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Auch abseits der Elektronik gibt es immer wieder spannende Gadgets, wie zum Beispiel Gaming- oder Bürostühle. Wie praktisch, dass wir von Sihoo das Angebot bekommen haben, den Doro S300 zu testen. Dieser stellt die Speerspitze des aktuellen Line-ups dar und kommt mit einigen ausgefallenen Mechanismen in puncto Ergonomie zu euch nach Hause. “Der Schwerkraft zu trotzen” ist das Motto dieses nicht ganz billigen Bürostuhls. Ich habe meinen Hintern die letzten beiden Wochen auf dem 800€ Bürostuhl geparkt und teile in diesem ersten Test meine Eindrücke mit euch. Nach 6 und 12 Monaten Nutzung werden weitere Updates folgen!
Vorwort zum Sihoo Doro S300
Sihoo ist den meisten von euch wahrscheinlich kein Begriff. Dabei gibt es die Firma schon seit 12 Jahren und sie hat sich auf ergonomische Bürostühle spezialisiert. Die typischen Gaming-Stühle sucht man im Sortiment derzeit noch vergeblich. Seit ca. 5 Jahren versucht man durch Expansion u.a. im europäischen Raum Fuß zu fassen, was durch diverse Auszeichnungen vorangetrieben wurde. Mittlerweile exportiert man in die ganze Welt.
Schon die Designs der Sitzmöbel lassen durchaus erkennen, dass es sich um Eigenentwicklungen und nicht nur um ein einfaches Rebranding von OEM-Ware handelt. Preislich hat man sich bisher neben Einsteigermodellen nach oben hin auf ein gehobenes Preisniveau beschränkt, erst mit dem Sihoo Doro S300 stößt man in den High-End-Bereich vor. Erik hat euch erst kürzlich den 300€ teuren Sihoo C300 etwas näher vorgestellt.
Design & Verarbeitung
Es ist gar nicht so einfach, den Sihoo Doro S300 mit seinen vielen kleinen und großen Merkmalen zusammenzufassen. Vorbildlich ist auf jeden Fall die großzügige Verwendung von Metall und insbesondere Alu-Elementen. Die komplette Rückenlehne besteht aus einem massiven Block, ebenso das Kreuz und die Aufhängung. Auf Kunststoff wurde jedoch nicht ganz verzichtet. Der Sitzrahmen besteht ebenso daraus wie kleinere Elemente an den Armlehnen und die Verkleidung der Mechanik. Man kann den Bürostuhl in Schwarz oder Weiß bestellen, wobei das Aluminium immer glänzend Silber bleibt, die Kunststoffelemente passen sich hingegen an.
Richtige Sitzpolster gibt es (fast) keine. Der Doro S300 setzt auf reine Stoffbezüge und starke Federn. Angeblich wird italienischer Samt für Sitz- und Rückenbezug verwendet, was sich aber kaum nachprüfen lässt. Lediglich die Armlehnen sind mit Kunstleder und Schaumstoff bezogen. Trotz des Verzichts auf großflächige Schaumstoffelemente wiegt der Sihoo Doro S300 aufgrund des vielen Metalls wertige 26,2 Kilogramm.
Was mir beim Testen ausgezeichnet gefallen hat, sind die vielen Einstellmöglichkeiten. Praktisch jedes Element kann verstellt oder verschoben werden. Am besten lässt sich das an den 6D-Armlehnen zeigen. Im unteren Preissegment kann man froh sein, wenn man sie in der Höhe verstellen kann. Im mittleren Preissegment werden oft 4D-Armlehnen verwendet. Bei 6D lassen sich die Lehnen in der Höhe verstellen (6,5 cm), vor- und zurückschieben (4,5 cm), bis zu 8 cm nach innen verschieben, in einem Radius von 72° schwenken, bis zu 35° nach oben klappen und sie sind nicht von der Gesamtkonstruktion entkoppelt (was wohl fast immer der Fall ist).
Doch damit sind die ergonomischen Verstellmöglichkeiten des Sihoo Doro S300 noch lange nicht ausgeschöpft. Auch die Sitzfläche, die obere Rückenlehne und natürlich die Lordosenstütze können verstellt werden. Ach ja, und natürlich lässt sich der Stuhl auch nach oben und unten verstellen und die Federungshärte kann angepasst werden. Und wem das alles bisher nicht reicht, der hat auch noch drei einstellbare Sitzpositionen, mit fester Rückenlehne, als Wippfunktion und in Liegeposition.
