Das chinesische Unternehmen Innocn machte in den letzten Monaten mit unterschiedlichsten PC-Monitoren auf sich aufmerksam. Wir hatten bereits einen 40-Zoll-Monitor mit 144Hz und einen 27 Zoll 4K USB-C Monitor im Test. Der neuste Streich ist der Innocn 27M2U 4K Monitor, der mit Mini-LED Technik für um die 600€ auf Kundenfang geht. Mit 60Hz Bildwiederholungsfrequenz richtet sich der Innocn weniger an Gamer, sondern mit der hohen Farbgenauigkeit vielmehr an professionelle Nutzer im Video- und Bildbearbeitungsbereich. Die Mini-LED Technik sorgt für eine hohe Helligkeit und lässt HDR-Material mittels hohen Kontrasten durch Local Dimming erstrahlen. Die 4K Auflösung ist im Office-Betrieb ein Segen, denn Texte erscheinen gestochen scharf auf dem 4K Monitor. Schauen wir uns den Innocn 27M2U nun im Detail an.
Design / Verarbeitung / Lieferumfang
Der Innocn 27M2U wird in einem 10 Kilogramm schweren Paket geliefert und das Display ist mit Styropor gut geschützt. Der Aufbau ist in wenigen Minuten erledigt und man braucht dafür keine Anleitung. Es ist nicht mal Werkzeug notwendig, höchstens ein Flachschraubendreher könnte hilfreich sein. Zunächst müsst ihr einfach den Standfuß anschrauben (hier könnt ihr mit dem Flachschraubendreher nochmals nachhelfen) und den gesamten Ständer dann einfach in die Aussparung auf der Rückseite einsetzen.
Alternativ könnt ihr auch eine Vesa Standardhalterung 100 x 100 für den Monitor nutzen. Im Lieferumfang befinden sich ansonsten noch der Kalibrierungsbericht, eine kurze Anleitung und drei Kabel. Das USB-C, HDMI 2.0 und Displayportkabel sind jeweils einen Meter lang. Netzteil und Kaltgerätekabel (Mickey-Mouse) sind zusammen über 3m lang, was definitiv praktisch ist.
Der Innocn 27-Zoll 4K Mini-LED Desktopmonitor wiegt mit Standfuß 6,55 Kilogramm und nur das Display misst 62 x 36,5 x 6 Zentimeter. Damit ist der Monitor ziemlich dick geraten. Das gesamte Gehäuse besteht aus silbernem Kunststoff und an der Rückseite befinden sich sechs LED-Streifen, die in unterschiedlichen Farben leuchten können. Die Leuchtkraft der LEDs ist sehr gering und nur im Dunkeln überhaupt wahrnehmbar. Natürlich kann man diese Spielerei auch einfach ausschalten. Direkt von vorn blickt man auf die 9 Millimeter schmalen schwarzen Ränder rund um das Display. Nur die Unterseite ist mit 20 mm deutlich sichtbarer und auch Silber. Mittig platziert ist der Innocn-Schriftzug und unten rechts hat man sich auch die Markierungen für die fünf Tasten nicht verkneifen können. Der Power-Button ganz rechts ist mit einer dezent leuchtenden LED versehen, die anderen Tasten sind funktional, aber insgesamt fühlt sich das alles eher billig an. Zur Funktionalität des On-Screen-Display (OSD) später noch mehr.
Auch wenn der Standfuß massiv wirkt und 21 x 23 cm Standfläche benötigt, beginnt der Monitor bei einer Tischberührung leicht zu wackeln. Das stoppt aber rasch wieder. Die Ergonomie-Einstellungen des Innocn 27M2U sind hervorragend und binnen Sekunden hat man die Position geändert. Die Neigung nach vorn sind 5° und nach hinten sind 20° möglich. Nach links und rechts lässt sich der Innocn Monitor um 20° drehen und +/-90° sind für einen Pivot Modus möglich. Auch eine Höhenverstellung ist mit dem mitgelieferten Standfuß möglich und zwischen 3,5 und 15,5 Zentimeter justierbar (die Werte beziehen sich auf den Abstand Unterkante des Monitors zum Schreibtisch).
