CPU | Mediatek MT6580 - 4 x 1,3GHz |
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RAM | 1 GB RAM |
Speicher | 4 GB, 8 GB, 16 GB |
GPU | Mali-400 - 416MHz |
Display | 1520 x 720, 6,1 Zoll, 6,5 Zoll 60Hz (IPS) |
Betriebssystem | - 6.0 Marshmallow |
Akkukapazität | 2600 mAh |
Speicher erweiterbar | Nein |
Hauptkamera | 8 MP |
Frontkamera | 5 MP |
USB-Anschluss | |
Kopfhöreranschluss | Nein |
Entsperrung | Face-ID |
NFC | Nein |
SIM | Dual - nano |
Gewicht | 201 g |
Maße | 151 x 75,7 x 8,7 mm |
Benachrichtigungs-LED | Nein |
Hersteller | |
Getestet am | 12.02.2019 |
Inhaltsverzeichnis
Apple stand dieses Jahr ausnahmsweise mit überwiegend negativen Schlagzeilen im Rampenlicht: Patentrechtsverstöße gegen Qualcomm, sinkende Absatzzahlen der neuen iPhone-Generation und (wie immer) Klagen über zu hohe Preise. Bei solchen Problemen dürfte es dem amerikanischen Börsengiganten fast schon egal sein, dass irgendwo in China ihre Produkte kopiert werden. Und so finden sich auch in unserem Testlabor zwei brandneue iPhone Clones, die auf einen Testbericht warten. Namentlich haben wir es mit einer IPhone XS Max Kopie sowie einem Nachbau des günstigen IPhone XR zu tun. Ob es sich hier um brauchbare Geräte handelt, erfahrt Ihr im folgenden Testbericht.
Wenn ihr wissen wollt, wie das ORIGINAL Iphone XR bei uns im Tets abgeschnitten hat, einfach hier entlang!
IPhone Clones – Kauf und Bestellung
Bei einem derart dreist kopierten Design dürfte es klar sein, dass die Clones nicht bei den einschlägigen Onlineshops wie Gearbest oder Banggood gekauft werden können. Auch China kennt Urheberrechte, wenngleich diese dort nicht so stark durchgesetzt werden wie in Europa. Überhaupt handelt es sich bei den iPhone Clones um keine Produkte, die primär für den legalen Onlinehandel gedacht sind. Der Einsatzzeck sieht vielmehr so aus, dass die Clones direkt von der Fabrik an kleinere oder größere „Reseller“ verkauft werden, die diese ahnungslosen Touristen auf der Straße als Originale verkaufen. Mir selbst wurden die entsprechenden IPhone Clones bereits in Afrika, Marokko, China und Thailand versucht anzudrehen, ohne dass ich explizit danach gesucht hätte. Selbstverständlich stammen alle IPhone Clones aus China. Wir vermuten sogar, dass alle weltweit verbreiteten IPhone-Clones aus einer oder zwei großen Fabriken in Shenzhen kommen, da Design und Ausstattung bei allen Modellen identisch ist.
Wer nun gezielt auf der Suche nach einem IPhone Clones ist, hat zwei Möglichkeiten. Entweder er sucht vor Ort in China nach einem Verkäufer oder er greift zu einem kleineren Onlineshop wie CECT-Shop.com, in welchem solche Geräte unter dem Namen „ViPhone“ oder “Goophone” angeboten werden. Hier hat man auch den Vorteil, dass man die genauen Hardwareinformationen bekommt. Dies sei jedoch nur theoretisch angemerkt. In der Praxis sollte man allein aus urheberrechtlichen Gründen keinen iPhone Clone bestellen. Im Zweifelsfall gibt es nämlich Ärger bei der Einfuhr.
Design und Verarbeitung
Kommen wir nun aber zum Kern der Sache. Was taugen die IPhone Clones? Bereits beim Auspacken kann ich sagen: Da hat sich jemand richtig Mühe gegeben. Die Verpackung sieht derjenigen des Originals zum Verwechseln ähnlich. Und gleiches gilt auch für unseren IPhone XS Max und IPhone XR Nachbau. Würde ich die Clones einem weniger technikaffinen Nutzer in die Hand geben, würde dieser sie definitiv zunächst für ein Original halten. Besonders auffällig ist dabei, dass der Hersteller an den Materialien nicht gespart hat. Die Rückseite besteht aus Glas und der Rahmen aus solidem Metall. Spaltmaße oder Knarzen: Fehlanzeige. Auch die Apple-typische Notch ist natürlich vorhanden.
