Ratgeber: Der neue DB Navigator – Tipps & Tricks eines Vielfahrers
Inhaltsverzeichnis
Vor rund einem halben Jahr hat die Deutsche Bahn den neuen DB Navigator veröffentlicht. Dieser war während der zuvor laufenden Betaphase auch als Next DB Navigator in den App Stores verfügbar. Da ich seit knapp einem Jahr autofrei unterwegs bin und mich für Reisen aller Art auf die Bahn verlasse, möchte ich euch in diesem Ratgeber einige Tipps und Tricks zu dieser Anwendung mit auf den Weg geben.
Präambel
Für diesen Artikel setze ich voraus, dass ihr die App heruntergeladen und installiert habt. Das geht wahlweise über den Apple App Store, den Google Play Store oder auch die Huawei App Gallery. Ebenfalls vorausgesetzt ist ein Benutzerkonto bei der Bahn, mit dem ihr euch in der App einloggen könnt. Die folgenden Tipps und Tricks beziehen sich größtenteils auf Funktionen der App, gehen teilweise aber auch über dieses Themenfeld hinaus. Ferner möchte ich euch einige ergänzende Apps vorstellen, die aus dem alten DB Navigator bekannte und im neuen Navigator gestrichene Features ersetzen können.
Nicht eingehen möchte ich auf die Vielzahl an Apps, die von lokalen Verkehrsbetrieben herausgegeben werden. Das würde den Rahmen dieses bereits ziemlich ausführlichen Artikels ohne Frage sprengen. Tatsächlich sind für einige Städte in Deutschland auch im DB Navigator Echtzeitdaten verfügbar und teilweise können über diesen sogar entsprechende Tickets für den Nahverkehr gebucht werden. Das ist allerdings von eurem Verkehrsverbund abhängig und kann nicht allgemeingültig behauptet werden.
Zu Beginn behandle ich die Verbindungssuche und auf welche Details ihr achten solltet. Dabei gehe ich auch auf die am häufigsten auftretenden Fallstricke ein. Danach soll es um gemerkte und bereits gebuchte Reisen gehen. Wie erhaltet ihr aktuelle Informationen, wann ist die Zugbindung aufgehoben und wie können direkt in der App Entschädigungen bei Verspätung beantragt werden? Nachfolgend werfen wir einen kurzen Blick auf euer Profil und die Möglichkeit, das Deutschlandticket und BahnCards zu erwerben oder bereits erworbene Abos und Zeitkarten zum DB Navigator hinzuzufügen. Zum Schluss stelle ich diverse ergänzende Apps – auch von Drittanbietern – in wenigen Sätzen vor.
Die Verbindungssuche zu verstehen und korrekt zu bedienen, ist ein überaus komplexes Unterfangen. Und selbst wenn ihr diesen Prozess gemeistert habt, werden euch in vielen Fällen nicht die schnellstmöglichen Verbindungen angezeigt. Zu erklären, warum das so ist, würde ebenfalls den Rahmen dieses Artikels sprengen. Wer großes Interesse daran hat etwas mehr über die Zusammensetzung von Bahnverbindungen zu lernen, sollte einen Blick auf dieses hervorragende YouTube-Video von Traines werfen.
Da auch ich mir nicht für jede Verbindung erst einmal über Umwege einen Bildfahrplan aus der API generieren lasse, lassen wir dieses Thema direkt wieder hinter uns. Wir konzentrieren uns hier auf die Standard-Verbindungssuche des DB Navigators.
Start- und Zielbahnhof, Personenauswahl, Haustiere und Fahrräder
Gehen wir für dieses Beispiel von einer eher komplizierten Verbindung aus. Ich möchte am 23. April zu einer beliebigen Uhrzeit von meinem derzeitigen Wohnort Ansbach in die tschechische Hauptstadt Prag fahren. Eine Rückreise benötige ich in diesem Beispiel nicht.
Dafür geben wir als Startbahnhof Ansbach und als Zielbahnhof Prag an. So weit, so gut. Darunter finden wir die Auswahlmöglichkeit für Datum und Uhrzeit – auch das ist selbsterklärend. Etwas komplizierter wird es dann bei den Reisenden. Einerseits könnt ihr euch dort die gewünschte Reiseklasse aussuchen. Andererseits könnt ihr dort Personen hinzufügen, entfernen und bearbeiten. Auch Fahrräder und Hunde können dort als Mitreisende angegeben werden – letzteres übrigens erst seit einem kürzlichen Update.