Das Kabelmanagement wird durch die Position der Anschlüsse weitestgehend nutzlos. Auch wenn man die Kabel wie vorgesehen durch das Loch im Standfuß verlegt, sieht man sie unter dem Monitor dennoch. Also für ein aufgeräumtes Kabelmanagement ist es in Ordnung, aber wer ein wirklich unsichtbares Management will, der ist hier nicht richtig.
Die Verarbeitung des Monitors ist tadellos und das Display verbleibt in sämtlichen Positionen ohne Einrastpunkt. Bis auf die billig wirkenden Tasten an der Unterseite habe ich am Innocn in dieser Kategorie nichts auszusetzen.
Anschlüsse und Schnittstellen des Innocn 27-Zoll 4K Mini-LED Monitor
Der Innocn 27M2U hat gleich zwei HDMI 2.0 Anschlüsse, ein Displayport 1.4 Anschluss, einen USB-C-Anschluss, einen 3,5mm Kopfhöreranschluss und DC-Stromversorgung. Alle Anschlüsse für Bild unterstützen also 4K bei 60Hz, wenn euer Zuspieler das eben auch kann. Bei HDMI muss man auch auf ein HDMI 2.0 Kabel achten. Für Besitzer moderner Notebooks, die im Home-Office arbeiten wollen, ist ein USB-C Monitor natürlich sehr praktisch. Einfach den Bildschirm an den USB-C-Anschluss dran und fertig. Es ist kein Adapter oder ähnliches notwendig. Obendrein versorgt der Monitor euren Laptop mit Strom (bis zu 90 Watt) und lädt ihn also im Betrieb auf. So habt ihr einen extrem aufgeräumten Schreibtisch, wie bei Joschas Test zum günstigeren Innocn 27C1U zu sehen.
Der Innocn 27-Zoll 4K Mini-LED Monitor hat auch integrierte Lautsprecher, die im Notfall genutzt werden können. Zum Skypen im Notfall zu nutzen und für Systemsound oder ein YouTubevideo nebenbei mal brauchbar, aber Musik hören oder Filme schauen ist damit nicht möglich. Über den 3,5mm Anschluss könnt ihr den Sound einfach an ein paar günstige Regallautsprecher weiterreichen, falls ihr nicht ohnehin einen Tower- oder Mini-PC für diesen Monitor im Einsatz habt.
Messungen des Innocn 27-Zoll 4K Mini-LED Desktopmonitor
Beim Paneltyp entscheidet sich Innocn für ein IPS und das Mini-LED Backlight leuchtet in 384 Zonen. Die maximale Auflösung liegt bei 3840 x 2160 Pixel (4K – 16:9) und liefert bei 27 Zoll Bilddiagonale scharfe 163 Pixel pro Zoll. Mit einer Bildwiederholungsrate von 60Hz ist der Innocn 27 Zoll Mini-LED Monitor für kompetitive Spieler denkbar ungeeignet. Mit der Reaktionszeit von 6 Millisekunden hatte ich hingegen keinerlei Probleme in Counter-Strike GO. Die Option Local Dimming ist ab Werk deaktiviert und diese Option macht letztendlich den großen Unterschied, wenn ihr auf der Suche nach tiefem Schwarz seid. Normale IPS Displays kommen knapp auf einen 1000 : 1 Kontrast. Der Innocn schafft je nach Helligkeit fast ein Verhältnis von 7000 : 1 und das ist über dem normalen Niveau von VA Panels. Für die perfekte Nutzung als Fernseher-Ersatz sorgen auch die tollen und stabilen Blickwinkel des Innocn 27M2U. An dieser Stelle sei noch mal angemerkt, dass dieser Kontrastbonus durch Local Dimming der einzige große Vorteil dieses Mini-LED-Monitors im Vergleich zum deutlich günstigeren Innocn 27C1U ist. Über FreeSync oder Ähnliches muss man sich keine Gedanken machen, da der Monitor ohnehin nur 60Hz unterstützt.