Zum Abschluss des Design-Parts noch ein paar Eckdaten in Zahlen. Der Sihoo Doro S300 misst von der Rolle bis zur Rückenlehnen-Oberkante in der niedrigsten Einstellung 109 cm und erreicht maximal 125 cm. Das Fußkreuz spannt sich im Durchmesser auf 70 cm auf. Die Sitzhöhe liegt zwischen 47 und 55,5 cm, bei der Breite kommt die Sitzfläche auf 51 cm. Voll ausgefahren erhält man 47 cm Länge, mindestens jedoch 40 cm. Rückenlehne und Lordosenstütze kommen auf eine Breite von 45 und 44 cm. Und bis 136 kg darf der Sihoo Doro S300 offiziell belastet werden.
Hinsichtlich der Verarbeitung sind die meisten Elemente einwandfrei. Die Federn wirken massiv und machen einen unverwüstlichen Eindruck. Die Armpolster geben nur leicht, aber sanft nach, und die Lordosenstütze wirkt zunächst etwas wackelig, bietet aber beim Sitzen einen guten Halt. Zumal auch die riesige Rückenlehne eine gewisse Sicherheit suggeriert. Außerdem fassen die Kunststoffteile den Stoffbezug gut ein, es gibt keine sichtbaren Nähte. Dennoch kann ich auch einige Punkte kritisieren. Der Stoff ist bequem, wirkt aber sehr dünn. Die Zeit wird zeigen, ob er verschleißt oder stabil bleibt. Die Abdeckung bzw. Verkleidung des Fußkreuzes ist zwar aus Aluminium, klappert aber bei manchen Bewegungen und wäre wohl besser eingespart worden. Kleinere Verarbeitungsmängel finden sich an den Beinen des Fußkreuzes, was aber zumindest im aufgebauten Zustand nicht weiter auffällt und die Rollen sind zwar relativ leise, aber nicht aus Gummi. Bei einem Preis von 900€ UVP hätte man zumindest einen Satz Ersatzrollen mitliefern können.
Lieferumfang und Aufbau
Im Vergleich zu anderen Stühlen wird der Sihoo Doro S300 in relativ vielen Einzelteilen geliefert. So muss das Fußkreuz erst zusammengesetzt und sogar verschraubt werden. Das Material dafür wird mitgeliefert, bei anderen Herstellern ist das Kreuz bereits vormontiert oder besteht gleich aus einem massiven Teil. Dann müssen nur noch die Rollen befestigt werden. Auch die Armlehnen und die Rückenlehne werden mit dem Mittelteil verschraubt, allerdings mit wenigen, leicht zu montierenden Schrauben. Der Rest wird zusammengesteckt. Eine kurze, bebilderte Anleitung liegt dem Paket bei. Ich habe etwa 30 Minuten für den Aufbau gebraucht, hauptsächlich wegen des Kreuzes.
Sihoo geht einen Spagat zwischen einzelnen Verpackungen und unnötig viel Füllmaterial ein. So werden die großen Elemente hauptsächlich durch Kartonagen in Position gehalten, sind aber auch mit einer großen Tüte vor Schmutz gesichert. Die kleineren Teile wie die Rollen oder die Arme des Fußes waren einzeln verpackt. Ganz so viel Müll wie beim Secretlab Titan Evo (zum Test) war es aber dann doch nicht.
Ergonomie des Sihoo Doro S300
Natürlich ist es schön, wenn Hightech in einem Stuhl Einzug hält. Aber letztlich kommt es darauf an, wie bequem man darauf sitzen kann. Fangen wir mit der Rückenlehne an. Ich bin 1,93 Meter groß und die breite und hohe Rückenlehne lässt sich so einstellen, dass sie genau mit meinen Schultern abschließt. Die Rückenlehne macht oben einen Knick nach hinten, sodass man bei Bedarf den Kopf darauf ablegen kann, was wirklich sehr bequem ist, auch wenn sich der Nutzen in Grenzen hält. Ich habe sowohl die Wippfunktion als auch die feste Position der Rückenlehne viel genutzt. Beides lässt sich schnell und sinnvoll einstellen. Die Liegeposition habe ich weniger häufig genutzt, obwohl der Stuhl in dieser Position sehr stabil wirkt und durch die gute Beweglichkeit der Mechanik auch in dieser Einstellung eine weitgehende Unterstützung der Sitzposition gegeben ist.
