Der chinesische Hersteller XGIMI ist in der Vergangenheit mit sehr guten Projektoren in verschiedenen Preisklassen aufgefallen. Bereits 2018 hatten wir den sehr guten portablen Beamer XGIMI Aurora im Test, gefolgt vom ebenso phänomenalen XGIMI Halo. Der Hersteller schreibt bisher eine Erfolgsgeschichte, wie man sie selten zu sehen bekommt. So gut wie jedes Produkt wird von der Fachpresse gelobt – dabei gibt es das Unternehmen erst seit 2013. Kann der besonders kompakte und leichte XGIMI Elfin an die bisherigen Erfolge nahtlos anknüpfen?
Im Gegensatz zu den beiden eben erwähnten Modellen bietet der XGIMI Elfin keinen integrierten Akku. Der Projektor wird als kompakter Beamer beworben – ihr braucht also eine Stromquelle. Das sorgt einerseits für den eher günstigen Preis von 600 Euro und andererseits für das niedrige Gewicht von rund 900 Gramm. Braucht es einen so kompakten Projektor überhaupt und leiden Bildqualität und Funktionen unter dem Formfaktor? Wir finden es im Testbericht heraus!
Anschlüsse, Design & Zubehör
Der XGIMI Elfin besteht komplett aus weißem Plastik – das ist zwar nicht sonderlich hochwertig, dafür aber leicht und günstig. Das Design ist simpel mit einer klaren Linienführung und ohne verspielte Elemente. Einen Schönheitswettbewerb gewinnt der Beamer damit nicht, aber ich weiß direkt beim ersten Auspacken wo sich die Anschlüsse, die Linse und der Lautsprecher befinden. Das Design ist intuitiv und funktional – so lobe ich mir das. Die Abmessungen des Projektors betragen 192,1 x 194,2 x 48,3 Millimeter bei einem Gewicht von ungefähr 900 Gramm.
Lieferumfang des XGIMI Elfin
Die ebenfalls weiße und auf Englisch beschriftete Box fasst an erster Stelle natürlich den XGIMI Elfin, der von an den Deckel festgeklebtem Styropor geschützt wird. Unter dem zusätzlich in Plastik eingewickelten Beamer befinden sich die mehrsprachige Bedienungsanleitung, das Netzteil und das Stromkabel und natürlich die Fernbedienung. Diese erfordert zwei AAA-Batterien, die nicht im Lieferumfang enthalten sind. Wie immer habe ich Panasonic Eneloop-Akkus eingesetzt, was tadellos funktioniert und deutlich umweltschonender ist.
Das Stromkabel kann vom Netzteil abgenommen und bei Bedarf durch ein längeres Kabel ersetzt werden. Der DC-Stecker ist hingegen fest an das Netzteil montiert. Negativ anmerken möchte ich, dass sogar die Bedienungsanleitung zusätzlich in Plastik eingewickelt wurde. Das ist einfach unnötig – neben XGIMI sollten sich das viele andere Hersteller unbedingt abgewöhnen.
Anschlüsse: HDMI 2.0 & USB 2.0
Auf der Vorderseite des XGIMI Elfin befinden sich die Linse, die Lautsprecher mit je drei Watt unter einem Gitter und der Näherungssensor, der für den Autofokus verantwortlich ist. Auf der Oberseite befindet sich nur das Herstellerlogo, auf der Unterseite ein aus Metall gefertigtes Gewinde zur Aufhängung. Wenn ihr den Projektor stattdessen hinstellen wollt, sind vier Füße aus Gummi vorhanden, die auf meinem Holztisch für einen sicheren Stand sorgen.
Die Anschlüsse des XGIMI Elfin befinden sich – ebenso wie der Ein-/Ausschalter mit solidem Druckpunkt – auf der Rückseite. Verbaut ist einmal HDMI 2.0, ein USB 2.0-Anschluss für Massenspeicher und der DC-Anschluss für Strom. Der einzige Ausgang ist ein 3,5mm-Klinkenanschluss, über den latenzfrei ein Kopfhörer oder eine Soundbar angebunden werden kann.
