Mobiles Bezahlen: Whatsapp Pay soll in sechs Monaten starten
Mobile Bezahldienste aller Art sprießen aus dem Boden und versuchen, ihre Nische zu finden. Google Pay und Apple Pay, die quasi eine kontaktlose VISA, Mastercard oder (im Fall von Apple Pay) AmEx ersetzen, sind dabei in vielen Ländern mittlerweile weit verbreitet. Nahezu die gesamte Konkurrenz wurde dabei aufgerieben.
Auch das Überweisen von Geld ist durch PayPal oder N26 Moneybeam einfacher und schneller geworden. Mit SEPA Instant gibt es dafür sogar einen Standard, den nutzt aber fast niemand. Während es also beim mobilen Bezahlen an der Kasse zwei quasi-monopolistische Konkurrenten gibt, ist beim Senden von Geld zwischen Privatpersonen noch Platz für neue Dienste und Ideen.
WeChat: das zentralisierte Dienste-Sammelsurium
In China gibt es mit WeChat einen Dienst, den fast jeder für fast alles benutzt. Über WeChat können Nachrichten geschrieben, Dates gefunden, Taxis bestellt und Gehälter ausbezahlt werden. Und auch die Überweisung von Nutzer zu Nutzer ist unkompliziert möglich. An die Basis von WeChat lassen sich ohne größeren Aufwand neue Module andocken und das Ökosystem so erweitern.
Zumindest einen kleinen Schritt in diese Richtung will wohl auch Facebook gehen. Facebook Pay, ein Dienst innerhalb des Facebook Messengers, ist in den USA bereits Ende 2019 gestartet und ermöglicht das unkomplizierte Überweisen von Geldbeträgen von Nutzer zu Nutzer. Abgebucht wird wahlweise von einer Kreditkarte oder dem verbundenen PayPal-Account.
Whatsapp Pay befindet sich in Indien bereits in einer Testphase
Facebook Pay war von Anfang an darauf ausgelegt, sowohl im Facebook Messenger, als auch in Whatsapp und in Instagram zu funktionieren. In den USA ist das Pilotprojekt im Facebook Messenger gestartet, in Indien hingegen ist der Dienst Whatsapp Pay bereits seit 2018 nutzbar.
Whatsapp Pay soll laut Facebook-Chef Mark Zuckerberg in ungefähr sechs Monaten in weiteren Märkten starten. Der “Hauptsitz” des Bezahldienstes befindet sich in London, was auf das Vereinigte Königreich als weiteren Markt hinweisen könnte. Ob Deutschland oder andere europäische Staaten mit dabei sein werden, ist derzeit unbekannt.
Neben dem Verschicken von Geld sind mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch andere Funktionen geplant. In Indien lassen sich beispielsweise schon QR-Codes erzeugen, mit denen Zahlungen angestoßen werden können (ähnlich wie Bluecode oder AliPay) und in Online-Shops lässt sich Whatsapp Pay dort wohl auch schon einbinden (ähnlich Google Pay oder PayPal Checkout). Das Problem für Facebook ist nämlich, dass sich mit dem Versenden von Geld unter Freunden kein Geld verdienen lässt – eine Ausweitung auf das Bezahlen in Läden und online scheint daher der logische nächste Schritt zu sein.
Und was ist mit Libra?
Das dürfte sich der eine oder andere, der ein bisschen tiefer in der Thematik “Mobile Payments” drin steckt, jetzt fragen. Denn Facebook Pay und all seine Derivate haben ausdrücklich nichts mit der Währung Libra zutun, an der Facebook als Initiator beteiligt ist.
Libra ist eine Kryptowährung, ähnlich wie Bitcoin also. Das riesige Problem von Bitcoin sind aber die enormen Kursschwankungen, was die Währung als tägliches Mittel zum Bezahlen definitiv ungeeignet macht. Libra will dagegen steuern, indem der Wert von Libra an einen Währungskorb gebunden und damit immer von der Weltwirtschaft abhängig ist. Das soll starke Kursschwankungen vermeiden.
Außerdem wurde das Konzept der Dezentralisierung, wie es bei Bitcoin zu finden ist, über den Haufen geworfen. Nur ausgewählte Anbieter dürfen sogenannte Wallets entwickeln und die Blockchain ist nicht öffentlich, sondern wird von der Libra Association verwaltet. Mitglied in diesem Verband sind unter anderem Facebook (indirekt über Calibra), Spotify, Uber und Coinbase.
Falls euch das Thema Libra interessiert, möchten wir euch dieses grandiose Video vom deutschsprachigen YouTube-Kanal Simplicissimus empfehlen:
Unsere Einschätzung
So, da sind wir wohl ein wenig vom Thema abgekommen. Whatsapp Pay soll demnächst also auch in weiteren Märkten starten und das Senden von Geld direkt im Messenger ermöglichen, wie es WeChat in China schon vormacht. Auch weitere Bezahlfunktionen werden in Zukunft mit Sicherheit in weiteren Märkten eingeführt werden. Der große Vorteil an WhatsApp Pay wäre letztendlich, dass fast jeder Handynutzer in Deutschland seine Bezahl-App dann schon installiert hat.
Prinzipiell finden wir es immer gut, wenn Vorgänge wie auch das Bezahlen “smart” gemacht werden. Aber das Vorbild WeChat zeigt, wie wenig sich solche zentralisierten Dienste um Datenschutz scheren. Und das könnte in Zukunft noch schlimmer und gefährlicher werden.
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