Sichtbare Unterschiede werden erst beim Anschalten des Displays ersichtlich. Das Kinn des Smartphones ist wesentlich größer als das Original. Oben sind es bei beiden Modellen zwar nur 3mm, dafür sind unten 7mm ungenutzt. Die Maße entsprechen daher auch nicht zu 100% dem Original:
IPhone XR Clone: 150,9 x 75,7 x 8,7mm vs. Original 150,9 x 75,7 x 8,3mm
IPhone XS Max Clone: 57.4 x 77.39 x 8.1mm vs. Original 157,5 mm x 77,4 mm x 7,7 mm
Schutzhüllen für das Original können demnach auch nicht für die Clones verwendet werden. Auffällig ist aber, dass beide Smartphones einen echten Lightning-Port verbaut haben. Und hier hört die dreiste Nachahmung genialer Apple Features noch nicht auf. Einen Kopfhörer-Anschluss gibt es nämlich auch nicht und ein Blick in den SIM-Slot offenbart: Sogar die Weltneuheit „Dual-SIM“ wurde von den Chinesen dreist kopiert! Wahnsinn.
Abschließend lässt sich zum Thema Design und Verarbeitung sagen, dass die Chinesen hier ganze Arbeit geleistet haben. Beide iPhones sehen den Originalen zum Verwechseln ähnlich. Natürlich sind die Ränder um das Display etwas größer als beim echten IPhone XS Max/XR, aber das war angesichts des günstigen Preises auch zu erwarten.
Display
Beim Display gibt es die ersten sichtbaren Unterschiede, zumindest bei unserem IPhone XS Max Clone. Beim Original gibt es hier ein 6,5 Zoll großes AMOLED (bzw. OLED) Panel mit einer Full-HD Auflösung von 2688 x 1242 Pixel. Der Clone kann hier weder hinsichtlich der Displaytechnik noch der Auflösung mit dem IPhone XS Max mithalten. Zum Einsatz kommt bei beiden Nachbauten ein normales IPS-Panel mit einer HD-Auflösung von 1520 x 720 Pixel. Schwarz erscheint daher nicht wirklich schwarz wie bei dem AMOLED des Originals, sondern hat einen leichten Grauschimmer. Wirklich schlimm ist dies allerdings auch nicht, denn beim IPhone XR setzt Apple selbst ein solches Display ein. Das echte IPhone XR hat zwar eine etwas höhere Auflösung von 1792 x 828 Pixel, aber gigantisch ist der Unterschied zum Clone hier nicht. Bei genauem Betrachten sind einzelne Bildpunkte noch sichtbar, allerdings kann man den beiden Displays durchaus ein brauchbares Bild attestieren. Auch die Farbwiedergabe ist soweit in Ordnung.
Die Displayhelligkeit passt sich übrigens automatisch an die Umgebungshelligkeit an. Ein Helligkeitssensor wurde also verbaut. Was allerdings fehlt, ist der Lesemodus mit reduziertem Blaulicht. Dieser ist in den Einstellungen zwar vorhanden, hat aber keine Funktion. Erwähnenswert ist vielleicht noch, dass beide IPhone Clones eine echte Notch besitzen. Dies war bei dem von uns getesteten IPhone X Clone noch nicht der Fall. Das Display erkennt 2 Berührungspunkte gleichzeitig. Für Schnellschreiber ist dies etwas gewöhnungsbedürftig.
Leistung
Was die Leistung angeht, gibt es wohl den größten Unterschied zwischen Original und Fälschung. Während die echte XS-Generation mit dem Apple A12 Bionic einen der stärksten Chips im mobilen Segment überhaupt verbaut hat, sind die Clones eher am unteren Ende der Fahnenstange zu verorten. Verbaut ist ein Mediatek MT6580 Prozessor aus dem Jahre 2015. Der Prozessor stellte lange Zeit die Basis für die Einsteigerklasse der Chinahandys, gilt aber selbst dort mittlerweile als veraltet. Er basiert auf 4 Kernen mit je 1,3GHz. Beide Versionen unserer Clones haben lediglich 1GB RAM Arbeitsspeicher und 16GB internen Speicher, auch wenn im System 256GB oder sogar 512GB angezeigt werden.
