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Mit dem tragbaren Anny 8 Lautsprecher von LD Systems haben wir heute nicht nur einen neuen Anbieter im Test, sondern auch eine etwas andere Art Lautsprechersystem als üblich. Im Kern ist der Anny 8 zwar auch ein Bluetooth-Speaker, der Fokus geht aber eher Richtung semiprofessionellen Einsatz. Dazu gehören etwa mischbare Eingänge, ordentliche Leistung und Mikrofon Anschlüsse.
Vorwort
Die Firma LD Systems bietet überwiegend tragbare Systeme für viele Anwendungsfälle an. Fast alles befindet sich im höher bepreisten Segment, bietet aber auch einen Funktionsumfang, der deutlich über einen normalen Bluetooth-Speaker hinausgeht. Tatsächlich liegt der Fokus auf Eventlösungen. Viele angebotene Systeme sind trag- oder rollbar und bieten einen oder mehrere Geräteanschlüsse, integrierte Mixer und Equalizer, manchmal auch Radios oder Funkmodule. Neben Lautsprechern gibt es aber auch Mischpulte, Endstufen, feste und stapelbare Systeme. Wer also Interesse an einem (semi)professionellen Einsatz hat, wird hier sicher fündig, die Einstiegshürde ist durch die Preise aber relativ hoch.
Design & Verarbeitung des LD Systems Anny 8
Unser Testgerät hört auf den Namen LD Systems Anny 8 und stellt mit 249 x 390 x 282 Millimeter (B x H x T) das kleinere von zwei aktuellen Modellen dar. Das Schwesternmodell Anny 10 ist noch mal deutlich größer und lässt sich wie ein Koffer mit Rollen bewegen. Preislich liegt der Anny 8 mit 550€ eher im mittleren Spektrum von dem, was LD Systems so insgesamt anbietet, und im unteren Spektrum der mobilen Speaker.
An der Front wirkt der Anny 8 erst mal recht schlicht. Ein massives Alugitter schützt die dahinterliegenden Lautsprecher, das restliche Gehäuse besteht aus Kunststoff. An der Oberseite gibt es einen gummierten Tragegriff, um die 8,8 Kilo bewegen zu können, sowie eine Spalte, die für Smartphones vorgesehen ist.
An der Unterseite befindet sich ein Fach für den Akku, denn dieser ist tatsächlich wechselbar. Somit ist der Wechsel gegen einen Ersatzakku relativ leicht und zügig möglich. Ebenfalls an der Unterseite befindet sich ein großes Loch, welches als Platzhalter für eine Montagestange dient. Hierüber lässt sich der Anny 8 durch einen 35 mm Flansch höher positionieren. Das Gehäuse ist zudem an der Rückseite angewinkelt, um die Abstrahlung im 60° Winkel, auch auf Bodenhöhe, etwas gezielter ausfallen zu lassen.
Die Steuerungseinheit ist auf der Rückseite untergebracht und zeigt, warum der Anny 8 zu Hause vermutlich überqualifiziert daherkommt. Neben einem kleinen Display, welches Akkustand, Pegel und anliegenden Audioeffekt anzeigt, befinden sich hier eine ganze Reihe an Drehreglern und Anschlüssen. So lassen sich drei verschiedene Eingänge mixen, Mikrofone oder Instrumente anschließen, der Mix kann weitergeleitet werden und natürlich ist auch ein Ladegerät fürs Smartphone eingebaut. Die Ausstattung liest sich wie folgt:
- Sechs Drehregler: Input1, Input2, Input 3/4, Bluetooth, Volume, Effekt
- Zwei Schalter zum Umschalten von Mikrofon auf Line
- Einen 3,5 mm Klinkenanschluss sowie einmal Cinch L/R
- Ein USB-C Anschluss mit 5V/2A
- Zwei Anschlüsse für kabelgebundene Geräte (Mikrofon, Gitarren, etc.)