Die Helligkeit des Panels ist mit 7,5 Lux zunächst angenehm niedrig und kann auf gewaltige 618 Lux gesteigert werden. Damit ist man sogar bei direktem Sonnenlicht abgesichert und muss keine Gedanken an die Platzierung des Monitors im Raum verschwenden. Es gibt auch eine automatische Helligkeitsregelung, die habe ich aber nach Auslieferung sofort deaktiviert. Dazu aber später noch mehr unter dem Punkt OSD.
Mit aktiviertem Local Dimming steigt der Kontrast stark an und Videos werden bei Helligkeiten jenseits der 80% richtig gut dargestellt. Wenn ihr euren Monitor auf ein Gamma von 2.0 einstellt, dann landet ihr exakt bei 2.2.
Ab Werk ist der Monitor bereits hervorragend kalibriert, ich habe euch dennoch mein Profil hier hochgeladen. Wenn ihr das nutzen wollt, dann stellt am Bildschirm noch folgendes ein:
- 30% Helligkeit
- automatische Helligkeit aus
Local Dimming solltet ihr wirklich nur dazuschalten, wenn ihr Videos schauen wollt. Zusätzlich müsst ihr auch die Helligkeit dann deutlich erhöhen.
Professionelle Anwender können sich mit dem Innocn 27M2U auf eine 100% Abdeckung des sRGB und AdobeRGB Farbraum freuen. Die Bildqualität des Innocn Monitor ist schlichtweg exzellent und sowohl fürs Arbeiten als auch für Videos und Filme nahezu perfekt. Für Gamer ist der Monitor alleine wegen den 60Hz kaum geeignet, dennoch kann auch hier Local Dimming mit hohem Kontrast wirklich geile Ergebnisse liefern.
OSD und Praxisnutzung
Das OSD wird mit vier Tasten gesteuert und kann mit allen vier auch einfach aktiviert werden. Die Einstellungen sind sogar in deutscher Sprache verfügbar, wobei die Übersetzungen etwas holprig sind. Mit Englisch findet man sich besser zurecht. Danach sieht man zunächst drei Schnellstartoptionen, die im Auslieferungszustand auf “Helligkeit”, “Lautstärke” und “Eingangsignal” stehen. Ich empfehle euch zunächst den Lichtsensor zu deaktivieren. Helligkeitssensoren kennen wir von Smartphones und da funktionieren die automatische Helligkeitsregelung normalerweise relativ gut. Anders sieht das leider beim Innocn 27M2U aus. Auch wenn sich das Feature auf dem Papier gut anhört, hat es in der Praxis bei einer 10 Stunden Nutzern mindestens jede Stunde einmal unangenehm geflackert und die Helligkeit angepasst. Im Standard ist die automatische Helligkeit aktiviert und die solltet ihr umgehend über das OSD deaktivieren. Ansonsten habe ich euch die verschachtelten Menüs einmal abfotografiert. Regelmäßig muss man lediglich die Helligkeit verstellen und Local Dimming aktivieren und deaktivieren. Beim Local Dimming ist es sehr schade, dass man gerade die Option nicht ins Schnellstartmenü legen kann. Ansonsten ist das OSD recht umständlich gestaltet und die Bedienung mit den vier Tasten nicht gerade intuitiv. Außerdem sind sämtliche Einstellungen chaotisch angeordnet.
Praxistest mi dem Innocn 27-Zoll 4K Mini-LED Desktopmonitor
Innocn wirbt mit DisplayHDR 1000 und die Color Spider bestätigt bereits eine extrem hohe Helligkeit von 618 Lux. Damit können wir zumindest eine Herstellerangabe bestätigen. Um HDR-Inhalt unter Windows zu nutzen, müsst ihr zunächst die entsprechende Option aktivieren. Auch der Monitor selbst hat noch mal eine HDR Funktion, die mich allerdings absolut nicht überzeugt hat. Wichtig ist, dass ihr für den besseren Kontrast Local Dimming aktiviert. Anschließend könnt ihr das Display mit entsprechenden HDR-Inhalten befeuern und das sieht schon richtig gut aus. Während die 4K Auflösung bei Filmen auf 27 Zoll kaum Vorteile bietet, kann die HDR-Funktion von Windows in Kombination mit Local Dimming und voller Helligkeit des Innocn 27M2U voll überzeugen. Jetzt kommt aber der Knackpunkt am Monitor.