Ein richtiges Highlight ist jedoch die Lordosenstütze. Sie ist in der Mitte geteilt und beide Elemente werden von jeweils zwei großen Federn gehalten. Ohne Belastung wackeln diese Teile etwas ulkig umher, aber wenn man sich anlehnt, schmiegt sich die Stütze perfekt an den unteren Rücken, passt sich in der Neigung an und unterstützt durch die großen Flächen nicht nur punktuell. Wer weniger oder mehr Gegendruck will, kann dann auch noch den Winkel der Stütze verändern.
Das Sitzpolster fühlt sich anfangs immer etwas wackelig an, ist aber eigentlich sehr bequem, solange man in der normalen Position bleibt. Mit viel Schwung knarzt die ganze Konstruktion schon mal ordentlich. Wer es gewohnt ist, gelegentlich auf dem Bein zu sitzen, wird mit dem Doro S300 nicht wirklich glücklich. Da die Kanten der Sitzfläche leicht nach oben gewölbt sind, liegt ein Teil des Beins auf hartem Kunststoff, was schnell unbequem wird. Ansonsten ist die Fläche großzügig bemessen und bietet ausreichend Platz.
Man sitzt also bequem auf dem Sihoo Doro S300, und die gute und umfangreiche Verstellbarkeit ist sicherlich eine Stärke des Stuhls, gleichzeitig aber auch eine Schwäche. Denn der S300 kommt ohne Arretierungsknopf für die Armlehnen aus. Was auf den ersten Blick nach einem spannenden und schlanken Design aussieht, erweist sich in der Praxis als ziemlich lästig. Da man die Position der Armlehnen nicht fixieren kann, verändern sie – gefühlt – ständig ihre Ausrichtung. Ein festes Raster gibt es nur bei der Höhenverstellung und beim Aufstellen, für alles andere wäre eine Möglichkeit sinnvoll gewesen, die auch unter Belastung die Position hält. So kann es vorkommen, dass man sich beim Hinsetzen auf die Armlehnen stützt und diese dann zur Seite schwenken oder nach außen drücken. Für das einfache Ablegen der Arme reicht die Spannung meist aus. Aber auch beim Spielen hatte ich gelegentlich das Gefühl, dass die Armlehnen auseinanderdriften. Wie zuvor erwähnt, ein Knopf oder eine höhere Steifigkeit würde meiner Meinung nach helfen.
Testergebnis
Sihoo bietet neben einer fünfjährigen Garantie auch eine 30-tägige Testphase an. Vor allem Letzteres sollte man in Anspruch nehmen, denn das Doro S300 ist schon ein Sonderfall. Grundsätzlich sehr komfortabel und mit großem Einstellungs- und Anpassungspotential, kommt es dann auf die Details an.
So missfällt, dass bei einem Preis von 800€ kleine Verarbeitungsmängel an den Fußstreben vorhanden sind, zumal das Fußkreuz insgesamt hochwertiger sein könnte. Auch ein zweites Paar Rollen wäre nicht schlecht, um die Wahl zu haben. Die Leichtigkeit und das reduzierte Design wirken beeindruckend, sollten aber nicht die eigentliche Funktionalität beeinflussen, wie es bei den Armlehnen der Fall ist.
Und das ist in anderen Bereichen durchaus der Fall. Die Lordosenstütze passt sich dem Körper viel besser an als eine massive Rückenlehne, und auch die Art und Weise, wie sich die Sitzfläche durch und mit der Rückenlehne ausrichtet, wenn man diese nach hinten neigt, ist ein toller Mechanismus. Zumal durch den atmungsaktiven Stoff kaum Wärme entsteht.
Der Sihoo Doro S300 ist auf jeden Fall empfehlenswert, wenn auch nicht für jeden perfekt geeignet. Allerdings finde ich den Preis von derzeit 800€ definitiv zu hoch. In der Funktionalität und Ergonomie mag sich dieser Preis widerspiegeln, aber in der Verarbeitung könnte noch etwas mehr an den Details gefeilt werden. Zumal der von uns getestete Secretlab Titan Evo (zum Test) mit 300€ weniger an den Start geht und nicht viel weniger Qualitäten besitzt.
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