Kameravergleich: Redmi Note 10 vs. Poco F3
Inhaltsverzeichnis
Ist teurer immer gleich besser? Bei Smartphone-Kameras ist das überraschend häufig so. Zwar hat die Mittelklasse in den letzten Jahren merklich aufgeholt. An die Features und die Bild- und Videoqualität der Flaggschiff-Smartphones kommt sie aber in vielen Situationen nicht heran. In diesem Kameravergleich schauen wir, ob sich zwischen der Mittelklasse und der oberen Mittelklasse ähnliche Unterschiede finden lassen. Das Redmi Note 10 ist für um die 150 Euro zu haben, das Poco F3 kostet hingegen rund 300 Euro. Wie machen sich 150 Euro Preisdifferenz bei der Kamera bemerkbar?
Kamera-Spezifikationen – dieselben Sensoren in beiden Modellen?
Xiaomi setzt gerne und oft auf brandaktuelle Bildsensoren mit starken Spezifikationen. Unter anderem Google hat aber gezeigt, dass auch aus alter Technik sehr viel herausgekitzelt werden kann – die Pixel-Smartphones setzen seit Jahren auf einen betagten Sony-Sensor. Es kommt also auch auf die Software an – außerdem hat die verbaute Linse einen größeren Einfluss auf das Bild, als viele vermuten.
Worauf will ich damit hinaus? Die Hauptkamera und die Ultraweitwinkelkamera in beiden hier behandelten Modellen teilen sich dieselbe Technik. Deswegen müssen die Ergebnisse aber nicht identisch sein. Dennoch – so lesen sich die Datenblätter beider Smartphones:
- Redmi Note 10
- Hauptkamera: 48 Megapixel (Sony IMX582), 1/2 Zoll, Objektiv mit f/1.8
- Ultraweitwinkel: acht Megapixel (Sony IMX355), Objektiv mit f/2.2 und 118°
- Makro: zwei Megapixel (GalaxyCore GC02M1), Objektiv mit f/2.4
- Tiefensensor: zwei Megapixel (OmniVision OV02B1B)
- Selfie: 13 Megapixel (OmniVision OV13B10), Objektiv mit f/2.45
- Poco F3
- Hauptkamera: 48 Megapixel (Sony IMX582), 1/2 Zoll, Objektiv mit f/1.8
- Ultraweitwinkel: acht Megapixel (Sony IMX355), Objektiv mit f/2.2 und 118°
- Makro: fünf Megapixel (Samsung S5K5E9), Objektiv mit f/2.4, zweifache Vergrößerung
- Selfie: 20 Megapixel (Samsung S5K3T2), Objektiv mit f/2.45
Schon auf dem Papier fällt auf: Das Redmi Note 10 hat eine Quad-Kamera, das Poco F3 muss hingegen auf einen Tiefensensor verzichten. An dieser Stelle wird spannend, ob das die Bokeh/Porträt-Aufnahmen tatsächlich beeinflusst oder ob die Software auch ohne einen entsprechenden Bildsensor fleißig arbeitet. Außerdem bieten beide Modelle eine Makro-Kamera anstatt beispielsweise einer Zoom-Kamera – sind damit überhaupt brauchbare Ergebnisse zu erzielen?
Wir gehen jetzt nach und nach die verbauten Kameras durch und vergleichen die Ergebnisse beider Smartphones. Alle Bilder stehen auf unserem Server unkomprimiert zum Download bereit. Ihr seid herzlich eingeladen, die Dateien herunterzuladen und euch selbst ein Bild zu machen.
Hauptkamera: Aufnahmen bei Tageslicht
Was denkt ihr – welches der beiden Smartphones ist links, welches ist rechts? Trommelwirbel! Auf der linken Seite in der Galerie sind die Bilder des Redmi Note 10, auf der rechten Seite die des Poco F3. Trotz derselben Hardware unterscheiden sich die Aufnahmen teils deutlich.
Besonders auffällig ist der komplett verschiedene Weißabgleich, das sieht man besonders gut auf den ersten beiden Vergleichspaaren. Das Redmi Note 10 neigt zu etwas wärmeren Farben, das Poco F3 produziert etwas kühler wirkende Fotos. Das erste Bild des Poco ist dabei merklich zu kühl – das Foto hat einen Blaustich. Die Aufnahme des Redmi wirkt plastischer, realistischer und irgendwie auch freundlicher.
Ansonsten ähneln sich die Bilder wie erwartet, immerhin handelt es sich um denselben Bildsensor. Das Redmi Note 10 macht die farbenfrohen Bilder, die Sättigung ist scheinbar minimal höher. Das Poco F3 ist hingegen bei der Bildschärfe etwas überlegen. Der Dynamikumfang scheint beim Poco F3 außerdem etwas höher zu sein, was vermutlich an der Verarbeitung durch die Software liegt.
