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Face Unlock, echtes Android Betriebssystem und dann noch ein “riesiger” Akku? Klingt eigentlich nach einem Budget-Smartphone aber im Fall der neuen Rogbid Brave geht es eben doch um eine Smartwatch. Ist die Brave ein würdiger Konkurrent zur bereits von mir getesteten Kospet Prime? Mehr dazu in diesem Testbericht.
Rogbid? Brave? War da nicht mal was? Jein! Rogbid als Hersteller für Smartwatches tritt bei uns mit dem aktuellen Modell Brave tatsächlich zum ersten Mal in Erscheinung. Eine Smartwatch mit dem Namen “Brave” gibt es aber schon – nämlich die bereits von mir getestete Kospet Brave. Muss man hier also einen chinesischen China-Klon fürchten? Nochmal: jein! Die Rogbid Brave und die Kospet Brave unterscheiden sich durchaus in Größe und Akku-Kapazität. Trotzdem schafft die Verwendung eines vollwertigen Android Betriebsystems eine gewisse Gemeinsamkeit. Leider führte dies oftmals nicht gerade zu Bestnoten in meinen Tests aber vielleicht schafft die Rogbid Brave trotz bekanntem Modellnamen ja endlich das, was Kospet, LEMFO, Zeblaze und Co. bisher nicht konnten: Mich vom Sinn und der Usability einer Android-Smartwatch überzeugen.
Design & Verarbeitung
Die Rogbid Brave ist mit 19 mm Dicke und mit Gehäuseabmessungen von ca. 59 mm x ca. 51 mm eigentlich die größte bisher von mir getestete Smartwatch und übertrifft hier die Kospet Brave oder die LEMFO LEM X. Lediglich beim Gewicht fehlen ihr mit 93 Gramm nur zwei weitere Gramm zur “Bestmarke”. Diese Werte klingen natürlich nach Superlativen, aber für eine Smartwatch ist dies ein zweifelhafter Ruhm. Durch diese monströsen Abmessungen wirkt die Rogbid Brave selbst an kräftigen Handgelenken wie ein fremder Technik-Klotz. Von “sehr angenehm zu tragen” oder “merkt man im Alltag kaum” ist die Uhr also meilenweit entfernt. Wenn ich mir überlege, dass dieses Gerät eigentlich für das durchschnittliche chinesische Handgelenk entwickelt wurde, dann…ach lassen wir das. Die Rogbid Brave ist einfach riesig und man sieht und merkt das auch sofort. Ein Hemdärmel über diese Uhr zu bekommen, ist fast unmöglich und zum Sport oder gar zum Schlafen möchte man dieses Ungetüm einfach nicht tragen.
Die TPU-Armbänder sind 24 mm breit sowie 87 mm bzw. 120 mm lang und bringen die Brave somit auf eine Gesamtlänge von ca. 26,5 cm. Das Armband ist eigentlich recht angenehm zu tragen und wird von einer Dornschließe zuverlässig am Platz gehalten. Die Uhr folgt insgesamt einem runden Design, wenngleich das Gehäuse am oberen und unteren Rand eine Art Reverse-Notch besitzt. In der oberen Notch sind dann auch die 8 MP Frontkamera sowie das Mikrofon verbaut. Die Lünette besteht aus Keramik und zieht sich außen noch ca. 3 mm am Gehäuserand nach unten. Ich finde den so geschaffenen Look eigentlich ganz annehmbar, wenn da eben nicht diese riesigen Abmessungen wären. Der restliche Teil des Gehäuses besteht aus Kunststoff. Auf der rechten Seite sind zwei Knöpfe sowie die 8 MP Hauptkamera zu finden. Auf der Unterseite befinden sich die Ladepins, der Puls-Sensor sowie das aufschraubbare Fach für die Nano SIM-Karte. Dieses wird mit einem mitgeliefertem Tool geöffnet, was ich durchaus praktisch gelöst finde. Auf der linken Gehäuseseite befindet sich schließlich noch der Lautsprecher. Trotz der “Öffnungen” für Mikrofon und Lautsprecher ist die Brave nach IP 68 wasserdicht und kann laut Hersteller bis zu 50 Meter und 48 Stunden im Wasser genutzt werden. Ich habe vor allem aufgrund der bereits angesprochenen Abmessungen von einem Besuch im Freibad abgesehen, vermutlich wäre ich umgehend von Halbstarken Apple Watch Nutzern gemobbt worden. Normales Händewaschen oder Duschen hat die Uhr jedoch gut überstanden.
