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Tribit hat uns in letzter Zeit mit einigen wirklich guten Lautsprechern überzeugt. Das Preis-/Leistungsverhältnis hat immer gestimmt und wir haben in unseren Tests entsprechend hohe Punktzahlen vergeben. Mit dem XFree Tune hat sich der Hersteller letztes Jahr dann auch an einen günstigen Over Ear-Kopfhörer gewagt. Nun ist der neue Tribit QuietPlus 72 erschienen. Hier zieht der Hersteller die Preisschraube gehörig an und verlangt ungefähr 70€. Dafür bekommt man dann aber auch Active Noise Cancelling geboten.
Ist der Tribit QuietPlus 72 den Aufpreis gegenüber des günstigeren XFree Tune wert? Wo liege die Stärken und Schwächen des Kopfhörers? Wir haben es in einem mehrwöchigen Test für euch herausgefunden!
Design, Verarbeitung & Tragekomfort
Der Tribit QuietPlus 72 ist ausschließlich in der Farbe Schwarz erhältlich. Der gerade einmal 265 Gramm schwere Kopfhörer ist komplett aus Kunststoff gefertigt und das merkt man auch. Das soll nicht als Kritik verstanden werden – in dieser Preisklasse ist das absolut normal und das Material hat auch durchaus seine Vorteile. Wer allerdings einen Kopfhörer sucht, der sich richtig “Premium” anfühlt, wird hier nicht fündig.
Dafür ist die Verarbeitung des Over Ear-Kopfhörers aber wirklich gut. Nichts knarzt oder knackt, die Gelenke machen einen sehr hochwertigen Eindruck und die Knöpfe haben einen guten Druckpunkt. Die Polsterung am Bügel ist aus Gummi, was sich nicht wirklich gut anfühlt. Dafür ist die Polsterung an den Ohrmuscheln aus weichem Kunstleder, das sich angenehm um das Ohr schmiegt.
Und damit sind wir auch schon beim Tragekomfort. Der Tribit QuietPlus 72 sitzt sehr locker auf meinem Kopf (Hutgröße: 56). Das geringe Gewicht und der äußerst niedrige Anpressdruck machen das Tragen sehr angenehm – man spürt den Kopfhörer fast gar nicht. Bei ruckartigen Bewegungen hatte ich allerdings immer Sorge, dass mir der QuietPlus 72 vom Kopf rutschen könnte. Passiert ist das zwar nie, ich persönlich bevorzuge aber trotzdem einen hohen Anpressdruck und damit verbunden einen festeren Sitz.
Knöpfe & Anschlüsse des Tribit QuietPlus 72
Tribit setzt beim QuietPlus 72 – wie auch schon bei vielen seiner Lautsprecher – auf USB-C. Der Ladestand wird beim Aufladen von einer kleinen LED angezeigt. Ist der Kopfhörer nicht am Kabel, muss man im Bluetooth-Menü des Smartphones nachgucken, wie viel Prozent Ladung noch verfügbar sind. Ebenfalls verbaut ist ein 3,5mm-Klinkenanschluss.
Bei den Tasten beschränkt sich Tribit auf die notwendige Ausstattung und verzichtet zum Glück auf Touch-Bedienfelder. Am rechten Ohrhörer befinden sich der Ein-/Ausschalter und die Tasten für die Einstellung der Lautstärke, die jeweils doppelt belegt sind und zur Steuerung der Musik (nächster Track, vorheriger Track) dienen können. Am linken Ohrhörer ist ein Schieberegler für die Einstellung der aktiven Geräuschunterdrückung.
An dieser Stelle noch eine kurze Kritik: Die Ohrmuscheln des Kopfhörers drehen sich nach innen. Möchte man sich den Tribit QuietPlus 72 also um den Hals legen, liegt entweder die Außenseite auf dem Körper auf oder Rechts und Links sind vertauscht, sobald man den Kopfhörer wieder aufsetzt. Das ist natürlich nur ein kleines Detail – mich hat es aber gelegentlich ein bisschen genervt.