- Für kleine Hunde und andere kleine Haustiere (bis zur Größe einer Hauskatze) braucht ihr keine Fahrkarte, wenn die Tiere in einem geeigneten Transportbehältnis mitgenommen werden.
- Für größere Hunde braucht ihr eine eigene Fahrkarte. Sie zahlen die Hälfte des Fahrpreises.
- Hunde, die nicht in einer Transportbox reisen, müssen angeleint sein und einen Maulkorb tragen.
- Blindenführhunde und gekennzeichnete Assistenzhunde fahren immer kostenfrei und müssen im Zug keinen Maulkorb tragen.
Quelle: Deutsche Bahn
In diesem Auswahlmenü gebt ihr euer Alter an und könnt daraufhin eine Rabattkarte auswählen. Das solltet ihr natürlich nur tun, wenn ihr die entsprechende Karte auch besitzt. BahnCards werden gerne mal zusätzlich zum Ticket kontrolliert und wenn ihr dann keine habt, müsst ihr entweder direkt im Zug eine kaufen oder das erhöhte Beförderungsentgelt bezahlen. Ganz unten können außerdem ausländische Rabattkarten eingetragen werden, die dann aber auch nur auf internationalen Verbindungen für die Reiseabschnitte im jeweiligen Land gültig sind.
Schnellste Verbindungen anzeigen
Der Name dieser Option ist irreführend. Das behaupte nicht ich, sondern das Oberlandesgericht Frankfurt am Main. Der Grund dafür ist, dass nach dem Anwählen dieser Option die absolut schnellste Verbindung auf Basis der ausgewählten Abfahrts- oder Ankunftszeit angezeigt wird. Kürzere Verbindungen, deren Abfahrts- oder Ankunftszeit vor jener der absolut schnellsten Verbindung liegen, werden demnach nicht angezeigt.
Das kann zum Beispiel dazu führen, dass die als zweitschnellste Verbindung angezeigte Verbindung deutlich länger ist, als die kürzere Verbindung, deren Abfahrtszeit vor der Abfahrtszeit der absolut schnellsten Verbindung liegt. Das klingt alles sehr kompliziert, bedeutet unter dem Strich aber eigentlich nur, dass wir das Abwählen dieser Option empfehlen. Die Bahn möchte die Funktion prüfen und gegebenenfalls überarbeiten.
Verbindungssuche
Bevor wir uns die verschiedenen Optionen anschauen, klicken wir auf den Such-Button und gehen die angezeigten Verbindungen durch. Diese werden chronologisch angezeigt. Links oben stehen die planmäßige Abfahrts- und Ankunftszeit, daneben die Dauer der Fahrt und wiederum daneben die Anzahl der Umstiege. Rechts daneben kann ein Ausrufezeichen als Symbol für Warnungen auf der Strecke angezeigt werden. Unten rechts steht der günstigste Fahrpreis für die Gesamtstrecke in der von euch ausgewählten Reiseklasse.
Sollte die Verbindung teilweise von einem privaten Unternehmen wie Flixtrain angeboten werden, kann euch die Bahn nur für die von ihr betriebenen Abschnitte ein Ticket verkaufen. Ist das der Fall, wird diese Verbindung mit dem Hinweis “Teilstreckenpreis” versehen. Das empfinden manche Nutzer als verwirrend, ist aber auf ein Urteil zurückzuführen, welches der Bahn vorschreibt, auch Züge von Konkurrenzunternehmen im DB Navigator anzuzeigen.
Steht dort anstelle eines Preises nur das Wort “Auswählen”, kann die Verbindung nicht als ein durchgängiges Ticket, sondern nur über Bahn International auf mehrere Fahrscheine gebucht werden. Das bedeutet dann auch, dass eure Fahrgastreche ab dem Ende der ersten Fahrkarte entfallen. Teilweise sind Verbindungen ins Ausland auch einfach gar nicht buchbar. In diesem Fall müsst ihr die Apps der jeweiligen Anbieter bemühen.
Detailinformationen einer Reise
Kehren wir zurück zu unserer Verbindungssuche von Ansbach nach Prag. Die erste angezeigte Reisemöglichkeit im DB Navigator ist um 4:27 Uhr und dauert knapp sechs Stunden. Ein Klick auf die Verbindung eröffnet uns weitere Detailinformationen.
