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Mit dem MG ZS EV bietet der chinesische E-Autobauer SAIC (Shanghai Automotive Industry Corporation) seit Mitte des Jahres einen preisgünstigen Elektro-SUV an. Überzeugen möchte man mit viel Ausstattung, einem Hauch von Luxus und natürlich einem attraktiven Preis. Als chinesische Verbrenner vor einigen Jahren nach Europa wollten, entpuppte sich das als klarer Reinfall. Aber bei Elektro-Autos könnte das ganz anders werden und ein Vorgeschmack auf das, was noch alles kommt, bietet der MG ZS EV. Die Markteintrittsstrategie lautet plump: Viel Auto für wenig Geld. Ob das klappen könnte und welche Erfahrungen ich in den letzten Wochen mit dem MG ZS EV gemacht habe, lest ihr in diesem ausführlichen Testbericht.
Unser Testwagen hat 17000km auf der Uhr und wurde uns vom Hersteller für diesen Testbericht für zwei Wochen zur Verfügung gestellt. Als Vergleich dient im Test ein Seat Mii electric, der seit Anfang des Jahres mein täglicher Begleiter ist. Mit der Zeit lernt man Vorteile und definitiv auch Nachteile der Elektromobilität kennen, dazu aber mehr im Laufe des Tests.
Einleitung
Immer mehr chinesische E-Autos wagen sich auf den deutschen Markt und die Marke MG mit dem Model ZS EV trifft unseren “chinahandys” Spirit wie kaum ein anderes Auto. Nicht alles funktioniert so, wie es eigentlich soll und das System ist voll mit Übersetzungsfehlern. Ungefähr so sah das auch vor 7 Jahren noch bei den einschlägigen China-Smartphones aus. Der MG ZS EV liefert im Gegenzug richtig viel Auto für den schmalen Geldbeutel. 33.990 Euro stehen vor dem Umweltbonus auf dem Preisschild. Nach dem Umweltbonus landet man bei 24.470€. Im Leasing zahlt man dann für wahlweise 24/48 Monate bei 10.000km pro Jahr nur 139€ im Monat. Ihr müsst das Auto selbstverständlich nicht selbst importieren, sondern einfach einen Partnerhändler in eurer Nähe aufsuchen. Die sind bereits ausreichend in Deutschland vorhanden.
Wer bei MG jetzt an englische Roadster denkt, der hat weit gefehlt. Die Markenrechte wurden bereits 2005 aufgekauft und SAIC nutzt lediglich den Namen MG für den Verkauf in Europa. In der Vergangenheit hatten einige chinesische Marken Probleme im Crashtest, der MG ZS EV holt hier aber volle 5 Sterne.
MG ZS EV im Videotest
Im Vergleich mit dem Aiways U5 und dem Seat Mii electric (VW Up / Scoda CityGo)
MG ZS EV | Aiways U5 | Seat Mii electric | |
Motorleistung | 105 kW/ 143PS / 353 Nm | 150 kw / 204 PS/ 310 Nm | 61 kW/ 84 PS / |
Fahrleistung | 0-60: 3.1 sek | 0-100: 7,5 sek | 0-50: 3.9 sek |
Akkukapazität / Reichweite | 44,5 kWh/ 263 km | 63 kWh/ 410km | 36,8 kWh/ 260km |
Verbrauch (WLTP) | 18,6 kWh/100km | 16,8kWh/100km | 14,4-14,9 kWh/100km |
Ladegeschwindigkeit Max | DC:104 min AC: 7.1 h | DC: 20-80% 35min AC: 7.38h 80% | DC:1 h 80% AC:4 h 80% |
Abmessungen | 4.314mm/ 1.809mm/ 1.644mm | 4.680 mm/ 1.870mm/ 1.700mm | 3.556 m/ 1.645mm/ 1.481mm/ |
Gewicht | 1.518kg | 1.720 kg | 1.235 kg |
Garantie | 7 Jahre/ 150 000km | 5 Jahre/ 150.000km / 75% Akku nach 5 Jahren oder 150.000 km | 8 Jahre auf Batterie/ 5 Jahre bzw. 100 000km |
Preis (ohne Umweltbonus) | 31.990€ | 37.695 | 20.650 € |
Noch ein paar Worte zu den beiden Ausstattungsvarianten des MG ZS EV. Wunderbar unkompliziert gibt es eine “Comfort” Version und eine “Luxury” Variante. Der Preisunterschied zwischen den beiden Modellen liegt gerade mal bei 2000€. Die persönlichen Highlights könnt ihr euch aus der Liste rechts heraussuchen, um euch den Aufpreis zu rechtfertigen. Die abklappbaren Außenspiegel, die Rückfahrkamera, der elektronisch verstellbare Fahrersitz und das Panorama-Schiebedach würden mich z.B. zur Luxury Variante greifen lassen. Für meine Freundin wäre außerdem die Sitzheizung absolut Pflicht und nicht verhandelbar ?. Verzichten könnte ich persönlich auf Kunstleder, aber eine Kombination von Ausstattungsmerkmalen ist hier nicht möglich.
