Huawei vs. USA – Worum es in Wirklichkeit geht
In den jüngsten Artikeln wurde vielfach thematisiert, welche Auswirkungen der Google-Bann auf Besitzer eines Smartphones des Marke Huawei haben wird. In diesem Kommentar soll es aber um etwas anderes gehen: Die wirtschaftspolitischen und geheimdienstlichen Hintergründe des Vorgehens der US-Regierung.
Hintergrund
Huawei ist von Donald Trump auf eine „schwarze Liste“ gesetzt worden. Amerikanischen Firmen ist es fortan verboten, ohne eine Lizenz der Regierung Geschäfte mit Huawei zu betreiben. Die Begründung für diese drakonische Maßnahme sind Spionagevorwürfe gegen den chinesischen Hersteller. Die Auswirkung der Strafe ist für den Hersteller immens: Keine Google-Apps dürfen fortan auf Huawei-Smartphones installiert werden und der Hersteller darf keine Android-Updates mehr verteilen. Und es kommt sogar noch schlimmer: Da Huaweis Kirin-Prozessoren auf Kerne der Marke ARM zurückgreifen, soll der Hersteller zukünftig nicht einmal mehr Zugriff auf das Herzstück eines jeden Smartphones, den Prozessor, haben. Die Smartphones von Huawei könnten damit Geschichte sein.
Huawei beängstigt die USA?
Dass Huawei sehr erfolgreich ist, dürfte inzwischen fast jeder mitbekommen haben. Mittlerweile finden sich Huawei-Smartphones in jedem Elektronikfachhandel und sogar in der TV-Werbung zur Prime-Time werden die neuen Handys beworben. Im Jahr 2018 hat Huawei das erste Mal die Verkaufszahlen von Apple überboten und sich kurzzeitig auf dem zweiten Platz hinter Samsung eingefunden. Doch die Situation ist noch drastischer. Während Samsung im letzten Jahr einen Rückgang von 8% und Apple einen Rückgang von 3,2% verzeichnet, sind die Verkaufszahlen von Huawei um gigantische 33,6 Prozent im letzten Jahr gewachsen.
Es geht hier aber nicht um Smartphones.
Die steigende Bekanntheit von Huawei begründet sich durch die medienwirksame Smartphone-Sparte des Herstellers. Doch in dem Handelsstreit mit den USA geht es nicht um die Smartphones, sondern um 5G. Huawei ist mit 29% Marktanteil der weltweit führende Netzausstatter der neuen 5G-Technologie. Damit ist Huawei fast so groß wie die beiden größten Konkurrenten Nokia (17%) und Ericsson (13%) zusammen.
Laut Aussage des Huawei Geschäftsführers Liang Hua ist der Hersteller der Konkurrenz mindestens 12 Monate in der Entwicklung voraus und hält mit über 16.000 Patenten auch mehr Schutzrechte als alle amerikanischen Netzausstatter zusammen.
Wer nun denkt, dass 5G „nur“ das neue Mobilfunknetz sei, der irrt sich gewaltig. Die 5G Technologie wird das Fundament der neuen digitalen Infrastruktur und geht in ihrer Bedeutung weit über das Smartphone hinaus. So wird die hohe Bandbreite und geringe Latenz der neuen 5G Technik insbesondere im Bereich des Internet of Things und der künstlichen Intelligenz ein unverzichtbarer Bestandteil.
Wer das Rennen um 5G gewinnt, wird die digitale Autobahn des nächsten Jahrzehntes bauen. Und Amerika will nicht, dass China diese Macht zukommt.
