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Ein NAS für unterwegs – klingt ungewöhnlich, oder? Während klassische NAS-Systeme stationär im Heim- oder Büronetzwerk eingesetzt werden, verspricht das UnifyDrive UT2 maximale Flexibilität. Doch was genau kann ein portables NAS, und für wen lohnt sich ein solches Gerät? Ich habe mir die letzten Wochen das UnifyDrive UT2 genauer angesehen und einem Praxistest unterzogen.
Was ist ein NAS – mehr als nur eine externe Festplatte?
NAS steht für “Network Attached Storage”, also ein netzwerkgebundener Speicher. Im Gegensatz zu einer herkömmlichen Festplatte wird ein NAS nicht direkt an ein Gerät angeschlossen, sondern ist über das Netzwerk, häufig per WLAN, erreichbar. Das Besondere an einem NAS ist die integrierte Software, oft auf Linux-Basis, die erweiterte Funktionen wie Speicher- und Backup-Management ermöglicht.
Ein zentraler Vorteil eines NAS liegt in der Möglichkeit, Sicherheitskopien nach festgelegten Regeln zu erstellen. Hier kommen sogenannte RAID-Systeme (“Redundant Array of Independent Disks”) ins Spiel. Diese bieten unterschiedliche Optionen zur Speicherung und Absicherung von Daten:
- RAID 0: Optimiert für maximale Lesegeschwindigkeit, indem Daten auf mehrere Speicher verteilt werden.
- RAID 1: Spiegelt Daten auf einen zweiten Speicher, sodass bei einem Festplattenausfall eine exakte Kopie verfügbar bleibt.
Es gibt auch weitere RAID-Level, die sich an spezifischen Anforderungen orientieren, sowie benutzerdefinierte Varianten. Ein Beispiel ist das UDR (User Defined RAID), das vom UnifyDrive-System als Standard empfohlen wird. Hierbei werden nur ausgewählte Ordner gespiegelt – eine praktische Mischung aus RAID 0 und RAID 1, die Leistung und Datensicherheit kombiniert.
Wer ist UnifyDrive?
UnifyDrive ist ein chinesisches Unternehmen, das sich auf NAS-Systeme spezialisiert hat. In China hat der Hersteller einige Bestseller auf den großen Verkaufsplattformen und hat sich bereits einen Namen gemacht. Ähnlich wie Ugreen strebt UnifyDrive nun eine Expansion auf den westlichen Markt an.
Vorsicht! Eine Verwechslung mit den Unternehmen Unify oder Unifi ist leicht möglich. Diese Unternehmen haben aber nichts miteinander zu tun. Bei meinen Recherchen bin ich oft darüber gestolpert. Das UnifyDrive UT2 wurde über Kickstarter gestartet und kam im November 2024 auf den Markt.
Lieferumfang des UnifyDrive UT2
Vermutlich wird das UT2 in zwei Varianten zum Kauf angeboten: Einmal das reine Gerät und zum zweiten noch mit einem Zubehörpaket, das neben dem UT2 auch Speicher, Transportbox und Netzadapter enthält.
Das erste Paket enthält neben dem UT2 (mit Gummischutz) noch Kabel für USB-C, HDMI und Ethernet. Außerdem wurde eine Fernbedienung, ein Netzteil mit US-Stecker, Batterien und ein Schraubendreher beigelegt.
Zudem befindet sich noch eine ausführliche Anleitung in englischer Sprache und eine Garantiekarte im Paket.
Das zweite Paket enthält die Schutztasche, einen weiteren Gummischutz in Orange, ein Netzadapter für Europa, UK und Australien und zwei SSDs mit je 512GB Speicher.
Wie funktioniert der Zusammenbau?
Von Zusammenbau kann man eigentlich nicht sprechen, da man lediglich die zwei Speicherstreifen installieren muss. Die Streifen werden im Anti-Statik-Beutel geliefert und es ist ratsam, sich vor dem Anfassen der Riegel kurz zu erden (z.B. durch Berühren des Wasserhahnes), da statische Spannung die Riegel zerstören kann.
Die mitgelieferten SSD-Riegel funktionieren selbstverständlich. Wer aber eigene SSDs verwenden möchte, der kann sich an dieser Kompatibilitätsliste orientieren:
Softwareinstallation
Im Grunde benötigt man eigentlich keine Software, da sich das NAS auch über eine WEB-Oberfläche ansteuern lässt. Allerdings ist es mit der dazugehörigen App wesentlich einfacher. Hierzu einfach den QR-Code in der Anleitung scannen. Die App gibt es sowohl für Android als auch für iOS. Über den Link der Website gibt es noch die Möglichkeit, eine Windows- oder Mac-App zu installieren.