- Einen Fußschaltereingang
- Einen Power-Button, welcher auch reines Akkuladen ermöglicht
- Einen Steckplatz für Kaltgerätestecker
- Ausgang für Audio-Output (XLR)
- Und eine analoge Batterieanzeige
Features gibt es also genügend. Die Verarbeitung ist einwandfrei, wichtige Elemente sind fest verschraubt, das Gehäuse wirkt wie aus einem Guss. Da gibt es erst mal nichts zu meckern. Das Design fällt schlicht, aber irgendwie auch zeitlos aus. Angeboten wird der Anny 8 in vier Farben. Schwarz, Weiß, Grün und Grau, wobei bei Weiß auch das Gitter eingefärbt wird, bei den restlichen Farben bleibt es schwarz.
Lieferumfang des LD Systems Anny 8
Neben dem Lautsprecher wird auch ein Stromkabel und eine Bedienungsanleitung mitgeliefert. Letztere ist allerdings nur in englischer Ausführung verfasst, für die anderen Sprachen sind lediglich Sicherheitshinweise vorhanden. Online kann man aber mehr Sprachen abrufen. Mir hat Anny noch einen Stickerbogen beigelegt, der vermutlich auch regulär als Goodie mitgegeben wird.
Mobilität
Wie schon beschrieben, ist der Anny 8 tragbar. Bei fast 9 Kilo Gewicht will man diesen aber höchstens kleine Strecken per Hand bewegen, wobei sich der Lautsprecher durch den gummierten Tragegriff durchaus angenehm heben lässt. Wer häufig weitere Entfernungen zurücklegt, für den empfiehlt es sich, den Rucksack dazuzukaufen, auch weil der Lautsprecher an sich nicht wasserdicht ist, der Rucksack aber schon.
Am Strand oder See sehe ich das Gerät dennoch, wenn man seine Liegenachbarn mal so richtig ärgern will. Ebenso wie zu Hause auf der Terrasse oder als Ausgabegerät ohne extra Verstärker beim Proben. Eigentlich ist der Anny 8 aber eher für kleinere Bühnen, Messestände, Karaoke-Bars oder beim Einsatz als Straßenmusiker ausgelegt und bietet entsprechende Funktionen. Im Heimbereich gibt es ähnliche, aber günstigere Möglichkeiten, die dann auf Mikrofoneingänge und Co. verzichten.
Soundqualität des LD Systems Anny 8
Wir haben den Anny 8 nun grob kategorisiert, bleibt die Frage, was dieser leistet. Mit 80 Watt RMS und 160 Watt Maximalleistung sollte er für die meisten Anwendungsbereiche laut genug sein. LD Systems gibt an, dass die 160 Watt Leistung in einem 117 dB-Pegel resultieren. Vergleichbar ist das mit der Lautstärke einer Disco oder lautem Arbeitsgerät wie Kettensägen oder Presslufthämmern.
Etwas ernüchternd fällt der verbaute Bluetooth-Chip aus, welcher nur oder immerhin in Version 5.0 daherkommt. Leider hat man auch auf einen hochauflösenden Codec verzichtet, das Maximum stellt AAC dar. Der Fokus liegt bei diesem Gerät aber auch auf dem kabelgebundenen Einsatz. Daher ist ein 5-Kanal-Mixer integriert und zusätzlich kann man schon über den Anny auf einen 3-Bändigen-Equalizer zugreifen. Reverb (also ein Halleffekt) & Delay (Verzögerung) sind außerdem als Effekte für fast alle Eingänge zuschaltbar. Wie bei den meisten Bluetooth-Speakern ist es obendrein möglich, zwei Anny 8 in einem Stereo-Set-up zusammenzuschließen.
Verbaut sind zwei einzelne Lautsprecher, ein Hochtöner und ein Tiefmitteltöner. Ersterer kommt auf 1 Zoll, der andere auf große 8 Zoll. Integriert ist auch ein Class-D Verstärker. Schutzschaltungen bestehen in Form von Kurzschluss und Überhitzung. Eine T2 AL Sicherung sorgt überdies für Schutz bis 250 V.
