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Kauf des Pro-Modells: Nur der Existenz wegen?

Apple hat mit dem MacBook Pro und dem iPad Pro professionelle Ableger salonfähig gemacht. Mittlerweile gibt es mehr Smartphones mit dazugehörigem Pro-Modell als es solche ohne gibt. Ich finde, dass dieser Begriff mittlerweile eine Farce geworden ist. Außerdem scheint keiner mehr den Sinn eines solchen Ablegers wirklich zu verstehen – weder die Kunden noch die Hersteller. Warum ich diese Meinung vertrete, lest ihr in dieser Kolumne.

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Das aktuelle Mi Notebook Pro von Xiaomi – einen Ableger ohne Pro gibt es derzeit nicht

Pro-Modelle: Was ist das eigentlich?

iPad Pro M1 Titelbild

Das iPad Pro mit M1-Prozessor

Pro ist die Kurzform von professionell. Entsprechende Modelle wurden ursprünglich eingeführt, um die Variante für Consumer von der für professionell arbeitende Kunden zu unterscheiden. Das MacBook Pro bietet einen stärkeren Prozessor, das bessere Display und insgesamt mehr Leistung und Speicher für die, die es eben brauchen. Die Zielgruppe sind ganz eindeutig all diejenigen, die diese Leistung auch abrufen können und wollen.

Selbiges gilt für das erst zuletzt vorgestellte iPad Pro. Der M1-Chip, das Mini LED-Display und bis zu zwei Terabyte Speicher geben deutlich zu verstehen: Dieses Produkt soll Profis ansprechen, die diese Features zu schätzen wissen. Bis zu diesem Punkt ergibt diese Bezeichnung Sinn – das jeweilige Pro-Modell hat professionelle Kunden als Zielgruppe.

Der stetige Verfall

Gewissermaßen hat Apple die Verweichlichung des Labels Pro mit der Zeit selbst eingeleitet. Das iPhone kommt beispielsweise in einer solchen Version, bietet aber nur wenige Features, die es von den regulären Modellen abhebt. Es gibt eine bessere Kamera, ein besseres Display und einige weitere Funktionen – die deutliche Ausrichtung auf Profis fehlt allerdings. Das zieht sich durch die Modelle der letzten Jahre und entsprechend kaufen sehr viele normale Menschen diese Pro-Modelle – immerhin sind die Features auch für sie nutzbar.

Oukitel C23 Pro Banner I

Das Oukitel C23 Pro – einen regulären Ableger gibt es nicht

Noch einen draufgesetzt haben in den vergangenen Monaten und Jahren diverse Handyhersteller aus China. Hier steht die Bezeichnung Pro nur noch dafür, dass das jeweilige Modell eben etwas besser ist, als das Modell ohne Pro. Teilweise müssen die Unterschiede mit der Lupe gesucht werden und der Anspruch, Profis das für sie passende Produkt zu liefern, fehlt vollkommen. Noch schlimmer sieht es aus, wenn es überhaupt kein reguläres Modell mehr gibt. Das erst zuletzt vorgestellte Budget-Smartphone Oukitel C23 Pro ist dafür ein klares Beispiel.

Erst einmal sollte schon von Anfang an klar sein, dass ein Mobiltelefon für rund 100 Euro keine professionellen Kunden anspricht. Doch warum diese Bezeichnung? Hier wird einfach mit Assoziationen des Nutzers gespielt. Pro-Modelle bieten die bessere Technik, vielleicht mehr Leistung und Speicher. Dass es in diesem Fall gar kein Modell ohne Pro gibt, dürfte den wenigsten normalen Handykäufern überhaupt erst auffallen. Spätestens seit diese Bezeichnung für viele Marken zu reinem Marketing verkommen ist, sind Pro-Modelle zu einer Farce geworden. Der Handymarkt hat mit der Bezeichnung “Ultra” sogar schon die Steigerung von “Pro” für den Marketingbedarf eingeführt.

Mehr Geld auszugeben, ist ein bemerkenswerter Umstand geworden

Während die Bezeichnung Pro auf einer Seite des Marktes gewissermaßen überhaupt keine Bedeutung mehr hat, wird sie andererseits weiterhin zur Kenntlichmachung von Technik, die Profis ansprechen soll, verwendet. Trotzdem sehe ich auf der Straße und in der Hochschule gefühlt mehr Leute mit einem MacBook Pro, als mit einem MacBook Air oder MacBook. Woran liegt das?

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Das Xiaomi Mi Notebook Pro GTX – viel RAM und eine zusätzliche Grafikkarte sind tatsächlich Features für Profis

Einerseits ist der verständliche Reiz dafür verantwortlich, das bestmögliche Produkt haben zu wollen. Dabei spielt Apple natürlich in die Karten, das nur ein kleiner Teil der Kunden überhaupt versteht, was Arbeitsspeicher und ein Mini LED-Display sind. Diese Unwissenheit führt dazu, das viele Leute, die diese Funktionen gar nicht nutzen oder nutzen können, das teure Pro-Modell kaufen. Natürlich trifft das bei Weitem nicht auf alle Käufer zu, aber in vielen Fällen kann ich dieses Verhalten in der Tat beobachten.

Das führt zu teilweise bizarren Situationen, in denen Kollegen und Kommilitonen von mir mit einem Notebook für 1.500 Euro herumhantieren und dieses nur für Abschriften in Microsoft Office benutzen. Dafür würde auch ein Windows-Laptop für einige Hundert Euro ausreichen und möglicherweise sogar die bessere Akkulaufzeit bieten. Für viele (besonders junge) Kunden kommt das aber vermutlich nicht infrage, da mit dem teuren Laptop mit Apfel-Logo auch ein gewisses Prestige verbunden ist.