Die technischen Daten
Bevor wir zum eigentlichen Handling kommen, hier erst einmal die technischen Daten des UT2:
Wer sich jetzt wundert, dass dort keine Angaben zur Akkukapazität genannt werden, dem sei gesagt, dass es nur einen kleinen integrierten Akku zum kontrollierten Herunterfahren des NAS gibt. In meinen Tests hatte der Akku das NAS bis zu 30 Minuten am Laufen gehalten. Eine Powerbank oder eine Steckdose sind also ein zwangläufiges Zubehör.
Die Anschlüsse der UnifyDrive UT2
Neben WLAN 6 und Bluetooth 5 hat das UT2 noch ein paar direkte Anschlussbuchsen am Gerät.
Neben dem Power- und Reset-Button (kleines Loch) befindet sich der USB-C-Anschluss für die Stromversorgung, der Netzwerk– und der HDMI-Anschluss auf der Rückseite des Gerätes. Beachten sollte man hierbei, dass es sich bei dem USB-C-Anschluss nur um die Stromversorgung handelt. Den entsprechenden Datenanschluss findet man auf der anderen Seite. Das angeschlossene Netzteil sollte PowerDelivery unterstützen.
Auf der Vorderseite haben wir neben dem USB-A und USB-C Anschluss auch noch CF, SD und TF-Kartenslots.
Wer möchte, kann das UT2 auch als reines externes Laufwerk betreiben. Hierzu einfach das Gerät per USB-C verbinden und die Software entsprechend konfigurieren. Die Frage ist allerdings, ob es da dann keine preiswerteren Möglichkeiten gibt.
Die Software und Praxisnutzung des UnifyDrive UT2
UnifyDrive nennt ihre Linux-basierte Software UDOS (UnifyDrive Operating System). Sie ähnelt sehr der mir bekannten Oberfläche meines Synology NAS, allerdings extrem abgespeckt.
Zunächst sollte man sein UT2 mit dem lokalen Netz verbinden und alle Updates herunterladen und installieren. Anschließend empfiehlt es sich, eine kleine Ordnerstruktur unter “My Files” anzulegen.
Nun kann man über “Storage” das Backupverhalten und die zu sichernden Ordner auswählen.
Die Foto-Funktion hat mich am meisten überzeugt. Zum einen kann man mittels einer KI die Bilder nach Gesichtern oder Inhalten sortieren lassen, was tatsächlich erstaunlich gut funktionierte und die Trefferquote auch bei schlechten Aufnahmen oder ungünstigem Blickwinkel sehr hoch war. Zum anderen gibt es bei der Android-App auch die Möglichkeit, Bilder automatisch zu sichern. Man muss also keine Angst mehr haben, dass bei einem Smartphone-Defekt alles verloren wäre. Das funktioniert natürlich nur, wenn beide Geräte im gleichen Netz sind. Hier ist die WLAN-Funktion des UT2 wichtig. Denn das Gerät ist in der Lage, ein eigenständiges WLAN zu aktivieren.
Austoben kann man sich auch noch an der Rechte-Vergabe einzelner User. Das habe ich aber nicht gemacht. Dazu ist es dann auch möglich, Dateigruppen (Group Files) zu bilden.
Leistung
Die Arbeit mit dem Gerät verlief reibungslos und flüssig. Das WLAN zeigte sich stabil, und die Datensicherung funktionierte einwandfrei. Die Software überzeugt durch eine intuitive Bedienung, und die voreingestellten Konfigurationen sind durchdacht und praxisnah.
Hier ein paar Zahlen dazu:
Testergebnis
Das UT2 von UnifyDrive ist eine gut durchdachte Speicherlösung für Outdoor-Enthusiasten und alle, die zeitweise im Van-Life unterwegs sind. Auch wenn der Betrieb eine Stromquelle voraussetzt – was den Einsatzbereich einschränken kann –, ist dies nachvollziehbar. Besonders überzeugend ist die universelle Anschluss- und Verbindungsmöglichkeit, die das Gerät äußerst flexibel macht.
Die integrierte KI-Unterstützung lief einwandfrei, und das „Sorglos-Backup“ für Smartphone-Fotos funktionierte zuverlässig. Für alle, die häufig auf Foto-Safari gehen und bereit sind, eine oder mehrere Powerbanks mitzunehmen, bietet das UT2 eine sichere und praktische Speicher- sowie Backuplösung.
Aktuell gibt es das NAS-System nur auf der Seite des Herstellers mit Versand aus China. Der Preis liegt bei umgerechnet etwa 575€ (599$). Bedenken sollte man, dass hierzu noch Einfuhrumsatzsteuer von 19% anfällig werden. Aktuell ist das Produkt also schlichtweg zu teuer. UnifyDrive hat uns allerdings mitgeteilt, dass ein Verkaufsstart in Europa zeitnah erfolgen wird. Wir halten euch auf dem Laufenden.
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