Kolumne: Liebe Hersteller, bitte gebt uns vernünftige Datenblätter
Als Online-Magazin zu Smartphones, Tablets, Wearables und vielem mehr sind wir teilweise auf die Mithilfe der Hersteller angewiesen. Sei es wegen Testmustern von teuren High End-Modellen, Vorabinfos zu neuen Veröffentlichungen oder eben weil wir Spezifikationen recherchieren müssen. Dafür greifen wir immer auf die Datenblätter auf den Herstellerwebseiten zurück – Online-Quellen wie Device Specifications sind leider in vielen Fällen inakkurat. Problematisch wird es dann für uns, wenn auch die Datenblätter der Hersteller falsch, unvollständig oder nicht vorhanden sind.
Deswegen will ich mich in dieser kurzen Kolumne – man könnte es auch offenen Brief nennen – an jene Hersteller wenden. Bitte gebt uns vernünftige Datenblätter!
Meine Suche nach den Bluetooth-Codecs
Vor vielen Monaten haben wir kurz über den neuen Bluetooth-Codec aptX Lossless berichtet. Dieser Standard kann Musik via Bluetooth in CD-Qualität (16 Bit, 44,1 kHz) verlustfrei an eure Kopfhörer oder Lautsprecher übertragen. Dafür muss aber natürlich sowohl das Sende-, als auch das Empfangsgerät den Standard unterstützen. Demnächst möchte ich einen Testbericht zu Earbuds schreiben, die aptX Lossless unterstützen. Aber kann mein Google Pixel 7 Pro das überhaupt? Da ist das Datenblatt von Google enttäuschenderweise wenig hilfreich. Hier einmal ein Auszug zum direkten Nachfolger:
Bluetooth® V5.3 mit zwei Antennen für optimierte Qualität und Verbindung
Das ist wenig hilfreich, wenn die Information, die ich suche, nun einmal die unterstützen Codecs sind. Also frage ich im Support-Forum von Google. Dort wird mir von einem sogenannten Platin-Produktexperten mitgeteilt, dass er es auch nicht weiß. Ein Mitarbeiter von Google hat sich bisher – immerhin vier Tage nach meiner Frage – nicht geäußert. Ob man beim Suchmaschinengiganten selbst überhaupt weiß, welche Codecs unterstützt werden? Auch eine längere Recherche hat nur ergeben, dass der Google Tensor wohl kein aptX Adaptive unterstützt. Zumindest darin sind sich alle einig. Ansonsten unterscheiden sich die im Internet veröffentlichten Auflistung ziemlich deutlich.
Und genau deswegen ist es so wichtig, dass die Datenblätter der Hersteller vollständig sind. Es beugt wilden Spekulationen auf Reddit und eventuellen Fehlkäufen falschinformierter Interessenten vor.
Unsere Wunschliste – unterfüttert mit Beispielen
Einige Daten finden sich in fast jedem Datenblatt. Dazu gehören Details wie Abmessungen, Gewicht, Diagonale des Bildschirms und dessen Auflösung. Fast nie finden wir Informationen wie den SAR-Wert, häufig auch keine Details zu Materialien, Kamerasensoren und teilweise nicht einmal den Namen des Prozessors. Einige Hersteller – ja, Nokia (HMD Global), ich spreche von euch – schreiben dann so was wie “Achtkernprozessor mit bis zu 1,6 GHz” (Quelle). Wie überaus hilfreich!
Ebenso nervig ist die häufige Nichtangabe der Bildwiederholfrequenz. Umidigi verspricht für die neuen Budget-Modelle ein “Smooth Display”. Dass es sich dabei um ein ganz normales IPS-Panel mit 60 Hertz handelt, geht aus dem Datenblatt nicht hervor. Hier sind wir eigentlich schon fast bei irreführender Werbung angekommen.
Google veröffentlicht keine Bluetooth-Codecs, Umidigi keine Bildwiederholrate und Nokia vergisst einfach, den Prozessor anzugeben. Samsung gibt oftmals keine Netzfrequenzen für ihre Smartphones an. Teilweise müssen wir mithilfe gerenderter Produktbilder erahnen, ob eine Benachrichtigungs-LED oder ein Kopfhöreranschluss verbaut sind. All das macht uns Kunden und auf lange Sicht auch dem Hersteller das Leben schwer. Bei speziellen Themen wie etwa dem ASHA Protokoll zur Kommunikation mit Hörgeräten sind auch verschwindend wenig Informationen bei den Herstellern zu finden.
Deswegen mein Wunsch:
Liebe Hersteller, bitte gebt uns vernünftige Datenblätter. Ihr baut das Smartphone, den Kopfhörer oder welches Produkt auch immer. Ihr wisst am besten, was unterstützt wird und was eben nicht. Dadurch könnt ihr Falschinformationen auf Drittanbieterseiten mit Spezifikationen – dazu zählen wir ja auch – vermeiden und eueren Kunden einen genauen Überblick darüber geben, was sie erwarten können. Jedem wäre geholfen.