Frequenz: | 53 – 20000 Hz |
Bluetooth: | 5.3 |
Treibergröße: | 1 x 2,54 cm & 1 x 20,32 cm |
Chipsatz: | k.A., DSP, Class-D-Amplifier |
Eingänge: | Bluetooth, AUX, Cinch, Gitarre/Mikrofon, Fußschalter |
Nennleistung: | 80 Watt |
Maximale Leistung: | 160 W |
Gewicht: | 8,8 kg |
Reichweite: | bis zu 50 Meter |
Modellnummer: | LDANNY8 |
Widerstand: | k.A. |
Einzelnutzung: | Ja, nur Soundbar |
Lautstärke: | 117 dB |
Hochauflösender Codec: | Nein |
Profile/Codecs: | AVRCP 1.6, A2DP 1.3, SBC, AAC |
Akkukapazität: | 5000 mAh / 14,8 V |
Wasserresistenz: | – |
Sound
Der Anny 8 steht nach dem Auspacken auf der Einstellung „Music“. Diese begünstigt die etwas tiefer ausgelegte Grundausrichtung des Anny 8 und lässt besonders Höhen zu kurz kommen. Ein Durchprobieren der vorgefertigten Optionen kann da schon helfen, im Zweifel muss man jedoch selbst Hand anlegen. Das benötigt zwar etwas Zeit, dafür kann man einiges aus dem Anny 8 herausholen. Tiefen leicht zurückgeschraubt, Höhen hochgedreht und auch den Mittelbereich etwas angekurbelt und schon hat man eine deutlich ausgeglichenere Version des mobilen Speakers.
Durch den Equalizer sind die Einstellungsmöglichkeiten wirklich mannigfaltig. Jede Tonebene lässt sich zwischen -12 und +12 Dezibel regeln. Man kann den Bass etwa komplett entfernen oder stark verstärken. So lässt sich der Einsatzzweck auch gezielt einstellen. Als Beispiel wäre hier ein Fokus auf die Stimme, wenn jemand etwas über ein Mikrofon spricht, störende Frequenzen lassen sich quasi komplett entfernen. Klanglich handelt es sich durchaus um einen guten Lautsprecher, er sticht aber nicht durch irgendwelche krassen Besonderheiten heraus. Vermutlich kommt das volle Potenzial auch erst bei der Nutzung von Instrumenten zum Vorschein, denn das ist ja durchaus ein Haupteinsatzzweck.
Richtig hilfreich ist übrigens auch, dass sich das Gerät so weit nach hinten kippen lässt. Der veränderte Abstrahlwinkel lässt sich zwar nicht granular einstellen, hilft aber enorm, sobald sich der Kopf höher über dem Boden befindet, als das Gerät steht.
Was man dem Anny 8 nicht abstreiten kann, ist die starke Pegelfestigkeit. LD Systems schreibt selbst auf der Website, dass ein DSP selbst bei voller Lautstärke für verzerrungsfreien Audiogenuss sorgt und das ist nicht gelogen. Die Nachbarn waren zwar nicht so begeistert von dem Test, doch auch bei voller Lautstärke verkommt der Anny 8 nicht in Matsch und Kratzgeräuschen. Einen räumlichen Effekt gibt es bei diesem Lautsprecher natürlich nicht. Stereo ist erst ab zwei Geräten verfügbar.
Funktionen
Den App-Bereich können wir uns gleich sparen. LD Systems bietet keine App für seine Geräte an. Dennoch gibt es einige Funktionen, die sich am Gerät selbst einstellen lassen. So lässt sich über einen Druck auf den „Volume-Button“ ein kleines Menü aufrufen. Bluetooth, Audio, Effect und Settings erscheinen als Punkte. Hinter jedem verbergen sich weitere Untermenüs. Bei Bluetooth lässt sich nur einstellen, ob dies aktiviert ist und ob, für die Stereo-Verbindung, nach einem Partnergerät gesucht werden soll, während unter „Audio“ diverse Einstellungen zum Klang getroffen werden können.
Neben dem Equalizer findet sich hier auch die Möglichkeit, zwischen einigen vorkonfigurierten Optionen zu wählen. Zudem kann man für die Eingänge 1,2 und 5 wählen, wie stark der Effekt ausfallen soll. Reicht das nicht, gibt es noch einen extra dafür vorgesehenen Drehregler. Für Musiker ist zudem interessant, dass man auch eine Verzögerung wählen kann, die einberechnet werden soll. Der Anny 8 gibt dafür nicht nur einen Wert in Millisekunden an, sondern auch eine etwaige Entfernung in Fuß. Leider kann man diese Anzeigen nicht auf Meter oder Zentimeter umstellen.