Klage ohne Beweise
Die US-Regierung wirft Huawei vor, in Ihrer neuen 5G Technologie Hintertüren zur Spionage eingebaut zu haben. Nur leider gibt es für diesen Vorwurf keine handfesten Beweise. So haben staatliche Untersuchungen der philippinischen Regierung und der britischen Regierung keine Hinweise auf versteckte Spionage-Techniken erbracht und auch das deutsche Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), das Wirtschaftsministerium und der Verfassungsschutz sehen „keine belastbaren Hinweise auf sicherheitskritische Eigenschaften“ (Quelle). Der einzige „Beweis“ in der ganzen „Spionage-Affaire“ um Huawei ist demnach eine Anschuldigung ohne Belege. Die Vorwürfe an Huawei erinnern dabei auf traurige Weise an die Lüge über Saddam Husseins Massenvernichtungswaffen, die 2002 den Grundstein für einen völkerrechtswidrigen Krieg legte. „There is no doubt that Saddam Hussein now has weapons of mass destruction“
Wer glaubt, dass es bei den Anschuldigungen an Huawei tatsächlich darum geht, Spionage zu verhindern, der glaubt auch, dass die USA aus humanitären Gründen Afghanistan und Irak angegriffen haben.
Wenngleich vielleicht nicht gänzlich ausgeschlossen werden kann, dass es den USA auch um potentielle Spionage durch Huawei geht, sollte man sich zumindest die Frage stellen, was der Angriff auf Huawei dem Kläger USA bringt. Fakt ist, dass auch die amerikanische Wirtschaft ihren Preis für den Angriff zahlt. Die milliardenschweren Konzerne Google, Qualcomm, Intel und Broadcomm verlieren mit Huawei einen zahlungskräftigen Handelspartner. Aus einer wirtschaftlichen Perspektive ist der Huawei-Bann somit zumindest kurzfristig für beide Seiten schmerzhaft. Das drastische Ausmaß der Maßnahmen durch die US-Regierung legt nahe, dass die USA den chinesischen Konzern schädigen oder zumindest aus dem westlichen Markt verdrängen wollen. Dieses Ziel ist der USA eine noch weitere Verschärfung der diplomatischen Beziehungen mit China und Einbußen in der eigenen Wirtschaft wert. Warum also das Ganze?
Könnte es sein, dass…
Hier betreten wir natürlich einen spekulativen Raum. Niemand außer Donald Trump und seinen Beratern weiß aus erster Hand, warum der Riese Huawei zu Fall gebracht werden soll. Dennoch ist es zur Beurteilung der Situation ziemlich erhellend, sich ein paar Fakten zur US-Beziehung und ihrem Verhältnis zu Spionage anzuschauen.
Im Rahmen des PRISM-Programms der NSA überwacht die USA im In- und Ausland die digitale Kommunikation der großen, westlichen Software-Anbieter, unter anderem Google, Microsoft, Apple und Facebook. Natürlich gibt es auch Exploits für Android und iOS, mit denen spezifische Geräte überwacht werden können.
Doch die Überwachung des Internet-Verkehrs beschränkt sich bei weitem nicht auf Software amerikanischer Firmen. Auch die hardwarebasierte Infrastruktur des Internets ist Ziel der Überwachung. So zapft die NSA in Zusammenarbeit mit anderen Geheimdiensten verschiedene Internet-Knotenpunkte im In- und Ausland an, um den internationalen Datenverkehr zu überwachen. In Frankfurt wurde beispielsweise ein von der deutschen Telekom betriebener Knotenpunkt genutzt, um den Datenverkehr verschiedener Provider auszulesen (Quelle). Weiterhin gab es Hack-Angriffe auf alle großen Mobilfunkanbieter der Welt (Quelle) und der weltgrößte SIM-Anbieter wurde ebenfalls von der NSA gehacked (Quelle), um die End-zu-End Verschlüsselung von Telefonaten auszuhebeln.
