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Project Treble – 4 Jahre Updates für Android Geräte!

Wer schon länger in der Android-Welt unterwegs ist, wird sich mit Sicherheit schon einmal über einen Punkt geärgert haben: Die meisten Android-Smartphones werden nach spätestens zwei Jahren nicht mehr mit Updates versorgt. Der Grund dafür ist denkbar einfach – es gibt extrem viele verschiedene Android-Geräte und UIs, die auf die neue Software angepasst werden müssen. Das macht es für die Hersteller sehr zeit- und kostenintensiv, Geräte langfristig mit Updates zu versorgen. Klar, mit Custom-ROMs kann man sich immer aushelfen (sofern der entsprechende Hersteller das erlaubt), doch das können (und machen) mittlerweile leider die Wenigsten. Im Gegensatz dazu steht Apple. Mit einer sehr kleinen Produktpalette hat es das Unternehmen vergleichsweise einfach und versorgt iPhones seit jeher mindestens vier Jahre lang mit Updates. Mit “Project Treble” sind die Entwickler des Android Open Source Project schon seit 2017 dabei, dieses Problem zu lösen und haben nun den nächsten Meilenstein erreicht. Was sich damit für uns Nutzer ändert und wie Treble funktioniert, erfahrt Ihr in diesem Artikel.

Google Project Treble 2

Was ist das Ziel von Treble?

Um zu verstehen, was die Android-Entwickler mit Treble überhaupt erreichen wollen, lohnt sich ein Blick darauf, wie die Update-Versorgung früher funktioniert hat:

Google Project Treble 3 1

In dieser Grafik von Google wird deutlich, dass an einem Software-Update nicht nur das Smartphone-Unternehmen beteiligt ist, das die Google Software installiert. Mindestens genauso wichtig sind die Entwickler der Prozessoren, wie Qualcomm oder MediaTek. Für jeden neuen SoC (System on a Chip) ist es deren Aufgabe, die unterste Programmebene (= den Low-Level-Code) bereitzustellen. Sie ist dafür verantwortlich, dass die Hardware überhaupt in der Lage ist, mit dem Betriebssystem zu arbeiten.

Dieser Low-Level-Code war bis 2017 direkt in das Framework eingearbeitet. Das Framework bezeichnet die Basis von Android, die jedes Jahr vom Android Open Source Project veröffentlicht wird und auf deren Grundlage die einzelnen Smartphone-Hersteller ihre Software entwickeln. Mit jedem Update mussten früher also zunächst die SoC-Entwickler das neue Framework einzeln an jeden einzelnen Chip anpassen. Daraus entstand dann ein “Support Package”, das an die Smartphone-Hersteller weitergegeben wurde. Diese konnten anschließend ihre spezifischen Anpassungen einarbeiten. Dazu gehören hauptsächlich die individuellen Oberflächen wie EMUI oder MIUI, aber auch Sonderfeatures. Nach einigen Tests wurde das Android-Update dann endlich an die Nutzer ausgespielt. Das Resultat kennen wir alle: Neue Android-Versionen kamen erst nach mehreren Monaten als OTA-Update auf unsere Geräte. Genau hier setzt Project Treble an: Das Ziel ist es, diesen Vorgang zu vereinfachen, damit die Smartphone-Hersteller Updates deutlich schneller bereitstellen können und gleichzeitig Entwicklungskosten sparen.

Wie funktioniert es?

Google Project Treble 6Stark vereinfacht kann man sich Project Treble so vorstellen, dass eine Schnittstelle geschaffen wurde, über die das Framework und der Low-Level-Code getrennt wird. Zusätzlich verspricht das Android Open Source Project, dass Frameworks nicht nur mit der aktuellen, sondern rückwirkend mit den letzten drei Low-Level-Codes eines Chips kompatibel sein werden. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass SoC-Entwickler keine neuen Codes für alte Chips schreiben müssen, wenn es eine neue Android-Version gibt. Stattdessen können die Smartphone-Hersteller direkt mit der Anpassung des Frameworks beginnen, also ihre eigene Oberfläche und Extra-Funktionen hinzufügen und so im Idealfall vier Jahre lang Updates bereitstellen (Im Jahr des Releases + drei weitere Jahre).

Diese standardisierte Schnittstelle heißt “Vendor Interface” und wird ab sofort von allen Entwicklern genutzt. Da sie in jeder Version gleich ist, kann der Low-Level-Code einfach 1 zu 1 im neuen Framework verwendet werden. Das kann man sich vorstellen wie eine Steckdose (=Framework) bei einer Renovierung – vielleicht hat sie danach eine andere Farbe oder ein anderes Design, der Stecker (=Low-Level-Code) wird aber noch immer hineinpassen.

