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Mit dem Kingroon KLP1 haben wir heute den bisher günstigsten Drucker der neuen Generation 3D Drucker im Test. Der KLP1 ist für unter 350€ zu haben und siedelt sich damit noch mal etwas unter dem Creality K1 (zum Test) an, der von uns gerade eine Empfehlung ausgesprochen bekommen hat. Gleichzeitig bietet der Kingroon KLP1 auf dem Papier ziemlich genau die Features an, die das Drucken mit dem Creality K1 oder dem AnkerMake M5 so angenehmen machen. Ob sich der Kingroon KLP1 wirklich als echter Geheimtipp beweisen kann, erfahrt ihr in diesem Testbericht.
Der Kingroon KLP1 im Überblick
Beim Kingroon KLP1 handelt es sich um einen CoreXY Drucker mit voll umbauten Druckraum. Die CoreXY Struktur erfreut sich momentan großer Beliebtheit und soll höhere Geschwindigkeiten beim Drucken erlauben, ohne dafür bei der Präzision Abstriche zu machen. Auf ganze 500mm/s Druckgeschwindigkeit bringt es der KLP1, dazu kommen Beschleunigungen von bis zu 20.000 mm/s². Man möchte augenscheinlich mit den Vorbildern dieser Druckerkategorie mithalten.
Creality K1 | Kingroon KLP1 | |
---|---|---|
Aufbau | Core XY | Core XY |
Größe | 355 x 355 x 480 mm | 400 x 420 x 420 mm |
Gewicht | 12,5 kg | 14 kg |
Leistung | 350 W | 300 W |
Bauvolumen | 220 x 220 x 250 mm | 210 x 210 x 210 mm |
Filamentdurchmesser | 1,75 mm | 1,75 mm |
Empfohlene Filamente | PLA, ABS, PETG, TPU, CF gestärkte Filamente | PLA, ABS, PETG, TPU, PA |
Max. Geschwindigkeit | 600 mm/s | 500 mm/s |
Standard Geschwindigkeit | 300 mm/s | 200 mm/s |
Max. Beschleunigung | 20.000 mm/s² | 20.000 mm/s² |
Bildschirm | 4,3 Zoll Touchscreen | 3,5 Zoll Touchscreen |
Düsenmaterial | Kupferlegierung | Stahl |
Kompatible Düsendurchmesser | 0,2 mm, 0,4 mm, 0,6 mm, 0,8 mm | 0,4 mm, 0,6 mm, 0,8 mm |
Luftfilter | Nein | Nein |
Extra Kühlventilator | Ja | Nein |
Druckplatte Material | Federstahl mit PEI Beschichtung | Federstahl mit PEI Beschichtung |
Konnektivität | USB, WLAN | USB, LAN, WLAN |
Auto Leveling | Ja | Ja |
Stand-by Modus | Ja | Nein |
Kamera | optional | optional |
Lidar | Nein | Nein |
Bambu Lab zieht es durch, Creality hat es versucht und ist gescheitert: Proprietäre Software für die eigenen 3D-Drucker. Kingroon geht da einen anderen Weg. Statt mit halbgarer eigener Software für Unmut zu sorgen, setzt man einfach auf die bereits vorhandenen, vielfach getesteten Lösungen! So läuft einfach zugänglich Klipper auf dem Drucker, dazu liefert Kingroon Druckprofile für die gängigen Slicer. An dieser Stelle schon mal ein Lob für diese Softwareoffenheit!
Erste Inbetriebnahme
Der Creality K1 Max hat uns beim Zusammenbau wirklich verwöhnt. Überhaupt von Zusammenbau zu sprechen, ist eigentlich schon übertrieben. Der Drucker kam quasi fertig zusammengebaut an, nur Kleinigkeiten mussten noch ergänzt werden. Das sieht jetzt beim Kingroon KLP1 ganz anders aus. Hier heißt es schrauben, schrauben, schrauben.
Das eigentliche Gerüst des Druckers, die tragenden Teile, werden bereits vormontiert geliefert. Was euch überlassen wird, sind die Paneele. Die liegen lose im Paket und müssen an das Gerüst angeschraubt werden. Das bedeutet 20 Schrauben mit dem beigelegten Inbus in das Gerüst drehen. Dabei sind die Passungen immer wieder nicht wirklich genau und die Gewinde schwergängig. Das Schlimmste ist allerdings die Tür. Die müsst ihr irgendwie tragen, während ihr blind nach den Bohrungen stochert. Dabei dürfen die Scharniere aus Kunststoff nicht zu stark belastet werden. Ein insgesamt sehr frustrierender Vorgang. Ich habe beim Aufbau mehrmals laut geflucht.
