Kokoni EC2 – Plug and Play 3D Drucker im Check
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Heute möchten wir euch mal einen etwas spezielleren 3D Drucker vorstellen. Der Kokoni EC2 wird als einfache Plug-and-play Lösung für die additive Fertigung vermarktet und soll dabei mit seiner umfangreichen Bibliothek an kleinen Modellen und Spielzeugen vor allem Kinder ansprechen und damit wohl auch an dieses einzigartige Hobby heranführen. Wie sinnvoll ist dieser Ansatz und wie setzt Kokoni ihn um? Das erfahrt ihr jetzt in unserem Check zum Kokoni EC2 und der zugehörigen App.
Daten rund um den Kokoni EC2
Der Kokoni EC2 kostet direkt vom Hersteller 250€ und ist damit schon deutlich teurer als bewährte Einstiegsmodelle. Einen Creality Ender 3 gibt es etwa schon ab 165€. Dafür bietet der Kokoni Drucker aber auch einige interessante Features. Angeliefert wird der Drucker voll zusammengebaut. Ein echtes Plug-and-play System eben. Nach Anstecken des 60 Watt Netzteils kann losgedruckt werden. Okay, mit dem Internet verbinden und der App koppeln müsst ihr den Drucker auch noch, aber da sind wir schon beim zweiten Features des EC2 – Netzwerkanbindung und eine App, über die direkt gedruckt werden kann.
Dafür beschränkt sich der Drucker allerdings auf einen recht kleinen Bauraum. 100 x 100 x 60 Millimeter dürfen Modelle maximal messen. Die allermeisten Drucker bieten ein Druckvolumen von mehr als 200 x 200 x 200 Millimetern (also fast das achtfache des EC2). Ähnlich, wie ein Creality K1 (zum Test) liefert der Kokoni EC2 ein vollständig umbautes Druckvolumen. Kokoni argumentiert hier mit Sicherheitsaspekten. Das Design macht es schwer, sich am Drucker zu verletzen. Der Drucker ist mit 189 x 302 x 231 Millimeter wirklich sehr kompakt und wiegt gerade mal 3,2 Kilogramm. Die maximale Druckgeschwindigkeit ist mit 100mm/s deutlich über den lange Zeit üblichen 60mm/s. Zur Beschleunigung äußert sich Kokoni nicht.
Kindergerecht und umweltfreundlich?
Die Inbetriebnahme des Kokoni EC2 soll also kinderleicht sein. Ausgepackt, aufgestellt und losgedruckt – praktisch! Dazu kommen Sicherheitsfeatures, maßgeblich das umbaute Design und der Drucker soll mit 30dB auch noch besonders leise sein. Wer möchte, kann sich über eine eingebaute HD-Kamera Timelapse-Aufnahmen der Drucke anfertigen lassen. Der Kokoni EC2 setzt ausschließlich auf PLA als Filament. Dieses wird vom Hersteller als besonders umweltfreundlich beworben. Nicht unbedingt falsch – dass das Filament dann aber proprietär von Kokoni selbst bezogen werden muss und obendrauf auch noch voll verkleidet in einer Kunststoffbox geliefert wird, die gerade mal 200 Gramm Filament beherbergt, das grenzt schon an Hohn.
Ähnliches gilt für das Marketing rund um den Drucker. Bilder, wie das links abgebildete, sind im Endeffekt einfach Schwindel. Der Kokoni EC2 kann die abgebildeten Objekte nicht drucken. Der Drucker verfügt über kein Multi-Filament System. Es wird in einer Farbe gedruckt. Und viele der auf der Website gezeigten Modelle erfordern Support und werden niemals so sauber, wie auf den Bildern, gedruckt werden. Vieles ist nicht mal als ein einzelnes Teil zu drucken. Nun ist Kokoni bei Weitem nicht der einzige Hersteller, der in dieser Form in seinem Werbematerial schummelt, aber bei dem speziellen Fokus auf eine junge Zielgruppe finde ich das noch mal besonders dreist. Wie enttäuschend für jeden jungen 3D Druck Pionier, wenn die neue Super-Maschine unter dem Weihnachtsbaum dann doch nur einfarbige Teile ausspuckt, die auch noch viel Nacharbeit brauchen, bevor sie halbwegs ansehnlich aussehen.
Kokoni App im Schnell Check
Jetzt hat es mich gepackt und ich habe mir die Kokoni App mal etwas genauer angeschaut. Die kann man nämlich auch problemlos ohne den Drucker nutzen und Kokoni wirbt mit einigen interessanten Features. Die Modellbibliothek ist umfangreich. Jede Menge unterschiedliche Spielzeuge können gedruckt werden, mit dabei sind Figuren, Tiere, Häuser, ein kleines Katapult und vieles mehr. Hier kann man schon durchaus Dinge finden, mit denen sich Kinder stundenlang beschäftigen können. Leider erscheinen auch hier wieder viele Modelle in einer Farbenvielfalt, die der Realität einfach nicht entsprechen wird, finde ich ohne etwas zusätzliche Beschreibung und bei dieser Zielgruppe einfach etwas unfair.