Angesichts des großen Aufwands, welche der amerikanische Geheimdienst zur Infiltration ausländischer Telekommunikation unternimmt, wundert es nicht, dass auch Huawei bereits von Hacker-Angriffen durch den US-Geheimdienst betroffen war. So hat sich die NSA im Rahmen der Operation „Shotgiant“ seit 2010 auch Zugriff zur Zentrale von Huawei verschafft. Dies offenbarte ein von Snowden geleaktes Dokument, in dem auch auf die Gründe für den Angriff eingegangen wird. Neben Verbindungen zur chinesischen Regierung sollten insbesondere Exploits für die von Huawei produzierte Hardware gefunden werden, um Netzwerke mit Huawei-Technik zu infiltrieren:
“Many of our targets communicate over Huawei-produced products […] We want to make sure that we know how to exploit these products […] to “gain access to networks of interest” around the world.“ (Quelle)
Neben den wirtschaftlichen Aspekten des Huawei-Banns geht es also auch um sogenannte “Networks of interests” zu denen man gerne “Zugang” haben möchte. Nüchtern betrachtet rücken diese Bestrebungen der US-Regierung die Spionage-Vorwürfe gegen Huawei in ein anderes Licht. Erstmal lässt sich ganz sachlich feststellen, dass die amerikanische Regierung sich der Vorwürfe gegen Huawei bereits selbst in vollem Umfang schuldig gemacht hat. In diesem Fall kann man jedoch von Fakten und nicht von Unterstellungen sprechen. „Wasser predigen und Wein trinken“ ist hier das Motto. Zum anderen zeigen die Hacker-Angriffe auf Huawei, dass es hier nicht nur um wirtschaftspolitische, sondern auch um geheimdienstliche Interessen geht.
Könnte es also sein, dass die amerikanische Regierung sich weit weniger vor Spionage durch Huawei fürchtet, als davor, keine Spionage mehr mit Huawei-Netzwerken betreiben zu können?
Aus einer technischen und politischen Perspektive scheint dies nicht unwahrscheinlich. Zum einen hat die chinesische Regierung schlichtweg kein Interesse daran, Daten an die NSA zu liefern. Angesichts der angespannten Beziehungen beider Länder dürften die Spionage-Aktivitäten der USA von China nicht als „Abhören unter Freunden“ abgestempelt werden.
Zum anderen könnte es im Rahmen der neuen 5G Technologie auch möglich sein, dass Huawei an neuen Verschlüsselungsmethoden arbeitet, die gegen die bisher bekannten Exploits immun sind. Auch dies ist aus Perspektive der chinesischen Regierung, mit welcher Huawei natürlich verstrickt ist, nur rational. Donald Trump selbst hat mit dem Ausrufen des nationalen Notstandes schließlich selbst gezeigt, wie empfindlich Supermächte auf Spionage von anderen Staaten reagieren. China wäre dumm, wenn sie nicht wenigsten an Technik arbeiten würden, Spionage in der eigenen Hardware zu vermeiden. Und China ist vieles, aber sicher nicht dumm.
Fazit
Bei dem Kampf zwischen Huawei und der US-Regierung geht es sicher nicht um Smartphones, sondern die Vorherrschaft in der kommenden 5G-Technik. Die Vorwürfe an Huawei mögen dabei nicht unbegründet sein, aber unbelegt sind sie bisher definitiv. Angesichts der Fakten über den NSA-Skandal und die andauernde, länderübergreifende Überwachung des Internets kann man das Vorgehen der amerikanischen Regierung mit Fug und Recht als Doppelmoral bezeichnen. Über die Gründe für den Angriff auf Huawei lässt sich derweil nur spekulieren. Mit großer Sicherheit geht es darum, einen zu stark gewordenen Konkurrenten aus dem Markt zu vertreiben. Wahrscheinlich geht es aber auch darum, sich den Zugriff auf den weltweiten Datenverkehr auch in Zukunft zu sichern.
Wenn Euch dieser Artikel gefallen hat, teilt ihn gerne auf Facebook oder anderen Sozialen Medien. Der aktuelle Diskurs zum Thema Huawei ist leider viel zu beschränkt auf die Auswirkungen auf Huawei-Smartphones.
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Fazit: Beim Kampf zwischen Huawei und der US-Regierung geht es sicher nicht um Smartphones oder 5G-Technik, sondern die Vorherrschaft über alles…
So viel Unsinn auf einmal.
Alleine die Gesetze in China (Zwang eine Hintertür in die Hardware einzubauen für die Zugriffe des Regimes) und Subventionierung von Huawei rechtfertigt die Vorgehensweise der Amerikaner.
LG
Beate
Davon habe ich noch nie etwas gehört und finde dazu auch nichts. Nenne uns mal bitte deine Quelle.