Geekbench Multi (v5)Beim Navigieren durch einfache Apps und das System ist das Handy halbwegs schnell unterwegs. WhatsApp und Co. lassen sich mit etwas Wartezeit gerade noch nutzen. Alles, was mehr Leistung von dem Handy fordert, führt jedoch zu starken Lags und Verzögerungen. Insbesondere aufgrund des kleinen Arbeitsspeichers ist Multitasking nicht wirklich möglich und man muss regelmäßig den Zwischenspeicher leeren. Wirkliche Freude kommt hierbei nicht auf und insgesamt lässt sich sagen, dass jedes 80€ Chinahandy aus unserer Bestenliste wesentlich mehr Leistung bringt.
Alternativ findet man im Internet hier und da noch einen Clone mit dem MT6592 Octa-Core Prozessor von Mediatek. Theoretisch bietet dieser eine bessere Leistung, allerdings wird der Spaß auch hier durch 1GB RAM Arbeitsspeicher ausgebremst. Man sollte hier keine wesentliche Verbesserung erwarten.
System
Wie es sich für ein „Apple“-Smartphone gehört, gibt es auch eine „IOS-Oberfläche“. Die Anführungszeichen verraten bereits, dass hier nicht alles so ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Da Apple sein System passgenau auf die eigene Hardware zuschneidert, wird es wahrscheinlich niemals einen IPhone-Clone mit echtem iOS geben. Stattdessen laufen die Clones auf Android Basis. Im Falle der aktuellen IPhone XS Clone Generation bekommt man ein ziemlich inaktuelles Android 6.0. Über das System wurde eine iOS Benutzeroberfläche gelegt, sodass man die Android-Basis kaum noch erkennen kann. Ähnlich wie beim Design wurde auch hier zumindest oberflächlich ganze Arbeit geleistet. Die Icons, die Menüs, der Lockscreen und die „hauseigenen“ Apps sehen bis auf winzige Unterschiede genau so aus wie beim originalen iPhone. Sogar die von Apple erfundene Gesten-Steuerung wurde kopiert und funktioniert gut.
Zu viel des Lobes können wir trotzdem nicht am Fake-iOS System lassen. Ein Virentest von Malewarebytes meldet im gefälschten App Store und im Systemupdater Bedrohungen. Dies muss jetzt nicht zwangsläufig bedeuten, dass hier tatsächlich Schadsoftware vorhanden ist. Aufgrund der alten Anroid-Version werden die veralteten Programme eventuell einfach als Sicherheitslücken eingestuft, ganz sicher kann man sich aber nicht sein. Überraschend ist hingegen, dass der Google Playstore auf dem Smartphone vorinstalliert ist. Dies war bei den bisherigen IPhone-Clones nicht der Fall. Wer tatsächlich zu einem solchen Gerät greift, sollte jedenfalls die kopierten Apple-Apps meiden und sich Alternativen aus dem Playstore herunterladen.
Kamera
Das Fake iPhone XS Max verfügt angeblich über eine 13 Megapixel Dual-Kamera. Der IPhone XR Clone hat hingegen nur eine Kamera, die ebenfalls über 13 Megapixel verfügen soll. Allerdings ist hier mal wieder mehr Schein als Sein. Bei der hohen Megapixel Zahl handelt es sich nur um einen Interplationswert. In Wirklichkeit hat beide IPhone Clones nur eine 5- oder bestenfalls 8-Megapixel-Kamera, die Fotos in schäbiger Qualität aufnimmt. Die zweite Kamera des IPhone XS Max ist lediglich ein Dummy. Selbst ohne Zoom zeigt sich eine deutliche Unschärfe. Insbesondere gilt dies für Makroaufnahmen. Ebenfalls zu bemängeln haben wir eine Überbelichtung der Fotos. Für Gelegenheitsschnappschüsse sind die iPhone Clones gerade noch so zu gebrauchen. Die Dual-Kamera Funktionen des Originals stehen übrigens in der App zur Verfügung, haben jedoch keine Funktion, da es sich bei der zweiten Linse wie gesagt nur um einen Dummy handelt.
Ähnlich wie auch bei der Systemperformance lässt sich in punkto Bildqualität sagen, dass jedes 80€ Chinahandy erheblich bessere Fotos liefert als der IPhone XS Max / IPhone XR Clone. Eine Kamera ist zwar vorhanden, aber gute Fotos bekommt man noch lange nicht.
