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Auf Reisen jemanden an der Bar kennenlernen und sich trotz Sprachbarriere einfach und komfortabel über mehrere Stunden unterhalten. Mit dieser kleinen Geschichte ist das Einsatzgebiet der Timekettle WT2 Edge eigentlich vollumfänglich beschrieben. Der Übersetzer im Earbud-Format kann Online und Offline eine Vielzahl an Sprachen in Echtzeit und in zwei Wege dolmetschen. Das funktioniert im Test gut – mit 300 Euro ist der Preis aber durchaus hoch angesetzt.
Anschlüsse, Design & Verarbeitung der Timekettle WT2 Edge
Die Timekettle WT2 Edge werden in einer kleinen, nett aufgemachten Box geliefert. Der Lieferumfang umfasst die Ladeschale und beide Earbuds, ein Kabel von USB-A auf USB-C, Aufsätze aus Silikon, die Bedienungsanleitung und einen Gutschein über 30 Fish. Was es damit auf sich hat, sollte ich auch erst nach der Ersteinrichtung erfahren.
Die Ladeschale ist ebenso wie die Kopfhörer selbst komplett aus weißem Plastik gefertigt. Vergleichen wir die Materialauswahl mit normalen TWS-Earbuds für 350 Euro muss das kritisiert werden, aber ganz fair ist dieser Vergleich vermutlich nicht. Die Verarbeitung ist jedenfalls tadellos und das Design zwar keine Offenbarung, aber zweckmäßig und praktisch. Für Plastik spricht natürlich das Gewicht – beide Buds und das Case wiegen insgesamt 50,9 Gramm.
Geladen wird via USB-C. Wireless Charging ist nicht mit an Bord.
Ersteinrichtung in der Timekettle-App
Die Einrichtung der Timekettle WT2 Edge geht einfach von der Hand. Ihr müsst im App Store eurer Wahl die App herunterladen und dann einen Account erstellen. Neben eurer E Mail-Adresse wird euer Name abgefragt, wobei ihr dort natürlich auch irgendeinen Schwachsinn eintragen könnt. Adressdaten oder eine hinterlegte Zahlungsmethode werden nicht vorausgesetzt. Der nächste Schritt ist nun das Herstellen der Bluetooth-Verbindung.
Dafür müsst ihr die Earbuds aus der Ladeschale nehmen und einen Moment warten. Nach wenigen Sekunden öffnet sich innerhalb der Timekettle-App ein Pop-Up, über das ihr beide Earbuds einzeln mit dem Smartphone verbinden müsst. An diesem Punkt beginnt die App mit dem durchaus hilfreichen Tutorial, um euch die Funktionen der Earbuds näherzubringen.
Der AI-Instructor
Bevor es überhaupt ans Übersetzen geht, springt einem in der App der sogenannte AI-Instructor förmlich entgegen. Dabei handelt es sich um einen KI-Sprachassistenten, der verschiedene Aufgaben übernehmen kann. Vor der ersten richtigen Benutzung der Übersetzungs-Buds ist die KI zum Beispiel dafür zuständig, euch ans langsame und laute Sprechen zu erinnern. Dafür müssen Auszüge aus der nächstbesten Spruchsammlung für Grundschulkinder vorgetragen werden. Passt alles, stellt euch die synthetisierte Stimme noch drei Fragen. Die Frage, ob ich heute noch ausgehen würde, verneinte ich dabei. Immerhin war es schon 1:00 Uhr. Die nächste Frage zielte dann darauf ab, mit wem ich ausgehe.
Weitere Features scheint es nicht zu geben. Klicke ich erneut auf den Button in der App, startet das eben beschriebene Programm von Anfang an.
Die App der Timekettle WT2 Edge im Überblick
Die App verweist direkt auf der Startseite auf die vier verschiedenen Funktionsweisen der Earbuds. Tatsächlich geschieht all die Magie in der App. Die Earbuds fungieren nur als Sprachausgabe und Mikrofon.
Offline-Übersetzung
Zum Übersetzen ohne Internetverbindung müsst ihr Offline-Sprachpakete herunterladen, die in der eingangs bereits erwähnten Währung Fish gehandelt werden. Ein Sprachpaket kostet 5 Fish. 30 Fish liegen der Packung bei, wenn ihr die Variante für 350 Euro bestellt. 5 Fish kosten als In-App-Kauf happige 10,99 Euro. 20,99 Euro werden für 10 Fish und 30,99 Euro für 15 Fish fällig. Eine Währung mit drei Umrechnungskursen also. Dieses Geschäftsmodell in passendem Umfang zu kritisieren, spare ich mir an dieser Stelle.
Schade ist auch, dass die Auswahl an Offline-Paketen derzeit eher eingeschränkt ist. Es ist nur möglich, die Sprachen Englisch oder Chinesisch in eine Handvoll anderer Sprachen zu übersetzen. Mit dabei sind unter anderem Deutsch, Koreanisch, Spanisch, Russisch, Japanisch und Französisch. Die Sprachpakete sind jeweils rund 500 Megabyte groß.