Nachtaufnahmen
Bei Nacht werden die Unterschiede zwischen günstigen und teuren Smartphones meist besonders deutlich. Hier ähneln sich die Aufnahmen beider Modelle allerdings sehr stark. Der Dynamikumfang des Redmi Note 10 (links) scheint diesmal sogar etwas besser zu sein, allerdings ist das Bildrauschen wegen der knalligen Farben auch stärker sichtbar. Die Bilder des Poco F3 sind insgesamt heller, wodurch helle Stellen (besonders gut sichtbar auf dem ersten Vergleichspaar) schneller ausbrennen.
Insgesamt leidet die Bildschärfe bei beiden Smartphones deutlich unter dem fehlenden Licht. Das Redmi Note 10 kann das aber scheinbar ein wenig besser kompensieren, die Aufnahmen wirken etwas knackiger. Dafür ist der Weißabgleich des Redmi-Smartphones auf dem dritten Vergleichspaar merklich daneben, das Poco wirkt dafür in der zweiten Reihe etwas zu warm. Beide Smartphones machen bei Dunkelheit einen soliden Job – eines ist nicht merklich besser als das andere.
Ultraweitwinkel
Auch die Ultraweitwinkelkameras des Poco F3 und des Redmi Note 10 teilen sich dieselbe Hardware. Lassen sich dennoch Unterschiede ausmachen? Tatsächlich unterscheiden sich die Aufnahmen des sekundären Sensors deutlicher als die der Hauptkamera. Das Redmi Note 10 macht die schärferen und helleren Bilder, das Poco F3 (rechts) bietet mehr Kontrast. Dadurch ist die Dynamik beim Poco-Smartphone etwas geringer, allerdings wirken die Aufnahmen durch die dunkleren Bereiche epischer als beim Redmi Note 10.
Rein anhand der Bildeigenschaften kann ich hier keinen Sieger küren. Letztendlich ist und bleibt der Look Geschmackssache – ich würde das Redmi-Modell bevorzugen. Das kann bei euch aber schon ganz anders aussehen. Letztendlich sind die Ultraweitwinkel-Fotos beider Smartphones wirklich gut. Sie überzeugen mit ausreichender Schärfe (vor allem im Bildzentrum) und relativ gut korrigierten Verzerrungen.
Portraitmodus – fällt der fehlende Sensor beim Poco F3 auf?
Um die Frage aus der Überschrift kurz und kompakt zu beantworten: Ja, ein bisschen. Das Redmi Note 10 (mit Tiefen-Sensor) hat einen merklich unschärferen Hintergrund – sprich: einen stärkeren Portrait-Effekt. Allerdings kann man diesen Effekt beim Poco auch nachträglich verändern. Auch ist die Kantenerkennung beim Poco F3 seltsamerweise besser, obwohl der Bokeh-Effekt bei diesem Modell ausschließlich von der Software errechnet wird. Besonders auf dem letzten Vergleichspaar fällt das auf. Beim Redmi Note 10 verschwinden die Arme der Statue in der Unschärfe – beim Poco F3 werden die Kanten weitaus besser erkannt.
Makro – komplett unnütz oder ein nettes Gimmick?
Auf dem Papier hat das Poco F3 das bessere Makro-Setup – fünf Megapixel statt zwei wie beim Redmi Note 10. Tatsächlich macht sich das in den Aufnahmen bemerkbar. Der Sensor des Poco-Smartphones ist offensichtlich größer, zumindest sind die Motive stärker vom Hintergrund separiert. Das resultiert aber auch in einer leichten Randunschärfe an den Motiven selbst und in minimalen chromatischen Aberrationen.
Insgesamt gefallen mir die Makro-Aufnahmen des Poco F3 besser. Die Bildschärfe ist höher und die Aufnahmen wirken heller und lebendiger. Das Redmi Note 10 hat hingegen die höhere Farbsättigung, was mir besonders bei den hier fotografierten Blumen gut gefällt. Natürlicher und schöner wirken aber definitiv die Bilder des Poco F3. An dieser Stelle sollte sich trotzdem jeder eine Frage stellen: Wie oft benutzt ihr die Makro-Kamera an eurem Smartphone? Ich würde diese Frage im Alltag mit nie beantworten und könnte auf die besseren Bilder des Poco-Smartphones entsprechend verzichten.