Doch damit nicht genug, die Qualität der Teile ist ebenfalls mangelhaft. Ich habe die Schutzfolie von der oberen Klappe entfernt, nachdem ich diese festgeschraubt hatte. Dabei ist das eine Scharnier gebrochen. Noch vor dem ersten Druck. Das darf einfach nicht passieren.
Während das Hantieren mit den Paneelen ein echter Krampf ist, gehen die anderen Schritte leicht von der Hand. Der Filamenthalter wird mit zwei Schrauben an der Rückseite des Druckers montiert und dann noch vier Schrauben zur Transportsicherung des Druckbetts gelöst. Das war es mit dem Aufbau des Druckers. Alles, was ihr dafür benötigt, liegt dem Lieferumfang bei. Außerdem liefert Kingroon euch etwas PTFE Schlauch, eine 0,4mm Ersatzdüse, die klassische Kneifzange, einen USB-Stick und einen Touchpen. Etwas Filament liegt dem Drucker ebenfalls bei.
Hardware des Kingroon KLP1
Im Großen und Ganzen setzt der Kingroon KLP1 auf ähnliche Hardware wie andere CoreXY Drucker auch. Dazu kommen allerdings einige interessante Hardwareentscheidungen, irgendwie muss man den geringen Preis des KLP1 ja realisieren können. Die erste ist das fehlende Licht. Ihr druckt mit unbeleuchtetem Druckraum, etwas nervig, da alle Paneele getönt sind.
Gehäuse
Beim Aufbau haben wir es schon angesprochen, der Kingroon KLP kommt mit einem Gehäuse daher. Dieses besteht aus Plexiglasplatten, die an ein Blechgestell angeschraubt werden. Das Gestell wirkt ausreichend stabil, die vielen nicht versenkten Schrauben verleihen dem Drucker einen durchaus maschinenartigen Look. Mit der Eleganz eines Creality K1 kann der KLP1 nicht ganz mithalten. Dafür hat man aber ja sein grün leuchtendes Logo an der Unterseite des Druckers angebracht, das sieht zumindest … besonders aus.
Gut gefällt uns die Idee, das obere Paneel des KLP1 mit Scharnieren am Drucker zu befestigen. Das ist auf jeden Fall praktischer als einfach nur eine aufgelegte Platte. Weniger gut gefällt, dass zwischen dem Panel und dem Druckkopf nur wenige Zentimeter Platz sind. Dadurch wird das von oben in den Druckkopf eingeführte Filament vergleichsweise stark geknickt. Bei früheren Versionen des Druckers führt das dazu, dass das ganze Panel angehoben wird, wenn der Druckkopf sich bewegt. Das hat Kingroon nun durch einen dicken Magnetstreifen am Panel behoben. Der Drucker bleibt so stets geschlossen, das Filament wird aber noch stärker geknickt. Ach so und die Scharniere sollte nicht durchbrechen, wie im Test geschehen. Aber das versteht sich wohl von selbst.
Druckkopf und Achsen
Kingroon nutzt für die Führung des Druckkopfs Profilschienenführungen, was in der Theorie besonders hohe Genauigkeiten erlauben soll. Hier spielen natürlich unterschiedliche Faktoren eine Rolle, die Achsen und Führungen sind auf jeden Fall hochwertig.
Der Druckkopf des Kingroon KLP1 setzt auf zwei Lüfter. Der eine bläst Luft gezielt auf die Düse zu, der andere kühlt die anderen Komponenten im Druckkopf. Kompatibel ist der Drucker mit 0,4; 0,6 und 0,8mm Düsen von Kingroon. Diese bestehen aus Stahl. Geheizt wird durch ein keramisches Heizelement auf bis zu 300 Grad. Für das Aufheizen auf 150C° braucht der Drucker 0,5 Minuten. Bei den maximalen 300°C ist der Drucker nach gerade einmal einer Minute. Kingroon setzt auf einen direct drive Extruder, der das Drucken von flexiblen Materialien erleichtert.
Druckbett
Der Druckraum des Kingroon KLP1 ist 210 x 210 x 210 Millimeter groß. Etwas kleiner also als beim Creality K1. Dabei ist der Fußabdruck des Druckers mit 400 x 420 Millimetern etwas größer als der des K1 (355 x 355 Millimeter). Wie üblich setzt Kingroon auf PEI als Beschichtung für das Druckbett. Beide Seiten der mitgelieferten Federstahlplatte sind beschichtet, beide Seiten texturiert. Das Aufheizen des Druckbetts auf 60C° dauert drei Minuten, die Beheizung findet dabei recht gleichmäßig statt.
