Sinnvolle Entwicklung oder totaler Quatsch? – Samsung arbeitet an einem Kamerasensor mit 600 Megapixel
Samsung arbeitet an einem Kamerasensor für Smartphones mit 600 Megapixel. Das berichtet der Blog Gizmochina und beruft sich dabei unter anderem auf einen hohen Funktionär der südkoreanischen Firma. Aber was soll ein so hochauflösender Sensor in einem Smartphone? Ist diese Entwicklung Augenwischerei und Wahnsinn oder handelt es sich womöglich um einen technischen Durchbruch?
Der 600 Megapixel-Kamerasensor von Samsung
Aktuell ist Samsung der Spitzenreiter, wenn es um Smartphone-Bildsensoren mit sehr hoher Auflösung geht. Mit dem Samsung HMX, HM1 und HM2 hat das Unternehmen aktuell drei 108 Megapixel-Sensoren im Portfolio. Diese kommen unter anderem in aktuellen Flaggschiff-Smartphones der Südkoreaner zum Einsatz, werden aber auch an andere Hersteller verkauft. So war das erste Smartphone auf dem Markt mit einem so hochauflösenden Kamerasensor das Mi Note 10 von Xiaomi. Der HMX Sensor wurde auch in Kooperation mit Xiaomi entwickelt.
Und zugegeben – die 108 Megapixel-Sensoren machen allesamt einen wirklich guten Job. Bei der reinen Bildschärfe übertreffen sie Smartphones von Apple und Google, die weiterhin mit Bildsensoren mit zwölf Megapixel Auflösung arbeiten. Einige Nachteile sind aber auch nicht zu vernachlässigen. Besonders beim Xiaomi Mi Note 10 benötigen Bilder nämlich einige Zeit zum Verarbeiten – das Google Pixel 4a 5G ist da ein gutes Stück schneller. Und insgesamt ist der Unterschied in der Bildqualität nicht wirklich ein Quantensprung. Google und Apple setzen auf altbewährte Sensoren mit guter Software und fahren damit fast genauso gut wie Samsung, Xiaomi und Huawei.
Außerdem bedeuten hochauflösende Sensoren, dass die einzelnen Pixel kleiner sind, als bei Kameras mit einer niedrigeren Auflösung. Das führt dazu, dass jeder einzelne Pixel weniger Licht aufnehmen kann und das Rauschverhalten bei Dunkelheit schlechter ist. Das lässt sich sogar bei großen Bildsensoren in Wechselobjektivkameras beobachten. Deswegen setzt Samsung für den sich gerade in Entwicklung befindlichen 600 Megapixel-Sensor auf ein geradezu riesiges Format. Dadurch würde das Kameraelement (bei einer Single-Cam wohlgemerkt) aktuell rund zwölf Prozent Fläche der Rückseite eines Top-Smartphones einnehmen.
Die Technik hinter dem neuen Sensor
Gizmochina berichtet, dass Samsung schon länger darauf hinarbeitet, einen Bildsensor zu entwickeln, der eine höhere Auflösung als das menschliche Auge bietet. Laut Kameratechnikern soll diese magische Grenze bei 576 Megapixel liegen. Ein 600 Megapixel-Sensor wäre also schärfer als das, was wir tatsächlich wahrnehmen könnten.
An dieser Stelle möchte ich ein wenig Einordnung betreiben. In der Tat ist es nämlich so, dass es aktuell kein bekanntes Linsensystem im Fotobereich gibt, dass eine so hohe Auflösung überhaupt abbilden kann. Selbst die 42 Megapixel meiner Sony a7r II werden von so gut wie keinem aktuell erhältlichen Objektiv auch nur annähernd ausgereizt. Das nicht gerade günstige Carl Zeiss Batis 85mm f/1.8 für den Sony E-Mount kommt laut DxoMark beispielsweise auf ungefähr 35 Megapixel Abbildungsleistung.
Ein Sensor mit einer ultrahohen Auflösung bringt also überhaupt nichts, wenn die Linsen diese nicht abbilden können. Und das können sie aktuell nicht. Beim derzeitigen Stand der Technik scheint der 600 Megapixel-Kamerasensor von Samsung also tatsächlich eher totaler Quatsch zu sein.
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Es stimmt klar eindeutig, 600 MP sind absoluter Schwachsinn, zumal mit diesen winzigst kleinen Sensoren, wenn man es mit 36x24mm Kleinbildformat “Fullframe” neudeutsch, vergleicht.
Allerdings gibt es sehr wohl Objektive, welche (fast) die 45.7 MP einer Nikon D850 DSLR ausnutzen (können), z.B. das Sigma ART Series 85mm F1.4, siehe hierzu:
https://www.dxomark.com/Lenses/Sigma/Sigma-85mm-F14-DG-HSM-A-Nikon-mounted-on-Nikon-D850__1177
Es kommt an besagter D850 auf 44 MP Auflösung, und damit nur seeehr marginal unter der eigentlichen, optischen Auflösung des D850 Sensors, in der Praxis absolut unrelevant, somit nutzt z.B. diese spezielle Portrait Festbrennweite den Sensor aus.
