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Kolumne: Apple, Google & Xiaomi – Die Vor- und Nachteile von Ökosystemen

Ökosystem. In der Welt der Technik ist dieser Begriff mindestens genauso beliebt wie in der Biologie. Doch was sind Ökosysteme eigentlich und wie unterscheiden sich die Herangehensweisen der einzelnen Hersteller? Sind solche Verbunde von Geräten aus diversen Kategorien ein Vorteil für den Nutzer oder gibt es auch Fallstricke? Um diese und viele weitere Fragen geht es in der heutigen Kolumne.

Google Nest Hub 15

Ich selbst bin übrigens auch in einem Ökosystem gefangen – nämlich in dem von Google. Ich habe kompatible Smart Speaker, Smart Displays, Überwachungskameras und natürlich ein Smartphone mit Android und sogar einen Fernseher mit Android TV. Gleichzeitig nutze ich viele Produkte von Xiaomi, die sich teils sehr gut in das Ökosystem von Google eingliedern lassen. Beide Hersteller setzen nämlich auf offene Systeme, die mit anderen Diensten verknüpft werden können. Warum ich darauf Wert lege und warum Apple für mich deswegen nicht in Frage kommt, klären wir ebenfalls in den folgenden Absätzen.

Was ist ein Ökosystem eigentlich?

Ein Ökosystem besteht aus einer Lebensgemeinschaft von Organismen mehrerer Arten (…) und ihrer unbelebten Umwelt, die man als Lebensraum, Habitat oder Biotop bezeichnet.

So werden biologische Ökosysteme in der deutschen Wikipedia definiert. Bei Technik wird natürlich nicht zwischen Organismen und dem Habitat unterschieden – immerhin sind Smartphones ebenso unbelebt wie Kopfhörer und Software. Trotzdem lässt sich diese Erläuterung auch auf digitale Ökosysteme ummünzen.

iphone 13 pro max camera

Nehmen wir Apple als Beispiel. Viele Menschen nutzen ein iPhone, das gewissermaßen den Einstieg in das Ökosystem bildet. Um dieses Smartphone herum haben die Kalifornier diverse Gadgets und Software-Kniffe entwickelt, um Nutzer des iPhones auch an andere Produkte des Herstellers zu binden. Dazu gehören sicherlich die AirPods und die Apple Watch, aber natürlich auch iOS und MacOS. All diese Dinge funktionieren reibungslos mit dem iPhone und stellen häufig die beste Option dar, wenn ihr gerade ein Tablet, ein Laptop oder Kopfhörer kaufen wollt und sowieso schon Nutzer des iPhones seid.

Das liegt unter anderem an der starken Verknüpfung der Dienste und Produkte untereinander. Dateien von einem iPhone kann ich blitzschnell auf ein iPad übertragen. AirPods können blitzschnell zwischen verschiedenen Apple-Geräten wechseln – die Apple Watch bietet als einzige Smartwatch den vollen Funktionsumfang auf Geräten mit iOS. All das zeichnet das Ökosystem aus. Viele Produkte – ob Hardware oder Software – arbeiten Hand in Hand und ermöglichen dadurch eine möglichst intuitive und nahtlose parallele Nutzung.

Ökosysteme im Vergleich – geschlossene und offene Herangehensweisen

Geschlossene Systeme

Das Ökosystem von Apple gilt als das bekannteste und als eines der besten in der Welt der Technik. Das liegt unter anderem daran, dass es sich um ein geschlossenes System handelt. Apple tut alles in seiner Macht stehende, um Nutzern des iPhone die AirPods als beste oder sogar einzig sinnvolle Alternative zu verkaufen. Um das zu erreichen, werden die Funktionen von Drittanbieterprodukten in ihrem Umfang beschnitten. Wer ein iPhone hat, kauft auch AirPods. Das ist das Ziel von Apple.

iPhone 13 pro max test single sim

Natürlich ist auch das Ökosystem von Apple nicht vollständig geschlossen, immerhin gibt es iTunes auch für Windows und Apple Music für Android. Trotzdem versuchen die Kalifornier, einmal gewonnene Kunden mit allen Mitteln an weitere Produkte des eigenen Unternehmens zu binden. Und damit habe ich für mich persönlich ein Problem – dazu gleich mehr.