Selfies
Einmal mehr hat das Poco F3 auf dem Papier das bessere Setup. 20 Megapixel statt 13 Megapixel – das verspricht mehr Details und weniger Nachschärfen durch die Software. Aber ist das in der Praxis auch so? Seltsamerweise nicht, denn das Redmi Note 10 macht die detailreicheren Selfies. Das fällt besonders an Strukturen wie dem Bart von Jonas oder den Büschen im zweiten Vergleichspaar auf.
Die Aufnahmen des Poco F3 sind hingegen etwas wärmer und minimal dynamischer, vor allem die dunklen Bildbereiche wirken lebendiger als beim Redmi Note 10. Das ist gut sichtbar in den Augen – das Poco hat viele Abstufungen in den Farben, während das Redmi alles zu einem einheitlichen Braun vermischt. Insgesamt sind sich die Selfies aber überraschend ähnlich, wobei ich tatsächlich das Redmi Note 10 bevorzugen würde.
Videos
Beide Smartphones unterstützen für die Hauptkamera als maximale Auflösung 4K bei 30 Bildern pro Sekunde. Der große Unterschied: Beim Poco F3 sind diese Aufnahmen elektronisch stabilisiert, beim Redmi Note 10 hingegen nicht. Videos mit 1080p und 60 Bildern pro Sekunde stabilisieren beide Modelle nicht, bei 1080p und 30 Bildern pro Sekunde hingegen beide schon. Die Aufnahmen der Ultraweitwinkelkameras und Selfie-Kameras sind jeweils sehr solide und stabil. Das Poco F3 bietet außerdem einen besonderen Sound-Modus, der einen imaginären Spot auf alles wirft, das sich vor dem Gerät befindet.
Fazit
Sowohl das Redmi Note 10, als auch das Poco F3 haben ausgezeichnete Kameras für Mittelklasse-Smartphones. In einigen Disziplinen ist das Poco besser, an anderer Stelle hingegen das Redmi. Vieles ist außerdem Geschmackssache, beispielsweise die unterschiedliche Farbsättigung und der Portraitmodus. Ich persönlich würde aber nicht wegen der Kamera zum Poco F3 greifen, dafür sind die Unterschiede zu sehr im Detail versteckt.
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Gibt es schon einen Vergleich zwischen Redmi Note 10 Pro(!) und dem F3? ich wollte demnächst eines der beiden bestellen um mein Mi8 abzulösen, bin mir aber unsicher ob ich mehr Wert auf die bessere Kamera (Note 10 pro) oder den besseren Prozessor (F3) legen sollte… gibt es außer diesen beiden offensichtlichen Punkten noch andere wichtige unterscheidungen? Der Akku beim Note 10 Pro sieht auf dem Papier auch deutlich besser aus..
Man merkt, dass beim Poco F3 der Fokus nicht auf der Kamera liegt. Display, Performance usw sind für den Preis eigentlich unschlagbar, lediglich die Kamera ist merkbar unterdurchschnittlich. Ein paar Tests haben gezeigt, dass es an sich ein grandioses Budget Gaming Smartphone ist, aber als Allrounder wäre ein Note 10 Pro im ähnlichen Preisbereich denke ich mal deutlich besser.
So schwarz weiß ist es nicht mit Poco=Gaming und Note 10=Allrounder. Ich zocke überhaupt nicht am Handy und habe mich trotzdem für das Poco entschieden. Obwohl mich eine bessere Kamera immer sehr reizt, ist das Poco einfach im täglichen Nutzen längerfristig die sicherere Wahl. Am Ende wechseln Leute vor allem ihr Gerät, wenn das Alte ruckelt und zu langsam wird. Da hat das Poco auf Jahre bessere Leistungsreserven. Währenddessen hört man dass zumindest bei 120Hertz die Mittelklasse-Prozessoren schon jetzt leicht ins Schwitzen kommen. Wenn man seine Kamera zum Instgrammen und Co. braucht, sollte man mMn. sich sowieso wo anders umschauen.… Weiterlesen »
Schade um das Poco F3, diesmal gab es von Xiaomi nur Kamera Reste Verwertung.
Mit 50€ mehr gäbe es viel bessere Sensoren.
Es gehört schon Mut dazu, diese orange Mütze in der Öffentlichkeit zu tragen. Respekt dafür!
Das RN10 gewinnt gegen das PF3, selbst wenn man denn Fauxpas mit den Selfies nicht mitrechnet.
Das ist schon ein echt erbärmlicher Rückschritt vom F2Pro.
Nein gewinnt er nicht. Sind schließlich die selben Sensoren bei der Hauptkamera. Ehrlich gesagt würde mich ein Samsung GW1 oder GW2 im PF3 nicht stören, denn die wären dem Sony schon überlegen.