Im Lieferumfang der Rogbid Brave enthalten sind die Smartwatch samt Armbändern, ein Tool zum Öffnen des Sim-Slots, eine magnetisches USB-Ladekabel, eine magnetische Ladestation mit integriertem Akku samt Kabel sowie eine Bedienungsanleitung.
Spezifikationen
Neben den beeindruckenden Abmessungen hat die Rogbid Brave natürlich auch ein paar innere Werte zu bieten. So werkelt hier der für diesen Uhrentyp bekannte MediaTek MTK6739 Quad Core zusammen mit 3 GB RAM und 32 GB ROM. Dieses Setup wird auch von der Kospet Prime benutzt und ist verdammt leistungsstark für eine Uhr. Dazu kommen die 8 MP Front- und Haptkamera, ein Nano SIM-Kartenslot mit voller 4G Unterstützung, ein 1,69 Zoll großes Display, ein vollwertiges Android 7.1.1 Betriebsystem sowie der bisher größte Akku in einer Smartwatch mit gewaltigen 1360 mAh. Natürlich sind auch Features wie ein Schrittzähler, optische Pulsmessung am Handgelenk, Face Unlock, GPS, Bluetooth 4.0, WLAN, neun verschiedene Sportmodi und viele andere Features wie Wetter, Kalender, Musikplayer, Wecker etc. vorhanden.
Die Ausstattung klingt nicht nur sehr umfangreich, sondern ist es auch. Aber für eine derartige China-Android-Smartwatch ist das tatsächlich auch nichts wirklich besonderes mehr. Das sieht man nicht zuletzt an der Kospet Prime, die all diese Features bereits im vergangenen Jahr 2019 zu bieten hatte. Ich möchte die Ausstattung der Rogbid Brave aber trotzdem keinesfalls schmälern, denn sie ist um Grunde ein Budget-Smartphone fürs Handgelenk und das ist durchaus sehr beachtlich.
Display
Das 1,69 Zoll große IPS Touchpanel löst mit 450 x 450 Pixel auf und liegt gut eingebettet in der Keramik-Lünette. Geschützt ist es zusätzlich von Corning Gorilla Glas 4 und somit ist die gesamte Oberseite der Uhr recht unempfindlich für Beschädigungen – ein echter Pluspunkt. Das Panel hat eine ziemlich gute Farbwiedergabe und so wirken die Farben (bereits gut bei den Watchfaces zu erkennen) sehr kräftig. Die Helligkeit kann über einen stufenlosen Regler angepasst werden und reicht auf Maximum locker aus, um das Display auch bei direkter Sonneneinstrahlung ablesen zu können. Eine automatische Helligkeitsregelung gibt es leider nicht. Aber über das Statusmenü lassen sich zumindest drei verschiedene Helligkeitsstufen direkt anwählen.
Das Touchpanel verrichtet seine Arbeit im Großen und Ganzen schon zufriedenstellend. Wie so oft bei runden Smartwatchdisplays im Zusammenspiel mit Android-Betriebssystemen sind die Ränder des Displays zum Teil schon eine Schwachstelle. Hier kann es bei Eingaben schonmal zu kurzen Aussetzern kommen, aber das konnte ich bei den direkten Konkurrenten auch feststellen. Die Benutzung der Google-Tastatur für Eingaben z.b. im Browser oder in Google Maps ist zwar sehr fummelig, aber man kommt hier mit etwas Geduld trotzdem ans Ziel. Ansonsten hilft die Spracheingabe.
