Vivo kommt nach Europa – Marktstart mit dem X51 5G Smartphone
Nach OnePlus, Oppo und Realme hat nun auch Vivo den Marktstart in Europa angekündigt. Damit ist Vivo das letzte der vier Unternehmen aus dem BBK Konzern, das den Sprung nach Europa wagt. Mit drei Smartphones startet man zunächst in sechs Ländern, bevor dann längerfristig ganz Europa ins Auge gefasst werden soll. Ursprünglich war die Vorstellung der europäischen Strategie schon auf dem MWC geplant, der jedoch wegen Covid 19 abgesagt werden musste. Mit einem halben Jahr Verspätung geht es nun aber endlich los. In diesem Artikel erfahrt Ihr, welche neuen Produkte es gibt und wie Vivo sich in Deutschland positioniert.
Hinweis: Oppo und Vivo sind zwei völlig getrennte und unabhängige Unternehmen. Laut einem Interview von “Seon-Il Hwang” (VP Vivo Europe) bei der FAZ gehört VIVO auch keiner Muttergesellschaft, also nicht zum BBK Konzern. Die Verbindung zwischen Oppo und Vivo war natürlich auch ein großes Thema beim Oppo Launch. Auch dort wurde groß die Unabhängigkeit angepriesen. Als wir dann darüber schreiben wollten, war man sich aber dann doch nicht mehr so sicher. Auch der Hersteller OnePlus leugnete zu Beginn eine Verbindung zu Oppo. Der Geschäftsmann hinter Vivo und Oppo ist jedenfalls Duan Yongping, der Gründer von BBK (Quelle 1, Quelle 2 (chinesisch), Quelle 3 (chinesisch)). Warum man unbedingt nichts mit BBK zu tun haben will, darüber kann man nur mutmaßen. Aluhut Modus an: OnePlus wollte ein Außenseiter Image aufbauen, bei Vivo könnte es die Angst sein, dass man ebenfalls die Trump Keule zu spüren bekommt. Mit einem Vorgehen gegen BBK könnte Trump gleich 4 chinesische Smartphonehersteller auf einmal ausschalten. Huawei wünscht sich wohl auch gerade, dass Honor nie zum eigenen Konzern gehört hätte.
Jetzt soll es aber um die neuen Vivo-Smartphones gehen, denn diese sollten natürlich im Mittelpunkt stehen und nicht die Konzernstrukutur dahinter.
Hat Vivo die gleiche Strategie wie Oppo?
Dass Vivo den Marktstart intensiv vorbereitet haben dürfte, sieht man schon an der Vorlaufzeit und dem Personal. Bereits seit November 2019 betreibt das Unternehmen sein Headquarter in Düsseldorf – der Smartphone-Hochburg Deutschlands. Hier arbeiten laut Vivo inzwischen über 70 Mitarbeiter aus 16 Nationen und mit viel Erfahrung in der Mobilfunkbranche am europäischen Markteinstieg. Außerdem sind weitere 120 Mitarbeiter in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Polen und Spanien für den lokalen Feinschliff zuständig.
Die ersten drei Produkte lassen starke Parallelen zu Oppos Debüt erkennen, über das Joscha bereits berichtet hat. Auch Vivo macht mit seinem Top-Modell, dem Vivo X51 5G klar, dass man es nicht unbedingt auf die preisbewussten Kunden abgesehen hat. Stolze 800€ kostet das Gerät in Deutschland und setzt dennoch nur auf einem Prozessor aus der gehobenen Mittelklasse.
Mit dem Y70 und dem Y20s haben zwei der drei angekündigten Smartphones zwar durchaus Preis-Leistungs-Potential, diese Geräte stehen im Marketing aber klar im Schatten des X51 5G. Um bekannter zu werden, kooperiert Vivo übrigens mit der UEFA und ist offizieller Smartphone-Sponsor der Fußball-Europameisterschaften 2020 und 2024. Vivo war schon immer für sehr große Marketingaktionen bekannt und kam bereits bei der Fußball WM in Russland in die Köpfe der Zuschauer.
