Für viele sind Beamer immer noch ein Produkt, bei dem es gilt: Man muss viel Geld ausgeben, um etwas Gescheites zu erhalten. Der aktuelle Markt ist allerdings voll mit günstigen Beamern, die teils mit unglaubwürdigen Helligkeitsangaben prahlen. Das ist auch der Grund, weshalb man dann auch durchaus brauchbare und interessante Produkte pauschal in diese Ecke schiebt, die da aber absolut nicht hingehören. Eine Ausnahme ist z.B. auch der Xming Q1 SE Beamer. Der kleine Beamer wirkt beim ersten Blick erst einmal nicht sehr verheißungsvoll, hat aber mehr auf dem Kasten, als man sich vorstellen mag.
Übrigens: Auf Chinahandys.net findet Ihr zahlreiche Testberichte zu Beamers, von günstig bis teuer. Hier geht’s zu unserer aktuellen Bestenliste.
Xming ist eine Modellreihe, die mit Xiaomi assoziiert ist. Grund dafür ist wahrscheinlich, dass der Hersteller beim Crowdfunding auf Xiaomi’s chinesischer Plattform Youpin teilgenommen hat. Wie sich der kleine Beamer hier in der Masse von günstigen Beamern schlägt und ob er einen Kauf wert ist, erfahrt ihr im Test.
Unboxing, Anschlüsse, Design & Verarbeitung
Der Lieferumfang ist einfach gehalten. Die Verpackung ist minimalistisch und außer den fehlenden AAA-Batterien für die Fernbedienung (FB) gibt es nichts zu beanstanden. Dabei liegt noch ein mehrsprachiges, umfangreiches und bebildertes Handbuch, ein Netzteil mit passendem EU-Kleingerätekabel und natürlich auch der Beamer. Der kleine Beamer sieht ästhetisch aus und fällt durch das geringe Gewicht von nur 1106g kaum zur Last, wenn man ihn mit im Gepäck hat. Die Fernbedienung ist übersichtlich gehalten und macht einen soliden Eindruck. Das 65W Netzteil ist ausreichend lang und macht ebenfalls einen wertigen Eindruck – sowohl vom Gehäuse her, als auch vonseiten der Kabelqualität.
Der Beamer selbst ist aus matt-weißem, glatten, stabilem Plastik verarbeitet, das einzig an den zwei Lautsprecheröffnungen an den beiden Seitenwänden ein wenig dünn ist. Auch wenn das Verhältnis von Xming und Xiaomi unklar ist: Der Beamer weist eindeutig die Designsprache von Xiaomi-Produkten auf.
Es befinden sich keine Schrauben an dem Beamer, die zum Öffnen des Gehäuses verwendet werden könnten. Die silber-gold verzierte Fokus-Rad an der Oberseite ist ausgezeichnet zu bedienen, nicht zu leicht und auch nicht zu schwergängig. Die goldene Akzentfarbe passt optisch perfekt zu dem goldenen Rahmen um die Linse, was für mich ein rundes und sehr gelungenes Design ergibt. Auf der Unterseite befindet sich ein 1/4“-Gewinde, um den Beamer an Halterungen zu befestigen. Meiner Einschätzung nach hätte es durchaus ein 3/8“-Gewinde sein dürfen, um den Beamer auf stabilere Halterungen zu schrauben. Ein passender Adapter wäre hier eine zu empfehlende Anschaffung, da die 1/4“-Standfüße doch oft sehr wackelig sind.
Ein schöner Rücken kann auch entzücken – und das schafft auch der Xming Q1 SE hervorragend. An der oberen Kante der Rückseite befinden sich leicht eingelassen der Power-Button, der sehr leichtgängig und gut zu bedienen ist, das Infrarotauge für die Fernbedienung, ein 3,5mm Kopfhöreranschluss, ein USB A (Input) Port, ein HDMI Anschluss und zu guter Letzt der DC Anschluss vom Netzteil. Alles ausreichend für das geplante Einsatzgebiet. Mein Fazit: alles top!
Bedienung Funktionen & System
Die Bedienung erfolgt alternativlos über die Fernbedienung, da sich auf dem Beamer selbst, außer dem Power-Button, keine weiteren Knöpfe mehr befinden. Die Bedienung ist einfach und flüssig. Die Eingaben auf der Fernbedienung werden schnell umgesetzt und auch die Hitbox der Infrarot-Eingaben ist großflächig.
