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Wer schon länger bei uns mitliest weiß, dass wir Lasern aus China immer sehr kritisch gegenüberstehen. Das liegt im Wesentlichen daran, dass die Laser fast immer offen sind und damit einfach extrem gefährlich. Die ersten chinesischen Firmen scheinen das auch verstanden zu haben, denn mit dem xTool S1 gibt es nun den ersten Lasercutter und -gravierer für den Hobbybereich, der komplett eingehaust ist und damit der Laserklasse 1 entspricht. Das sagen zumindest der Hersteller und SGS – eine unabhängige Prüfagentur, die von xTool beauftragt wurde. In deutschen Foren ist man sich hier nicht ganz sicher. xTool hat uns auf Nachfrage gesagt, dass die Überprüfung des TÜV Deutschland noch läuft. Sobald hier Ergebnisse vorliegen, werden wir unseren Test entsprechend anpassen. Fakt ist jedoch, dass xTool dem S1 eine ganze Reihe an Sicherheits-Features spendiert hat. Damit lässt sich das Gerät weitgehend gefahrlos verwenden und sowohl im Hobbybereich als auch in kleineren Firmen einsetzen, die Produkte aus Holz, Stoff, Acryl, etc. selbst herstellen oder nahezu jedes Material mit Gravuren veredeln möchten.
Zu letzterer Gruppe gehöre ich. Was wohl die wenigsten Leser wissen ist, dass ich neben meiner Arbeit hier bei Chinahandys auf knife-art.de hochwertige Kochmesser und das entsprechende Zubehör verkaufe. Dafür war ich ohnehin auf der Suche nach einer Möglichkeit für Gravuren von Messern und Schneidebrettern. Der xTool S1 kam mir da gerade Recht und geht sogar über meinen Grundbedarf hinaus – ich kann damit auch Holz schneiden, Zubehör in Zukunft also selbst herstellen.
In diesem Review nehmen wir deshalb die Perspektive eines kleinen Unternehmens ein und schauen uns an, ob der xTool S1 hält, was er verspricht: einfache Nutzung und professionelle Ergebnisse – auch ohne Vorerfahrung.
Die verschiedenen Pakete des xTool S1
Je nachdem, wofür Ihr den Laser braucht, bietet xTool den S1 in verschiedenen Sets an. Zunächst habt Ihr die Wahl in der Farbe: Es gibt den xTool S1 in Schwarz mit grüner Blende oder Weiß mit oranger Blende. Außerdem könnt Ihr Euch für ein Lasermodul entscheiden. Zur Auswahl stehen 20 Watt oder 40 Watt. Der Unterschied liegt freilich in der Leistung. Das 20 Watt Modul (Brennpunkt 0,06 x 0,08 mm) kann maximal 15mm dickes Holz schneiden (10mm mit einem Durchgang), das 40 Watt (Brennpunkt 0,08 x 0,1mm) Modul schafft 18mm in einem Durchgang.
Mindestens kaufen müsst Ihr also das Basis-Kit. Dieses besteht neben dem Laser selbst aus einem “Air Assist” (einem externen Gebläse, das Verbrennen des Werkstücks verhindert und so das Ergebnis verbessert), einer Wabenplatte für bessere Luftzirkulation und einer Materialbox. In der 20 Watt Version seid Ihr mit 1.850€ dabei, mit 40 Watt kostet das Set 400€ mehr.
Im Deluxe-Kit kommen zu dem Zubehör des Basis-Kit noch ein RA2 Rotations-Gerät dazu, mit dem Ihr auch runde Objekte gravieren könnt. Dazu ist auch eine Erhöhungsplatte mit dabei, die für den Gebrauch des RA2 nötig ist. Für dieses Kit werden 2.250€ (2.730€ mit 40W) aufgerufen.
Das Productive-Kit basiert wieder auf dem Basis-Kit. Zusätzlich bekommt Ihr anstatt des RA2 Geräts jedoch einen 2 Watt Infrarot-Laserkopf. Dieser ist geeignet, um Metall oder spezielle Kunststoffe zu gravieren. Preislich liegt Ihr mit diesem Kit bei 2.600€ (3.100€ mit 40 Watt).
Zuletzt gibt es das All-In-One-Kit. Bei diesem handelt es sich um die Kombination aus Deluxe- und Productive-Kit. Außerdem mit dabei ist ein Feuerschutz-Gerät, das Brände erkennt und löscht – dieses gibt es als Geschenk obendrauf. Damit liegt der Preis für dieses Gerät bei 3.000€ (3.500€ mit 40 Watt).