Dort werden die Etappen der Reise untereinander angezeigt. Für jede Etappe finden wir die jeweiligen Uhrzeiten, den Zugtyp und dessen Nummer und je nachdem wie weit ihr im Voraus bucht, die jeweiligen Gleise für euren Umstieg. Auch die Umstiegsdauer wird dort angezeigt. Klicken wir bei einer der Etappen auf “Details”, werden zusätzlich alle Haltestellen und Bahnhöfe auf unserer Reise aufgelistet. Außerdem poppen dann einige kleine Symbole auf.
Klickt ihr auf das kleine Logo mit den drei Punkten, erhaltet ihr weiterführende Infos zu dem jeweiligen Zug. Dort wird dann unter anderem aufgelistet ob Fahrräder mitgenommen werden können oder ob es ein Bordrestaurant gibt. Ebenfalls aufgepoppt ist der Reiter “Gesamter Fahrtverlauf”, der unter den Zwischenstopps angezeigt wird. Ein Klick darauf zeigt – Überraschung – den gesamten Fahrtverlauf des Zuges an. Das kann durchaus hilfreich sein. Ein Zug, der bevor ihr einsteigt bereits seit einigen Stunden unterwegs ist, ist mit höherer Wahrscheinlichkeit verspätet als eine Bahn, die an eurem Abfahrtsbahnhof oder kurz davor erst ihre Reise beginnt.
Welche Verbindung ist die Richtige?
Würde sich diese Frage pauschal beantworten lassen, gäbe es vermutlich deutlich weniger verärgerte Bahnkunden. Einen kleinen Tipp habe ich euch ja schon mitgegeben – achtet auf Züge mit möglichst kurzem Vorlauf. Oder doch nicht? Manchmal lohnt es sich, auf verspätete Züge zu spekulieren. Wann das der Fall ist, klären wir aber erst später.
Grundsätzlich bietet mir der DB Navigator für die Reise nach Prag zwei verschiedene Streckenführungen an. Entweder es geht mit Regionalzügen über Schwandorf und dann mit dem ALEX nach Prag oder wir fahren mit Regionalzügen nach Cheb und dann mit einem České Dráhy InterJet (Tschechische Staatsbahn) nach Prag. Grundsätzlich dauert beides ungefähr gleich lang. Hier würde ich anhand des Komforts des Rollmaterials und anhand der Machbarkeit der Umstiege entscheiden.
Wie komfortabel die Züge sind, lässt sich über den DB Navigator nicht herausfinden. Hier hilft eine Google-Suche nach der jeweiligen Zugnummer oder zumindest nach dem Zugtyp, um anhand von Bildern des Innenraums eine Entscheidung zu treffen. Außerdem sind Reisen mit wenigen Regionalzügen und vielen Fernverkehrszügen grundsätzlich komfortabler, zumindest was die Sitze, Platz für Gepäck und Verpflegung an Bord anbelangt. Verbindungen mit Umstiegszeiten von wenigen Minuten können stressig werden, lassen sich auf dieser Reise aber laut der App nicht vermeiden.
Optionen: Verkehrsmittel
Auf dem Bildschirm mit den Suchergebnissen wird oben rechts die Registerkarte “Optionen” angezeigt. Diese erlaubt es uns, die Suchergebnisse zu filtern oder gar Ergebnisse anzuzeigen, die zuvor nicht aufgelistet worden sind. Das ist unter anderem mit der obersten Einstellung möglich. “Nur Nah-/Regionalverkehr” ist vor allem dann sinnvoll, wenn ihr ein Deutschlandticket habt und nur Züge berücksichtigt werden sollen, die ihr mit diesem auch nehmen könnt.
“Nur Fernverkehr” kann allerdings auch sinnvoll sein. Auf langen Strecken sind reine Fernverkehrsverbindungen häufig günstiger und in vielen Fällen zudem auch komfortabler. Wenn ich zum Beispiel meine Eltern in Aachen besuchen fahre, zahle ich für solche Reisen meistens rund 5 Euro weniger, als wenn noch eine S-Bahn oder ein Regionalzug Teil der Verbindung wären. Je nach Start-/Zielbahnhof werden nach dem Auswählen dieser Option gar keine Ergebnisse angezeigt. Damit es funktioniert, müssen beide Bahnhöfe auch ein Haltepunkt für den Fernverkehr sein.
Optionen: Zwischenhalte
Optionen wie “Fahrradmitnahme möglich”, “Nur Direktverbindungen” und “Umstiegszeit” sind selbsterklärend. Der letzte Menüpunkt “Zwischenhalte” erlaubt es uns aber, eine komplett andere Streckenführung für unsere Reise nach Prag angezeigt zu bekommen.