Verarbeitung / Design / Innenraum
In 5 Farbvarianten (4 metallic Farben) ist der MG ZS EV erhältlich. Nicht aufpreispflichtig ist die Farbe Weiß, für Blau, Rot, Schwarz oder Cyan zahlt man 650€ Aufpreis. Unser Testwagen hatte die Farbe Blau und das gefällt mir persönlich ziemlich gut. Den Kühlergrill hat man sich von Mercedes geliehen und wie gut euch das Auto gefällt, müsst ihr letztendlich selbst entscheiden.
Dass man einen günstigen China-SUV fährt, das merkt jedenfalls niemand von außen und auch die Spaltmaße sind gleichmäßig. Der Innenraum ist jetzt nicht vergleichbar mit Premium-SUVs deutscher Hersteller, aber das muss er auch nicht sein. Das Kunstleder ist sauber verarbeitet, fühlt sich hochwertig an und die weißen Nähte sorgen für eine schöne Optik. Auch das Lenkrad, das Armaturenbrett und ein kleiner Teil der Türen ist mit dem Leder und den entsprechenden Nähten überzogen. Die Türgriffe im Innenraum bestehen leider auch nur aus Kunststoff, wodurch hier der hochwertige Eindruck etwas leidet.
Mit Abmessungen von 4,31 x 1,81 x 1,64 Meter (l x b x h) ist der MG ZS EV nicht nur äußerlich riesig. Auch im Innenraum habe ich mit meiner Körpergröße von 1,87m genügend Platz als Fahrer und sogar auf den hinteren Sitzen. Die Rückbank kann getrennt umgeklappt werden und erweitern den Kofferraum von 395 Liter auf bis zu 1290 l. So passt z.B. eine Tischplatte mit 150 x 90 cm exakt in den umgeklappten Kofferraum. Auch beim Großeinkauf ist man mit dem SUV bestens gerüstet. Der gesamte Kofferraum ist mit einem Filz ausgekleidet und unter einer Klappe findet das Ladekabel für AC-Laden und das Kabel für die Steckdose ihren Platz. Kopfstützen auf der Rückbank gibt es nur für 2 Personen, mit 3 erwachsenen Personen ist es hinten dann aber ohnehin ziemlich eng. Das Panorama-Schiebedach ist für die hinteren Passagiere natürlich ein kleines Highlight am Fahrzeug. Ansonsten gibt es hinten noch einen USB-A-Anschluss.
Nochmal zur Sitzposition als Fahrer, denn hier kann man den Sitz in der “Luxury” Variante elektronisch und minuziös einstellen. Das Lenkrad lässt sich hingegen nur nach oben und unten und nicht nach vorne und hinten verstellen.