Die Haftung des Druckbetts ist, wie von PEI gewohnt, hervorragend. Vor allem bei PLA lassen sich Teile exzellent lösen, nachdem das Druckbett abgekühlt ist. Bei heißem Druckbett ist die Haftung exzellent.
Belüftung
Der Kingroon KLP1 setzt für das Kühlen der Bauteile nur auf einen Lüfter direkt am Druckkopf. Das ist zu wenig. Nicht ohne Grund setzen Creality und Bambu Lab bei ähnlich aufgebauten Druckern auf einen zusätzlichen Lüfter, der großflächig die obersten Druckschichten kühlt.
Der KLP1 neigt zu Drucken, die auf der Vorderseite annehmbar aussehen und auf der Rückseite deutlich schlechter. Hier kommt einfach nicht genügend Luft an. Wie ihr später im Kapitel “Druckergebnisse” sehen werdet, führt das dazu, dass man den Drucker nicht bei hohen Geschwindigkeiten nutzen kann, weil das Material nicht schnell genug erkaltet.
Ein Blick auf die Bauteilkühlung zeigt, warum. Luft wird nur von vorn auf die Düse und das Bauteil geblasen. In Kombination mit dem angesprochenem zweiten Lüfter eines Creality K1 oder Bambu Labs, könnte das reichen, so aber nicht. Selbst bei geringen Geschwindigkeiten ist solch eine Lüftungslösung suboptimal, in Kombination mit hohen Druckgeschwindigkeiten schlicht unrealistisch. Hier sieht man klar, dass Kingroon über eine eher begrenzte Erfahrung im 3D Druck verfügt.
Display
Frühe Versionen des KLP1 kamen noch ganz ohne Display, das hat sich inzwischen geändert. Ein Drucktouch-Display dient nun zur Einstellung des Druckers, falls gewollt. Leider ist das Menü recht kleinteilig aufgebaut, keine gute Kombination mit einem Drucktouch-Display. Genau Eingaben mit dem Finger sind sehr schwierig, also legt Kingroon einfach einen Eingabestift mit bei. Eine sehr symptomatische Problemlösungsstrategie, funktioniert aber irgendwie.
Die Positionierung des Displays ist ebenfalls suboptimal. Wollt ihr es benutzen, muss die Tür des KLP1 dafür geöffnet werden. Druckt man sensible Materialien, würde man diese Veränderung der Innenraumtemperatur wohl lieber vermeiden.
Software – Klipper vorinstalliert
Kommen wir zur größten Stärke des Kingroon KLP1. Die Software – bezeichnend, dass die großteils eben nicht von Kingroon kommt 😉. Denn auf dem KLP1 ist Klipper vorinstalliert. Dazu liefert Kingroon Druckerprofile für OrcaSlicer, Cura und PrusaSlicer – vorbildlich! Ich habe für meine Drucke maßgeblich OrcaSlicer benutzt, da die Anbindung an Klipper dort einfach am schnellsten geht.
Um den Drucker zu bedienen, verfügt dieser über einen kleinen Touchscreen. Ältere Versionen des KLP1 haben den bisher nicht und können deshalb nur online angesteuert werden, suboptimal. Über den Bildschirm könnt ihr den Drucker mit eurem WLAN verbinden und anschließend seine IP-Adresse anzeigen lassen. Über diese könnt ihr den Drucker dann aus dem Browser heraus (oder über OrcaSlicer) direkt ansteuern. Leider ist die Anleitung von Kingroon wirklich nicht gut verständlich und die Einrichtung der Software daher wirklich umständlich. Wer bereits Erfahrung mit Klipper hat, für den sollte das kein Problem sein, für Anfänger sind proprietäre Lösungen, wie etwa bei Creality, einsteigerfreundlicher.
Ist der Drucker dann aber vorerst erfolgreich im Netzwerk eingebunden, ist die Software wirklich super! Klipper, bzw. die Benutzeroberfläche Fluidd, liefert viele Möglichkeiten euren Drucker zu steuern und wirkt dabei nicht unübersichtlich. Abstürze, krude Menüführungen und proprietäre Slicer kennt Klipper nicht. Ganz anders, als es bei Crealitys eigener Software der Fall ist – obwohl diese augenscheinlich auf Klipper basiert. Habt ihr die Inbetriebnahme der Software erst mal geschafft, bietet der Kingroon KLP1 somit die beste und vielseitigste Software, die ihr momentan für 3D Drucker bekommen könnt.