Das ist möglich, indem ich Berlin Hbf als Zwischenhalt eintrage. Nun kriegen wir eine Verbindung über Berlin angezeigt. Ich fahre also von Nürnberg aus mit dem ICE Sprinter nach Berlin, habe dort 20 Minuten Zeit zum Umsteigen und fahre dann mit dem EuroCity nach Prag. Das dauert zwar gut zwei Stunden länger, ist aber für Fans von Fernverkehrszügen mit hohem Sitzkomfort und Verpflegung an Bord die bessere Option.
Der EuroCity “Berliner” nach Prag gilt als der Zug mit dem besten Bordrestaurant in Europa. Dank der Zwischenhalte haben wir jetzt also eine entspanntere Reise ohne Regionalverkehrszüge, die zuvor nicht angezeigt wurde. Und ja, das kann man so machen. Wenn der Umweg nicht zu groß ist, sind solche Verbindungen problemlos buchbar und teilweise sogar günstiger. Starte ich zum Beispiel um 7:50 Uhr in Ansbach, zahle ich ohne Rabattkarten für das Ticket nach Prag nur rund 45 Euro in der ersten Klasse.
Übrigens: Die zuvor beschriebene Einstellung der Verkehrsmittel kann seit einem vor einiger Zeit veröffentlichten Update für jede Etappe zu oder nach einem Zwischenhalt einzeln vorgenommen werden.
Tickets kaufen
Sobald ihr euch dann mit den zur Verfügung stehenden Mitteln für eine Verbindung entschieden habt, könnt ihr ein Ticket kaufen oder euch die Reise merken, um später ein Ticket zu kaufen. Letzteres macht ihr oben rechts, ersteres ganz unten auf dem Button mit der Aufschrift “Zur Angebotsauswahl”.
Der Super Sparpreis ist die günstigste Variante. Die Stornierung ist dabei ausgeschlossen – außer für einen Zeitraum von 12 Stunden nach dem Ticketkauf – und ihr seid an die ausgewählten Züge gebunden. Spontan ein bisschen früher oder später los fahren ist also nicht drin. Für meine Beispielverbindung nach Prag stehen hier 38,10 Euro (mit Rabattkarten) auf dem Tacho.
Die zweitgünstigste Variante ist der Sparpreis. Auch hier gilt die Zugbindung, allerdings ist eine Stornierung der Fahrkarte vor dem ersten Geltungstag gegen ein Entgelt möglich. Der Sparpreis für meine Beispielverbindung liegt bei 42,24 Euro.
Der Flexpreis ist die teuerste Option. Hier gibt es keine Zugbindung – ihr könnt also jede verfügbare Reiseverbindung am Geltungstag benutzen. Stornierungen sind überdies kostenlos möglich und ihr erhaltet Zutritt zur DB Lounge, insofern die an einem der Bahnhöfe über die ihr fahrt vorhanden ist. Der Flexpreis kostet in unserem Beispiel 273,75 Euro.
Nachdem ihr eine der drei Varianten ausgewählt habt, könnt ihr noch einen Sitzplatz reservieren. Auf manchen internationalen Verbindungen ist das sogar verpflichtend, zum Beispiel im französischen TGV. Leider wird die Fahrtrichtung in der Reservierungsansicht nicht angezeigt. Ich reserviere grundsätzlich nur in stark ausgelasteten Zügen Sitzplätze oder wenn der Zugtyp Abteile bietet, die ich gegenüber Großraumwagen grundsätzlich bevorzuge. Die Reservierung kostet zusätzlich zum Ticketpreis 4,90 Euro in der zweiten Klasse oder 5,90 Euro in der ersten Klasse.
- Kreditkarte/Debitkarte (Visa, MasterCard, American Express, Diner’s Club)
- PayPal
- Giropay
- SEPA-Lastschrift
- Apple Pay (nur auf Apple-Geräten)
Quelle: Deutsche Bahn
Danach müsst ihr nur noch eine Zahlungsmethode auswählen, gegebenenfalls euren Account bei BahnBonus verknüpfen um Punkte zu sammeln und das Ticket buchen.
Ein paar Tipps für eine gute Verbindung
Zuggattungen
Ich habe in diesem Ratgeber schon einige Male von Fernverkehr und Regionalverkehr gesprochen. Doch welche Züge sind überhaupt Teil jener Kategorien?
Diese Zuggattungen sind mit dem Deutschlandticket nutzbar.