In jedem Fall kommt der xTool S1 mit einem Werkzeug-Set, einigen Ersatzteilen, einer ausführlichen Anleitung und einer Zusammenstellung aus verschiedenen Materialien zum Testen.
Doch damit ist es nicht genug – wer möchte, kann weiteres Zubehör zum xTool S1 erwerben. Neben den genannten Produkten (die auch alle einzeln verfügbar sind, also nachgekauft werden können), gibt es noch eine Laser-Siebdruck-Platte (300€) und einen Abluftfilter (600€). Zusätzlich gibt es im xTool Shop auch jede Menge Rohmaterial – von Schmuck, über Metallflaschen, Kunststoff und Holz – für nahezu jeden Einsatzbereich ist etwas dabei.
In unserem Test haben wir das weiße Set mit 20 Watt Modul und All-In-One-Kit (allerdings ohne das Feuerschutz-Gerät). Zusätzlich mit dabei ist der Abluftfilter. Damit stehen uns alle Möglichkeiten offen (sogar mehr, als für meinen Einsatzbereich nötig wären).
Technische Daten des xTool S1
Bevor wir mit dem Betrieb beginnen, werfen wir noch einen kurzen Blick auf die technischen Daten des Geräts. Zuerst das wichtigste: Der Laser nimmt eine ganze Menge Platz weg. Mit 76,5 x 56 x 18 Zentimeter ist er nicht gerade klein. Außerdem einplanen müsst Ihr Platz darüber (zum Aufklappen des Deckels und evtl. 10cm für die Erhöhungsplatte) sowie einen PC zur Steuerung (wobei auch ein Tablet/Smartphone ausreicht). Solltet Ihr Euch für den Abluftfilter entscheiden, benötigt Ihr auch auf dem Boden einen Platz von ca. 40 x 45 x 20 cm plus Raum für die Führung des Schlauches. Damit bekommt Ihr einen Laser mit einer Arbeitsfläche von 498 x 330mm. Darin bewegt sich das Laser-Modul in X- und Y- Achse auf Linearschienen, angetrieben von Zahnriemen. Die Z-Achse für den Fokus wird über einen weiteren Schrittmotor angetrieben. Dank zwei LED-Lampen ist der Arbeitsraum gut beleuchtet.
Wie eingangs erwähnt, klassifiziert xTool den S1 als Laser der Klasse 1. Das bedeutet, es sind auch einige Sicherheits-Features mit dabei. Die Einhausung filtert 99% des Laser-Lichts, sodass Ihr bedenkenlos zuschauen könnt, wir Eure Produkte graviert/geschnitten werden. Außerdem verfügt das Gerät über einen Sensor in der Klappe. Öffnet Ihr diese, schaltet sich das Gerät automatisch ab. Gleiches gilt für Kipp-Bewegungen – dafür gibt es einen Gyro-Sensor. Einen Not-Aus-Knopf gibt es ebenfalls, wobei dieser etwas ungeschickt ganz hinten an der Seite positioniert ist. Mittels Flammensensoren erkennt der Laser, falls das Bauteil beginnt zu brennen und bricht den Vorgang ab. Das optionale Feuerschutzset löscht Feuer, falls welches entstehen sollte und dank des Luftfilters (den ich Euch auf jeden Fall als Zubehör empfehle), treten auch kaum schädliche Partikel aus.
Alle Lasermodule des S1 sind Diodenlaser. Im niedrigeren Preisbereich ist das inzwischen die gängigste Möglichkeit, einen Laser-Strahl zu erzeugen. Alternativ gäbe es noch CO2 Laser oder Faserlaser, wobei das hier zu weit führen würde. Diodenlaser zeichnen sich aus durch ihre einfache und unkomplizierte Bedienung. In Falle des xTool S1 sind sie mit 20 bzw. 40 Watt sogar stark genug zum Schneiden von Holz oder (im Falle des 2 Watt 1064nm Infrarot-Lasers) zum Gravieren von Metall.