Hallo Joscha,das Problem ist, die Amis haben keine Kontrolle des 5G Netzes von Huawei. Zu ihren Begehrlichkeiten gehört die Überwachung des Mobilfunks. Der neue 5G-Standard ist von Haus aus mit dem sogenannten Ende-zu-Ende-Verfahren verschlüsselt, weder die Telefonanbieter noch die Behörden können Verbindungen abhören. Das gilt auch für die Gerätenummern der Telefone. Unter 5G sind daher »IMSI-Catcher«, mit denen die Nummern von in der Nähe befindlichen Telefonen festgestellt oder mit einer fingierten Netzstation abgehört werden können, nutzlos. Die Trump-Administration verlangt, dass Internetanbieter mit Sitz in der EU auch mit US-Behörden kooperieren müssen. Die US-Forderung geht sogar über die »E-Evidence«-Verordnung hinaus: Internetfirmen… Weiterlesen »
beate 13 das nennt man Fake News !Das machen die Amerikaner Hintertür in Software (Windows 10) oder W-Lan Router usw. Keine Straftaten, keine Hintertüren.Und was ist dran an dem Vorwurf, dass Huawei laut chinesischem Recht dem Pekinger Sicherheitsapparat und den Geheimdiensten Zugriff auf Daten gewähren muss? Nichts, sagt Huawei. Das sei eine “offensichtlich politisch motivierte Fehlinterpretation des chinesischen Rechts”. Der Konzern verweist auf mehrere unabhängige Rechtsgutachten, die alle zu dem Schluss kommen, dass es keinerlei Verpflichtung von Huawei gebe, bei irgendwelchen Spionagetätigkeiten behilflich zu sein. “Huawei hat überhaupt keinen Zugriff auf die Daten der Netze, die es gebaut hat, den… Weiterlesen »
“insbesondere im Bereich des Internet of Things und der künstlichen Intelligenz ein unverzichtbarer Bestandteil.” Warum? Ist mir nicht klar. Es handelt sich doch um Schein-Pro-Argumente um 5g durchzudrücken. Warum braucht mein Kühlschrank, meine Toilette oder Mülleimer 5g? Ebenso ist die Künstliche Intelligenz – Algorithmen – von 5g unabhänig.
Hallo, natürlich hast du Recht, dass künstliche Intelligenz per se kein 5G “benötigt”. Allerdings benötigen wohl manche Techniken mit künstlicher Intelligenz 5G. Das Musterbeispiel ist autonomes Fahren. Hier ist 5G wegen der geringen Latenz wohl unverzichtbar. Du kannst hier etwas mehr darüber lesen.
Huawei ist in der 5G Technologie allen anderen Unternehmen um viele Jahre voraus! Das ist der wahre Grund
und das die Amis unbedingt die Kontrolle über das 5G Netz haben wollen.Genauso wie über das Internet.
Sie wollen 5G Technologie und die Kontrolle des 5g Netzes von Huawei mit allen Mitteln erpressen !
Auch wollte Huawei Nr.1 der Smartphonehersteller werden noch vor Samsung und Apple.
Huawei hatte Apple schon für einige Zeit auf Platz 2 verdrängt,was die Amis nicht dulden.
Daher ist es auch ein Wirtschaftskrieg,man will Huawei gefügig machen und klein halten?
Der Artikel ist sehr gut und gibt die wesentlichen Hintergründe prägnant wider. Die amerikanische “Vorherrschaft” muss nach Trump wohl mit “allen Mitteln” erhalten werden. Um die wahren Werte geht es dem “Repräsentanten des amerikanischen Volkes” eindeutig nicht. Sehr schade für die wahren Amerikaner.
Nachhilfe: :=wahr: Anstand, Ehre, Gerechtigkeit, Rechtschaffenheit, Wahrheit, Anerkennung, Fairness
Oh, … armer Trump, armes – dem “Präsidenten” folgendes” (..) Amerika
Ich dachte immer, ihr seid die “Guten” …. sorry,ist auf “neu-deutsch”