- S-Bahnen (S) sind lokal und verbinden eine große Stadt oder Metropolregion mit umliegenden Vorstädten, Städten und Dörfern. In Ansbach bin ich zum Beispiel direkt an das S-Bahnnetz Nürnberg angeschlossen.
- Regionalbahnen (RB) verbinden mehrere Städte innerhalb einer Region miteinander und halten dabei ziemlich oft. Deswegen brauchen sie für dieselbe Strecke länger als ein Regionalexpress (RE), der in Kontrast zum RB seltener hält.
- Je nach Region gibt es zudem einen sogenannten Interregioexpress (IRE). Dabei handelt es sich vereinfacht gesagt auch um einen Regionalexpress.
Für diese Zuggattungen braucht ihr selbst als Besitzer eines Deutschlandtickets in der Regel eine zusätzliche Fahrkarte.
- Intercity (IC) ist ein Fernverkehrszug, der weit auseinanderliegende Städte miteinander verbindet. Diese Züge bieten mittlerweile in den meisten Fällen kein Bordbistro mehr und werden anteilig von IC 1-Garnituren (einstöckig, alt) und IC 2-Garnituren (zweistöckig, neu) bedient.
- Intercity-Express (ICE) ist ein Hochgeschwindigkeitszug. Auch dieser verbindet weit auseinanderliegende Städte miteinander und fährt (ebenso wie einige IC-Linien) teilweise bis ins Ausland. Alle ICEs bieten ein Bordrestaurant.
- Eurocity (EC) und Eurocity Express (ECE) bedienen Strecken von Deutschland aus in unsere Nachbarländer. Sie verkehren mit wechselndem Rollmaterial, haben in der Regel allerdings ein Bordrestaurant.
- Flixtrain (FLX) ist ein privater Anbieter, der ebenfalls den Fernverkehr bedient. Das Rollmaterial ist alt – gebraucht gekauft oder geleast – und der Service sowie der Sitzkomfort lassen meiner Meinung nach zu wünschen übrig. Dafür ist der Preis häufig auf einem ähnlichen Niveau wie bei Fernbusreisen. Die Fahrkarten müssen direkt bei Flix gekauft werden; DB-Fahrkarten sind nicht gültig.
- Eurostar (EST) bedient viele internationale Verbindungen und war vormals unter dem Namen Thalys bekannt. Hierbei handelt es sich um Hochgeschwindigkeitszüge – ähnlich zum ICE. Tickets müssen direkt bei Eurostar gekauft werden und DB-Fahrkarten sind hier nicht gültig.
- Railjet (RJ) und Railjet Xpress (RJX) sind Züge der ÖBB oder ČD, die von Deutschland nach Österreich oder Tschechien verkehren. Auch diese bieten in fast allen Fällen ein Bordrestaurant. Fahrkarten können auch über den DB Navigator gebucht werden.
- Train à grande vitesse (TGV) sind Hochgeschwindigkeitszüge der SNCF aus Frankreich. Sie bieten ein Bordrestaurant und bringen euch schnell zu verschiedenen Zielen in unserem Nachbarland. Tickets können indes auch über die Deutsche Bahn gebucht werden. Reservierungen sind verpflichtend.
Damit haben wir die wichtigsten Zuggattungen und deren Buchbarkeit über den DB Navigator abgedeckt. Weitere Typen würden den Rahmen sprengen, so gibt es unter anderem noch verschiedene Nachtzüge (EN, NJ, DN, NEX) und weitere Eisenbahnverkehrsunternehmen mit eigenen Abkürzungen (D, WB, HBX).
Zugbindung
Kauft ihr ein Ticket als Super Sparpreis oder Sparpreis, seht ihr direkt in der App einen Hinweis auf die sogenannte Zugbindung. Das bedeutet, dass ihr nur die auf dem Ticket vermerkten Züge benutzen dürft. Der Flexpreis bietet euch hingegen Flexibilität – daher auch der Name. Er erlaubt, spontan aus allen Verbindungen am Reisetag auszuwählen.
Wird während eurer Reise deutlich, dass ihr mit einer Verspätung von mindestens 20 Minuten am Zielbahnhof ankommen würdet, wird die Zugbindung automatisch aufgehoben. Dann wird euer (Super) Sparpreis zu einem Flexpreis und ihr könnt aus allen Zügen wählen. Ist das der Fall, wird euch das direkt im DB Navigator angezeigt. Teilweise entfällt die Zugbindung schon vor der Reise ohne erkennbaren Grund, weil die Bahn die Auslastung der im Ticket stehenden Verbindung auf weitere Züge aufteilen möchte.
