Kameravergleich: Google Pixel 6a vs. Nothing Phone 1
Inhaltsverzeichnis
Wie schlägt sich der Newcomer gegen jahrelange Erfahrung beim Image Processing? Das Nothing Phone 1 bietet zwei moderne 50MP Pixel Binning Kamerasensoren. Das Google Pixel 6a hingegen „alte“ Sensoren, aber eine umwerfende Software dahinter. Im Kameravergleich vergleichen wir die Fotos der beiden Mittelklasse-Smartphones.
Das Nothing Phone 1 darf gerne als „Pixel Fighter“ bezeichnet werden: mit purem Android, Fokus auf dem Wesentlichen und den besonderen Funktionen. Das Paket bietet ebenso das Pixel 6a, nur, dass hier das „Besondere“ auf der Software-Ebene stattfindet. Auch preislich liegen die beiden Kontrahenten auf Augenhöhe: Für das Nothing Phone 1 werden 469€ (8/128GB UVP) fällig und gegen Google setzt 459€ (6/128GB UVP) für das Pixel 6a an.
Hardware-Vergleich
Anders als in den Generationen zuvor adaptiert das preiswerte und kompakte Google Handy nicht die Kamera der Premium-Modelle. Die Kamera der letzten Jahre muss reichen. Auch beim AMOLED mit lediglich 60 Hertz geht man einen großen Kompromiss ein. Dafür ist mit dem Google Tensor der gleiche leistungsstarke Prozessor mit an Bord, der die zahlreichen starken Software-Features ermöglicht der teuren Pixel Smartphones.
Die Kamerasensoren des Google Pixel 6a:
- Hauptkamera: Sony IMX363, 12,2MP Auflösung, 1,4 μm Pixelgröße, f/1,7 Blende, 1/2,55″ Sensorgröße, 77° Sichtfeld, Dual-Pixel Autofokus
- Video: OIS + EIS – bis zu 4K / 60fps
- Ultraweitwinkel: Sony IMX386, 12MP Auflösung, 1,25 μm Pixelgröße, f/2,2 Blende, 114° Sichtfeld
- Video: EIS – bis zu 4K / 30fps
- Frontkamera: Sony IMX355, 8MP, 1,12 μm Pixelgröße, f/2,2 Blende, 84° Sichtfeld, fixer Fokus
- Video: EIS – bis zu 1080p / 30fps
Das Nothing Phone 1 bringt neben viel Marketing noch das klasse Design um die Glyph – die überdimensionale smarte Benachrichtigungs-LED – mit sich. Die restliche Hardware siedelt sich in der soliden Mittelklasse an und bietet ein umfangreiches Ausstattungspaket: Ein 120 Hertz AMOLED, Wireless Charging und ein effizienter Prozessor. Die verbauten Kameras sind bekannte Sensoren, die sich bereits in anderen Geräten bewährt haben:
Kamerahardware des Nothing Phone 1:
- Hauptkamera: Sony IMX766, 50MP Auflösung – 12,5MP Pixel Binning, f/1.88 Blende, 1/1,56“ Zoll Sensorgröße, 1 µm Pixelgröße / 2 µm mit Pixel Binning, 24mm Brennweite
- Video: OIS + EIS, bis zu 4K / 30fps, 1080p / 60fps
- Ultraweitwinkelkamera: Samsung JN1, 50MP Auflösung – 12,5MP Pixel Binning, f/2.2 Blende, 1/2,76“ Zoll Sensorgröße, 0,64 µm Pixelgröße / 1,28 µm mit Pixel Binning, 114° Sichtfeld (FoV), Makromodus bis 4cm Fokus
- Video: EIS
- Frontkamera: Sony IMX471, 16MP Auflösung, f/2.45 Blende, 1/3,1“ Zoll Sensorgröße
- Video: 1080p / 30fps
Heutzutage macht die Software / das Image Processing einen Großteil der Fotoqualität aus. Google hat über Jahre einen exzellenten Ruf in dem Bereich aufgebaut. Kann da Nothing direkt mit dem ersten Smartphone an die Kameraqualität anknüpfen?
Die Aufnahmen des Google Pixel 6a seht ihr stets auf der linken Seite – die Fotos des Nothing Phone 1 sind rechts. Zunächst gibt es die Aufnahmen in voller Größe (verlustfreie Datei) in unserer Galerie. Danach zeigen wir bei Bedarf noch einen Zusammenschnitt der beiden Kontrahenten mit digitalem Zoom in die Aufnahme, um Details zu verdeutlichen.
Tageslicht
Bei den Tageslichtaufnahmen – der einfachsten Aufgabe für moderne Smartphones jeder Preisklasse – wollen wir in zwei Kategorien einteilen: Einfache Lichtverhältnisse (z.B. Sonnenschein, klarer Himmel) und besondere Beleuchtung (Dämmerung, Abendsonne). Gerade bei letzterem zeigt die Google Software, was sie so besonders macht.