Die Software bzw. das linuxbasierte Betriebssystem ist einfach und übersichtlich gehalten. Die Oberfläche des Xming Q1 SE ist spartanisch, aber ausreichend. Apps können nicht installiert werden und werden auch im vorinstalliertem System nicht verwendet. Die Einstellungsmöglichkeiten sind auch ausreichend, gut zu verstehen und leicht zu finden – auch dank der deutschen Menüsprache. Über USB kann man direkt seine Filme abspielen, allerdings kann es sein, dass man bei .mkv Dateien Probleme mit dem Ton bekommt, da der Beamer den H.265 Codec nicht unterstützt, der dort häufig verwendet wird. AVI oder MP4 mit anderem Codec werden allerdings problemlos abgespielt.
Die HDMI Schnittstelle wird man wohl am häufigsten verwenden und diese funktioniert auch einwandfrei und unterstützt Auflösungen bis 4K im Input. In Verbindung mit der Mi Box oder einem Fire/Chrome/Mi-Stick kann man sich hier ein kleines Heimkino mit bis zu 120“ schnell und praktisch aufbauen. Allerdings haben wir hier außer dem Kopfhöreranschluss keine weitere Möglichkeit, den Ton wieder auszugeben, abgesehen von den verbauten 2x3W Lautsprechern. Wer die eigene Heimanlage nutzen möchte, braucht dann ein HDMI Gerät mit separatem Audioausgang (z.B. Mi Box über Optical-Out).
Über das Fokus-Rad lässt sich die Schärfe einwandfrei einstellen und man kann hier laut Hersteller bis maximal 120“ Bilder und Videos in Full-HD-Auflösung genießen. Der geringste Abstand mit Fokus liegt bei ca. 110cm und ergibt eine Größe von ca. 35“ auch wenn im Datenblatt min. 40“ stehen.
Wenn man den Beamer über WiFi verbindet und mit einem weiteren Gerät im selben WLAN unterwegs ist, kann man auch über Screen Mirror den Bildschirm seines Tablets oder Handys auf den Beamer streamen. Die Streaming-Qualität ist in Ordnung, wenn auch nicht optimal um Filme zu sehen, da man immer wieder kurze Aussetzer hat. Android Streaming funktioniert super und auch immer – auch mit iOS klappt das ohne Probleme.
Leider gibt es keine Keystone-Korrektur, was durchaus schade ist. Der Beamer kann in allen möglichen Positionen betrieben werden, ob über Kopf oder seitwärts, hierbei muss im Menü nur die gewünschte Richtung geändert werden, was schnell funktioniert.
Schade finde ich die fehlenden OTA-Updates trotz vorhandener WLAN-Anbindung. Ein Update über USB geht theoretisch – ich habe aber noch keine Seite gefunden, wo man eine neue Firmware finden könnte.
Bild- & Tonqualität des Xming Q1 SE
Durch die Full-HD-Auflösung ist das Bildergebnis in optimaler Umgebung wirklich top. Unglaubliche 150 ANSI Lumen – wie in verschiedenen Shops geschrieben wird, sind jetzt nicht wirklich unglaublich, aber wenigstens ehrlich. Für 150€ ist das Bildergebnis super. Unschlagbar? – NEIN! Es gibt einige Anbieter, die bei gleichem Preis etwas mehr herausholen – siehe den WANBO T2 Max.
Auf einer Kontrastleinwand kann man das Bildergebnis des Xming Q1 SE unter Tageslicht etwas verbessern, muss sich dann aber auch der Nachteile bewusst sein, die diese Leinwand mit sich bringt (siehe Bildaufnahme schräg). Auf jeden Fall denke ich, dass jeder, der noch eine veraltete Vorstellung von Beamern und dessen Leistung hat – wie ich – hier ein kleines WOW-Erlebnis haben wird. Bei der Größe ein überhaupt brauchbares Bild zu erhalten, ist schon erstaunlich. Ich will nicht zu lange darauf eingehen, wie das Bild ist, wenn die Umgebung nicht passend ist, denn bei 150 ANSI Lumen muss man nicht vom Fach sein, um zu wissen, dass man hier kein Open-Air-Kino betreiben kann. Also gehe ich hier nur darauf ein, was der Kleine leistet, wenn er auf einem Platz spielt, wo die Schuhe passen.