Würde ich mir mehr wünschen? In Anbetracht des Preises – möglicherweise. Ein optischer Ausgang oder ein HDMI-Ausgang für Mehrkanalton wäre eine tolle Erweiterung und ein zweiter HDMI-Eingang wäre auch nicht schlecht. Verwendet ihr einen Chromecast oder einen Fire TV-Stick, müsst ihr diesen jedes Mal entfernen, wenn ihr beispielsweise eine Playstation anschließen wollt. Ein HDMI-Splitter löst dieses Problem, mehr integrierte Anschlüsse würden diese Anschaffung aber obsolet machen.
Einrichtung, Funktionen & System des XGIMI Elfin
Der XGIMI Elfin wird mit Android TV 10 ausgeliefert. Die Ersteinrichtung geht dementsprechend flott und einfach von der Hand. Ihr könnt wahlweise euer Smartphone verwenden oder alle Daten mithilfe der Fernbedienung selbst eingeben. Dafür müsst ihr die via Bluetooth funkende Fernbedienung einmalig mit dem Projektor koppeln, indem ihr die Home- und Zurück-Taste für einige Sekunden gedrückt haltet.
Nachdem ihr den XGIMI Elfin mit einem WLAN-Netzwerk verbunden habt (2,4 GHz & 5 GHz), könnt ihr euer Google-Konto verknüpfen. Dann ist die Einrichtung schon beendet – direkt nach dem ersten Start wurde mir aber die Installation eines Softwareupdates empfohlen. Im Testzeitraum von rund anderthalb Monaten hat es ein weiteres Update gegeben – so lobe ich mir das.
Vorinstalliert sind einige Streamingdienste, ein Dateimanager und ein Medienplayer. Auf TED hätte ich verzichten können, mit der Installation von Amazon Prime Video und Disney Plus bin ich aber soweit d’accord. Über den Google Play Store können alle wichtigen Apps und Streamingdienste installiert werden – Netflix, Joyn, die Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten und viele mehr.
Systemeinstellungen & Bugs
Bleiben wir direkt bei den Apps – auffallend ist nämlich, dass XGIMI nicht mit Netflix-Support wirbt. Das hat einen guten Grund, der Streamingdienst wird nämlich nicht unterstützt. Die App lässt sich zwar starten, spuckt dann aber eine Fehlermeldung aus, sobald ihr Inhalte wiedergeben wollt.
Klar – das Problem ist mithilfe eines via HDMI angeschlossenen Chromecast zu umgehen. Zudem gibt es einen Workaround über die zusätzliche App Desktop Manager, die im Google Play Store heruntergeladen werden kann. Meiner Meinung nach sollten solche Umwege bei einem 600 Euro teuren Beamer nicht nötig sein, um den beliebtesten kostenpflichtigen Streamingdienst der Welt zu nutzen.
Da das abgehakt ist, schauen wir uns kurz die Performance des Systems genauer an. XGIMI integriert in den Elfin zwei Gigabyte RAM und 16 Gigabyte Speicher. Das sorgt in Kombination mit dem Prozessor für eine solide Geschwindigkeit im System – herausragend gut ist sie aber nicht. Es kommt gelegentlich zu Rucklern, Apps laden auch mal etwas länger und der Startbildschirm genehmigt sich einige Sekunden Zeit, bis alle Apps und Vorschläge angezeigt werden.
Das stört im Alltag aber nicht so sehr wie die fehlende Lautstärkewippe auf der Fernbedienung – Was soll das bitte? Die mit “+” und “-” beschrifteten Tasten passen den Fokus an und nicht das Volumen. Scheinbar kann ich die Lautstärke also nur über den integrierten Google Assistant steuern. Danke für die Verbesserung eurerseits – unten an der Fernbedienung können die Tasten neu belegt werden – dann mit der Lautstärke!