Eigene Modelle können über die Kokoni Website in die Kokoni App geladen und dann gedruckt werden. Mäßig praktisch. So ganz wird nicht ersichtlich, wie das Slicen der Modelle abläuft, aber auch das scheint die App zu erledigen. Zusätzlich bietet diese rudimentäre CAD-Funktionen, wie das Addieren oder Subtrahieren unterschiedlicher Formen voneinander.
Dazu gibts dann noch einige AI Features, die mich gereizt haben. Das eine davon soll aus einer Zeichnung von euch ein 3D Modell machen, das ihr dann drucken könnt. Machen wir es kurz: Funktioniert überhaupt nicht. Euch werden komische Blobs ausgespuckt, die in dieser Form auch noch niemals gedruckt werden könnten.
Dann stellt Kokoni euch noch eine Funktion zur Verfügung, die aus einem Selfie ein 3D druckbares Gesicht machen soll. Das klappt in der App tatsächlich erstaunlich gut – aufgrund des kleinen Druckvolumens und der ohnehin mäßigen Detailgetreue beim FDM Druck dürften die Modelle beim Drucken aber durchaus an Ansehnlichkeit verlieren.
Unsere Einschätzung zum Kokoni EC2 3D-Drucker
Für 250€ fängt der Spaß mit dem Kokoni EC2 an. Dazu kommt das Filament. 12€ pro 200 Gramm PLA Filament, das auf dem freien Markt auf Kilobasis unter 20€ kostet. Dazu macht der EC2 einen weiteren Aspekt des 3D Druckens sehr schwierig: Eigene Modelle können zwar gedruckt werden, finden aber nur über ein Hochladen auf die Kokoni Website ihren Weg in die App und von da aus dann in den Drucker selbst. Ansonsten seid ihr auf die Modelle aus der Kokoni App angewiesen.
Das gepaart mit einem Mini-Druckvolumen, extrem eingeschränkter Filamentauswahl und irreführendem Werbematerial, klingt für mich nach einem schlechten Deal. Wer von euch einen Drucker sucht, um einen Einstieg in dieses Hobby zu finden, rate ich ausdrücklich vom Kokoni EC2 ab. Da gibt es einfach zu viele offenere, bessere Alternativen, die euch auf eurem Weg länger begleiten werden und mehr Möglichkeiten bieten. Wir denken da etwa an etwaige Ender 3 Versionen oder die Elegoo Neptune Reihe.
Und für Kinder? Als ersten Einstieg in den 3D-Druck? Da bin ich mir weniger sicher. Vielleicht lesen hier ja ein paar 3D-Druck Erfahrene mit. Was sagt ihr, ist so ein geschlossenes System ein guter erster Schritt, um sicher und einfach an die additive Fertigung heranzuführen? Oder wird genau dieses System und die falschen Erwartungen, die die Website und die App schüren, dem Drucker schnell zum Verhängnis? Schreibt es gerne in die Kommentare! Im Vergleich zu anderen auf Kinder ausgerichteten 3D Druckern, etwa dem “Toybox 3D Printer” oder dem “da vinci nano” von xyz printing liegt der Kokoni EC2 preislich etwa in der Mitte.
Kokoni EC2 kaufen
Solltet Ihr Euch dennoch zum Kauf des Kokoni EC2 entschlossen haben, könnt Ihr den Drucker direkt beim Hersteller oder im Onlineshop Gearberry erwerben. Bei Gearberry bekommt Ihr den Drucker mit 3 Filament-Rollen durch einen Direktabzug im Warenkorb für 256€:
Im Onlineshop von Kokoni bekommt Ihr den Drucker mit dem Coupon “LOVEKOKONI” mit einer Filament-Rolle für 226€.
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Ich drucke seit ein paar Jahren 3D, und was soll ich sagen – so ein komplett geschlossenes System ist natürlich einfach, aber ich glaube nicht daran dass es “einfach so” easy peasy ohne Probleme funktionieren wird. Dann gibts hier und da kleine Probleme, die beim Druck schnell zu unbrauchbaren Ergebnissen führen, und weil alles geschlossen ist kommt man nicht weiter. Da beißt sich die Katze in den Schwanz – selbst wirklich gescheite Hersteller wie Prusa oder BambuLab können keine komplette Plug+Play Erfahrung für jeden Kunden bieten. Ich glaube, früher oder später wird das Gerät deutlich mehr Frust bieten als ein… Weiterlesen »