In China kommt auf Vivo Smartphones Funtouch OS zum Einsatz, das starke Parallelen zu iOS hat. In Europa hat das Betriebssystem zwar den gleichen Namen, unsere Vermutung hat sich aber bestätigt: Von der Ähnlichkeit zu Apple in der chinesischen Version merkt man hierzulande nichts mehr. Stattdessen setzt Vivo auf eine “minimalistische Android-Version“, die auf den bisher verfügbaren Bildern beinahe nach Stock aussieht. Ein positiver Aspekt dabei ist, dass anscheinend sämtliche Bloatware verschwunden ist. Wie Funtouch OS in China aussieht, könnt ihr Euch in unserem Vivo Y7S Test anschauen. Welches System einem besser gefällt, bleibt aber Geschmackssache. Oppo fährt hier eine andere Taktik und setzt global auf das gleiche ColorOS, das nur minimal an die europäischen Bedürfnisse adaptiert wird.
Das Vivo X51 5G – ist der Preis gerechtfertigt?
Ganz neu ist das X51 5G nicht – wir kennen das Smartphone bereits als Vivo X50 Pro. Das Gerät kam bereits vor einigen Monaten in China auf den Markt und wurde von uns bereits ausführlich angekündigt. Im Wesentlichen unterscheiden sich die Geräte nur in zwei Punkten. Zum einen ist das die oben beschriebene angepasste Software, zum anderen kommen beim X51 5G natürlich noch die europäischen LTE-Bänder dazu.
Das Highlight des Smartphones ist zweifelsohne die Kamera. Vivo hat im X50 Pro zum ersten Mal die Kameraaufhängung aus dem Apex 2020 Konzept-Smartphone verbaut. Diese löst mit 48MP auf und ist wie ein Gimbal konstruiert, kann Bewegungen also auf drei Achsen mechanisch stabilisieren. Wie das in der Praxis funktioniert, können wir erst nach dem Test sagen, die Idee klingt aber vielversprechend. Dazu gesellen sich eine UWW-Kamera, ein Portrait-Sensor und eine Periskop Kamera.
Die übrigen Daten bewegen sich zwischen Mid-Range und High-End: Zum Einsatz kommt ein Snapdragon 765G mit 8GB RAM und 256GB Festspeicher. Das Display löst mit FHD+ auf, misst 6,56 Zoll und erreicht eine Bildwiederholungsfrequenz von 90Hz. Es wird oben durch eine Punch-Hole Notch unterbrochen und ist an den Seiten gebogen. Der Akku misst 4135mAh und kann mit 33 Watt über Vivos FlashCharge Technologie aufgeladen werden.
Eine genaue Aufschlüsselung und Beurteilung der technischen Daten findet Ihr in der oben verlinkten Ankündigung. Schon dort haben wir den Preis des X50 Pro moniert, der mit etwas über 500€ einfach über dem Marktstandard für diese Ausstattung liegt. Mit 800€ UVP legt Vivo in Europa noch einmal eine ordentliche Schippe drauf. Das ist selbst mit der innovativen Kamera einfach zu viel. Bleibt zu hoffen, dass der Preisverfall eben so rasant ablaufen wird wie bei Oppo.
Unsere Einschätzung
Wie auch Oppo nutzt Vivo die aktuelle Schwäche von Huawei aus und versucht, dem chinesischen Urgestein Kunden abzugraben. Ob das angesichts der Preis-Leistung gelingt, ist – genau wie bei Oppo – fraglich. Zweifelsfrei machen alle BBK Unternehmen gute Smartphones, doch eigentlich ist der europäische Markt aus eigenen Reihen schon gut abgedeckt. OnePlus bedient die Kunden mit High-End Anspruch aber wenig Zahlungsbereitschaft, Realme übernimmt den Low-Budget und Mid-Range Bereich und Oppo liefert absolute High-End Smartphones ab. Nachzügler Vivo wirkt nun etwas deplatziert und macht zwangsläufig Oppo direkte Konkurrenz. Interessant und bisher noch nicht vertreten wäre in Europa die IQOO Gaming-Serie, davon hat Vivo aber bisher nichts verlautbaren lassen.
Spannend könnte auch die Y-Serie werden, die ebenfalls mit Snapdragon Chips kommt und den Fokus auf eine lange Akkulaufzeit legt. Beide Geräte haben Stärken und Schwächen, darum soll es aber in einem anderen Artikel gehen.
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Jo so teuer wie Oppo. Da bleibt nur Realme übrig.
Interessantes Kamerakonzept, aber der Preis ist lächerlich.