Aufbau des xTool S1
So ein großes Set benötigt natürlich auch viel Platz. Entsprechend erfolgt die Lieferung in drei gut gepolsterten Kartons – Abluftfilter, Infrarot-Lasermodul und Laser mit Zubehör. Der Aufbau gestaltet sich dank bebilderter Anleitung denkbar einfach. Einen Kritikpunkt gibt es dennoch: xTool hat alle Sprachen für jeden einzelnen Aufbauschritt auf die gleiche Seite gepackt. Man muss sich also durch das ganze Buch blättern, um keinen Schritt zu übersehen. Übersichtlicher wäre es gewesen, die Sprachen als “Kapitel” aufzuteilen.
Zunächst wird also das Gerät selbst ausgepackt. Es ist nahezu einsatzbereit – die Achsen sind mit zwei Sicherungsschrauben und Kabelbindern fixiert. Diese müssen gelöst werden. Außerdem gilt es, Aufkleber zu entfernen. Das ist ein kleiner Kritikpunkt: Diese lassen sich nicht rückstandsfrei lösen, es gilt also, mit Lösungsmittel nachzuarbeiten. Anschließend wird das Lasermodul mit zwei Schrauben montiert und über einen Stecker und einen Luftschlauch mit dem Gerät verbunden. Genauso einfach lassen sich die Module übrigens tauschen. Optional kann noch die Wabenplatte eingelegt werden, dann ist der Laser schon einsatzbereit. Auch der externe Abluftfilter ist optional. Ich empfehle ihn auf jeden Fall, denn die Rauch- und Geruchsentwicklung ist gerade beim Schneiden von Holz extrem.
Etwas komplizierter ist der Aufbau, wenn Ihr das Zubehör verwenden oder hohe Dinge gravieren möchtet. Dafür braucht es nämlich die Erhöhungsplatte. Diese wird unter den Laser gestellt. Zuvor muss jedoch der Boden abmontiert werden, wofür neun Schrauben gelöst werden müssen. Die zusätzliche Bodenplatte muss anschließend mit 20 Schrauben montiert werden. Auch das RA2 Modul für runde Objekte muss zuerst zusammengeschraubt werden. Dank bebilderter Anleitung ist aber selbst das kein Problem.
Der xTool S1 im Betrieb
Nachdem wir uns ausführlich mit den technischen Daten des Lasers beschäftigt haben, wird es nun spannend – wie schlägt er sich im Betrieb? Zum Einsatz kommt dazu in diesem Test die Software “xTool Creative Space”. Diese wird direkt vom Hersteller angeboten (Windows, Mac OS sowie als App für Apple und Android) und ist folglich ideal auf den xTool S1 abgestimmt. Die Einrichtung erfolgt problemlos und die passenden Treiber für den Laser werden gleich mitinstalliert. Optional lässt sich der xTool S1 auch mit LightBurn oder anderen Laser-Programmen betreiben.
Die Software – xTool Creative Space
Der Fokus von xTools Software liegt auf Einfachheit und das ist auch gelungen. Der Nutzer kann nach Auswahl des Lasers (der natürlich schon hinterlegt ist) einfach Designs im Programm erstellen. Dazu lassen sich Text, Formen oder Bilder einfügen. Außerdem lassen sich frei Hand Vektoren zeichnen. Der Text greift dabei auf die im Betriebssystem hinterlegten Schriften zu, es lassen sich also leicht weitere Schriften installieren. Die Formen sind sehr beschränkt. Wer also komplexere Formen lasern will, (wie einen Bausatz) muss das Design vorher in einem CAD-Programm erstellen und importieren.
Cool ist zudem die AI Funktion, mit der direkt über den Creative Space Bilder erstellt werden können. Die AI funktioniert allerdings bisher nicht so gut und die Nutzung kostet Punkte. Diese Punkte lassen sich aber nicht kaufen – sie können nur durch Beiträge zur Community verdient werden. Eine coole Funktion ist das aber allemal.
Sobald das zu lasernde Design also gezeichnet ist, gilt es, dieses mit Befehlen zu hinterlegen. Bilder werden dazu in Graustufen konvertiert, die mittels Ein- und Ausschalten des Lasers umgesetzt werden können. Dazu fährt der Laser immer nach links und rechts und bei jeder Bahn eine kleines Stück nach unten. Währenddessen wird er von der Software ein- oder ausgeschaltet, sodass eine Schattierung entsteht.
Bilder mit klaren Linien lassen sich außerdem vektorisieren. Das ist nötig, wenn der Laser etwas ausschneiden soll und sich dafür auf zwei Achsen frei bewegen muss. Diese Linien fährt der Laser anschließend an einem Stück ab.