Wir kommen an dieser Stelle doch noch einmal auf die Hardware zu sprechen. Denn leider ist der WLAN-Empfang des KLP1 wirklich nicht gut. Stellt ihr den Drucker zwei Räume oder mehr weit weg vom Router auf, verliert ihr andauernd die Verbindung.
Apps
Da Klipper völlig Open-Source ist, gibt es nicht nur unterschiedliche Web-Interfaces über die ihr den KLP1 steuern könnt, sondern auch unterschiedliche Apps. Ich persönlich nutze Mobileraker. Hier könnt ihr übersichtlich euren Drucker einstellen und euren Druckfortschritt überprüfen. Wer von unterwegs seine Drucke überwachen will, kann eine Webcam über Klipper hinzufügen und dann auch per App auf diese zugreifen.
Druckergebnisse des Kingroon KLP1
Ein Blick auf die Ergebnisse des Druckers zeigt schnell, dass der Kingroon KLP1 nicht für die Geschwindigkeiten gemacht ist, mit denen er beworben wird. Ab Werk ist Gcode für Benchy in drei unterschiedlichen Geschwindigkeiten auf dem Drucker zu finden. Wir gehen also davon aus, dass Kingroon hier sein Bestes gegeben hat, um die Modelle passend zum Drucker zu slicen. Dennoch überzeugen die Ergebnisse nicht.
Annehmbar werden die Druckergebnisse erst in der untersten der drei Geschwindigkeiten. Aber selbst wenn wir den Drucker manuell auf Geschwindigkeiten von 50mm/s zwingen, werden die Drucke nicht perfekt. Hier sind wir in Bereich angekommen, in denen auch ein halb so teurer Drucker von vor 2 Jahren mithalten kann und das ist dann offen gesagt nicht der Maßstab, an dem der KLP1 sich messen lassen sollte.
Der Torture-Test offenbart dann einiges an Stringing und große Probleme mit Briding. Auch das lässt sich wohl auf die mangelhafte Kühlung der Bauteile zurückführen. Die Rückseite von Bauteilen neigt zu kleinen Artefakten. Die Präzision des Druckers ist ebenfalls nur in Ordnung. 0,3mm und 0,2mm Spalten schafft der Drucker nicht. Ohne einiges an Nacharbeit werden die Druckergebnisse des Kingroon KLP1 maximal mittelmäßig, für gute Ergebnisse müsst ihr sehr langsam drucken. Doch ohne eine verbesserte Kühlung dürften auch angepasste Profile den Drucker nicht in neue Sphären heben.
Testergebnis
Der Kingroon KLP1 bekommt von uns keine Empfehlung ausgesprochen. Dafür sind die Druckergebnisse zu schlecht, die Verarbeitungsqualität und Dokumentation mangelhaft und die Konkurrenz einfach zu gut.
Ein Creality K1 (zum Test) packt ihr aus und nach maximal 30 Minuten druckt ihr – und das mit guten Ergebnissen. Den Kingroon KLP1 hingegen packt ihr aus und schlagt euch erst mal Stunden mit nerviger Zusammenbauarbeit herum. Wenn dabei dann noch ein Scharnier durchbricht, dann spricht das alles einfach gegen diesen Drucker.
Würden dann wenigstens die Druckergebnisse überzeugen, dann wäre es den Aufwand vielleicht wert. Aber auch das ist nicht der Fall. Die beworbenen 500mm/s sind utopisch und auch bei den 300mm/s, die ein Creality K1 standardmäßig rockt, sehen die Drucke am Ende einfach nicht aus.
Als wirklich positiver Punkt bleibt die Software. Die Einrichtung dokumentiert Kingroon leider nicht gut genug, habt ihr das aber einmal hinter euch gebracht ist Klipper den proprietären Lösungen der Konkurrenz ein gutes Stück voraus. Zum Leidwesen von Kingroon kann der Creality K1 das aber inzwischen auch (zum How-To).
Bleibt als letzter Punkt der Preis. Rund 320€ werden zurzeit für den KLP1 fällig, rund 400€ für den Creality K1. Hier müsst ihr schauen, wie leidensfähig ihr seid. Wer bereit ist richtig Zeit und Mühe in den Drucker zu investieren und ggf. sogar die Hardware anzupassen, bekommt den KLP1 vielleicht dahin, ähnliche Ergebnisse zu liefern, wie der K1. Für den normalen Nutzer, der einfach nur schnell und zuverlässig Teile in annehmbarer Qualität aus dem Drucker bekommen möchte, ist der Creality K1 aber stets die bessere Wahl!
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