Meine Erfahrungen im Alltag – Vergleich mit meinem Seat Mii electric
Für die Stadt irgendwie unpraktisch ist die schiere Größe des E-Autos. Mit meinem Seat Mii electric komme ich in jede Parklücke, mit dem MG ZS EV muss man auch mal länger suchen. Dafür hilft hier die exzellente Rückkamera mit Sensoren beim Einparken, vorne gibt es allerdings gar keine Parkhilfe. Auch die automatisch einklappbaren Außenspiegel sind natürlich praktisch beim Parken am Straßenrand. Dieses Feature gibt es nur bei der Luxury Variante. Am meisten punktet der MG ZS EV beim Platzangebot, denn das ist ein ganz anderes. Mein Seat hat zwar 4 Türen, aber der Großeinkauf oder Fahrten mit der vierköpfigen Familie sind kaum möglich. Man bewegt sich mit dem ZS EV einfach komfortabler fort und alleine die Federung ist bei mir in Würzburg ein großer Vorteil. Mit meinem Mi electric hoppel ich über die teilweise schlechten Straßen, mit dem MG war das deutlich angenehmer.
Im Vergleich zu meinem Mi electric hatte ich auch an vielen Supermärkten einen klaren Vorteil. Während mein Mi electric auf 3,6KW Laden bei AC-Lader beschränkt ist, geht es mit dem MG ZS EV fast doppelt so schnell. Mein Vater belächelt das mit seinem E-Smart und seinen 20 kW dennoch. Ich würde mir ehrlich gesagt niemals einen SUV für den reinen Stadtverkehr kaufen. Aber wer etwas außerhalb wohnt und möglichst bequem zur Arbeit fahren will und ggf. auch noch Familie und Kinder mitnehmen will, den kann ich nach den 2 Wochen auch irgendwie verstehen.
Bedienung und Multimedia
Beginnen wir hier mit der allgemeinen Bedienung und der Grundausstattung. Über ein edel anmutendes Kunstoffdrehrad wird D (Drive), N (Neutral) oder R (Rear) eingeschaltet. Mit einem Druck auf das Rad landet man in P (Park). Das ist einfach und intuitiv gestaltet. Darüber befinden sich 3 Kippschalter, die folgende Funktionen haben:
- “Mode” wechselt durch die 3 Fahrmodi Sport, Normal und Eco
- “Kers” steuert die gewünschte Rekuperation in 3 Stufen
- “Battery” sorgt für eine Anzeige der Restreichweite auf dem Armaturenbrett
Darunter befindet sich dann noch die elektronische Parkbremse und die Auto-Hold Funktion. Hält man die Bremse gedrückt und betätigt den Start/Stopp-Knopf, wird die Handbremse automatisch gelöst. Genauso wird beim Ausschalten des MG ZS EV automatisch P eingestellt und die Handbremse festgestellt.
Direkt unter dem 8 Zoll großen Touchscreen befindet sich der Home-Button, der in einen Drehregler für die Lautstärke integriert ist. Über zwei Tasten links und rechts zum Drehrad lässt sich die Zuspiel-Quelle für Musik wählen, ein Lied Vor- oder Zurück steuern und Mute-Funktion ist möglich. Nochmals abgesetzt und etwas tiefer befindet sich die Steuerung für die Klimaanlage. In Deutschland gehört eine sogenannte Klimaautomatik (Einstellen einer gewünschten Temperatur – teilweise sogar mit Zonen) eigentlich zum Standard. Der MG ZS EV hat hier lediglich zwei Drehregler, einmal für die Temperatur und einmal für die Belüftungsstärke zur Auswahl. Die Klimaanlage wird über die Schneeflocke aktiviert und die bekannte Steuerung für Heckscheibe, Frontscheibe, Füße oder Front ist natürlich auch mit dabei. Hier befindet sich auch die Sitzheizung für den Fahrer und Beifahrer (nur bei Luxury verfügbar).
Links neben dem Lenkrad lassen sich die Höhe der Halogenstrahler einstellen und die Seitenspiegel elektrisch verstellen. Etwas unterhalb befindet sich der Schalter, um den Motorraum zu öffnen. An der Fahrertür befinden sich 4 Schalter für die Fensterheber, wobei nur die Fahrerseite eine sogenannte Komfortfunktion unterstützt. Durch einmal “Durch”-drücken kann man das Fenster komplett schließen oder sich komplett öffnen lassen. Das ist leider nur für den Fahrer möglich. Automatische Verriegelung bei Abfahrt gehört auch zur Standardausstattung und manuell ver- oder entriegelt wird neben dem Türgriff auf der Fahrerseite.