Die Intensität lässt sich dabei für jede Linie/Fläche individuell einstellen. So kann der Laser zum Beispiel in einem Durchgang etwas ausschneiden und mit einem Logo versehen. Einstellen lässt sich dabei die Geschwindigkeit, Laser-Intensität und Zahl der Linien pro Zentimeter (bis zu 300). Welche Zahlen ideal sind, lässt sich durch Ausprobieren herausfinden und hängt vom konkreten Material ab. xTool bietet zur Orientierung eine Materialliste mit einer Vielzahl von Materialien. Bei einer Flächengravur lässt sich auch noch der Modus anpassen, in dem das Bild konvertiert wird. Allerdings findet sich hierzu nirgends eine Erklärung.
Die Software wirkt an sich sehr durchdacht. Vereinzelt hätte xTool sich einen Knopfdruck sparen können und stellenweise taucht ein kleiner Bug auf. Allerdings gibt es hier wenig Raum zur Kritik.
Die Vorbereitung
Nach dem Einstellen aller Ebenen geht es los mit dem Laser. Dazu wird dieser eingeschaltet und mit dem Programm verbunden. Anders, als man das von 3D-Druckern kennt, dürfen die Motoren des xTool S1 mit den Händen verschoben werden und tracken dabei ihre Position. Zunächst wird also der Fokus eingestellt. Das geschieht nahezu automatisch: Das Lasermodul wird mit dem Fadenkreuz über die zu bearbeitende Oberfläche geschoben. Über die Software startet sich der Vorgang. Dabei fährt ein Fühler aus, der die Höhe in Relation zu einem Referenzpunkt misst. Die entsprechenden Werte werden automatisch in der Software hinterlegt.
Der nächste Schritt ist die Auswahl des Arbeitsbereiches. Auch hierzu gibt es in der Software eine tolle Funktion: Von Hand lassen sich mit dem Fadenkreuz des Lasers verschiedene Punkte anfahren und in die Software übertragen. Der Laser trackt dabei zu jederzeit die Position. So kann anschließend die ausgewählte Fläche (Rechteck, Kreis oder Viel-Eck) in der Software angezeigt werden. Das Design lässt sich also einfach in den ausgewählten Arbeitsbereich schieben und ggf. skalieren. Über die Funktion “Rahmen fahren” kann anschließend nochmals kontrolliert werden, dass auch alles stimmt. Dabei fährt der Laser den Rahmen der zu gravierenden Fläche einmal ab. Passt die Position, kann der Deckel geschlossen werden und es geht los. So ist sichergestellt, dass immer genau auf der gewünschten Fläche graviert wird.
Das Lasern mit dem xTool S1
Mit einem Druck auf “Start” in der Software ist der Laser bereit. Über die Taste am Gerät wird der Vorgang anschließend gestartet. Der Laser fährt danach stur seine Bahnen ab und graviert/schneidet die entsprechenden Designs in eine Vielzahl von Materialien. Das Air-Assist Gerät sorgt dabei für einen stetigen Luftstrom, damit nichts anfängt zu brennen. Der extra erhältliche Luftfilter sorgt dafür, dass kein Rauch ungefiltert austritt. Wenn Ihr nur graviert, ist das nicht zwingend nötig. Spätestens, wenn Ihr Holz/Karton schneiden möchtet, ist die Rauchentwicklung aber so stark, dass ich Euch den Filter auf jeden Fall empfehle. Egal, ob mit oder ohne Filter: Über einen Schlauch lässt sich die Abluft auch aus dem nächsten Fenster leiten. Damit ist kaum Geruch im Raum zu vernehmen und die Luft bleibt sauber.
Ist alles richtig eingestellt, war es das auch schon. Durch den orangefarbenen Deckel lässt sich der Prozess jederzeit mitverfolgen. Sollte der Laser nicht stark genug sein, müssen die Werte für einen zweiten Durchgang angepasst werden. Das ist sehr einfach, denn es gibt nur zwei wesentliche Stellräder: Geschwindigkeit und Intensität. Anders als bei 3D-Druckern ist die Fehleranfälligkeit also minimal.
Einen enttäuschenden Punkt möchte ich hier erwähnen: xTool stellt eine Testdatei bereit, um den Laser nach dem ersten Gebrauch auszuprobieren. Allerdings sind hier keine Laser-Werte hinterlegt, sodass doch Anpassungen nötig sind. Das sei aber nur am Rande bemerkt – der Laser ist recht intuitiv, der Fehler lässt sich also schnell finden.