Offene Systeme

Kommen wir noch zu offenen Ökosystemen. Dazu zählen viele Produkte von Google, die dank APIs und anderer Methoden auch außerhalb des geschlossenen Systems nutzbar sind. Android läuft auf Smartphones von Samsung, Google Maps läuft auf dem iPhone und die Pixel Buds bieten nichts, was andere Kopfhörer nicht auch bieten würden. Ich habe die freie Wahl aus verschiedenen Smartwatches und Kopfhörern, kann verschiedene Dienste mit Google Home verknüpfen und mit Produkten wie dem Mi Smart Speaker sogar in diesem Bereich auf Drittanbieter zurückgreifen, die letztendlich aber denselben Funktionsumfang bieten wie ein Google Nest Mini.

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Ja, Google macht es sich mit dieser Herangehensweise schwer. Indem Produkte von Dritten nicht eingeschränkt werden, heben sich die eigenen Lösungen (wie auch das Google Pixel) weniger vom restlichen Markt ab. Wenn die Smartwatches von Fossil oder Samsung besser sind als die kommende Pixel Watch, kaufe ich die Pixel Watch eben nicht. Eine solche – quasi interne – Konkurrenz gibt es bei Apple in dieser Form nicht. Das mag bedeuten, dass Google selbst weniger Produkte verkauft. Unter dem Strich stärkt es aber das Ökosystem als solches.

Ich mag solche offenen Systeme. Teils mag ich die Produkte von Google sehr, teils setze ich lieber auf Lösungen von Drittanbietern. Ich habe die freie Wahl und muss trotzdem kaum Einschränkungen im Funktionsumfang hinnehmen. Letztlich kann ein offenes Ökosystem mit hunderten Produkten verschiedener Hersteller in sich geschlossen aber nie so gut funktionieren, wie ein Zusammenschluss nach Apple-Vorbild. Das ist zwar schade, aber ein Nachteil, mit dem ich durchaus leben kann.

Das Problem mit der freien Auswahl

Auch ein geschlossenes Ökosystem wie das von Apple ist nicht immer in sich schlüssig. Apple Music unterstützt zwar mittlerweile verlustfrei komprimierte Musik, die teuren AirPods Max allerdings keinen Bluetooth-Codec, der auch nur annähernd mit dieser Bitrate umgehen könnte. Bei Android-Smartphones sieht das besser aus – die Kombination aus Apple Music, einem Android-Gerät und guten Kopfhörern produziert unter dem Strich besseren Klang. Trotzdem werden die meisten Apple-Nutzer wohl eher zu den AirPods Max greifen, als zu einem Master & Dynamic MW65 oder Bang & Olufsen Beoplay H95. Ohnehin werden Kopfhörer von Drittanbietern vom iPhone ebenfalls limitiert, da kein höherer Codec als AAC zur Verfügung steht. Teure Bluetooth-Kopfhörer klingen auf dem iPhone also schlechter als auf Android-Smartphones. Das ist Teil von Apples Business-Konzept.

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Auch deswegen lobe ich mir Android. Dank verschiedener – teils sogar quelloffener – Standards können auch Produkte von Drittanbietern die aktuell beste Technologie verwenden und damit ein besseres Gesamtpaket schaffen als Google selbst. Niemand kauft die Pixel Buds, obwohl sie von der Presse überraschend wohlwollend aufgenommen wurden. Es gibt zu viele ebenso gute und bessere Alternativen. Dieses Problem hat Google zwar selbst geschaffen, aber es macht das Ökosystem des Suchmaschinengiganten für mich zur besseren Wahl.

Ich recherchiere gerne, bevor ich irgendeinen Kopfhörer oder eine Smartwatch kaufe. Ich vergleiche gerne Spezifikationen, Rezensionen und probiere selber aus. Auch deswegen arbeite ich so gerne bei ChinaHandys.net – ich habe die Möglichkeit, viele Produkte aus allen möglichen Preisbereichen zu testen und für euch einzuordnen. Diese freie Auswahl ist für weniger versierte Menschen unter Umständen zu komplex, weswegen sie den regelrechten Zwang im Apple-Ökosystem bevorzugen.