Niemand wird wohl mit 600 Lux Helligkeit arbeiten, sondern vielmehr mit 200-250 bei Foto und Videobearbeitung. Bei vielen Texten und Office Nutzung sind es gar 150 Lux, bei denen ich mich sehr wohlfühle. Bei diesen niedrigen Helligkeiten sorgt Local Dimming leider für ein düsteres Bild und ein YouTubevideo zwischendurch ist kaum möglich. Beim Arbeiten muss man Local Dimming also ausstellen. Entsprechend muss man vor dem Video schauen zunächst die Helligkeit voll aufdrehen und Local Dimming aktivieren. Bei HDR Inhalten dann sogar noch bei Windows HDR-Option aktivieren, für ein noch besseres Ergebnis. Also ihr merkt schon, das ist für mich der größte Kritikpunkt am Monitor.
Auf 200 cd/m² konfiguriert liegt der Stromverbrauch bei 34-36 Watt. Auf voller Helligkeit steigt der Verbrauch auf 65-70 Watt an. Die sollte man aber nur mit genügend Abstand beim Video schauen oder Zocken nutzen. In einem normalen Arbeitsjahr im Home-Office landet ihr so bei etwa 79 Kilowattstunden. Bei einem Strompreis von 35 Cent pro kWh sind das gerade mal 28€. Mein Zweitbildschirm von LG verbraucht genau so viel.
Testergebnis
Der Innocn 27M2U 4K Mini-LED ist ein hervorragender Monitor, daran gibt es keinen Zweifel. Nur ob sich der Aufpreis im Vergleich zum deutlich günstigeren IPS 4K Monitor von Innocn wirklich lohnt, kommt auf euren Einsatzzweck an. Die Vorteile sind ein deutlich besserer Kontrast und keinerlei wahrnehmbaren Lichthöfe bei weißen Flächen. Auch die Helligkeit ist etwas höher, kommt aber erst in Kombination mit Local Dimming richtig zur Geltung. Wer z.B. keinen Fernseher hat und gerne mal HDR Inhalte genießen will, der ist mit diesem Monitor gut beraten. Auch Gamer kommen letztendlich auf ihre Kosten, aber die Bildwiederholungsfrequenz würde ich dort als deutlich wichtigeres Kriterium ansetzen, zumindest bei kompetitiven Spielen. Wer Rennspiele daddeln will, wird von der Qualität begeistert sein. Die Lautsprecher sind nur im Notfall nutzbar. Der Knackpunkt am Innocn 27M2U ist der Mix aus Arbeit und Entertainment. Wer einen neuen Monitor fürs Home-Office sucht, kann zu deutlich günstigeren 4K Monitoren wie dem Innocn 27C1U greifen. Nur wenn ihr in Spielen und bei Filmen die HDR-Features wirklich nutzen wollt, kann ich euch diesen Monitor empfehlen. Wenn ihr auf der Suche nach einem Monitor zum Zocken seid, dann kann ich euch nach wie vor nur den Xiaomi 27 Zoll 165Hz (Zum Test) ans Herz legen.
Preisvergleich
Newsletter bestellen
Hol Dir die neuesten Infos zu Chinahandys und Gadgets direkt ins Postfach!
Alle News Updates über Telegram.
Kein USB-Hub über USB C?
Schade, denn wenn man tatsächlich öfter zwischen privat und Arbeit wechselt, ist es schon praktisch, Maus und Tastatur oder auch Webcam einfach ohne Umstecken zu benutzen…
Bei dem Preis, wären die 5 Euro schon noch drin gewesen.