Das war es auch schon – danke für eure Aufmerksamkeit. In die Kommentare könnt ihr gerne eure seltsamsten Funde aus Datenblättern und Bedienungsanleitungen schreiben. Wir sind sehr gespannt!
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Frage wird es noch Sicheitsputsches für Huawei p30 pro 2024 geben? Bin es langsam leid das wir kleinen Leute zwischen den Stühlen sitzen und den Streitigkeiten der großen herhalten müssen.
Für eine Antwort wäre ich dankbar.
Servus Peter, das Gerät ist nicht mehr in der Liste zu finden: https://consumer.huawei.com/de/support/bulletin/. Also nein, wird es wohl nicht. Aber letztendlich ist es auch nicht so, als würde dein Gerät ohne Sicherheitspatch explodieren oder du sofort mit Viren zugespammt. Android an sich ist ein sehr sicheres System und wenn man etwas mit komischen SMS, fragwürdigen Webseiten und Apps aus dem Playstore aufpasst, passiert da normalerweise auch nichts. Ist natürlich eine individuelle Entscheidung des Sicherheitsbedürfnisses, nur mal zur subjektiven Einschätzung meinerseits. Die Vorstellung, dass jeder ohne aktuellen Sicherheitspatch “gefährdet” ist, ist auch irgendwo abwegig. Die meisten Mittelklasse-Geräte bekommen ohnehin nur vierteljährlich… Weiterlesen »
Hallo,
vor einigen Tagen kauften wir ein neues Notebook von ASUS. Bei der Inbetriebnahme fiel mir auf, daß die sonst übliche LED für den Ladezustand bei ausgeschaltetem Gerät fehlt.
Ich war sehr verärgert und wollte das Gerät zurücksenden. Vorher kontaktierte ich die Hotlines von Notebooksbilliger und ASUS und bekam gleichlautende Antworten:
Es gäbe Geräte mit und ohne LED, aber die Geätebeschreiungen gäben diese Infos nicht preis. Man konnte mir nicht helfen.
Muß ich künftig solche Einkäufe nur noch im MM machen?
Gruß Georg
Zurück schicken mit dem Hinweis “Mangel in der Beschreibung” und das Geld wieder holen!
Hallo,
Danke für Deine Antwort. Aber- ist es ein abwegiger Wunsch, wenn ich bein Laden eines Notebooks sehen möchte, ob der Akku voll ist, ohne Windows zu starten?
Manchmal vermute ich einen Vollrausch der Entwickler. Wie kann man so eine Funktion einsparen?
Gruß Georg
Es ehrt euch, dass ihr das Thema offen besprecht. Aber ihr solltet euch hier auch nicht in allen Punkten auf die Hersteller verlassen. Wie oft war schon das Gewicht falsch oder Angaben zu Displayrändern- um nur banale Sachen zu nennen. Beim Honor Magic 5 pro, ein Smartphone, dass ihr auf Platz 1 eurer Liste habt, fehlt bis heute die Angabe zu den Camerasensoren. Die müsste ich mir von anderen Seiten zusammensuchen. Codecs, GPS Genauigkeit, Dualsim, Desktopmodus – das muss auch aktiv kontrolliert werden. Hier sollte den Herstellerangaben nicht einfach vertraut werden.
Moin Fuchs! Da sprichst du ein gutes Thema an: Wo hast du denn die Kamerasensoren vom Honor Magic 5 Pro “zusammengesucht”? Honor gibt diese nämlich nicht an und ADB kann sie nicht auslesen. Meine Vermutung ist daher, dass Du auf einer Seite wie Kimovil und Co. gelandet bist, die sich nicht vorhandene Specs einfach ausdenkt 😉.
Hallo,
Ist nicht 99,9% der Nutzer völlig egal, ob ein Stück Mohrrübe oder ein Sensor von SONY die Bilder macht? Wenn Kamera – Tests und – Vergleiche gute Ergebnisse liefern, ist mir das doch völlig egal.
Gruß Georg
Es ist eben die Aufgabe der Testplattformen, fehlende Daten nachzuforschen oder selbst zu testen. Notebookcheck.com macht zum Beispiel vorbildliche Bildschirmtests inklusive Bildschirm-Flackern / PWM, eine Information die man sonst fast nirgendwo findet. Bei den SAR-Werten würde ich mir unabhängige Tests wünschen, anstatt den Herstellern blind zu vertrauen. Dafür wäre eigentlich das Bundesamt für Strahlenschutz zuständig.
Die Transsion Group, mit den Marken Infinix, Tecno und Itel ist da das perfekte Beispiel. Die Verschweigen regelmäßig den SoC und die LTE Bänder komplett.