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Braucht die Welt wirklich einen weiteren Mini-PC mit Intels Prozessoren der N-Reihe? Nun, in diesem Fall vielleicht – das vorliegende Gerät versucht zumindest, einige Unterschiede zu den gängigen Konkurrenzprodukten zu bieten. Beispiele hierfür sind das Display an der Front des kleinen Rechners und das leicht zugängliche Innere. Nach Eriks Ankündigung des Ouvis S1 im November 2023 wird jetzt der Praxistest zeigen, ob die Features einen echten Mehrwert bieten oder ob man statt des mittlerweile 210 € teuren Geräts eine günstigere Alternative vorziehen sollte.
Verpackung und Lieferumfang
Da es sich beim S1 um ein OEM-Gerät handelt, hält man sich auf der weißen Verpackung mit Markennamen zurück und nennt den Rechner schlicht “S1 Mini-PC”. Unter anderem steht der Rechner auch unter dem Namen Acemagic S1 zum Verkauf. Ouvis wird lediglich auf einem Sticker erwähnt, welcher an der Seite der Box prangt. Im Inneren liegt, geschützt durch einen Schaumstoff-Rahmen, das Gerät und unter diesem eine Pappschachtel mit dem zugehörigen EU-Netzteil, einem HDMI-Kabel sowie einem Standfuß, der magnetisch an der Unterseite des Rechners angebracht wird. Auf eine Schnellstart-Anleitung oder Garantie- und Sicherheitshinweise wird komplett verzichtet.
Design und Verarbeitung des Ouvis S1 Mini-PCs
Ein langweiliges Design kann man dem Ouvis S1 sicher nicht vorwerfen. Das kantige schwarze Gehäuse mit seinen grauen Elementen wirkt fast schon futuristisch. Nutzt man den Rechner im Hochformat, befindet sich der Einschaltknopf an der Oberseite. Dahinter befindet sich ein Lüftungsgitter. Die graue Platte links besitzt unten ein Fenster, durch welches bei gutem Licht der Arbeitsspeicher sichtbar ist. Zudem sitzen dort vier schmale Streifen aus Gummi zur liegenden Verwendung des Mini-PCs. Die Platte rechts dient lediglich der Optik. Vorne sitzt das bereits erwähnte LCD und darunter ein LED-Streifen, für den unterschiedliche Farbspiele eingestellt werden können.
Zudem ist die Vorderseite komplett in Hochglanzoptik gehalten und zieht Staub quasi magisch an. Auch wenn die Materialwahl durchweg auf Plastik gefallen ist, wirkt der S1 keinesfalls billig und die Verarbeitung ist ebenfalls ordentlich. Die Spaltmaße sind sauber und das Gehäuse des PCs zeigt sich Druck und Verwindungen gegenüber stabil. Etwas schade ist, dass der S1 nicht an VESA-Halterungen befestigt werden kann. Andererseits wären Display und LED-Streifen dann wohl in den meisten Fällen unnütz.
Viel zu oft sind Gehäuse von Mini-PCs nur leblose Kästen. Der S1 geht einen anderen Weg und sorgt mit seinem Display und dem LED-Streifen für ein Design, das eine optische Relevanz aufweist. Mir persönlich gefällt das erfrischend andere Aussehen des Mini-PCs.
Anschlüsse und Aufrüstung
Das schlechte vorweg: Leider besitzt der S1 keinen USB-C-Anschluss. Mit dieser Einschränkung sollten jedoch die meisten Nutzer leben können, da der Mini-PC diesen Umstand über seine anderen Ports kompensiert. An der Oberseite finden sich vier USB-A-Ports (2 x USB 2.0, 2 x USB 3.0) und an der Rückseite sind jeweils zwei HDMI 2.0- und LAN-Anschlüsse zu finden. Zudem sitzt dort ein Kensington-Lock, ein Klinkenanschluss und der Stromanschluss des S1. Insgesamt dürfte der Mini-PC damit für die meisten Einsatzzwecke ausreichend ausgestattet sein. Folgende Geschwindigkeiten wurden für die unterschiedlichen USB-Ports gemessen:
Die Platte an der linken Seite des Gehäuses sitzt lediglich magnetisch an ihrem Platz. Durch das Abnehmen dieser hat man einfachen Zugang zu den austauschbaren Komponenten des S1. Dabei handelt es sich jedoch lediglich um einen RAM-Riegel und zwei M.2-SSD-Slots. Von letzteren ist logischerweise bereits einer belegt. Der S1 unterstützt Datenträger mit einer Größe von bis zu 2TB, insgesamt sind also 4TB möglich. Der Prozessor samt Kühler befindet sich auf der Rückseite des Boards und ist deutlich schwerer zugänglich.