Wenig Vorlauf für Planbarkeit oder viel Vorlauf für Flexibilität?
Ein Zug mit wenig Vorlauf bevor ihr einsteigen möchtet, hat eine höhere Chance, pünktlich zu sein. Das ist natürlich sinnvoll, wenn ihr planbar die von euch gebuchte Verbindung verwenden möchtet. Gleichzeitig kann das Buchen mit viel Vorlauf ein Trick sein, um für wenig Geld an einen Flexpreis zu kommen.
Wollt ihr zum Beispiel von Frankfurt am Main nach Hamburg und bucht dafür einen aus Wien kommenden ICE, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass dieser mehr als 20 Minuten verspätet ist. Dann wird euer (Super) Sparpreis zu einem flexiblen Ticket umgewandelt und ihr könnt irgendeinen anderen Zug nehmen. Das kann Geld sparen, bedeutet aber auch, dass ihr in jedem Fall bereit sein müsst, die ursprüngliche Verbindung im Falle ihrer Pünktlichkeit doch noch zu erreichen. Dieser Trick funktioniert also nur sehr situationsbedingt.
Allgemeine Hinweise
Auf langen Strecken meide ich Verbindungen mit Nah- und Regionalbahnen, da diese weniger Raum für Gepäck bieten und gerne einmal überfüllt sein können. Zudem sind Fernverkehrsfahrten ohne Etappe im Regionalverkehr häufig günstiger.
Grundsätzlich sollten Reisen mit Fernzügen so weit wie möglich im Voraus gebucht werden, da Kontingente für Sparpreise irgendwann aufgebraucht sind. Am günstigsten ist die Buchung direkt zum Fahrplanwechsel, der jährlich stattfindet und im Voraus über die Medien angekündigt wird. All das gilt natürlich nicht unbedingt, wenn ihr sowieso Flexpreise buchen wollt.
Benutzt ihr häufig Nah- und Regionalverkehr, lohnt sich das Deutschlandticket oft schon nach wenigen Fahrten. Wollt ihr dann allerdings eine Fernreise machen, empfehle ich den regionalen Zubringer trotzdem auf das Ticket zu buchen. Das ist (wenn überhaupt) maximal ein paar Euro teurer, gewährt euch aber für die gesamte Strecke Fahrgastrechte.
Das City Ticket gilt bei Sparpreisen nur noch bis zu einer innerstädtischen Haltestelle, die auf eurem Ticket vermerkt ist. Wenn ihr also nach einer Fernreise nach Berlin von Berlin Hbf noch bis zum Schlesischen Tor fahren wollt um einen Burger zu essen, müsst ihr Schlesisches Tor als Zielhaltestelle im Navigator angeben. Nur dann ist dieser Abschnitt im Fahrpreis inkludiert.
BahnCard – Lohnt sich das?
Bewegt ihr euch viel im Fernverkehr, lohnt sich eine BahnCard unter Umständen bereits ab der ersten oder zweiten Reise. Diese für drei Monate oder ein Jahr gültigen Rabattkarten bieten 25, 50 oder 100 Prozent Rabatt auf eure Tickets.
Die BahnCard 25 gibt es für die erste und zweite Klasse und zudem in einer reduzierten Variante für Personen unter 27 und Personen über 65 Jahren. Sie bietet 25 Prozent Rabatt für Tickets aller Preisgattungen. Ich besitze eine BahnCard 25 1. Klasse für Reisende unter 27 Jahren. Alle BahnCards der ersten Klasse sind auch für Verbindungen in der zweiten Klasse gültig.
Die BahnCard 50 gibt es ebenfalls für beide Reiseklassen und für beide eben erwähnten Altersgruppen ist sie rabattiert. Sie bietet 50 Prozent Rabatt auf Flexpreise und 25 Prozent Rabatt auf Sparangebote. Wenn ihr immer Sparpreise bucht, lohnt sich diese Option nicht.
Die BahnCard 100 gibt es für beide Reiseklassen, allerdings nur in zeitlich befristeten Aktionen mit Rabatt für junge und alte Menschen. Sie erlaubt euch das Reisen mit allen Zügen der Deutschen Bahn, ohne dass zuvor ein Ticket gelöst werden muss. Zudem ist das Deutschlandticket inklusive. Mit 4.550 Euro pro Jahr für die zweite Klasse ist die schwarze Mamba aber auch ziemlich teuer.
Und was ist BahnBonus?