Wies nehmen sie alle an, der Sensor wäre automatisch für Smartphones? Teleskope setzen sich schon lange aus Modulen von 10-12MP zusammen und bringen es zusammen auf mehrere GP, da wäre dies ein Quantensprung.
Schon die 108MP sind totaler Quatsch, da sie die 3,25-fache Menge Pixel von 8k haben, wo doch nicht mal 4k Standard sind. Zudem braucht man ein deutlich höheres Pixel-Binning und kann RAW-Fotos gleich vergessen, da diese vom Speicherbedarf nicht mehr tragbar sind.
Mit 600MP würden sie bei mir jegliche Seriösität verlieren!
Die 42 Megapixel meiner Sony a7r II sind auch deutlich mehr als das, was für das Filmen in 4K nötig ist. Dennoch gibt es Objektive, die mit der hohen Auflösung zumindest ein bisschen was anfangen können – dann eben im Fotobereich. Für große Drucke ist diese Auflösung Gold wert. Das ist aber natürlich kein Einsatzgebiet, den Smartphone-Kameras abdecken müssen.
Viele Grüße
Benjamin
Megapixelangaben sind nahezu irrelevant und komplett irreführend. Was entscheidend ist und das weiß jeder, der sich mit Kamerahardware ein kleines bisschen auskennt, dass es 3 entscheidende Faktoren gibt, welche nötig sind, um ein gutes Foto im Kasten zu haben: 1. Sensorgröße: Sensorgröße wird bei kleineren Kameras in Inch angegeben. Standard Kompaktkameras wie die beliebte Ixus Serie von Canon (die waren in der ersten Dekade unseres Jahrhunderts beliebt) haben einen 1/2.3″ Sensor. (1/2.3″ bedeutet 1÷2.3= 0.434″) Gute und teurere Kompaktkameras >300€ wie die Sony RX100serie haben exakt 1″. Kleinere Spiegelreflexkameras (APSC) sind bei 1.22-1.25″ Sensoren. Die Professionellen Hochzeitsfotografen und Landschaftsfotografen haben… Weiterlesen »
Hallo Marko,
danke für deinen ausführlichen und soweit komplett korrekten Kommentar. Ich komme selber aus der Fotografie- und Film-Ecke und stimme dir völlig zu. Reine Megapixel-Angaben sagen so gut wie nichts über die Qualität der Kamera aus.
Viele Grüße
Benjamin
Interessant, wurde es hier doch schon öfter anders suggeriert.
Fakt ist, dass die hochauflösenden Sensoren von Samsung und Sony, unter anderem auch durch das Pixel Binning und die oft gute Bildverarbeitung der Software, sehr gute Ergebnisse liefern. Hohe Megapixel-Zahlen sagen nicht zwingend etwas über die Qualität des Sensors aus und auch mit einer weitaus geringeren Auflösung lassen sich gute, in manchen Fällen sogar bessere Bilder machen. Dadurch sind die 48-, 64- oder gar 108-Megapixel-Kameras ja nicht automatisch schlecht. Am Ende entscheidet, was das Smartphone für Ergebnisse ausspuckt. 😉
Stimmt ja, aber was ist den nun besser ?
Die alt bewerten 12 MP oder die neuen hohen MP Sensoren.
Und was wird sich am ende durchsetzen.
Hey Igor, lies doch bitte einfach, was Benjamin geschrieben hat und schon hast du die Antwort:)
Beste Grüße
Jonas
Hallo Igor, auf diese Frage gibt es keine generelle Antwort. Es ist immer eine Frage des eigenen Nutzungsverhaltens. Es gab mal vor Jahren eine Initiative “6 Megapixel sind genug”. Ich habe hier Bilder auf 1,20m ausbelichtet hängen, die mit weniger MP aufgenommen sind und bei normalem Betrachtungsabstand knackscharf sind. Bei Smartphones braucht man evtl. noch etwas Ausschnitt-Reserve wegen der meist extrem weitwinkeligen Cameras. Heute spielt aber in der Tat ab einer gewissen Sensorqualität die Software die weitaus größere Rolle. Das Hauptproblem bei der Bewertung der Fotoqualität heute ist, dass alle sich die Bilder in der 1:1 Vergrößerung anschauen können. Das… Weiterlesen »
Servus Igor, also es wurde hier noch nie suggeriert, dass hohe Megapixel-Zahlen irgendwas über die Qualität aussagen. Unsere normale Aussage bei allen Smartphone-Ankündigungen ist, dass man eine Handykamera erst im Test beurteilen kann. Dass ein bestimmter Sony oder Samsung Sensor bereits auf eine ungefähre Qualität schließen lässt, ist ein anderes Thema.
Immer wenn etwas zu schön oder zu dumm um wahrzusein erscheint, ist es vermutlich anders. Am Ende sind es sechs Kameras mit jeweils 108MP.