Wie viel besser sind geschlossene Ökosysteme?

Wenn es um nahtlose Kommunikation zwischen mehreren Geräten geht, sind sie ohne Frage die bessere Wahl. Oft wünsche ich mir, mein Xiaomi Notebook Pro X 15 würde so gut mit meinem Pixel 6 Pro kommunizieren, wie ein iPhone 13 Pro Max mit einem aktuellen MacBook. Einfach eine Datei vom iPad mit einem Klick in das Dokument auf dem MacBook ziehen – so simpel und problemlos geht das nur bei Apple.

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Andere Hersteller versuchen natürlich, ähnliche Lösungen zu entwickeln. Google hat seine ChromeBooks, Xiaomi hat MIUI Plus für Windows. Solche Programme sind aber nicht so tief mit dem System verzahnt, wie die Kommunikation zwischen iOS und MacOS. Die derzeitige Entwicklung geht also in die richtige Richtung, ist aber noch lange nicht beim Status der Perfektion angekommen.

Mein Fazit

Ich bin glücklich mit meinem Smart Home-Ökosystem von Xiaomi, das wirklich gut mit Apps und Hardware von Google zusammenarbeitet. Ich liebe mein Google Nest Hub, ich liebe mein Google Pixel. Allerdings liebe ich auch meine Kopfhörer von Master & Dynamic, mein Laptop von Xiaomi und mein Tablet von Umidigi. Ich genieße es sehr, dass ich aus vielen verschiedenen Produkten von zig Herstellern die für mich persönlich beste Wahl treffen kann. Gleichzeitig muss ich nicht auf eine gute Konnektivität verzichten, auch wenn diese nicht die Einfachheit des Apple-Ökosystems erreicht.

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Wer auf diese freie Wahl verzichten möchte, ist mit einem eher geschlossenen Ökosystem vielleicht besser beraten. Und an diesem Punkt müssen Xiaomi, Samsung, Google und viele weitere Hersteller unbedingt nachbessern. Denn selbst wenn ich mich komplett an Google binden will, habe ich diese Option nicht. Es gibt in Deutschland kein Tablet von Google, keine Smartwatch und auch keine Over-Ear-Kopfhörer. Ein ChromeBook kann nicht mit einem MacBook oder einem Windows-Laptop mithalten und einen Monitor oder einen ganzen Computer von Google gibt es sowieso nicht.

Ich wünsche mir, komplett in mein Ökosystem von Xiaomi oder Google eintauchen zu können. Ich will die Möglichkeit haben, alles aus einer Hand zu bekommen und von vielen Features zu profitieren. Gleichzeitig wünsche ich mir, dass die Offenheit der Systeme unangetastet bleibt und ich mich weiterhin nach potenziell besseren Alternativen umschauen kann.

Außerdem interessiert uns eure Meinung natürlich sehr – schreibt eure Gedanken gerne in die Kommentare!



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Maximilian Lützow
Gast
Maximilian Lützow (@guest_95096)
1 Jahr her

Toller Artikel! Ich bin derzeit zum größten Teil im Apple-Ökosystem eingebettet aber nur da, wo es für mich Sinn macht. Derzeit benutze ich ein iPhone, ein iPad, einen iMac, AirPods und einem Apple TV. Produkte wie eine Apple Watch oder auch der HomePod, finde ich ziemlich uninteressant. Letzterer vor allem deswegen, da ich schon seit jeher Spotifynutzer bin und wegen Apple sicher nicht meine gesamte Musikbibliothek ändern werde. So gesehen fühle ich mich in meinem Setup wohl, beziehe aber bei weitem nicht alles von Apple.