BahnBonus ist das Bonusprogramm der Deutschen Bahn. Ihr erhaltet einen Punkt für jeden ausgegebenen Euro, also auch für die Buchung eurer BahnCard und für zwölf Monate auch für das Deutschlandticket. Mit den Punkten könnt ihr euch dann Prämien aussuchen. Ein Gutschein fürs Bordrestaurant über 5 Euro kostet 250 Punkte. Eine Freifahrt der zweiten Klasse liegt bei 1.000 Punkten, eine Tageskarte gibt es ab 2.000 Punkten.
Sammelt ihr über ein Jahr hinweg genug Punkte, könnt ihr einen von drei Statusleveln erreichen. Silber gibt es ab 1.500 Punkten, Gold ab 2.500 Punkten und Platin ab 6.000 Punkten. Schafft ihr das, winken Vorteile wie Freigetränke, Zutritt zur DB Lounge, ein exklusiver Sitzplatzbereich im Zug und Freiminuten beim Bikesharing-Dienst der Deutschen Bahn.
Für BahnBonus müsst ihr euch gesondert registrieren, dafür ladet ihr am besten die App des Dienstes herunter. Dann müsst ihr nur noch darauf achten, während der Buchung im DB Navigator das Häkchen bei “BahnBonus Punkte sammeln” zu setzen.
Kommen wir nun zur zweiten der drei Registerkarten im DB Navigator. Dort werden eure gemerkten und gebuchten Reisen angezeigt. Klickt ihr auf eine gebuchte Reise, wird die gesamte Verbindung angezeigt. Habt ihr reservierte Sitzplätze, sind diese ebenfalls dort aufgeführt. Oben könnt ihr euer Ticket und gegebenenfalls eure BahnCard aufrufen, um diese bei einer Fahrkartenkontrolle vorzuzeigen.
In Fernverkehrszügen ist außerdem der sogenannte Komfort Check-In möglich. Dieser wird wenige Minuten vor der Abfahrt freigeschaltet. Er erlaubt es euch, den Sitzplatz auf dem ihr euch niedergelassen habt anzugeben – dann werdet ihr vom Personal nicht kontrolliert. Rund einen Tag vor der Abfahrt wird zudem die Registerkarte “Zuginformationen” freigeschaltet. Dort könnt ihr die Wagenreihung, das Rollmaterial und die Fahrtrichtung einsehen. Erstere und letztere sind aber häufiger falsch als sie korrekt sind.
Weiter unten könnt ihr Benachrichtigungen zu eurer Reise aktivieren und deaktivieren. Ich würde zumindest die Änderungen immer aktiv lassen, da ihr sonst nicht über Verspätungen, Ausfälle oder andere Probleme informiert werdet. Unter dem Reiter “Weitere Aktionen” könnt ihr alternative Verbindungen suchen. Das ist hilfreich, wenn euer Zug verspätet ist und ihr den Anschluss nicht erreichen könnt. Der Button “Entschädigung beantragen” erlaubt es euch, bei mehr als 60 Minuten Verspätung am Zielort 25 Prozent des Ticketpreises zurückerstattet zu bekommen.
Der Teilen-Knopf oben links macht genau das, was er soll. Ihr könnt die Reise ganz normal teilen oder die Verbindung in den Kalender eintragen.
Reisen merken – Wofür eigentlich?
Das Merken von Reisen ist zum Beispiel dann sinnvoll, wenn ihr ein Deutschlandticket oder eine BahnCard 100 besitzt, aber trotzdem über Änderungen informiert werden möchtet. Auch nach der Buchung eines Flextickets kann es sinnvoll sein, sich mehrere Optionen zu merken und dann spontan eine auszuwählen.
Gemerkte Reisen können natürlich auch direkt über die entsprechende Schaltfläche gebucht werden. Das kleine Plus oben rechts ermöglicht den Import von über anderen Buchungssystemen erstandenen Reisen. Nutzt ihr dies, funktioniert der Komfort Check-In allerdings nicht.
Das Profil
Dieser Absatz wird ausnahmsweise eher kurz und bündig – viel ist hier nämlich nicht zu sehen. Ganz oben befinden sich die Details zu eurem Profil. Darunter könnt ihr die Zwei-Faktor-Authentifizierung aktivieren und euer Passwort ändern. Es folgen die hinterlegten Zahlungsmittel, eure Abos bei mit dem DB Navigator kompatiblen Verkehrsverbünden und Zeitkarten.
Darunter werden gegebenenfalls Details zu eurer BahnBonus Karte und zu eurer BahnCard angezeigt. Unter der Überschrift “Favoriten” könnt ihr Bahnhöfe festlegen, die in der Verbindungssuche immer ganz oben angezeigt werden sollen.