Lieferumfang der Tribit QuietPlus 72
Mit in der typischen Tribit-Verpackung aus Pappe liegen eine mehrsprachige Bedienungsanleitung, ein Ladekabel (USB-A auf USB-C) und ein AUX-Kabel. Zum Transport des Kopfhörers liegt außerdem ein ziemlich hochwertiges Case mit dezentem Tribit-Branding mit in der Box. Hut ab dafür – das ist selbst bei viermal so teuren Kopfhörern nicht selbstverständlich!
Sound & Abstimmung des Tribit QuietPlus 72
Bei einem so günstigen Kopfhörer wie dem Tribit QuietPlus 72 kann man natürlich keinen hochdifferenzierten Hifi-Sound erwarten. Die Abstimmung des Kopfhörers ist eher auf den Mainstream ausgerichtet, die Bässe stehen im Vordergrund und die Dynamik ist relativ schlecht. Die Klangsignatur ist außerdem stark davon abhängig, ob ANC eingeschaltet ist oder nicht. Was bedeutet das alles im Detail? Hören wir einfach mal ein paar Beispielsongs und dröseln den Sound des Tribit QuietPlus 72 ein wenig auf.
Ein paar Beispielsongs…
Die Beispielsongs spiele ich auf meinem Xiaomi Mi 10 Lite 5G über Tidal ab. Der Kopfhörer ist per Bluetooth mit dem Mobiltelefon verbunden, als Codec hat das Handy AAC ausgewählt. Zu Beginn lasse ich das ANC ausgeschaltet.
Pop
Fangen wir an mit Popmusik, genauer gesagt mit Sail von Awolnation. Die Bühne ist auffällig unauffällig, die Dynamik würde ich als “in Ordnung” bezeichnen. Die Kicks kommen ziemlich präzise, aber mit sehr wenig Druck. Sehr tiefe Frequenzen werden komplett geschnitten. Die Mitten sind nicht übermäßig präsent, werden aber auch nicht komplett von den Höhen und Bässen verdrängt, wie es bei vielen günstigen Kopfhörern der Fall ist. Die Höhen werden insgesamt sauber wiedergegeben.
Mit Wonderful Life von Hurts höre ich einen weiteren Pop-Song – ein geniales Lied übrigens. Durch die treibenden Synthie-Sounds fällt die mäßige Dynamik noch ein wenig mehr auf, dafür macht der QuietPlus 72 bei den Mitten und Höhen erneut einen soliden Job.
Rock & Metal
Weiter geht es mit ein bisschen Rockmusik. The Reason von Hoobastank ist ein eher ruhiger Song, den der Tribit QuietPlus 72 sehr gut gebacken bekommt. Das Schlagzeug steht angenehm im Vordergrund und klingt überraschend brillant. Selbiges gilt für die Stimme des Sängers Douglas Robb. Auffällig: Drückt man die beiden Ohrmuscheln etwas näher an den Kopf, ist der Bass merklich präsenter. Das versaut zwar ansonsten die Abstimmung komplett, aber rein von den Treibern her wäre im unteren Frequenzbereich scheinbar mehr möglich gewesen.
Joker And The Thief von Wolfmother als Tidal Master (MQA) – das Lied habe ich erstmals im Videospiel Need for Speed: Carbon gehört und es seitdem nicht vergessen. Damals gab es noch richtig geile Soundtracks… Hier macht der Tribit QuietPlus 72 einen rundum soliden Job. Solche Musik hat eh nicht sonderlich viel Dynamik und Auflösung, die tiefen Frequenzen werden adäquat und nicht übertrieben wiedergegeben. Gefällt mir!
Jazz & Orchester
Watermelon Man von Herbie Hancock – ist das Jazz oder kann das weg? Ich mag das Stück sehr gerne – leider klingt es auf dem Tribit QuietPlus 72 etwas leblos und plastisch, nicht sonderlich authentisch und warm. Das ist natürlich ein sehr subjektiver Eindruck, aber vor allem bei dieser Art Musik ist das meiner Meinung nach wichtig.