Das Multifunktionslenkrad und Hebel
Direkt auf dem Lenkrad lassen sich links die Musik und das Smartphone steuern. Rechts navigiert man hingegen durch das kleine Display innerhalb des Armaturenbrett. Der Stern-Button kann mit 3 unterschiedlichen Funktionen belegt werden.
Rechts am Lenkrad befindet sich wie üblich der Hebel für die Steuerung der Scheibenwischer. Links ist der Hebel für den Blinker und die Lichtsteuerung untergebracht. Zusätzlich ist ein blauer Knopf außen am Hebel angebracht, um den Spurhalteassistenten zu aktivieren bzw. zu deaktivieren. Darunter befindet sich dann nochmals ein kleiner Hebel für die Steuerung von ACC und Tempomat. Dazu gleich mehr unter Assistenzsysteme. Grundsätzlich machen sämtliche Hebel und Tasten genau das, was sie auch sollen.
Bedienung in der Praxis
Das kleine Display im Armaturenbrett lässt sich mittels Lenkrad problemlos während der Fahrt bedienen. Gleiches gilt für den Tempomat (ACC) Hebel links unten. Die Geschwindigkeit ist okay und alles wird zeitnah umgesetzt. Eine Katastrophe ist hingegen das große Touchdisplay, zumindest so lange man nicht auf Android-Auto oder Apple Carplay zurückgreift. Ich habe im Test nur Android-Auto genutzt und es war konstant und flüssig nutzbar. Einige Einstellungen muss man am Fahrzeug jedoch vornehmen und das System ist einfach richtig langsam. Es ist jetzt auch nicht so, als würde sich die gesamte Autoindustrie hier mit Ruhm bekleckern. Aber das System des MG ZS EV war zeitweise gar nicht mehr ansprechbar für 10-20 Sekunden. In anderen Momenten macht es dann mit etwas Verzögerung das, was man möchte. Als Technik-Fan und Handytester sind solch träge Systeme für mich nicht nachvollziehbar. Ein anständiges Display und ein halbwegs leistungsstarker Prozessor kosten jetzt wirklich nicht die Welt. Hier hätte der China Hersteller sich deutlich von der Konkurrenz ablösen können, so bleibt es bei den gewohnt trägen Systemen, die wir auch von deutschen Mittelklasse-Autos gewohnt sind.
Die Helligkeit und Auflösung des Displays sind erträglich, wobei man auch bei starkem Sonnenschein noch alles erkennen kann. Der USB-Anschluss für Android Auto befindet sich übrigens unterhalb der Mittelkonsole in einem Fach mit zusätzlichem Stauraum.
Fahreigenschaften und Assistenzsysteme
Der 105 kW (143 PS) starke Elektromotor schiebt den 1,5 Tonnen schweren MG ZS EV druckvoll nach vorne. Dafür sorgen auch die ordentlichen 353 Nm Drehmoment an der Vorderachse (Frontantrieb), die sofort mit dem Fuß auf dem Pedal zur Verfügung stehen. Die Geschwindigkeit ist auf 140 km/h abgeriegelt (auf meinem Tacho standen fast 160), ab da würde der Verbrauch ohnehin explodieren. Von 0 auf 50 km/h gehen vergehen laut Hersteller 3,1 Sekunden und von 0 auf 100 km/h sind es 8,2 Sekunden. Für das ein oder andere Überholmanöver ist man also bestens gerüstet. Der MG ZS EV liegt insbesondere für einen SUV sportlich auf der Straße, gewährleistet aber einen hohen Fahrkomfort. Auch auf kurvigen Landstraßen liegt der Elektro-SUV sicher in der Kurve und neigt sich kaum nach außen. Das Ansprechverhalten des Motors und die allgemeine Straßenlage sind hervorragend und das Auto mit 143 PS in keiner Weise untermotorisiert.
