Import aus China: Die Änderungen ab 1. Juli 2021
Die EU-Kommission macht Schluss mit der steuerrechtlichen Bevorzugung von ausländischen Versandhändlern. Bislang konnten Sendungen mit einem Warenwert von unter 22 € (de facto waren es sogar 26,31€) ohne Einfuhrabgaben in die EU importiert werden. Ab 1. Juli 2021 sind nun Abgaben in Form der Einfuhrumsatzsteuer zu entrichten, wenn sie den Betrag von 1 € überschreiten. Damit sinkt die Zollfreigrenze de facto auf 5,23 €. Den grünen Aufkleber “Von zollamtlicher Behandlung befreit” wird man wohl nicht mehr so oft zu Gesicht bekommen. Von den Neuerungen betroffen sind ein Großteil der schätzungsweise 150 Millionen Sendungen, die pro Jahr direkt von China nach Europa eingeführt werden.
Die Änderungen gelten für sämtliche “Nicht-EU” Staaten, also unter anderem auch für England und die USA. Die genauen Hintergründe für die neuen Regelungen und die erwarteten Auswirkungen auf die Praxis des China Shoppings schauen wir uns in diesem Artikel mal genauer an.
Der Hintergrund für die Änderungen am 1. Juli
Die Europäische Union will auch ausländische Händler zur Kasse bitten und beziffert die Mehrsteuereinnahmen der Mitgliedsstaaten auf 7 Milliarden Euro in den nächsten Jahren. Dafür fällt die Zollfreigrenze von 22€ europaweit weg und man schafft ein elektronisches Mehrwertsteuersystem namens IOSS (Import One Stop Shop).
Die Einfuhrabgaben setzen sich grundsätzlich aus Zoll, Verbrauchsteuern und Einfuhrumsatzsteuer zusammen. Zoll fällt grundsätzlich erst ab 150€ und darüber hinaus auch nur auf Zollsatz pflichtige Waren an (Überblick über sämtliche Warenarten beim deutschen Zoll). Zollsatzfrei sind unter anderem Smartphones, Tablets, USB-Sticks, Laptops und Spielekonsolen. Bei diesen Produkten fällt auch über 150€ kein Zoll an. Die Verbrauchssteuern werden unter anderem nur auf Tabak, Alkohol und Kaffee erhoben. Die Einfuhrumsatzsteuer in Höhe von 19% wird hingegen auf alle Waren aus “Nicht-EU”-Staaten erhoben. Bislang ab einem Warenwert (Produktwert + Versandkosten) von 26,31€. Ab 1. Juli ändert sich dieser Betrag auf 5,23€. Ab diesem Betrag fällt von nun an die Einfuhrumsatzsteuer an. Damit werden für den Endverbraucher sämtlicher Kleinkram wie Handyhüllen oder Ladeadapter 19% teurer.
Für das Abkassieren der Einfuhrumsatzsteuer ab dem ersten Euro sind die Versandunternehmen (z.B. die Deutsche Post) zuständig. Die Post hat bereits angekündigt, eine Servicepauschale in Höhe von 6€ zu erheben. Damit lohnt sich der Import von Kleinkram aller Art wahrscheinlich nicht mehr. Aber auch hierfür gibt es eine Lösung. Die chinesischen Onlineshops können sich bei IOSS (dem elektronischen Mehrwertsteuersystem der EU) registrieren und zahlen für euch die Einfuhrumsatzsteuer im Voraus. Damit umgeht man dann die Servicepauschale der Versanddienstleister. Die Pakete werden dann wieder ohne zusätzliche Kosten an eure Haustür geliefert.
Auswirkungen auf die Praxis
Laut Heise.de erwarten sowohl der Bundesverband der Verbraucherzentralen als auch die Deutsche Post einen deutlichen Rückgang im Bereich der sogenannten Kleinstsendungen aus “Nicht-EU” Staaten. Damit im Zusammenhang steht auch eine Regelung, die Postdienstleistern erlaubt, ihr Transportentgelte für Sendungen aus China schrittweise anzuheben. Diese Regelung ist bereits seit Anfang 2020 in Kraft und seitdem sieht man auf Aliexpress häufiger zusätzliche Versandkosten von 1-2€ bei den China Händler. Ob die neuen Maßnahmen gegen Steuerbetrug wirklich funktionieren, wird man erst in einigen Monaten beurteilen können.