Ergänzende Apps – mehr aus eurer Bahnfahrt herausholen!
Der neue DB Navigator bietet bereits ein Kaleidoskop sinnvoller Features. Wenn ihr mehr wollt, könnt ihr zusätzlich noch andere Apps herunterladen. Eine Auswahl sinnvoller Anwendungen stelle ich euch jetzt vor.
DB Streckenagent
Der DB Streckenagent ist für Pendler hilfreich. Er erlaubt es euch, alle Verbindungen von einem definierten Startpunkt zu einem definierten Zielpunkt einfach und übersichtlich im Auge zu behalten.
DB Bahnhof Live
Diese App finde ich überaus sinnvoll. Sie zeigt euch einerseits alle Abfahrten und Ankünfte an einem Bahnhof an und liefert andererseits alle nötigen Infos, um sich am Bahnhof zurechtzufinden. Gibt es ein WC? Ist Gastronomie oder ein Supermarkt vorhanden? Welche Aufzüge sind derzeit in Betrieb? Und bei Bahnhöfen mit kompliziertem Aufbau besonders wichtig: Wie komme ich eigentlich von Gleis 2 zu Gleis 9?
Meiner Meinung nach sollten all diese Informationen im DB Navigator verfügbar sein und keine zusätzliche App erfordern. Aber so ist nun einmal der Status Quo und deswegen ist DB Bahnhof Live eine wichtige Ergänzung zum Navigator, die sich tatsächlich lohnt.
Wahrscheinlich ankommen
Diese App ist erst dieses Jahr erschienen – es handelt sich um eine Anwendung einiger Hobby-Entwickler. Hier könnt ihr nach eurer geplanten Verbindung suchen und erhaltet dann eine Auswertung der durchschnittlichen Pünktlichkeit oder Verspätung der jeweiligen Züge auf Basis historischer Verspätungsdaten. Eine tolle Idee, die vor allem für Gelegenheitsfahrer sehr hilfreich sein kann, um die Zuverlässigkeit einer Verbindung zu beurteilen.
Bahn Expert
Ehemals unter dem Namen Marudor bekannt liefert diese Web App eine Fülle an Informationen zu Bahnverbindungen. Ein besonders großer Vorteil ist die Anzeige der vorgesehenen Wagenreihung, die dann aber immer noch genau so oft falsch ist, wie im DB Navigator. Immerhin zeigt Bahn Expert die möglicherweise falsche Wagenreihung schon deutlich früher an, was zumindest theoretisch in Kombination mit der Fahrtrichtung die Reservierung eines Sitzplatzes explizit in oder gegen Fahrtrichtung ermöglicht.
Fazit
Wie ihr an der Länge dieses Artikels unschwer erkennen konntet, ist der DB Navigator zwar gar nicht mal so unübersichtlich und schwer zu erlernen, aber wirklich schwer zu meistern. Das habe auch ich bisher wahrscheinlich nicht und ich bin mir sicher, dass Bahn-Enthusiasten noch weitere Tipps und Tricks in den Kommentaren ergänzen können. Ebenfalls gerne in die Kommentare könnt ihr eure Fragen schreiben, die ich nach bestem Wissen und Gewissen beantworten möchte.
Unter dem Strich ist der DB Navigator – auch in der funktionsmäßig etwas abgespeckten neuen Variante – eine hervorragende App. Die Performance ist auf meinem Google Pixel 7 Pro ausgezeichnet, es gibt endlich einen Dark Mode und euch werden alle wichtigen Mittel zur Hand gegeben, um eine passende Bahnverbindung für eure Reise zu finden. Trotzdem hoffe ich natürlich auf eine stetige Weiterentwicklung.
Ganz zum Schluss noch ein kleiner Kommentar zu meinem autofreien Leben an sich. Mir gefällt’s! Ich habe einige pünktliche und wirklich sehr angenehme Fernverkehrsreisen hinter mir und besonders bei langen Strecken ist das Preisniveau mit keinem Auto auch nur annähernd erreichbar. Im April fahre ich für 20 Euro in der ersten Klasse nach Genf – allein die Spritkosten lägen beim Vierfachen dieses Preises. Andererseits war ich wegen eines Schienensuizids auch schon mal vier Stunden zu spät und die Oberleitungsstörung in München Anfang September habe ich auch in vollen Zügen – haha – genossen. Es gibt immer zwei Seiten einer Medaille.
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