Ergebnisse des xTool S1
Wie eingangs erwähnt, kommt der Laser bei mir für zwei wesentliche Dinge zum Einsatz: Produktion von Zubehör aus Holz und Gravur von Messerklingen. Natürlich habe ich für Euch aber noch mehr getestet. So viel sei vorweg schon gesagt: Mit etwas Übung gelingt mit dem xTool S1 nahezu alles und die Ergebnisse sind immer hervorragend.
Gravur von harten Materialien (Metall, Glas, Keramik)
Dieses Feature war für mich wohl das Wichtigste, denn ich habe das Gerät überwiegend für meinen Gravurservice angeschafft. Zur Verfügung stehen hier gleich zwei verschiedene Optionen: Mit dem IR-Lasermodul lässt sich nahezu jedes Metall einfach so gravieren bzw. markieren. Die Gravur ist hier super fein, allerdings nur oberflächlich und quasi nicht fühlbar. Damit ist diese Option geeignet für Schmuck, Typenschilder, und andere wenig beanspruchte Dinge.
Für Kochmesser – die ja regelmäßig gespült und ggf. auch abgescheuert werden, halte ich diese oberflächliche Option jedoch für ungeeignet. Hier gibt es zum Glück eine weitere Lösung: Laser-Marking-Spray. Dabei handelt es sich um eine Sprühdose mit grauer “Farbe”, mit der das Material vor dem Lasern besprüht wird. Sobald es getrocknet ist, kann mit dem 20W (oder 40W) Modul einfach darüber gelasert werden. Das Spray verschmilzt in den getroffenen Bereichen mit der Oberfläche und “brennt sich ein“. So entsteht eine fühlbare Oberfläche, die auch unter dem Mikroskop Materialabtrag erkennen lässt. Diese Gravur halte ich für deutlich langlebiger, auch unter größerer Belastung. Mit dem Spray (in meinem Fall MarkSolid 114) lässt sich auch Glas gravieren, welches ja eigentlich lichtdurchlässig ist.
Für Keramik oder Stein ist das Spray nicht nötig. Die von mir getestete Tasse ließ sich auch ohne tadellos gravieren. In diesem Fall wurde die Glasur einfach weggeschmolzen, wodurch eine schöne fühlbare Oberfläche entstanden ist. Bei Stein (bzw. Schiefer) geht die Gravur nicht so tief, ist aber auch gut erkennbar.
Gravur von weichen Materialien (Holz, Karton, Leder)
Ihr denkt es Euch schon: Wenn ein Laser sogar Keramik gravieren kann, muss das doch auch mit weichem Material funktionieren. Das ist natürlich richtig – Holz, Karton, Leder etc. sind überhaupt kein Problem. Die Farbe tendiert hier ins bräunliche, hängt aber natürlich vom Untergrund ab – auf braunem Karton sind Bilder etwa schlechter zu erkennen, als auf hellem Holz.
Schneiden von weichen Materialien (Holz, Leder)
Auch hier gibt es nichts am xTool S1 auszusetzen. Die einzige Herausforderung ist, die richtige Einstellung für den Laser zu finden. Teilweise kommt es sonst vor, dass der Strahl nicht ganz durch das Holz geht – oder nur in der Richtung, die mit der Faser läuft. Selbst 10mm dickes Holz schneidet das 20 Watt Modul aber problemlos mit 3mm pro Sekunde. Auch Leder und Karton sind kein Problem. In meinem Fall habe ich etwa ein Abziehleder (zum Messer scharf halten) produziert: Holz und Leder sind dabei auf dem Laser ausgeschnitten. Die Holz-Kanten musste ich zwar von Hand verrunden, sonst könnte das Ergebnis aber nicht besser sein. Etwas muss ich noch am Design arbeiten, dann kann das Produkt, wie es ist, in den Shop.
Einsatz des Zubehörs
Wie schon mehrfach angeschnitten, kommt der xTool S1 optional mit einer Erhöhungsplatte und einem Rotations-Gerät zum Gravieren von runden Objekten. Die Erhöhung kommt zum Einsatz, wenn hohe Objekte bearbeitet werden sollen und ist damit wenig spektakulär.
Gleiches gilt für die Wabenplatte, die ich bekommen habe. Sie sorgt für eine gute Belüftung, liegt allerdings einfach lose im Laser. Das macht zwar nichts, wirkt aber irgendwie nicht zu 100% durchdacht. Dennoch tut sie, was sie soll, ohne Probleme. Beim Schneiden verbessert sie die Ergebnisse sogar, da eine bessere Luftzirkulation herrscht.