Google Project Treble 7

In diesem Bild entspricht die “Vendor Implementation” dem “Low-Level-Code”.

Doch nicht nur für die SoC-Entwickler hat dieser Wechsel einen Vorteil. Da die Geräte-spezifischen Teile des Betriebssystems im Low-Level-Code enthalten sind, können die Smartphone-Produzenten das gleiche Framework für alle ihre Geräte nutzen. Das dürfte vor Allem den günstigen Smartphones zugutekommen. Bisher war es nicht wirtschaftlich, für günstige Geräte extra das Framework anzupassen, um ein Update bereitzustellen. Nun ist das aber nicht mehr nötig – das Framework muss einmal angepasst werden und kann anschließend für alle Geräte eines Herstellers genutzt werden, egal in welcher Preisklasse sie liegen (Vorausgesetzt, die Smartphones haben das gleiche User-Interface).

Wer sich intensiver mit der Thematik beschäftigen will, findet in den Quellen die Links direkt zum Google Blog.

Was ändert sich für uns?

Auch wenn die ganzen Neuerungen nach einem komplett neuen Ansatz klingen, ändert sich für uns als Verbraucher nicht besonders viel. Genauer gesagt sind die Änderungen, welche die Update-Geschwindigkeit und damit uns konkret betreffen, bereits mit Android 8 Oreo eingeführt worden. Viel zu merken war davon bisher nichts – die Dauer, bis Android 9 Pie ausgerollte wurde, nahm sogar zu. Deutlich schneller war der Wechsel zwischen 9 und 10, wie man in der folgenden Grafik sehen kann. Ob sich dieser Trend fortsetzt, lässt sich noch nicht beurteilen.

Google Project Treble 1

Ca. 100 Tage nach release von Android 10, nahm die Nutzerzahl massiv zu. Laut Google bekamen 82% der 667 Millionen* Android 10 Nutzer die Version über ein OTA-Update. (*Nutzerzahl Android 10 am Tag des Releases von Android 11)

Die Neuerungen von Project Treble, die dieses Jahr realisiert wurden, betreffen eher die Chip-Entwickler. Dort sorgen sie für weniger Arbeit und folglich weniger Kosten. Am Meisten darüber freuen dürfte sich wohl Qualcomm, denn Google hat Treble in Partnerschaft mit der amerikanischen Chip-Schmiede entwickelt und alle neuen Snapdragon-Chips werden in Zukunft davon profitieren. Den Anfang macht dabei der Snapdragon 888, der laut Google drei Android-Updates (also bis Android 14) und vier Jahre lang Sicherheitspatches unterstützen wird. Das erste Smartphone, das davon profitieren wird, ist das Xiaomi Mi 11. Alle Smartphone, die bald zumindest ein Update auf Android 11 erhalten werden, findet ihr in diesem Artikel.

Ob die Smartphone-Hersteller dieses Angebot auch nutzen werden, steht auf einem anderen Blatt. Die Motivation dazu dürfte sich in Grenzen halten, schließlich kaufen die Nutzer weniger neue Geräte, wenn es auf den Alten noch regelmäßig Updates gibt. Wenn sie es dennoch tun, können wir uns auf jeden Fall darauf einstellen, dass wir in den nächsten Jahren deutlich länger und schneller Updates bekommen werden. Das gilt nicht nur für die High-End Geräte, sondern auch für den niedrigeren Preisbereich.

Ferner dürfte es in Zukunft auch wieder mehr Custom-ROMs geben. Deren Entwicklung wurde in der Vergangenheit durch Treiber-Probleme deutlich eingeschränkt – ein Problem, das mit Treble wegfällt.

Quellen


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Jörg Fichl
Gast
Jörg Fichl (@guest_72554)
3 Jahre her

Das zugrundeliegende Problem ist der Linux-Kernel, der bei neuen Versionen zumindest eine erneute Kompilierung der Treiber, oft genug jedoch auch eine Anpassung erfordert. Treble ermöglicht nun, dass neuere Android-Versionen auch mit älteren Kernel und Treibern funktionieren. Toll, solange keine neuen Fähigkeiten des Kernels genutzt werden sollen und solange der Hersteller nur diese Treble Schnittstellen nutzt (und die Apps keinen Native Code verwenden, ist ein Problem für MIPS und Intel basierte Android-Geräte) Sinnvoller fände ich, wenn Fuchsia als Basis eingesetzt wird, mit der Möglichkeit, ältere binäre Treiber mit neuem Kernel zu verwenden, aber da scheint bei Google das Interesse zu fehlen… Weiterlesen »

saesch78
Gast
saesch78 (@guest_72505)
3 Jahre her

Den einzig wirklichen Nutzen sehe ich für die Costum Rom Community. Was ich sehr begrüße. Kam hier kam die Entwicklung in den letzten Jahren ja fast zum erliegen. Erinnere mich wehmütig an die Zeit zurück wo man ROM`s in zig verschiedenen Geschmacksrichtungen ausprobieren konnte. Für so ziemlich jedes Handy.
Wie im Artikel schon erwähnt denke ich auch das die meisten Hersteller sich da wenig drum scheren werden.
Leider.