Bei Tag gibt es hinsichtlich der Qualität nur geringfügige Unterschiede. Das Nothing Phone 1 kann mehr Details einfangen. Allgemein setzt man hier auf kühlere Farben. Das Google Pixel 6a punktet mit den wärmeren Farben und dem gelungenen Kontrast. Teils wird hier mit dem HDR-Effekt etwas übertrieben, aber den Bildern schmeichelt es nun mal.
Bei schlechterem Licht zaubert das Google Pixel 6a dann mit der Software ein gänzlich anderes Foto, als es das Nothing Phone 1 vermag. Qualitativ liegt der Sony IMX766 zwar vorne, das Pixel 6a präsentiert hingegen eine hervorragende Beleuchtung und satte dynamische Reichweite.
1:0 – Bei den normalen Aufnahmen kommt es klar darauf an, was dem Auge gefällt – Und Google hat die Formel hierfür gefunden.
Schärfe – Machen „50MP“ einen Unterschied?
Einen zweiten Punkt, den wir uns anschauen, ist die Bildschärfe, und ob die Auflösung den Unterschied ausmacht. Pixel Binning Sensoren bieten die Möglichkeit in der vollen Auflösung aufzunehmen (interpoliert). Darf man dadurch deutlich tiefer in die Aufnahme zoomen?
Das Nothing Phone 1 zeigt generell bei der Hauptkamera eine höhere Bildschärfe und zeichnet Details sichtbarer auf. Einen Vorteil hat man durch den 50MP dabei nicht sichtbar, sodass man sich den Speicherplatz auch sparen kann (3,6 vs. 10,4MB).
Auch die Ultraweitwinkelkamera löst beim Nothing Smartphone mit 50MP auf. Der Samsung JN1 profitiert hier ebenfalls nicht vom 50MP Modus. Die Bildschärfe ist nur geringfügig höher beim Reinzoomen, was aber auch dem größeren Aufnahmebereich „geschuldet“ ist. Der Kontrast ist beim Google Pixel 6a aber deutlich schöner und die Belichtung super getroffen: Beim Reinzoomen sind die Strukturen und Feinheiten klar besser.
2:1 – Auch wenn das Nothing von Haus aus mehr Schärfe bietet, so hält das Pixel mit der kontrastreichen Darstellung mit.
Nahaufnahme
Bei Motiven kann man mit dem Nothing Phone 1 etwas näher an das Motiv heran herangehen, während das Pixel 6a schon vorher mahnt, Abstand zu halten. Auch kreiieren Pixel Binning Sensoren (hie der Sony IMX766) von Haus aus ein schickes natürliches Bokeh. Aufgenommen wurden beide Bilder im Automatik-Modus. Das Nothing Phone 1 zieht bei der Bildschärfe sichtbar davon. Mit der helleren Darstellung bleiben uns auch mehr Strukturen erhalten. Das Pixel 6a zeigt generell sattere Farben und einen immens besseren dynamischen Kontrast. Was auch der Grund ist, dass die Fotos auf Anhieb gefallen.
3:1 – Gleiche Spiel bei den Nahaufnahmen: Auch wenn das Nothing qualitativ besser ist, so schmeicheln die Farben / Beleuchtung von Google dem Motiv umso mehr.
Nachtaufnahmen – Software oder Pixel Binning?
Beide Smartphones unterstützen den separaten Nachtmodus (den wir auch genutzt haben) durch eine Stabilisierung im OIS. Auch wenn der Google Pixel 6a bei Nacht super Bilder präsentiert und mit künstlicher Beleuchtung etwas besser zurechtkommt – Beim Nothing strahlt sie etwas (Bleeding) – so kann das Nothing Phone 1 mit der Hardware-Power den Punkt holen.
Die Fotos sind deutlich weniger vom ISO-Rauschen geplagt, Details und Strukturen verwischen später und die relevanten Bereiche sind heller abgebildet. Gerade bei besonders dunklen Motiven muss das Pixel 6a zurückstecken.
4:2 – Die Hardware-Power des Sony IMX766 holt den Punkt für das Nothing Phone 1.
Ultraweitwinkel
Auch hier kommen beide Mittelklasse-Smartphones mit fast der gleichen Auflösung, wie die Hauptkamera. Das Nothing Phone 1 bietet bauartbedingt den größeren Aufnahmebereich, was nun mal maßgeblich für „Ultraweitwinkel“-Bilder ist. Der Samsung JN1 fiel auch in Vergangenheit durch eine nicht besonders hohe Bildschärfe auf, stellt Farben mit einem unschönen „Color Pop“ / überzogenen Highlights dar und überzieht so unnötig in den HDR-Bereich.