Das gilt auch für das RA2 Rotations-Gerät. Einmal angeschlossen, muss lediglich der Durchmesser oder Umfang des Objektes eingegeben werden. Der Laser wird auf den höchsten Punkt der Tasse o. Ä. eingestellt und funktioniert danach problemlos. Mit dem umfangreichen Zubehör lässt sich nahezu jedes runde Objekt bearbeiten – egal, wie unförmig es ist. Gewünscht hätte ich mir einen Anschlag-Sensor – in meinem Fall ist beim Einstellen und Testen der Griff der Tasse am Laser hängen geblieben. Das Gerät hat sich aber munter weitergedreht und sich verschoben. Wenn das unerwartet passiert, könnte hier etwas kaputtgehen. Die Ergebnisse sind hier aber ebenfalls top.
Testergebnis
Der xTool S1 Laser konnte mich im Test vollumfänglich überzeugen. Zwar gibt es einige minimale Kritikpunkte (wenige Bugs in der Software, unübersichtliche Anleitung, fehlerhafte Test-Datei), diese sind aber alle nicht permanent und haben keinen großen Einfluss im Betrieb. Das Gerät selbst und auch die Ergebnisse sind für meine Zwecke also perfekt. Gelaserte Produkte findet Ihr also bald auf knife-art.de 😉. Die Verarbeitung stimmt, die Bedienung ist einfach und dank (vermutlich) Klasse 1 ist die Sicherheit beim Einsatz gegeben. Auch die Ergebnisse können sich wirklich sehen lassen. Sowohl im Gravieren als auch im Schneiden begeistert der xTool S1 mit hoher Auflösung und insgesamt hervorragenden Ergebnissen. Aufgrund des hohen Preises wird sich das Gerät wohl für die wenigsten Hobby-Nutzer eignen. Wenn es aber regelmäßig zum Einsatz kommt (wie z.B. in kleineren Firmen), lohnt sich das Investment auf Dauer. Kaufen könnt Ihr das Gerät auf der offiziellen xTool Seite mit Versand aus Deutschland. Aber auch direkt bei Amazon ist das Gerät gelistet.
Der hohe Preis ist aber natürlich ganz klar ein Nachteil. Die getestete Ausstattung kostet regulär 3.600€. Wer sich das Gerät nach dem eigenen Bedarf zusammenstellt und auf unnötige Module verzichtet, ist je nach Einsatzbereich mit +-2.000 – 3.000€ dabei. Das ist zwar eine Menge Geld, dafür bekommt Ihr jedoch auch ein Komplettpaket, das einfach einzusetzen und – vor allem – sicher ist. Wenn Ihr auf die Sicherheit nicht so viel Wert legt, bekommt Ihr freilich auch Gravierer und sogar Schneider mit ähnlicher Technik für unter 500€ – zum Beispiel von Ortur, TwoTrees, Elegoo oder Longer. Getestet haben wir aufgrund des Sicherheitsaspekts jedoch keinen davon. In Deutschland bekommt Ihr zwei Alternativen, die über einen ähnlichen Lieferumfang verfügen: Den OMTech 50W Polarlaser und die Geräte der Firma Mr. Beam. Der OMTech hat eine höhere Leistung und ist sogar etwas günstiger. Dafür handelt es sich jedoch um einen CO2-Laser, der etwas komplizierter zu betreiben ist. Mr. Beam Laser kommen nur mit einer 10 Watt Diode und bewegen sich in einem ähnlichen Preisbereich wie der xTool S1. Freilich gibt es noch mehr Geräte, das würde hier aber zu weit führen. Vielleicht kennt Ihr noch welche?
Schreibt uns gerne in die Kommentare, was wir als Nächstes testen sollen.
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cooler Bericht! Du schreibst, dass SGS das geprüft hat. Gibt es dazu eine Prüf-Nummer? In der SGS Datenbank findet man nichts, auch wenn man nach Makeblock oder X-Tool sucht.
Hi Elia,
Danke für die Nachfrage! Ja, die gibt es: GZEE230700241131
Du findest den gesamten Bericht auch auf der X-Tool Homepage im Download-Bereich:
https://support.xtool.com/download
(Tab “User Manual” ganz unten)
Viele Grüße
Lukas