Display des Ouvis S1
Diese Kategorie ist bei Testberichten zu Mini-PCs unüblich, für diesen Artikel jedoch nötig. Das LC-Display des Ouvis S1 ist schließlich dessen Aushängeschild. Der 1,9 Zoll große Bildschirm ist ausreichend hell und zeigt standardmäßig Daten zu CPU, Lüfter und Arbeitsspeicher an. Neben diversen vordefinierten Designs hat man ebenfalls die Möglichkeit, eigene Designs zu erstellen. Hierbei können in der Software Bilder hochgeladen und die angezeigten Daten ausgewählt werden. Zudem ist es möglich, eigene Schriftzüge auf dem Display anzeigen zu lassen. Das alles kann man durchaus als Spielerei abtun. Allerdings ist die Anzeige definitiv ein Hingucker und kreativ Veranlagte wissen die Anpassungsmöglichkeiten sicher zu schätzen. Ist der S1 ausgeschaltet oder im Stand-by, bleibt das Display aktiv und zeigt die Uhrzeit an.
Leistung des Ouvis S1
Der verbaute Intel N95 ist auf Energieeffizienz ausgelegt, die Leistung spielt eine untergeordnete Rolle. Der Prozessor wird im 10nm-Prozess gefertigt und besitzt vier Kerne mit einer maximalen Taktrate von 3,40 GHz. Bildberechnungen übernimmt die integrierte Intel Xe-Grafikeinheit. Den N95 und den etwas anders konfigurierten Intel N100 kennen wir schon aus diversen Geräten wie dem T-Bao T8 Plus oder dem Blackview MP80. Eine flüssige Darstellung von Windows und alles, was man einem Office-PC abverlangen kann, stellt für den Chip kein Problem dar.
Geekbench SingleBeim Speichermedium des S1 handelt es sich um eine SATA III SSD. Diese ist mit ihrer Lese- und Schreibgeschwindigkeit von circa 500 MB/s zwar etwas träge, andererseits aber den übrigen Leistungsmerkmalen des Mini-PCs angemessen. Lediglich beim Verschieben oder Installieren großer Datenpakete merkt man, dass keine moderne PCIe-SSD im Inneren des Geräts steckt. Dafür ist der Speicherplatz mit 512GB großzügig bemessen.
System
Der Ouvis S1 wird mit aktiviertem Windows 11 Pro ausgeliefert. Gänzlich naturbelassen ist das System nicht, da Software für die Anpassung des LED-Streifens und des Displays benötigt wird. Letztere muss dauerhaft im Hintergrund aktiv sein, um die Anzeige auf dem kleinen LCD-Bildschirm aktuell zu halten und löst bei jedem (Neu-)Start des S1 eine Meldung der Windows-Sicherheit aus. Diese hat allerdings nur eine informative Funktion und ist unbedenklich. Wer den Mini-PC zurücksetzen will, kann sich die Software unter der Download-Seite von Acemagic wieder herunterladen. Dort findet sich auch eine genaue Anleitung zur Anpassung des Displays.
Konnektivität und Kommunikation
In Netzwerken ist der Ouvis S1 mit WiFi 5 unterwegs. Dabei reizt der Mini-PC die Bandbreite des 5-GHz-Netzwerks in meiner Wohnung mit 98 von 100 MBit/s fast vollständig aus. Über die 2,4-GHz-Frequenz ist das Gerät etwas langsamer unterwegs, für die Netzwerkauslastung in meiner Nachbarschaft sind 16 MBit/s durchschnittlich. Über Bluetooth funkt der S1 mit dem Standard 4.2. Dieser ist inzwischen etwas altmodisch, in der Praxis wurden jedoch mit Maus, Tastatur und Kopfhörern über den Testzeitraum keine Unterschiede zu aktuelleren Standards festgestellt.
Stromverbrauch und Kühlung
Das mitgelieferte Netzteil liefert 36 Watt Leistung. Diese reizt der Ouvis S1 längst nicht aus. Zum einen liegt das an der sparsamen Hardware, zum anderen wohl daran, dass man der CPU nur maximal 15 Watt Verbrauch zugesteht. Selbst in den beschwerlichsten Benchmarks lag der Gesamtverbrauch maximal bei 21 Watt. Bei moderaten Tätigkeiten sinkt die Leistungsaufnahme dann auf 13 bis 17 Watt. Der verbaute Lüfter arbeitet angenehm leise und ist meistens nicht zu hören. Und selbst unter Last muss man sich in einem stillen Raum befinden und genau hinhören, um das leise Rauschen überhaupt zu erahnen. Wer empfindlich auf derlei Geräusche reagiert, wird mit dem Ouvis S1 seine Freude haben.
Testergebnis
Es kommt nicht immer auf die inneren Werte an. Diese sind beim S1 nicht anders als bei vielen Konkurrenzmodellen. Vielmehr sticht der Rechner durch sein Aussehen aus der Masse heraus. Der Ouvis S1 ist ein Mini-PC, den man gerne während der Arbeit im Blickfeld hat. Neben dem besonderen Design liegt das tatsächlich auch am Display, allerdings weniger aufgrund der angezeigten Werte. Die eigentliche Besonderheit ist die Möglichkeit, den Rechner in gewissem Maß zu personalisieren. Wer bereits RGB-LEDs in seiner Peripherie verbaut hat, findet außerdem sicher Gefallen am LED-Streifen. Bedenkt man, dass der Mini-PC sich in seiner Leistungsklasse preislich nicht sonderlich von anderen Rechnern abhebt, nimmt man die Extras doch gerne mit. Damit können wir den Ouvis S1 für Nutzer, die nicht nur Wert auf Funktionalität, sondern auch auf Design legen, klar zum Kauf empfehlen.
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