Konnektivität
In Sachen Konnektivität hat die Rogbid Brave durchaus einiges zu bieten. Das 2,4/5 GHz 802.11 a/b/g/n WLAN Modul funktioniert in meinem Test einwandfrei. Neue Netzwerke lassen sich problemlos verbinden und somit hat man dann direkten Internetzugang auf der Uhr. Wenn man unterwegs ist, kann über den Nano SIM-Kartenslot sogar mobiles Internet in voller 4G Qualität genutzt werden. Auch das für Deutschland wichtige LTE Band 20 wird dabei unterstützt. Der Empfang ist ebenfalls gut. Zusammen mit dem GPS Modul und Bluetooth 4.0 kann die Rogbid Brave quasi als Smartphone-Ersatz genutzt werden. So kann mann sich z.B. über Google Maps direkt auf der Uhr navigieren lassen oder bspw. die Spotify App installieren und über ein gekoppeltes Bluetooth Headset seine Lieblingsmusik genießen. Aufgrund der richtig guten Konnektivitätsausstattung sind dem Ganzen hier eigentlich kaum Grenzen gesetzt.
OS & App
Das vollwertige Android 7.1.1 Betriebssystem bleibt die Stärke aber irgendwie auch immer noch die Achillesferse von dieser Art von Smartwatches. Zum einen bietet es eine komplette Nutzung der Uhr auf Deutsch sowie die gesamte Welt des bereits vorinstallierten Google Playstores. Hier ist man nur durch die Android-Version und den Speicher limitiert. Natürlich lassen sich auch APK-Dateien problemlos installieren. Der Aufbau des OS weicht eigentlich nicht von dem der Konkurrenz ab. Vom Watchface aus gelangt man entweder in das Statusmenü mit Schnellzugriffen (Swipe nach unten), die Benachrichtigungen (Swipe nach rechts), den Schrittzähler (Swipe nach oben) oder das eigentliche Hauptmenü mit allen weiteren Funktionen (Swipe nach links). Das große Problem von dieser Art Smartwaches bleibt jedoch der Fakt, dass das Betriebssystem nicht für einen runden Screen konzipiert wurde und das merkt man leider immer wieder. Auch die Rogbid Brave bietet zwar die Möglichkeit, den Bildschirmausschnitt auf eine Quadrat zu reduzieren, so dass die äußeren Ecken von Apps nicht abgeschnitten werden. Trotzdem kommt bei der Benutzung weiterhin kein echter Spaß bei mir auf. Wenn es um die Nutzung des Google Universums am Handgelenk geht, haben Wear OS Uhren einfach auch weiterhin die Nase meilenweit vorn – daran ändert auch die neue Rogbid Brave nichts.
Als Smartphone-App wird für die Brave die bereits aus vielen anderen meiner Tests bekannte WiiWatch 2 App genutzt. Da es sich hier um eine Art Universal-App handelt, die von vielen Herstellern für ganz verschiedene Modelle genutzt wird, darf man nicht den Funktionsumfang von Huawei Health, Mi Fit oder der Amazfit App erwarten. Eigentlich wird die App hauptsächlich dafür genutzt, die Smartwatch mit dem Smartphone (im Test ein Xiaomi Mi8) zu verbinden. Somit lassen sich dann z.B. auch Anruf-, SMS- und App-Benachrichtigungen konfigurieren. Die Beantwortung von Nachrichten direkt über die Uhr ist in diesem Bluetooth-Mode nicht möglich. Nutzt man die Uhr jedoch mit einer Nano SIM-Karte, kann man sich entsprechende Messenger direkt auf der Uhr installieren und dann natürlich auch direkt über die Uhr antworten.
Im Vergleich zur Kospet Prime funktioniert der Face Unlock bei der Rogbid Brave eigentlich sehr zufriedenstellend. Das verwundert mich ehrlich gesagt schon ein wenig, denn die Qualität der Kameraufnahmen sind (wiederum ähnlich wie bei der Kospet Brave) doch recht ernüchternd.
Akku
Der Akku der Rogbid Brave ist mit einer Kapazität von 1360 mAh der größte Akku, den ich bisher in einer derartigen Smartwatch testen konnte. Rogbid selbst wirbt nicht wirklich mit einer maximalen Akkulaufzeit und so war ich gespannt, wozu die Brave im Stande ist. Mein Setup beim Akkutest sah wie folgt aus:
- mittlerer Helligkeitsstufe
- Bluetooth dauerhaft aktiv
- Bildschirmabschaltung nach 15 Sekunden
- Anruf-, SMS- und App-Benachrichtigungen aktiv
Mit diesem Setup konnte ich eine Akkulaufzeit von insgesamt 3 Tagen erreichen, was im ersten Augenblick ein wirklich guter Wert für Uhren dieser Art ist. Wenn man allerdings bedenkt, dass hier keinerlei 24 h HF-Messung vorhanden ist und bei der Nutzung der Kamera für maximal 10 Bilder knapp 10% Akku verbraucht werden, kann man sich vorstellen, wie die Laufzeit bei aktiver Nutzung der Brave als Smartphone-Ersatz aussieht: dann ist nämlich leider auch nicht mehr als ein Tag Akkulaufzeit drin.