An Sicherheitsfeatures ist eigentlich alles mit dabei, was man von modernen Autos gewöhnt ist und was man speziell beim Elektroauto benötigt. Der Seitenaufprallsensor sorgt z.B. für eine sofortige Abschaltung des Hochvoltsystems des MG ZS EV bei einer Kollision. Mit dabei sind außerdem ABS, ESP und EBA für sicheres Bremsen. Alarmanlage, Wegfahrsperre, Notrufsystem, Berganfahrhilfe, Bremshalteautomatik und eine TPM-Reifendrucküberwachung gehören auch zur Serienausstattung. Lediglich der Regensensor für die automatische Steuerung der Scheibenwischanlage ist nur in der “Luxury” Variante vorhanden. Auch die sicherheitsrelevanten Airbags (Kopf/Schulter, Front und Seite) für Fahrer und Beifahrer sind immer mit dabei.
Für nochmals mehr Sicherheit im Straßenverkehr sorgt eine ganze Armada an Assistenzsystemen, die teilweise den Fahrspaß aber auch etwas trüben. Beginnen wir mit dem ACC, das automatisch den gewünschten Abstand (es stehen 3 Stufen zur Verfügung) zum Voranfahrenden Auto einhält. Auf der Landstraße und der Autobahn funktioniert das wirklich problemlos und erleichtert das Autofahren mit Tempomat enorm. In der Stadt hingegen sorgte das System hingegen für teilweise zu späte Bremsmanöver und waghalsige Beschleunigungsvorgänge, nach dem Stillstand an der Ampel. Im Stadtverkehr sollte man mit dem MG ZS EV also in jedem Fall selbst bremsen und selbst Gas geben. Letztendlich auch nichts so ungewöhnliches.
Lediglich in der Luxury Variante des ZS EV mit dabei sind der Totwinkelassistent, die Querverkehrswarnung und der Spurwechselassistent. Mit erstgenanntem sieht man in beiden Außenspiegel immer deutlich, falls ein Fahrzeug sich im toten Winkel befindet. Ein hervorragendes Feature, das im Test auch keinerlei Probleme machte. Auch die Querverkehrswarnung habe ich wirklich schätzen gelernt, da die Übersicht aus dem MG ZS EV nach hinten und zur Seite wirklich schlecht ist. Beim Rückwärtsausparken wird man so kurz mit einem Piepen gewarnt, wenn sich ein Fahrzeug nähert. Zum Spurwechselassistenten kommen wir gleich, denn der steht im direkten Zusammenhang mit dem Spurhalteassistenten.
Der Spurhalteassistent ist wiederum Serie und kann in 3 Erkennungsstufen konfiguriert werden. Das große Problem ist die Stärke, mit der das System eingreift. Die automatische Lenkbewegung wird eingeleitet, sobald man sich einer weißen Linie nähert. Danach ist man jedenfalls wieder wach und voll konzentriert. Aber es passiert in der Praxis einfach viel zu oft, der Lenkeingriff ist zu stark und in den meisten Fällen auch zu früh. Davon abgesehen ist dieser Eingriff bei Baustellen mit gelben Spurlinien auch wirklich gefährlich. Diese Erfahrung musste ich auch schon mit meinem Seat Mii electric machen. Der hat ebenfalls einen ungenügenden Spurhalteassistenten, aber der springt immerhin nicht so unfassbar oft an. Also hier ist meine einfache Empfehlung, schaltet das Teil einfach aus. So semi-gut funktioniert die Fernlichtautomatik. Auf der Landstraße klappt das mit den Halogenstrahlern noch ganz zufriedenstellend, aber muss bei jeder Autobahnfahrt auf jeden Fall deaktiviert werden. Bereits auf der Auffahrt zur Autobahn wird einfach mal wild das Fernlicht eingeschaltet. Eine simple Lichtautomatik ist natürlich ebenfalls Serie. Auch die Auffahrwarnung bzw. der Notbremsassistent sind hier mit an Bord. Eine Verkehrsschildererkennung gibt es auf dem Papier auch, in der Praxis erkennt der MG ZS EV aber höchstens jedes dritte Tempolimit.