Abdullah Bag
Gast
Abdullah Bag (@guest_72501)
3 Jahre her

Die Lösung ist eigentlich einfach. Wie Windows 10 aufhören neue Androide herauszubringen und nur mehr Updates drauflegen. Diese System-Politik von Android muss sich langsam ändern!!!!

hl44
Gast
hl44 (@guest_72494)
3 Jahre her

Vielen Dank für diesen Artikel über die Treble-Roms. Mein Alldocube X Neo (SD 660) läuft seit einigen Monaten mit einem dieser Roms (Android 10) und das sehr gut.

Hier nochmal die Bitte an chinahandys.net, bei den Testberichten doch auch darauf hinzuweisen, ob ein Gerät einen entsperrbaren Bootloader hat oder nicht, denn ohne diesen kann man auch kein anderes Rom installieren.

Shorty2020
Gast
Shorty2020 (@guest_72478)
3 Jahre her

Das ist doch heutzutage völlig egal ob ein Update nach drei Jahren noch kommt oder nicht, die Geräte sind technisch so veraltet, das siel spätestens nach 24 Monaten Elektromüll sind. Ich hab mit Oukitel und Doogee angefangen, da kann nur ein einziges Update und, oh man staune, das Gerät funktionierte auch nach 3 Jahren noch und ist mir nicht explodiert oder unbrauchbar geworden.
Also dieser Hype um monatliche Updates etc. ist so völlig überzogen. Man mag es nicht glauben, aber ein Smartphone geht auch ohne Updates des Herstellers über mehrere Jahre problemlos zu nutzen.

ajf
Gast
ajf (@guest_72485)
3 Jahre her
Antwort an  Shorty2020

Ich nutze momentan ein 4 Jahre altes Geraet, technisch ist das noch ok, nur leider ist es halt noch auf Android 6 mit security patch von April 2018… natuerlich kann man das noch verwenden, mach ich ja, aber eigentlich ist es natuerlich ein ziemliches Risiko. Wirklich gut fuehle ich mich nicht mehr mit einem dermassen veralteten System rum zu laufen… wenn es irgendein halbwegs attraktives Angebot auf dem Smartphonemarkt gaebe wuerde ich sofort upgraden…

Frank
Gast
Frank (@guest_72497)
3 Jahre her
Antwort an  ajf

Du kannst mal nachschauen ob dein gerät von lineageos unterstützt wird,
wenn ja hättest du wieder updates.

ajf
Gast
ajf (@guest_72504)
3 Jahre her
Antwort an  Frank

Ist ein Xiaomi Redmi 4 prime, gibt wohl irgendwelche Bastler custom roms, aber leider keinen offiziellen Linageos support. Da die Batterie auch langsam schwaecher wird, der Speicher langsam voll ist, und ich nach 4 Jahren auch mal ein kleinen Speedupgrade vertragen koennte, schaue ich eigentlich nach einem Nachfolger, und wollte jetzt nicht mehr die Zeit reinstecken da rumzufrickeln… gibt nur leider nichts was meinen Anspruechen genuegt 😉

Jürgen
Gast
Jürgen (@guest_72570)
3 Jahre her
Antwort an  ajf

Naja, da ich das Redmi 4 Prime selbst hatte, kann ich dir versichern, das so ziemlich jedes neuere Smartphone deinen Anspruch gerecht wird 🙂

ajf
Gast
ajf (@guest_72575)
3 Jahre her
Antwort an  Jürgen

Meine Kriterien fuer ein neues Telefon sind:

  • Full-HD screen
  • Sehr gute Akku Laufzeit
  • Maximal 72mm breit
  • Maximal 200g schwer
  • Mindestens 6GB/128GB
  • Maximal 300 Euro

Akku, Groesse und Preis so unter einen Hut zu bekommen, wie es das Redmi 4 prime vor vier Jahren geschafft hat scheint wirklich schwierig zu sein, insebsondere da die China-Handys den non-Phabelt Markt komplett verlassen zu haben scheinen.

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