Geladen wird die Rogbid Brave direkt über ein magnetisches Ladekabel, das über einen USB-Anschluss verfügt. Zusätzlich gibt es aber auch noch eine magnetische Ladestation, die ihrerseits einen integrierten Akku mit 2200 mAh besitzt und somit selbst ohne eine Steckdose in Reichweite die Uhr mehr als einmal aufladen kann.
Testergebnis
Die Rogbid Brave ist sicherlich schon aufgrund ihrer Abmessungen eine echte “Erscheinung” auf dem chinesischen Smartwatch-Markt. Nur leider macht sie dies nicht auch gleichzeitig zu einer wahnsinnig guten Uhr, die ich Euch uneingeschränkt empfehlen kann.
Die Brave ist einfach riesig und klobig und trägt sich daher nicht gerade sehr angenehm. Das Design ist grundsätzlich ganz okay und auch die Ausstattung der Uhr kann sich absolut sehen lassen. Vor allem das Betriebssystem macht die Uhr in Verbindung mit einer Nano SIM-Karte zum echten Smartphone-Ersatz für unterwegs. Die Frage ist jedoch weiterhin, ob man sowas wirklich braucht? Die Uhr kann die typischen Smartphone-Anwendungen aufgrund ihres runden Screens und der Größe nie so gut, wie es ein klassisches Smartphone kann. Die typischen Smartwatch-Features wie Schlafaufzeichnung, Sportaufzeichnung oder 24h Herzfrequenzmessung kann die Brave jedoch gar nicht bzw. nicht so gut wie die Konkurrenz von Amazfit, Huawei oder Honor. Somit bleiben nur sehr wenige User übrig, für die eine Rogbid Brave interessant sein kann. Wenn man mal von der Größe absieht, ist sie unter den chinesischen Android-Smartwatches trotzdem definitiv eins der besten Modelle.
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Wie sieht es denn mit dem zur Verfügung stehenden Hauptspeicher und der Möglichkeit, den mittels einer zusätzlichen Karte zu erweitern aus? Mit einem vollständigen Android-System will man ja sicher auch mal was mehr abspeichern und ein paar Apps mehr installieren können als mit einer WearOS-Watch?
Hallo,
ich hoffe du kannst es mir nachsehen, wenn ich nicht jedes nicht vorhandene Feature einer Uhr im Testbericht unterbringe. Genau aus diesem Grund ist eine zusätzliche Speicherkarte hier nicht erwähnt, denn dieses Feature gibt es für die Brave nicht. Der Hauptspeicher ist wie im Text beschrieben 32 GB groß und den kann man eigentlich auch uneingeschränkt nutzen. Ich hoffe ich konnte dir weiterhelfen.
Grüße,
Jens
Danke für die speedy Antwort! 🙂
Aber viele mögliche Fragen würden sich bereits im Vorfeld von selber beantworten, wenn gewisse nicht vorhandende Standards, wie so eine mögliche Speichererweiterung oder auch das NFC kurzerhand als nicht vorhanden erwähnt werden würden.
Ist die.Uhr auch.im Stande per NFC zu kommunizieren? Davon ist leider im Test nichts zu finden. Die Möglichkeit zum mobilen Bezahlen würde die Uhr vielleicht ein wenig interessanter machen. Wobei ich doch mehr und mehr mit der TicWatch Pro 2020 liebäugele.
Hallo Stefan,
NFC wurde im Text nicht erwähnt, weil die Uhr kein NFC-Modul hat ;-). Somit ist kontaktloses Bezahlen in dieser Form mit der Brave nicht möglich.
Grüße,
Jens