- Hier zwei Beispielvideos, beide voll abgedunkelt und 100Zoll. 1. Video auf Raufaser, 2. Video mit Kontrastleinwand.
Das Bild ist trotz Full HD nicht so gestochen scharf, wie man es auf einem Fernseher erwarten kann und die Farben wirken auch leicht verwaschen. Trotzdem ist das Bild angenehm anzusehen und das bei jeder Größe. Das Bild ruckelt nicht und ist in optimaler Umgebung auch gut.
Dank der einfachen Bildanpassungen kann man je nach Wunsch den Kontrast und die Schärfe/Helligkeit ein wenig nachregeln. Die Standardeinstellung, alles bei 50%, ist aber in Ordnung und durch eine Kontrastleinwand erstaunlich farbenreich.
Auch die Tonqualität des Xming Q1 SE der 2 x 3W Speaker ist erstaunlich gut und klingt nicht blechern. Es klingt halt einfach, wie 6W klingen können… schwach, aber okay für den Preis und die geringe Leistung. Der Surround Modus ist allerdings ein absoluter Fail, den kann man auf keinen Fall benutzen. Einen Digital Out hätte ich dann hier hilfreicher gefunden, damit man ein digitales Surround Signal noch irgendwie weiterverarbeitet bekommt. Aber wie oben schon geschrieben, muss man dann zu einem passenden Zuspieler zurückgreifen, der über einen separaten, digitalen Tonausgang verfügt. Auch zum Spielen mit der Konsole ist der Beamer verwendbar. Fifa oder DOA liefen ruckelfrei und ohne spürbare Verzögerung.
Was bisher unbemerkt blieb, aber durchaus noch einen Satz verdient, ist die geringe Betriebslautstärke von unter 30dB. Zudem wird der Projektor nach längerer Nutzung auch „nur“ punktuell bis zu 45°C warm. Das geschlossene Gehäuseprinzip verhindert auch, dass Staub von außen in die Linse gelangen kann und somit keine (Verun-)Reinigung von innen nötig (möglich) ist.
Bild und Ton sind zufriedenstellend. Die fehlende Keystone-Korrektur zwingt allerdings den Nutzer auf eine sehr zentrale und auch relativ hohe Positionierung des Beamers. Leider ist das aber durchaus ein großer Nachteil, da der fast baugleiche, ebenfalls von uns getestete WANBO T2 Max diese besitzt und insgesamt wahrscheinlich dasselbe gute, wenn nicht sogar das bessere Bildergebnis (200 ANSI Lumen) liefert – bei gleichem Preis. Im Moment ist man mit dem T2 Max bei um die 150€ besser aufgehoben, auch wenn der Xming Q1 SE kein schlechter Beamer ist. Am Ende muss der Preis die Nachteile aufwiegen, um wieder ins Rennen zu kommen.
Testergebnis
Der Xming Q1 SE ist ein schöner, kleiner und praktischer Beamer für den Heimeinsatz oder für die kleine Kinosession für unterwegs. Es gibt viele Anwendungsgebiete für solch einen kleinen, lichtschwachen Beamer und ich kann diesen Beamer auch wirklich empfehlen. Das Bild ist schön, der Ton in Ordnung, die Baugröße sehr praktisch und die Bedienung einfach und zuverlässig. Mit einer günstigen Kontrastleinwand kann man die fehlende Lichtstärke ein wenig tunen, muss sich aber bewusst sein, dass das Bild in einer hellen Umgebung fast unsichtbar ist. In den Abendstunden oder in abgedunkelter Umgebung wird das Bild schon sehr viel besser und wirklich brauchbar für Film und Spiel. Die Schärfe kommt hier nicht an einen Fernseher heran, stört aber auch nicht wirklich beim Filmschauen. Bei dem aktuellen Preis rund um 150€ würde ich allerdings zum WANBO T2 Max raten. Hier bekommt ihr alle Features des Xming. Zudem hat der Konkurrent von Wanbo 50 ANSI Helligkeit mehr, eine Keystone-Korrektur und ein Interface mit Apps.
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