilen, vielen Einzelteilen. Lediglich der Unterbau und die Z-Achse sind vormontiert. Doch wer ein wenig technikaffin ist, muss keine Angst haben vor dem Aufbau. Alle nötigen Werkzeuge sind im Lieferumfang enthalten und auf dem USB-Stick mit TF-Karte befindet sich eine Anleitung als PDF in englischer Sprache und ein Aufbau-Video. Auch, wenn das Video stellenweise Schritte überspringt, ist es hilfreich. Viel mühsamer ist der Aufbau mittels PDF. Die Abbildungen sind stellenweise missverständlich und unvollständig. Manches wird schlicht und einfach ausgelassen und der Zusammenbau ein Ratespiel.
Trotz aller Hürden ist der Zusammenbau in gut 1,5 Stunden machbar, wenn man es gemütlich und sorgfältig angeht. Fingerspitzengefühl ist beim Zusammenstecken der Kabel auf der Platine gefragt. Auch hier lautet die Empfehlung: das Video anschauen. Schön zu sehen ist dort auch, wie sich die Kabel am geschicktesten führen lassen und der Kabelsalat eindämmen lässt. Die Bilder unten zeigen das Endergebnis des fertigen Druckers. Die Kabel sind jetzt ordentlich verstaut und befestigt, das dafür benötigte Material (Kabelführung und Kabelbinder) sind im Lieferumfang enthalten.
Kalibrierung
Weil der XVICO X1 nicht vormontiert ist, ist eine penible Kalibrierung unerlässlich. Ein Probedruck ohne Kalibrierung endete in der Katastrophe: Filament-Matsch auf der Glasplatte. Auch hier gilt: Das Video zeigt (halbwegs) ordentlich, was zu tun ist.
- Schritt: Die Z-Achse maximal nach oben fahren, die restlichen Millimeter per Hand nach oben bis zum Anschlag drehen. Dann auf dem Touchscreen (2,4″) den Homebutton drücken, damit der Motor auf den unteren Anschlag fährt und somit “nullt”.
- Schritt: Die Position der Düse vernünftig einstellen. Dazu einfach im Menü die X- und Y-Achsen bewegen, so dass die Düse im vorderen Eck eine sichere Startposition hat.
- Schritt: Abschließend muss der Abstand der Düse zum Bett (Glasplatte) über die On-Board-Software eingestellt werden. Dazu einfach ein handelsübliches Papier auf die Glasplatte legen und es zwischen Düse und Glas hin- und herschieben. Es sollte ein leichter Widerstand zu spüren sein. Ist der Abstand zu groß oder zu klein, müssen die Einstellschrauben unterhalb der Platte gedreht werden. Das gleiche Prozedere wird an allen vier Ecken der Glasplatte durchgeführt, die Software führt durch die einzelnen Schritte.
- Schritt: Probedruck.
Erster Druck
Zwei verbrannte Fingerkuppen und drei Stunden später lagen die ersten Druck-Versuche auf dem Tisch. Grausam. Frustrierend. Peinlich. Weitere Stunden und viel Foren-Lektüre später dann die ersten Fortschritte. Immer noch grausam. Tage später, als der Drucker wieder aus dem stillen Eck kommen durfte, einmal alles auf Anfang: Die Kalibrierung ein weiteres Mal durchgeführt, und noch einmal, um ganz sicher zu gehen. Endlich, es klappte, der Drucker arbeitete, wie er sollte.
Die ersten Druckversuche sind alle mit Vorlagen, Dateien, entstanden, die auf der Micro-SD-Karte lagen. Erstes Fazit: Out of the box funktioniert der Drucker nicht wirklich und wenn, dann ohnehin nur mit den bereits aufgespielten Vorlagen. Ein erster Versuch mit einer Vorlage von www.thingiverse.com klappte auf Anhieb nicht.
Wer dann tiefer in die Materie einsteigen will, muss sich mit Cura als Slicer (Software, die eine 3-D-Datei in das für den Druck nötige Datenformat konvertiert) auseinandersetzen. Mit Anleitung klappt das, ist aber trotzdem mit Gehirnschmalz verbunden. Einfach nur eine File herunterladen und auf SD-Karte übertragen reicht nicht. Auch hier bietet der Hersteller in seinen PDF-Files Hilfestellung, jedoch eher für Fortgeschrittene. Gut ist, dass die Einstellmöglichkeiten und deren Auswirkungen auf den Druck anhand von Beispielen erklärt werden.
Zum Start reicht der einfache Modus aus, um schnell zum Druck zu kommen. Ist man etwas vertrauter mit den Begriffen und Einstellungsmöglichkeiten, lohnt sich dennoch ein Blick in die ausführliche Ansicht. Ein vollständiges Werkstück konnte nicht hergestellt werden, da das mitgelieferte Filament dermaßen knapp bemessen ist, dass es nach den oben gezeigten Fails bereits aufgebraucht war. Nachschub ist unterwegs und das Ergebnis wird nachgereicht.