Keystone-Korrektur, Autofokus & Leinwand-Zoom
Die Einstellungen sind umfassend und von Android TV bekannt. XGIMI fügt den Standardeinstellungen einige Punkte hinzu, welche die Keystone-Korrektur und den Autofokus betreffen. Beides funktioniert übrigens wirklich gut. Schade ist nur, dass die Kalibrierung der Bildeinstellungen nur bei einer Leinwandgröße von maximal 67 Zoll möglich ist – ist das Bild größer, weigert sich das System. Das ist nervig, wenn ihr den Projektor bereits an die Decke gehängt habt und danach auf einer beispielsweise 90 Zoll großen Leinwand die Kalibrierung durchführen wollt.
Ebenfalls nervig ist der Leinwand-Zoom – ich kann beim besten Willen nicht die gesamte Projektionsfläche mit Inhalten füllen. Das mittlere Bild in der Galerie zeigt das Problem ziemlich gut. Es gibt immer einen glühenden Rand um das Bild herum, obwohl ich bereits die minimale Zoom-Stufe ausgewählt habe. Bei einem Testlauf auf einer Leinwand mit schwarzem Rand hat das nicht mehr stark gestört, trotzdem finde ich dieses Verhalten seltsam. Das Problem tritt übrigens unabhängig von der Bilddiagonale und der Keystone-Korrektur auf.
Bilddiagonale ist dabei ein gutes Stichwort, die ist bei Bedarf nämlich wirklich riesig. Ich habe es wegen Platzmangels nur bis ungefähr 170 Zoll ausprobieren können, selbst da hatte der Fokus aber noch Reserven. Diagonalen von bis zu 200 Zoll dürften also kein Problem darstellen, wobei die Helligkeit dann natürlich rapide abnimmt.
Lüfterlautstärke
Ein entscheidender Punkt bei Projektoren ist die Lautstärke des Lüfters. Aufgrund des kompakten Formfaktors habe ich mir beim XGIMI Elfin einige Sorgen gemacht – die waren glücklicherweise vollkommen unbegründet. In Betrieb ist der Projektor flüsterleise, sobald Ton auf irgendeiner Lautstärke abgespielt wird, ist das Rauschen nicht mehr wahrnehmbar. Gelegentlich dreht der Kühler etwas auf, auch das ist beim normalen Schauen eines Films aber nicht störend und bei mittleren bis hohen Lautstärken überhaupt nicht hörbar. Der leise Lüfter ist eines meiner liebsten Features des XGIMI Elfin!
Bildqualität des XGIMI Elfin
Kommen wir zur Bildqualität des XGIMI Elfin. Der Hersteller verspricht bis zu 800 ANSI Lumen und in der Tat kann ich bestätigen, dass das Bild sehr hell ist. Auffällig hell ist der Projektor bis maximal 120 Zoll. Darüber ist die Helligkeit eher durchschnittlich, aber immer noch ausreichend, um in einem abgedunkelten Raum Inhalte zu genießen. HDR wird ebenfalls unterstützt, das ist aber wirklich nur eine Spielerei und hat mir richtigem HDR wie bei einem OLED-Fernseher oder teuren Beamer mit Laserlichtquelle nichts zu tun.
Die Bildschärfe bewerte ich auch als sehr gut. Sie nimmt zum Rand hin nur minimal ab, wodurch selbst bei hohen Diagonalen ein komplett scharfes Bild möglich ist. Ebenfalls super ist die Farbwiedergabe, die ich als sehr natürlich empfunden habe. Der Weißabgleich ist minimal ins Warme verschoben, was bei den meisten Inhalten aber ziemlich gut aussieht. Wie auch schon beim Wanbo T6 Max muss ich an dieser Stelle aber kritisieren, dass es keine Bildeinstellungen für Kontrast, Farbsättigung und Weißabgleich gibt.