Die drei verschiedenen Modi der Timekettle WT2 Edge
Egal, ob Online oder Offline – es stehen vier Modi zur Wahl. Der Simul-Modus ist besonders sinnvoll für lange Gespräche mit nur einer weiteren Person. Jeder trägt einen Ohrhörer und spricht in seiner Sprache. Das Gesprochene wird für den jeweils anderen dann übersetzt. Der Hörmodus könnte für kurze Interaktionen sinnvoll sein. Ich halte einen der Earbuds als Mikrofon nahe am Gegenüber und das Gesagte wird in mein Ohr übersetzt. Im Lautsprechermodus rede nur ich und potenziell mehrere andere Menschen können sich die Übersetzung aus meinem Handylautsprecher anhören. Der Touch-Modus ist indes eine manuelle Variante des Simul-Modus, bei dem der Sprecher per Knopfdruck gewechselt werden muss.
Alle Modi funktionieren im Test schon fast herausragend gut. Spreche ich Deutsch – langsam und laut, ohne Dialekt und Umgangssprache – wird das Gesprochene mit einer nahezu geisterhaften Akkuratesse verstanden und in sehr gutes Englisch übersetzt. Selbst im Online-Modus geht das Verstehen und Übersetzen sehr schnell. Die synthetische Sprachausgabe ist dann je nach Sprache allerdings gewöhnungsbedürftig. Im Deutschen werden zum Beispiel alle Anglizismen und Gallizismen komplett falsch ausgesprochen. Kommata werden bei der Betonung in ungefähr der Hälfte aller Fälle ignoriert. Die Verständlichkeit hat das aber nie getrübt, es klingt halt nur etwas seltsam.
Da ich neben Deutsch und Englisch keine weitere Sprache fließend spreche, konnte ich die Qualität anderer Sprachen nur mittels einer Rückübersetzung durch DeepL überprüfen. Dabei hat auf mich alles sehr solide und akkurat gewirkt. Wichtig ist auf Deutsch nur, dass Hochdeutsch gesprochen wird. Aktuell unterstützen die Timekettle WT2 Edge nur im Online-Modus Dialekte und regionale Abwandlungen – allerdings keine aus dem deutschen Sprachraum. Ein leichter Öcher Platt-Einschlag reicht aus, um die Earbuds zu verwirren. Kommt ihr also aus Österreich oder Oberbayern, würde ich mir die Anschaffung noch mal überlegen.
Die Hardware der Timekettle WT2 Edge
Die Earbuds sind sehr bequem und können über längere Zeit getragen werden. Sie werden ins Ohr eingelegt und müssen nicht tief in den Gehörgang geschoben werden. Die Verbindung erfolgt via Bluetooth und ist stabil. Jeweils eine LED pro Ohrhörer zeigt den aktuellen Status an. Vier kleine LEDs auf der Ladeschale markieren den Akkustand.
Ansonsten kann ich die Hardware nicht wirklich ausprobieren, da die Timekettle WT2 Edge ausschließlich in Kombination mit der App und den darin angebotenen Features funktionieren. Musikhören – oder zumindest ein Hörbuch – ist nicht möglich. Die Akkus halten ungefähr drei Stunden und werden innerhalb von 90 Minuten im Case aufgeladen. Der Akku im Case hält drei volle Ladungen für die Earbuds bereit.
Testergebnis
Die Timekettle WT2 Edge bestechen vor allem mit der hervorragenden Qualität der Übersetzung bei alltäglichen Konversationen – soweit ich das einschätzen kann über alle unterstützen Sprachen hinweg. Weniger gut ist zwar die synthetische Sprachausgabe – vor allem auf Deutsch – aber das ist verschmerzbar, denn verständlich ist es eigentlich immer. Den integrierten KI-Assistenten habe ich als wenig hilfreich empfunden und dass die Offline-Sprachpakete Geld kosten muss bei einem 300 Euro-Produkt auch nicht sein.Beim Hersteller werden aktuell 350€ fällig.
Den hohen Preis in Verbindung mit den kostenpflichtigen Offline-Sprachpaketen sehe ich insgesamt als größtes Problem dieser Übersetzungs-Earbuds. Denn die gebotenen Features funktionieren wirklich gut und auf Reisen sind die Timekettle WT2 Edge ein tolles Produkt, zumindest wenn ihr lange Konversationen in fremden Sprachen führen wollt. Für kurze Interaktionen reichen Google Translate oder DeepL in meinen Augen mehr als aus.
Wenn euch die einfache Übersetzung mit sehr guter Qualität das Geld wert ist, kann ich euch die Timekettle WT2 Edge ans Herz legen. Allerdings müsst ihr euch der wenig akkuraten deutschen Sprachausgabe, der kostenpflichtigen Offline-Sprachpakete und dem Fakt, dass diese Earbuds ausschließlich zum Übersetzen verwendet werden können bewusst sein.
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