jetztschreiben
Gast
jetztschreiben (@guest_86702)
2 Jahre her

Ein schöner Artikel der die Unterschiede innerhalb der Ökosysteme gut aufzeigt. Schön, wie herausgearbeitet wurde, dass es sich bei IOS um ein geschlossenes System handelt, im Gegensatz zu den Mitbewerbern die ihre Systemoffenheit in den Vordergrund stellen. Ich meine aus Gesprächen mit IOS bzw. Apple Phone Nutzern herausgehört zu haben, dass diese Freiheit der anderen Systeme gar nicht erkannt wird, benötigt wird oder auch als zu komplex im Handling beschrieben wird. Auch das intensive Auseindersetzen mit dem Gerät ist bei Apple-Smartphone-Nutzern scheinbar weniger ausgeprägt. So zumindest in meinem Umfeld. Wenn ich mir dagegen anschaue wie sich Bspw. Xiaomi-Fans mit Begeisterung… Weiterlesen »

Anonymus
Gast
Anonymus (@guest_86701)
2 Jahre her

Warum sollte ich als Kunde überhaupt ein geschlossenes, abgeschottetes “Ökosystem” einem Standard vorziehen? Mir fällt da Bequemlichkeit ein, dass betrifft nicht nur Apple, sondern sehr stark auch Amazon. Die Unterstützung beider Konzerne bedeutet in der Konsequenz nichts gutes für den Wettbewerb und für den Kunden. Am 1. April gab es eine Meldung, dass Apple eine eigene Finanzinfrastruktur aufbauen will. Ich weiß nicht ob das ein April Scherz war, aber es zeigt sehr deutlich das Problem. Apple hat für alle seine Kunden das Terminal, alle Zahlungen werden über Apple laufen, die Integration in Apple Geräte wird so nahtlos sein, wie Konkurrenz… Weiterlesen »

Sandy
Gast
Sandy (@guest_86700)
2 Jahre her

Was mich interessieren würde wäre der Ansatz oder die Ankündigung die jetzt zuletzt von “nothing” gemacht wurde.

Da wurde ja angekündigt dass man an einer übergreifenden Integration für Android Geräte arbeiten würde. Genauso wie es das Apple-System vormacht nur eben ohne ein geschlossenes Ökosystem.

Fred Freiflug
Gast
Fred Freiflug (@guest_86689)
2 Jahre her

Der vorletzte Absatz führt den ganzen Artikel ad absurdum. Erst wird Apple dafür kritisiert, dass es ein komplettes Ökosystem geschaffen hat, bei dem man schwer ausbrechen kann, aber dafür alles aus einem Guss funktioniert. Und dann wünscht sich der Autor genau so ein Ökosystem, nur eben von Google oder Xiaomi.

Ein offenes Ökosystem, bei dem die einzelnen Komponenten auch von unterschiedlichen Herstellern genauso reibungslos zusammen arbeiten wie bei einem geschlossenen – so würde für mich ein Schuh draus. Und das würde ich mir auch wünschen!

Sandy
Gast
Sandy (@guest_86699)
2 Jahre her
Antwort an  Fred Freiflug

Er schreibt aber auch
“Gleichzeitig wünsche ich mir, dass die Offenheit der Systeme unangetastet bleibt und ich mich weiterhin nach potenziell besseren Alternativen umschauen kann.”

Für mich ergibt das Sinn auch wenn es eine Wunschvorstellung bleiben wird.

Fred Freiflug
Gast
Fred Freiflug (@guest_86718)
2 Jahre her
Antwort an  Benjamin Kalt

Interessanter Gedanke. Warum denkst Du, dass es dazu Referenzgeräte von Google & Co. braucht? Zeigt nicht Android als Plattform ziemlich gut, dass es gerade die kleinen, innovativen Firmen sind, die mit neuen Ideen und Ansätzen überdurchschnittlich Erfolg haben und damit auch in der Lage sind, Standards zu setzen? Ich denke da zum Beispiel an HTC vor ca. einem Jahrzehnt, die mit dem Desire den damaligen Markt ziemlich schnell ziemlich stark aufgemischt haben. Später dann Oneplus und Xiaomi mit anderen Ideen, aber auch großem Erfolg. Ich denke, es liegt hier weniger an der Hardware, sondern mehr an der Software. Wenn dort… Weiterlesen »

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