Unsere Einschätzung zum Wegfall der Zollfreigrenze (Meinung)
Seit wir vor 8 Jahren mit chinahandys.net gestartet sind, hat sich vor allem eines geändert: Der Gang zum Zoll wird immer seltener. Während wir in den ersten Jahren noch einmal pro Woche ein Produkt beim Zoll abholen mussten, geschieht das mittlerweile nur noch 1-2 mal pro Jahr. Das hat verschiedene Gründe: Ein Großteil der Produkte wird mittlerweile direkt aus der EU geliefert und die meisten chinesischen Onlineshops nutzen Dienstleister, die den Import abwickeln. Außerdem deklarieren viele chinesische Anbieter falsche Warenwerte. Aktuell schreiben sie einfach 22€ auf das Paket. Nach chinesischem Pragmatismus gehe ich davon aus, dass jetzt einfach 5,23€ auf jedes Paket geschrieben wird. Der Zoll hat dann entweder die Möglichkeit, dieser Angabe zu glauben, oder für alle Produkte einen Zahlungsnachweis zu fordern. Letzte Option würde wahrscheinlich zu einer kompletten Überforderung der Kapazität lokaler Behörden führen. Ob die neuen Regelungen wirklich eine Auswirkung haben, halte ich für sehr fraglich. Die Post und der Zoll sind wohl jetzt schon maßlos überfordert.
In Deutschland gab es bereits 2019 eine Maßnahme “gegen” Steuertricksereien chinesischer Händler auf den Onlinemarktplätzen von Amazon, Ebay, Real und Co. Die Marktplätze nahm man in die Verantwortung und nun müssen diese kontrollieren, ob die Händler auch eine gültige Steuernummer haben. Seitdem haben plötzlich alle chinesischen Händler eine deutsche Steuernummer. Weniger chinesische Händler sind es jedenfalls nicht geworden. Vielleicht sollte sich die Europäische Kommission auch mal mit der systematischen Steuertricksereien der in der EU ansässigen Großkonzerne auseinandersetzen ?.
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Leider scheint es so zu sein, dass Aliexpress und/oder die Händler es “vergessen” diese IOSS-Nummer auf dem Päckchen anzugeben. Ergebnis: Post will 6 Euro und noch mal die Mehrwertsteuer von mir 🙁 und Aliexpress hat erst mal die bei der Bestellung gezahlte Steuer eingesackt.
Diese Nummer wird nicht auf die Sendungen gedruckt sondern elektronisch übermittelt. Es gibt aber mittlerweile einige die nochmals zur Kasse gebeten wurden obwohl sie bereits bei der Bestellung schon “Steuern” gezahlt haben. Es handelt sich hier offenbar um einen Betrug seitens aliexpress! Aktuell würde ich überhaupt nichts mehr bestellen solange es keine Klarheit gibt wie das wirklich abläuft. Gruss
Hey Hans, das sollte natürlich nicht so sein. Schick mal die Rechnung von der Post an Aliexpress und schau mal was zurückkommt.
Beste Grüße
Jonas
Woher weiß der Zoll denn, dass für meine Sendungen bereits EUst bezahlt wurde? Zumal AliExpres zur Zeit auf alle Bestellungen diese 19% VAT erhebt (unerheblich, aus welchem Lager es kommt *grummel*)
Hey, Aliexpress hat sich wohl bei diesem “IOSS” angemeldet… . Dass Aliexpress es für alle Produkte anzeigt, scheint ein Systemfehler zu sein. Bei Waren aus den EU-Lagern ist das definitiv quatsch.
Beste Grüße
Jonas
genau aus EU Lager,(Niederland)hab ich kleinsache bekommen und ich musste 7.50 dazuzahlen,warum?
Bei Aliexpress werden die 19% Mehrwertsteuer direkt beim Kauf draufgeschlagen egal welchen Wert die Ware hat, das verstehe ich ehrlich gesagt überhaupt nicht. Habe heute ein kleines Päckchen aus China bekommen ohne irgend etwas draufzuzahlen. scheinbar geht es wirklich so weiter wie bisher nur ist das Problem jetzt nicht der Zoll oder die Post sondern Aliexpress selbst. Ich würde ganz sicher nicht darauf wetten das die 19% wirklich schon bezahlt werden beim Kauf und am Ende darf ich nochmal zahlen. Weiß jemand wie genau das mit diesem IOSS System funktioniert, übernimmt Aliexpress das automatisch für die dort angemeldeten Händler?
Aliexpress hat ziemliches Chaos.
Der Shop zeigt (verbotener Weise) nur noch Nettopreis.
Auch bei Bestellungen aus EU Lager werden die Steuern aufgeschlagen.
Ich habe Aliexpress deinstalliert – nach über 10.000€ Einkäufe seit 2004.
Wunsch denken wie in der Politik was nicht funktionieren wird.Es gab mal eine Währung da war alles einfacher und billiger!