Mit den ganzen Features an Bord und etwas höher sitzend in einem SUV fühlt man sich letztendlich auch sicherer, als in einem Kleinwagen. Wer dieses Gefühl von Sicherheit beim Autofahren mag, ist mit dem MG ZS EV flott und sicher in der Stadt oder auf dem Land unterwegs. Längere Autobahnfahrten sind auch vorstellbar, grundsätzlich mit den häufigen Ladestopps aber definitiv nicht das Revier des Elektrofahrzeugs. Das Platzangebot, der Fahrspaß und die solide Motorisierung konnten mich im Test definitiv überzeugen.
Ladeleistung und Verbrauch
Der serienmäßige Schnellladeanschluss (CCS) befindet sich vorne am Auto. Das ist in den meisten Fällen definitiv praktisch, da man einfach vorwärts an der Ladesäule einparken kann. Ein kurzer Druck auf das MG Logo und man erhält Zugriff auf den Ladeanschluss. Dafür müssen dann noch die beiden Gummikappen von den Anschlüssen gelöst werden und schon kann man mit einem AC oder CCS Kabel loslegen.
Im Lieferumfang sind ein AC Kabel für die Ladestation und für die Steckdose enthalten. Über AC erreicht der MG ZS EV eine Ladegeschwindigkeit von 7kW und über DC (CCS) sind in der Spitze 72kW möglich. Eher unpraktisch ist, dass der China SUV am Typ-2 Stecker (AC) nur lädt, wenn das Auto verschlossen ist. Beim Schnellladen mit CCS startet der Ladevorgang auch, wenn das Auto offen ist. Mit 10% Akku zeigt der MG ZS EV eine Reichweite von 25 km an und es wird Zeit eine Ladestation aufzusuchen (hier wird dann auch die Leistung reduziert). Ab 50km Restreichweite gibt es eine Benachrichtigung. Die Akkuangabe im Prozent gibt es übrigens nur beim Ladevorgang oder an einer modernen Ladestation. Ansonsten zeigt der MG ZS EV nur die Restreichweite und den Ladestand in 12,5% Schritten mittels LEDs im Armaturenbrett. Der Ladevorgang an einem Hypercharger im Detail:
In der Praxis ist man in den meisten Situationen also sehr weit von den 85kW (die gibt der Hersteller an) in der Spitze entfernt. Von 30 auf 50% Akku sind es gerade mal 52 kW im Durchschnitt. Damit lädt man in 7 Minuten knapp 6,2 kWh nach (knapp 40km Reichweite). Bis 80% reduziert sich die Ladegeschwindigkeit weiter auf 38 kW im Durchschnitt und über 83% sind es dann lediglich 15-18 kW. Wenn man längere Strecken zurücklegen will, sollte man entsprechend immer bei 10-20% bei einer Schnellladesäule landen. Von 10 bis 80% dauert ein Ladevorgang effektiv 35 Minuten. Dann landen 29 kWh im Akku und man kommt auf der Autobahn nochmal 150km weit. In der Stadt wird man wohl eher selten Schnellladen, dort schafft man mit 29 kWh knapp 180km. Vollgeladen kommt man mit dem MG ZS EV knapp 250km weit, wobei man dann auch stehen bleibt und abgeschleppt werden muss ?. Ich würde schätzen, dass im normalen Deutschland-Winter davon knapp 170km übrig bleiben. Bei 10% sollte man sich immer bei der Ladestation einfinden. Im Stadt und auf dem Land lag der Verbrauch des MG ZS EV bei knapp 16 kWh pro 100km. Auf der Autobahn bei 120-130 km/h werden daraus schnell 18 kWh pro 100km. Auch an der stinknormalen Haushaltssteckdose kann man den MG ZS EV betanken, dabei dauert ein vollständiger Ladevorgang nur 12 Stunden. An der Wallbox und am AC-Lader sind es entsprechend 7-8 Stunden. Wer die Möglichkeit hat zu Hause zu laden, sollte das auch tun. Die Preise an den Ladesäulen haben sich in den letzten Monaten (im Durchschnitt) deutlich erhöht und wer z.B. noch Solar auf dem Dach hat, der landet mit dem Elektroauto bei unglaublich günstigen Preisen.