Konnektivität
Fangen wir mit dem Positiven an: Beide IPhone Clones verfügen über Dual-SIM! Es können also zwei SIM-Karten gleichzeitig in dem Gerät verwendet werden. Was den Empfang von mobilem Internet angeht, ist man allerdings auf 3G (UMTS) beschränkt. LTE wird von dem MT6580 Prozessor nicht unterstützt und auch die schnellere Version mit MT6592 Prozessor unterstützt kein 4G Internet. Die Gesprächsqualität bei Telefonaten ist brauchbar, allerdings klingt man selbst, sowie der Gesprächspartner ziemlich blechern. Der interne Lautsprecher erzeugt einen durchschnittlichen Sound. Es gibt leichte Verzerrungen auf hoher Lautstärke und es fehlt an jeglichem Bass, dies ist für die Einsteiger-Preisklasse jedoch nichts außergewöhnliches.
Was die verbauten Sensoren angeht, gibt es die absolute Minimalausstattung: Näherung, Helligkeit und Beschleunigungssensor sind vorhanden, mehr aber auch nicht. Selbst ein GPS-Empfänger wurde eingespart. Dafür gibt es zur Entsperrung Face-Unlock. Dass dieser nur über die Frontkamera bewerkstelligt wird, dürfte wohl jedem klar sein. Die Entsperrung ist leider sehr träge und unzuverlässig, sodass man häufig den Pin-Code manuell eingeben muss.
Akku
Der Akku des IPhone XS Max misst 2600mAh und derjenige des IPhone XR Clones 2100mAh. Beides sind bei weitem keine Traumwerte und normalerweise sollten Smartphones dieser Größe mindestens 3000mAh an Board haben. Verschlimmernd kommt noch hinzu, dass das System recht aufwendig gestaltet ist und die Hardware schnell an ihre Leistungsgrenze kommt. Einen Tag starke Nutzung halten die IPhone Clones definitiv nicht durch und für eine Stunde Youtube bei halber Helligkeit gehen satte 25% Akku verloren. Wer sein Handy nur zum Telefonieren und Whatsapp verwendet, kommt damit eventuell einen Tag aus. Anspruchsvolle Nutzer werden es jedoch nicht bis zum Abend schaffen.
Akkulaufzeit Einheit: Std
Aufgeladen werden beide Smartphones mit einem 5V/1A Netzteil und dem Lightning-Kabel aus dem Lieferumfang. Der Ladevorgang dauert etwa 1,5 Stunden. Alternativ sollen die IPhone Clones noch Wireless-Charging unterstützen, was wir aus Ermangelung eines QI-Chargers noch nicht überprüfen konnten. Wir ergänzen den Testbericht an dieser Stelle in den nächsten Tagen.
Testergebnis
„Außen Hui, Innen Pfui!“ So könnte man diesen Testbericht zusammenfassen. Von Seiten der Verarbeitung sind die Clones wirklich sehr gelungen und lassen für ein 120€ Smartphone kaum Raum für Kritik. Auch das Display ist noch halbwegs brauchbar. In allen weiteren Kategorien können die Clones jedoch nicht überzeugen. Das System sieht zwar aus wie iOS, ist allerdings viel zu langsam und hat auch einige Sicherheitslücken an Board. Die Kamera ist ebenfalls für kaum etwas zu gebrauchen und genauso sieht es in punkto Leistung aus. Eigentlich ist es fast schon schade drum. Hätte der Hersteller einfach etwas aktuellere Hardware eingebaut und nicht zwanghaft an jeder Ecke gespart, wären aus den Clones immerhin nutzbare Geräte geworden. So eignen sich diese Geräte leider nur, um Ahnungslose zu veräppeln (hat dieses Wort jemals so gut gepasst wie hier?).
…und genau dafür sind sie schließlich auch konzipiert. Wer auf der Suche nach einem günstigen Smartphone ist, sollte lieber einen Blick in unsere Bestenlisten werfen. Und wer unbedingt ein iPhone als Statussymbol braucht, muss eben nach wie vor eine ordentliche Stange Geld dafür hinlegen. Das Leben ist manchmal einfach hart.
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Sehr schön geschrieben…
Top Artikel! Ich hoffe, Ihr habt die Rohrkrepierer geschenkt bekommen und nicht noch dafür bezahlt!