Ein paar technische Eckdaten zum Drucker: Die Glasplatte hat die Maße 220 x 220 x 240 mm, die Düse (und die Ersatzdüse) haben einen Austrittsdurchmesser von 0.4 mm, es sind Schichtdicken von 0.1 bis 0.4 mm druckbar in einer Geschwindigkeit von 40 bis 120 mm/s.
Problemlösungen
Die Probleme fangen schon beim Aufbauen an, genauer gesagt bei der Anleitung. Die nämlich befindet sich auf einer TF-Karte. Und die steckt in einem USB-Kartenleser der Kategorie “Plastikschrott”.
Lösung: Die Micro-SD-Karte einfach in einen anderen Kartenleser stecken, dann klappt’s.
Die ersten Druckversuche der vorgespeicherten Files gingen gründlich in die Hose, siehe oben. Schuld daran war der “Warp”-Effekt, also das Aufwölben des Bauteils, das sich letztlich von der Plattform löste. Das kann viele Ursachen haben, beispielsweise durch die Schrumpfung des Kunststoffs während des Abkühlvorgangs oder eine falsche Kalibrierung.
Lösung: Beheiztes Druckbett verwenden. Nicht wirklich eine Option, da der Drucker nun mal ohne Heizbett kommt. Einen Versuch wäre, das Bett für die erste Schicht mit einem Fön zu wärmen, was aber sicherlich keine Dauerlösung ist.
Vielversprechend ist laut diverser Internet-Foren die Beschichtung des Bettes: Mit KaptonTM-Folie, Blue Masking Tape, PET-Folie, Klebestift, Klebeband oder Haarspray, etc. Der mitgelieferte Klebestift hilft nur minimal, das Problem einzudämmen.
Wer tief in die Materie eintauchen will, kann sich in der Software Cura mit der Anpassung der Parameter „extrusion width“, „extrusion multiplier“, „raft layers“ beschäftigen.
Im Test hat schlicht und einfach ein Mix der obigen Methoden geholfen, endlich ein vernünftiges Ergebnis zu erzielen. Ein erneutes Kalibrieren (Abstand zwischen Düse und Bett war zu groß) sowie das Reinigen und Beschichten mit Kleber der Glasfläche brachten den Erfolg.
Der XVICO X1 offenbarte einen weitere, unangenehme Schwäche: Der Netzstecker hat einen Wackelkontakt, er lässt sich nicht wirklich fest in das Netzteil stecken. Konsequenz: Berührt man das Kabel, gehen dem Gerät die Lichter aus.
Lösung: Nicht das Kabel berühren..
Schier zum Verzweifeln war das Laden neuer Dateien in den Drucker. Mit Cura und dem Export auf die Karte gab es keine Probleme. Angezeigt wurde die File auch im Druckermenü. Aber: Der Drucker blieb stumm, keine Reaktion.
Lösung: Nach kurzer Internetrecherche zeigt sich, dass es wohl ein häufiges Problem mit SD-Karten aus China gibt. Die Lösung ist simpel: Einfach die SD-Karte im FAT-Format formatieren und schon klappt alles. Aber nicht vergessen, vorher ein Backup zu machen.
Testergebnis
Es ist schon verrückt und erinnert in die Pionierszeit der Mobiltelefone: Anfangs waren sie nur einem exklusiven, eher wohlhabenden Kreis vorbehalten. Mittlerweile hat jeder ein Handy in der Hosentasche.
Mit dem XVICO X1 ist ein weiterer 3D-Drucker für unter 300 Euro auf dem Markt – eigentlich kein Preis für eine solche High-Tech-Maschine. Doch der X1 hat seine Tücken. Der Aufbau ist relativ kompliziert, die Anleitung lückenhaft und die ersten Druckversuche gelingen nur, wenn man viel Feinarbeit in die Kalibrierung investiert. Out of the box funktioniert hier gar nichts. Doch wenn er erstmal läuft, macht er seine Sache in Anbetracht des Preises recht manierlich. Zumindest genügt es den Ansprüchen eines Hobby-Druckers.
Wer mehr von seinem 3D-Drucker aus China kitzeln möchte und auch out of the box gleich loslegen will, ist mit dem JGURORA A5X deutlich besser beraten. Er kostet zwar fast 100 Euro mehr, doch ist es wert: Er ist schnell installiert, liefert ein nahezu perfektes Druckergebnis und kommt mit Heat-Bed. Andere Alternativen wären der preiswerte Anet E10 oder der 50 Euro teurere Anycubic i3 Mega.
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