24 – eine der besten Serien, die ich jemals gesehen habe. Den Soundtrack haben vermutlich nicht mehr allzu viele im Kopf, sondern eher den prägenden Backtimer oder den Intercom Ringtone. Wir hören also 24 Symphonic Suite von Sean Callery. Hier geht es mir ähnlich wie bei Watermelon Man. Dem Stück fehlen das Leben und die Authentizität und irgendwie auch ganz einfach die Mitten. Schade!
Sound mit eingeschaltetem ANC
Mit eingeschaltetem ANC fällt sofort auf, dass die Dynamik noch weiter abnimmt. Die Musik wirkt viel präsenter und dichter, die Bässe sind deutlich stärker. Deutlich stärker ist hier aber leider nicht besser, die Präzision nimmt nämlich rapide ab. Alles wirkt verwaschen, obwohl die Bühne gefühlt ein wenig breiter wird. Mir persönlich gefällt der Klang des Tribit QuietPlus 72 mit eingeschaltetem ANC überhaupt nicht. Ein kurzes Studium einiger Rezensionen auf Amazon und co. zeigt aber, dass viele Kunden das anders sehen und die Abmischung gut finden. Macht euch also am besten selber ein Bild und probiert den Kopfhörer einfach aus.
Akkulaufzeit des Tribit QuietPlus 72
Der Hersteller gibt die Akkulaufzeit des QuietPlus 72 mit 30 Stunden an, was ziemlich optimistisch ist. Bei ausgeschaltetem ANC ist dieser Wert bei sehr geringer Lautstärke vielleicht mit ganz viel Glück erreichbar, im realen Einsatz sind aber zwölf bis 18 Stunden bei ausgeschaltetem ANC und sieben bis zehn Stunden bei eingeschaltetem ANC realistisch. Geladen wird innerhalb von zwei bis drei Stunden über USB-C.
ANC, Features & sonstige Eindrücke
Die aktive Geräuschunterdrückung ist für den Preis des Tribit QuietPlus 72 überdurchschnittlich. Konstant anhaltende Geräusche filtert das System sehr zuverlässig heraus, was den Kopfhörer zu einem guten Begleiter für Bahnfahrten oder Verkehrsflüge macht. Ein leichter Druck auf den Ohren ist hier und da spürbar, das ist bei dieser Technik aber ganz normal. Aufgrund der Veränderung im Sound des Kopfhörers habe ich das ANC im alltäglichen Einsatz aber so gut wie nie verwendet.
Eine App bietet Tribit nicht an, was ich aber schon fast positiv werte. Am Kopfhörer lässt sich alles Wichtige einstellen und ein Begleitprogramm würde vermutlich nur Probleme verursachen. Bemerkenswert ist außerdem das wirklich schlechte Mikrofon, über das sich mehrere Gesprächspartner unabhängig voneinander während der Telefonate beschwert haben.
Testergebnis
Der Schwachpunkt des Tribit QuietPlus 72 ist für mich tatsächlich der Sound. Über das billig wirkende Plastik und die durchschnittliche Akkulaufzeit könnte ich in Anbetracht des Preises durchaus hinwegsehen, aber die Abmischung des Kopfhörers gefällt mir einfach nicht sonderlich gut. Auch das ANC ist nur durchschnittlich, was bei diesem Preis aber zu erwarten und vollkommen in Ordnung ist. Wer Interesse an wirklich gutem ANC hat, der sollte sich die Mu6 Space Kopfhörer mal genauer anschauen.
Kann ich den QuietPlus 72 trotzdem empfehlen? Nun, viele Rezensenten auf Amazon und anderen Plattformen äußern sich sehr positiv zu den Kopfhörern – Kritik findet man eher in Fachmagazinen. Scheinbar ist der Sound für viele Kunden – besonders die, die Kopfhörer aus der Budget-Klasse gewohnt sind – absolut ausreichend und teilweise sogar wirklich gut. Hier gilt also wieder die alte Leiher: Probiert den Kopfhörer aus und macht euch selbst ein Bild von der Abmischung. Für mich persönlich wäre der Tribit QuietPlus 72 aber nichts, obwohl er in einigen Punkten durchaus eine gute Figur macht.
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