Für Neulinge in der Elektromobilität noch ein paar Gedanken, die auf meinen Erfahrungen basieren. Ladesäulen und Ladestationen sind nicht vergleichbar mit Tankstellen. Seit Anfang des Jahres nutze ich im Stadtverkehr in Würzburg einen Seat Mii electric und lade fast ausschließlich an öffentlichen Ladesäulen. Von Verbrennern oder Hybrids zugeparkte Ladesäulen sind absolut keine Seltenheit. Auch sind die Stationen gerne mal mehrere Tage außer Betrieb. Man sollte also stets genügend Saft (25km) für Ausweichmöglichkeiten parat haben. Für meine Nutzung ist die mit Abstand günstigste Variante das Laden über die Steckdose zu Hause, denn mein Seat Mii Electric steht über den Tag verteilt locker 10-15 Stunden vor der Garage.
Meine Empfehlung: Lasst euch nicht von den ganzen Ladeleistungen und Unterschiede bei den E-Autos verrückt machen. Überlegt euch einfach, was Ihr für Strecken zurücklegt und wie viel euer Auto ohnehin zu Hause rumsteht. Dann könnt ihr auch mit eurem E-Auto definitiv glücklich werden. Das Laden bei einem Elektroauto ist ein sehr individuelles Thema, das man nicht verallgemeinern sollte. Mein Vater hat z.B. einen E-Smart und lädt seit einem Jahr ausschließlich kostenlos an Supermärkten. Der E-Smart zieht 20kW am AC-Lader und ist damit deutlich schneller als mein Seat Mi electric oder der MG ZS EV.
E-Auto kaufen oder leasen
Auch wenn der Autokauf in den Knochen der Deutschen verankert ist, gibt es heutzutage einfach zu viele Gründe, die für ein Leasing bei einem Neuwagen sprechen. Insbesondere bei Elektroautos kann man den Wertverlust nach einigen Jahren nicht einschätzen. Beim Leasing hingegen kennt man seine effektiven Kosten und wenn man sorgsam mit seinem Fahrzeug umgeht, gibt es auch bei der Rückgabe keine bösen Überraschungen. MG punktet hier ohne versteckte Kosten und berechnet keine Auslieferungs- oder Zulassungskosten. Den MG ZS EV bekommt man so im Privatkundenleasing (Kilometerleasing mit 10000km / Jahr) für 139€ monatlich. Die Anzahlung von 6000€ leistet man bei allen E-Auto Leasingangeboten, bekommt die aber innerhalb von 2 Monaten vom Staat in Form der Umweltprämie zurückerstattet. So landet man dann über 2 Jahre bei 3336€ für den MG ZS EV. Zusätzlich fallen noch Kosten für die Versicherung und ggf. für einen Service in diesem Zeitraum an.
Testergebnis
Der chinesische Elektro-SUV MG ZS EV kann im Test mit einer stabilen Straßenlage, hohem Komfort und einer ansprechenden Motorisierung punkten. Die vielen Assistenzsysteme sorgen für eine hohe Sicherheit bei den Insassen und auch für Fußgänger ist gesorgt. Das Platzangebot im Innenraum ist groß und die Verarbeitung ist Innen und Außen grundsolide. Die geringe Reichweite macht den MG ZS EV irgendwie zum Stadt-Auto, wobei man mit der schnellen Ladegeschwindigkeit auch mal 300-400km Strecken zurücklegen kann. Ein Langstreckenauto ist der ZS EV aber definitiv nicht. Das System ist zickig und übersät mit Englisch und Übersetzungsfehlern, andererseits ist aber auch Android-Auto und Apple Carplay mit an Bord. Wirklich gestört haben mich im Test die Halogenscheinwerfer, die eingeschränkte Rundumsicht (insbesondere nach hinten) und die einfache Klimaanlage. Außerdem ist der Eingriff des Spurhalteassistenten auf jeder Stufe zu brachial. Wer mit diesen Punkten leben kann oder sich mit der Rückfahrkamera über die schlechte Sicht hinwegtröstet, der sollte sich den MG ZS EV definitiv einmal genauer anschauen. Der Preis ist heiß und es wird wohl nicht mehr lange dauern, bis wir so einige chinesische Autos auf unseren Straßen haben. Der MG ZS EV ist kein Versuchsobjekt, sondern ein ernstzunehmendes KFZ.