Unter dem Punkt „Settings“ lassen sich allgemeinere Einstellungen treffen. Etwa, ob sich das LCD-Display dimmen soll, wie hell oder kontrastreich dieses insgesamt ausfällt, und zur Not gibt es noch einen Werksreset. Einsehen lässt sich auch die Versionsinformation zur Firmware, aber da es keine App gibt, ist ein Update auf diesem Wege wohl nicht möglich und LD Systems scheint auch auf der Website keine Firmwarepakete bereitzustellen. Ich persönlich halte den Mangel einer App hier für schade, denn es ist sehr umständlich, den Equalizer hinten zu verstellen, während man vorn die Veränderung abschätzt, um dann nachzukorrigieren.
Akkuleistung des LD Systems Anny 8
Der Anny 8 Lautsprecher kommt mit einem integrierten und herausnehmbaren Akku. Zwar lässt sich auch ein Kaltgerätekabel anstecken und das Gerät am Kabel betreiben, aber kabellos ist eben auch möglich. Am Power-Button gibt es die Option, den Anny 8 auch nur zu laden, ohne den Lautsprecher zu aktivieren, sehr praktisch.
LD Systems gibt verschiedene Werte mit unterschiedlichen Einstellungen für die Lebensdauer einer Akkuladung an. Beim Equalizer auf „Music“ und voller Lautstärke hält der Anny 8 lediglich 3,5 Stunden durch. Wählt man hingegen „Eco“ bei mittlerer Lautstärke, sind schon 11 Stunden drin. Es kommt also ziemlich stark darauf an, wie man den Anny 8 verwendet. Im Mittel sollte das Gerät zwischen 5 und 10 Stunden durchhalten. Insbesondere, wenn man es zu Hause laufen lässt, ist die volle Lautstärke nicht notwendig. Aber hier hat man in der Regel auch einen Stromanschluss zur Verfügung. Ich habe das Gerät in meinen Sessions jedenfalls nicht in die Knie gezwungen. Dabei hatte ich es meist in recht kurzer Entfernung neben mir stehen, oder im Wohnzimmer als „Radio“.
LD Systems gibt direkt Amperestunden an. 5 Ah, um genau zu sein, bei 14,8 Volt, also 74 Wh. Durch das integrierte Netzteil kann man den Strom zum Laden direkt von der Steckdose abzapfen, dabei benötigt eine Ladung von 0 auf 80 % 3 Stunden und eine vollständige Ladung 5 Stunden. Nicht super schnell, aber bei der Akkugröße durchaus verständlich. An der Stelle sei auch noch mal erwähnt, dass man über den Anny 8 auch Smartphones und andere Geräte laden kann.
Testergebnis
Mit dem Anny 8 von LD Systems erhält man ein ganz anderes Kaliber von „Bluetooth-Lautsprecher“, als wir es bisher in unseren Tests hatten. Alles wirkt etwas professioneller und mehr auf bestimmte Anwendungen zugeschnitten, auch wenn der Lautsprecher immer noch als reiner Bluetooth-Lautsprecher genutzt werden kann. Aber damit wäre das Potenzial eigentlich schon fast verschenkt.
Denn Musiker können ihre Instrumente ganz einfach mit dem Anny 8 verbinden und sich so einen Verstärker plus Anlage sparen. Gleichzeitig glänzt der Anny 8 mit guter Mobilität, zumindest so lange die Entfernungen nicht zu groß sind.
Klanglich bietet das Gerät ein sehr breites Spektrum an Möglichkeiten und sollte für viele Situationen den richtigen Ton treffen. Gleichzeitig ist der Output aber nicht über die Maßen fantastisch, “solide” trifft es eher. Wobei gerade im Equalizer viel Potenzial für eigene Vorlieben steckt. Einzig der Sparkurs im Wireless-Bereich mit AAC und nur Bluetooth 5.0 bei einem so teuren Gerät stößt auf Unverständnis, auch wenn das nicht der fokussierte Einsatzzweck ist. Ebenso wäre eine App für die zahlreichen Einstellmöglichkeiten als Option sinnvoll gewesen.
Der Durchschnittspreis liegt bei ca. 550€. Dieser Preis ist fair, wenn man die gebotenen Funktionen sinnvoll nutzen kann.
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