Android-Smartphones sind sowieso nur für arme Schweine!

In den sozialen Medien wird meine Ansicht diesbezüglich immer wieder bestätigt. Käufer von Android-Smartphones seien sowieso nur arme Schlucker, die sich einfach kein iPhone leisten können. Wer nicht das teure Pro-Modell von Apple besitzt, habe definitiv nicht genug Geld. Dass es auch genug andere Gründe gibt, sich für ein anderes Handy zu entscheiden, scheinen viele Leute dort gar nicht auf dem Schirm zu haben.

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Der angebissene Apfel als Statussymbol

Es gibt haufenweise Videos, in denen Leute mit ihren sündhaft teuren Kopfhörern oder Computern angeben. Das gewährt offensichtlich die Zugehörigkeit zu einer Blase – zu einer Gruppe, die sich als privilegiert ansieht, da sie teure Technik ihr Eigen nennt. Ob diese Geräte für den jeweiligen Besitzer überhaupt eine sinnvolle Wahl darstellen, wird dabei nebensächlich. Die Hauptsache ist, man hat viel Geld für ein Smartphone, einen Laptop oder Kopfhörer ausgegeben. Teure Technik ist ein Statussymbol geworden.

Fazit – Den eigenen Bedürfnissen angepasst kaufen, lohnt sich

Xiaomi Mi 10 Lite ANgebot Weiß

Das Xiaomi Mi 10 Lite 5G – ein Mittelklasse-Smartphone für rund 250 Euro

Ich bin Technikjournalist und dennoch benutze ich seit dessen Erscheinen ein Mi 10 Lite 5G von Xiaomi – ein Handy für rund 250 Euro. Ich bin der festen Überzeugung, dass ein Smartphone wie dieses für einen Großteil der Verbraucher mehr als ausreichen würde. Gelegentlich ein paar Fotos machen, Instant Messaging und das Füttern der eigenen Social Media-Feeds ist auch ohne ein Handy, für das man einen vierstelligen Betrag zahlt, überhaupt kein Problem.

Besonders im Internet scheint man allerdings viel Wert auf das Prestige zu legen, das teure Technik mit sich bringt. Dass die Features, die diese Geräte überhaupt erst so teuer machen, eigentlich für professionell arbeitende Kunden gedacht sind, interessiert dabei keinen. Den Herstellern ist das egal – der Gewinn ist bei teurer Technik weitaus höher als bei günstigen Modellen. Und die Produzenten günstiger Technik nutzen den Schriftzug Pro einfach wegen seines Ansehens – als Kundenfang für technisch wenig bewanderte Menschen scheint das oft schon auszureichen.



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Rene_Stange_Technik_von_der_Stange
Gast
René Stange (Technik von der Stange) (@guest_79300)
3 Jahre her

Da bin ich ganz deiner Meinung!

lopodepaseo
Gast
lopodepaseo (@guest_79298)
3 Jahre her

Prestige war noch nie ein Kriterium mir ein Gerät zu zulegen. Preis + Leistung sind mir wichtig, also das Optimum zu finden ist mein Bestreben. Deshalb bin ich ja auch hier bei den Chinahandys gelandet. Mittlerweile besitze ich das fünfte Gerät und war immer mehr als zufrieden.

Schnubbi
Mitglied
Mitglied
Schnubbi(@schnubbi)
3 Jahre her

Ich persönlich habe Pro tatsächlich bisher nicht mir Professional assoziiert. Ein “Pro” ist für mich sowas wie ein “+” oder “GTX”. Weg von Preis-Leistung hin zu Höher-Leistung für einen überproportional höheren Preis. Aber so kaufe ich ja auch Autos ohne Rennfahrer zu sein. Der Name hat mich dahingehend bisher immer wenig interessiert. Eher als Anhaltspunkt, wenn ich vorhatte, Geld in die Hand zu nehmen. Ich suche seit ein paar Monaten nach einem neuen Handy. Ich will ein möglichst großes Display und eine möglichst gute Kamera zu einem möglichst niedrigen Preis. Das objektiv zu beurteilen ist für mich gar nicht so… Weiterlesen »

coolKid
Gast
coolKid (@guest_79243)
3 Jahre her

Früher hätte ich zugestimmt aber heute nicht mehr.

Das Leben ist zu kurz für minderwertige Technologie/Software.

Man holt sich einmal das beste und hat für mehrere Jahre seine Ruhe.

Frankenstein
Gast
Frankenstein (@guest_79246)
3 Jahre her
Antwort an  coolKid

Vollkommener Blödsinn. Zum einen hat teure Technik einen genauso schnellen Verschleiss wie günstige. Wenn z.B. der Akku bei einem Gerät mal tot ist, dann ist es hinüber, auch wenn die Leistung noch reichen würde für einige Jahre, oder das Display mal einen Schaden hat. Ausserdem sind selbst 100€ Smartphones oder 300€ Notebooks schon lange keine minderwertige Technik mehr. Das reicht für viele einfach locker aus.

Steinlaus
Gast
Steinlaus (@guest_79238)
3 Jahre her

Ich habe mit dem Redmi Note 5 angefangen und bin jetzt auf das Note 9 pro umgestiegen. Kein Normalnutzer braucht ein teureres Smartphone.

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