Das war es dann also, der erste Autotest auf www.chinahandys.net. Ich hoffe, ich konnte euch in meinem 2-wöchigen Praxistest das Fahrzeug etwas näher bringen. Letztendlich müsst ihr selbst entscheiden, welche Fahrzeuggröße ihr braucht und was euch besonders wichtig ist. Wenn euch das Autotest-Format so gefallen hat, dann stimmt einfach in der Umfrage mit “Mehr davon!”. Wenn ihr mir Anonym noch einen Tipp geben wollt, dann ab ins freie Eingabefeld damit. Ansonsten freu ich mich auf eure öffentlichen Kommentare mit Kritik, Anregungen und bin gespannt darauf, wie “geil” und “billig” eure Fahrzeuge so sind ?.
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Interessanter Test, gerne mehr davon. Fahre seit zwei Monaten einen eUp! und aus der geplanten Verwendung als Zweitwagen meiner Frau ist er mittlerweile zum Erstwagen geworden, da alle Wege (Einkaufen, Arbeitsweg, Pendelstrecken zum Sport etc) mit Ausnahme größerer Reisen jetzt bevorzugt damit zurückgelegt werden. Laden über PV aufm Dach (zumindest im Sommer), so dass wir aktuell bei nem Preis von 1,20€/100km liegen und im Winter beim Laden über Steckdose bei unter 5€/100km landen werden. Also gerne weitere Tests z.B. von E-Kombis, die dann vielleicht auf Dauer die doch weit verbreiteten Diesel-Kombis ersetzen können, zumindest in unserem Fall ist das nicht… Weiterlesen »
würde mir für die Kohle nen 1 oder 2 Jahre vielleicht 3 Jahre alten BMW i3 holen als i3s mit größten Akku und voller Austattung, bringt auf jeden Fall mehr Fahrspass, genauso kompakt für die Stadt und vom jetzigen Zeitpunkt her sind Service / Betreuungsmöglichkeiten durch das BMW Händlernetz doch besser….
in Chinasmartphone schick ich halt ein wenns defekt ist aber ein China Auto?
Früher fand ich den i3 auch hässlich mittlerweile finde ich den aber cool
Sehe ich das richtig das ihr für den Test bezahlt wurdet von dem Anbieter? Kann man das dann überhaupt noch Test nennen?
Wir haben lediglich das Auto zur Verfügung gestellt bekommen. Lg
Habe ich das richtig gelesen? Ein E-Auto Bj. 2021 mit Halogenscheinwerfern?
Habe ich das richtig gelesen? Ist das eine Frage von dir? ?
Beste Grüße
Jonas
Das war eine Fangfrage von ihm ?
Ich hatte das Vergnügen das Fahrzeug und Jonas während seines Test zu sehen und durfte ein Stückchen mitfahren. Insgesamt ist es recht beeindruckend, das panoramadach macht als Beifahrer oder auf der hinteren Bank erst so richtig Spaß.
Preislich sogar noch günstiger gibt es allerdings auch Alternativen mit soliderem Händlernetz, wie den Hyundai Kona oder Mazdas MX-30
Servus Kai,
also das mit dem Händlernetz mag ja stimmen. Aber ein Mazda MX-30 liegt für Privatkunden im Normalfall um die 180€ + Bereitstellung und Zulassungskosten mit fast 800€. Der Kona wurde auch überrannt und das günstigere Angebot darfst du gerne durchschicken :). Dazu kommen bei diesen Autos auch Lieferzeiten von 4 bis 6 Monaten.
Beste Grüße
Jonas
Ja Mazda ist teuer. Aber die Lieferzeiten sind bei aiways auch nicht besser, es geht sogar soweit das du erst nach der Bestellung erfährst wann dein Fahrzeug eventuell geliefert wird und Bereitstellungskosten sind auch nicht 0€.
Einfach Mal dass Aiways Forum durchstöbern.
Software von Hyundai ist jedenfalls um Welten besser als das von Aiways. Und da hilft es wenig zu hören dass kommt (vielleicht) irgendwann noch.