Insgesamt ist die Bildqualität die größte Stärke des XGIMI Elfin. Die Projektion ist hell genug, die Bildschärfe ist hervorragend und auch Kontraste und Farbwiedergabe gefallen mir gut. Zum Test habe ich den Beamer natürlich auf einer Leinwand betrieben, auch wenn die Fotos vielleicht einen anderen Eindruck vermitteln. Die Leinwand habe ich nur rudimentär befestigt und nach einigen Testdurchläufen wieder abgenommen.
Der integrierte Lautsprecher von Harman/Kardon
In den XGIMI Elfin sind zwei Lautsprecher mit jeweils drei Watt integriert, die von Harman/Kardon stammen. Der Klang ist sehr solide, in den unteren Frequenzbereichen ausbaufähig, aber insgesamt wirklich in Ordnung. Stimmen sind verständlich, für bombastische Filme würde ich aber zu Kopfhörern oder einem externen Soundsystem raten. Bluetooth 5.0 sorgt für eine stabile Verbindung mit Lautsprechern, die aber nicht komplett latenzfrei ist.
Testergebnis
Der XGIMI Elfin ist im Kern ein ausgezeichneter Projektor, der nur mit kleinen Problemen zu kämpfen hat. Das niedrige Gewicht und die kompakten Abmessungen machen den Beamer zu einem idealen Begleiter am Arbeitsplatz. Alle wichtigen Anschlüsse sind mit an Bord und die schicke Fernbedienung sorgt trotz fehlender Lautstärkewippe für eine gute Bedienbarkeit. Das liegt auch am komplett auf Deutsch übersetzten Betriebssystem Android TV 10.
Neben dem Google Play Store und allen darin verfügbaren Apps werden auch Chromecast und der Google Assistant unterstützt. Mit Amazon Prime Video, Disney Plus, Joyn und weiteren Diensten gibt es keine Probleme, nur mit Netflix ist der XGIMI Elfin nicht nativ kompatibel. Das ist mithilfe eines Workarounds lösbar, bei einem Projektor für 600 Euro darf es ein solches Problem aber einfach nicht geben. Besonders mit Blick auf Konkurrenzmodelle, die weniger als die Hälfte kosten und Netflix ohne Probleme unterstützen, ist das eigentlich ein Armutszeugnis.
Die Bildqualität und die maximale Helligkeit sind ausgezeichnet und einem Beamer dieses Preises mehr als angemessen. Der Autofokus arbeitet ebenso wie die automatische Keystone-Korrektur tadellos. Nur der Leinwand-Zoom verbietet es mir leider, die volle Projektionsfläche mit Inhalten zu füllen. Ob es sich dabei um ein Feature oder um einen Bug handelt, ist mir irgendwie noch nicht so ganz klar.
Wer auf Netflix verzichten kann oder sowieso einen externen Chromecast benutzt, bekommt mit dem XGIMI Elfin einen Projektor, der durch seine Bildqualität überzeugt. Der Sprung zwischen einem günstigeren Modell und diesem Projektor ist dann ebenso riesig wie bei der Helligkeit und wirklich ein Genuss für die Augen. Trotzdem sollte XGIMI die kleinen Problemchen in den Griff bekommen, vor allem da günstigere Projektoren aus China diese nicht aufweisen.
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Leider ist Bluetooth nicht immer stabil – in der Youtube-App stottert der Ton auf einer gängigen JLB-Bluetooth Box. Der helle Rand außerhalb des Bildes nervt auch. HDR ist dauerhaft ein – man kann es zwar ausschalten, aber das bringt keinerlei Änderung des Bildes. Das Bild schaut dadurch sehr Videomäßig aus – überrealistisch. Das ist schade bei Filmen – die wirken da manchmal wie mit dem Handy gedreht.
Kontrast, Schärfe usw. lassen sich einstellen – einfach bei den Bildeinstellungen (Film, Sport, …) benutzerdefiniert auswählen. Allerdings hat man das Gefühl, dass sich nicht wirklich was ändert.
Schau mal unten auf der Fernbedienung, da ist ein Schalter mit dem du die +/- Tasten von manuellem Fokus auf Lautstärke umstellen kannst 😉