Das Pixel 6 präsentiert zwar das insgesamt langweiligere Bild, aber dafür eine ausgewogene Darstellung. Die starke Beleuchtung bringt dafür die nötige Dynamik in das Bild.
Ultraweitwinkel bei Nacht: Bei Nacht ist man in der Preisklasse generell besser mit der Hauptkamera beraten. Dafür können beide Geräte auf den separaten Nachtmodus auch mit dem UWW-Sensor zurückgreifen. Das Google Pixel 6a wird nur im mittigen Bereich des Bildes angenehm scharf. Der Rand ist von starken Rauschen und verschwommenen Texturen geprägt.
Das Nothing Phone 1 bietet zwar eine höhere Schärfe, wobei hier viel mit der Software nachgeholfen wird. Der sichtliche Gelbstich künstlicher Beleuchtung ist dadurch leider ein Nebeneffekt.
5:3 – Die UWW-Kamera ist bei beiden solide, die erzwungene HDR-Darstellung des Nothing Phone 1 muss man aber mögen.
Portrait
Beide Smartphones bestimmen das Motiv über die Software, zeichnen aber auch die Tiefeninformationen mit auf. Das ist bei der Nachbearbeitung hilfreich und andere Apps können darauf auch direkt zugreifen. Bildfehler schleichen sich da sogar häufiger beim Pixel 6a ein.
Die Darstellung ist bei beiden Geräten nicht wirklich akkurat. Das Nothing Phone 1 bügelt ziemlich grob über Details, Strukturen und zeigt das Portrait zu weich gewaschen. Der Hintergrund bleibt klarer, wenn auch mit zu blassen Farben.
Das Pixel 6a hingegen packt hier ziemlich übertrieben die Kontrast-Keule aus und lässt Feinheiten hervorstechen. Vermutlich macht man das, um die geringere Bildschärfe zu überblenden. Dafür werden die Portraits ausdrucksstark in Szene gesetzt.
6:4 – So wirklich zufrieden bin ich persönlich mit keinem der beiden Portraits.
Selfie
Was bei den Portraits bereits störte, setzt sich bei den Selfies des Pixel 6a fort. Der Kontrast wird künstlich nach oben getrieben durch zu dunkle Farben. Das Nothing Phone 1 mit der Sony Frontkamera weist die etwas höhere Bildschärfe auf, gerade beim Hintergrund, und zeigt Farben auch realistischer. Das Pixel 6a leistete sich den Fauxpas zum Glück nicht: beim Nothing Phone schleichen sich weiße / überbelichtete Himmel ein.
7:5 – Auch hier kann sich weder Google noch Nothing hervortun, viel mehr kommt es auf die persönlichen (Farb-) Präferenzen an.
Fazit
Nach dem Test und Kameravergleich des Pixel 6a kann ich den Hype um die das Image Processing endlich nachvollziehen. Was Google mit der Software im Hinblick auf Beleuchtung, Bilddynamik und Farbdarstellung anstellt, ist erstklassig. Dass die Kamera als Non-Plus-Ultra dargestellt wird, ist meiner Meinung nach überzogen. Das Nothing Phone 1 – als Neuling mit soliden Kamerasensoren – zeigt, dass „ein anderer Ansatz“ ebenso erfolgreich sein kann.
Bei Tag holt das Pixel 6a die Kategorien, die Punkte bei Nacht gehen an das Nothing Phone 1. Bei der Darstellung von Personen hätte ich etwas mehr von Google erwartet. Wer in der Mittelklasse ein Kamera-Smartphone sucht, kann dennoch beherzt zum Pixel 6a greifen.
Lasst uns gerne in den Kommentaren wissen, welchen Handys sich das Google Pixel 6a noch stellen soll!
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Evtl. Nothing mit GCam testen?
Danke für den Vergleich. Bei vielen Fotos ist der Unterschied gering. Und da viel über die Software an den Bildern gewerkelt wird, kann man beim Nothing Phone darauf hoffen, dass die kleinen Defizite noch über ein Update ausgebügelt werden können. Hardwaremäßig sollte das Nothing eigentlich vorn sein. Beim Google Pixel 6a finde ich aber die 60Hz als No-Go. Da hätte man doch wenigstens ein 90Hz Display bringen können… Dass die Kamera beim 6a einen guten Job macht, habe ich schon beim DXoMark gelesen. Da gab es 130 Punkte. Und das ist sehr gut.
Ich hatte das Nothing und aktuell das 6a jeweils als Zweitgerät. Die ‘nur’ 60Hz machen sich beim Pixel kaum bemerkbar, was an dem wirklich guten Panel liegt. Von daher zusammen mit dem guten und langen Softwaresupport ist das 6a mein klarer Favorit.