Xiaomi hat mit Tochterfirma Huami und der Amazfit-Reihe bereits einige gute Smartwatches auf den Markt gebracht und präsentiert mit der Amazfit Verge nun ein neues Modell. Kann die Verge an die Erfolge ihrer Vorgänger anknüpfen? Wir haben uns die Uhr in einem ausführlichen Test genauer angeschaut.
Spezifikationen und Design
Die Amazfit Verge hat ähnlich wie die Pace und Stratos eine runde Haupftform. Während die Vorgängermodelle einen Keramik- bzw. Metallkörper sowie glänzende Lünetten hatten, kommt die Verge mit einem matten Kunststoffgehäuse daher. Das klingt im ersten Augenblick nicht gerade verlockend aber Huami hat es geschafft die Uhr trotzdem stylisch wirken zu lassen – ganz nach dem eigenen Werbeslogan “fashion meets functionality”. Neben unserer Testversion in “Shadow Grey” gibt es noch die Farbvarianten “Twilight Blue” sowie “Moonlight White“.
Im Vergleich zur Stratos ist sie mit 4,3 cm Durchmesser und 1,26 cm Höhe etwas kleiner geworden und wirkt somit keinesfalls klobig am Handgelenk. Eine echte Lünette existiert auch beim neuen Modell nicht – das 1,3 Zoll große AMOLED-Display verläuft über einen kleinen Rand in das Uhrengehäuse. Auf der rechten Seite befindet sich ein roter Knopf und auf der grauen Unterseite findet man den Pulsmesser sowie die Ladepins. Das hypoallergene PU-Armband ist 20 mm breit und hat eine Dornschließe sowie ein QuickFit System zum schnellen Wechsel. Leider besitzt die Aufnahme eine spezielle Form, sodass nur passende Armbänder verwendet werden können – das war bei den Vorgängern noch deutlich einfacher.
Angetrieben wird das hauseigene Amazfit OS abermals von einem 1,2 GHz Dual Core Prozessor. Dazu kommen 512 MB RAM und 2 GB ROM. An dieser Stelle hat Huami leider nicht mit Verbesserungen angesetzt, was wohl vor allem damit zu erklären ist, dass Amazfit OS mit dieser Hardware einfach gut auskommt und viel mehr Leistung nicht wirklich nötig ist. Auch bei den Sensoren bleibt man sich treu: GPS/GLONASS, die optische Pulsmessung, ein Beschleunigungssensor, ein geomagnetischer Sensor sowie ein Gyroskop sind wieder mit an Board.
Neben dem klassischen Schrittzähler und der Schlafüberwachung, sind auch das Abspielen von Musik, das Empfangen von Benachrichtigungen sowie das Annehmen von Anrufen mit der Verge möglich. Dazu hat die Uhr jetzt auch einen eingebauten Lautsprecher bekommen. Die Verge ist zwar IP68 zertifiziert aber trotzdem nicht zum Schwimmen geeignet.
Geliefert wird die Verge in einer schicken Box, samt USB-Ladekabel und einer chinesischen Anleitung.
Display
Das Display ist definitiv eine der größten Änderungen im Vergleich zu den Vorgängern Pace und Stratos. Man verzichtet auf ein transflektives Always-On-Display und setzt nun auf ein 1,3 Zoll großes AMOLED-Touchdisplay, welches mit der AMOLED-typischen sehr starken Farbwiedergabe und Detailtreue überzeugen kann. Auch die Helligkeit gefällt mir – sie kann stufenlos über einen Schieberegler angepasst werden. Ich habe die “Auto”-Funktion im Test benutzt und war damit sehr zufrieden. Die Blickwinkelstabilität ist etwas besser als bei den transflektiven Displays der Vorgänger, dafür konnten diese auch mit sehr guter Ablesbarkeit in direktem Sonnenlicht punkten, wo ein AMOLED-Display bekanntlich an seine Grenzen stößt.
Die Wahl eines AMOLED-Displays macht deutlich, welche Kunden Huami mit dem neuen Modell ansprechen möchte: die Verge ist noch mehr Smartwatch als ihre Vorgänger und soll als eine Art Smartphone-Pendant am Arm fungieren, ohne dabei auf die Sporttauglichkeit der Uhr verzichten zu müssen.
Konnektivität
Die Amazfit Verge lässt sich mit Bluetooth 4.0 LE mit dem Smartphone koppeln. Dort wird die Amazfit Watch App benötigt. Das Verbinden klappt ohne Probleme und auch das Wiederverbinden, wenn man mit der Uhr mal außer Reichweite des Smartphones war, funktionierte in meinem Test jederzeit reibungslos. Die Verge hat auch wieder WLAN an Board und verfügt zudem über NFC. Hier muss ich zu starke Euphorien jedoch direkt bremsen: aktuell wird (wie so oft bei Smartwatches aus China) nur Alipay unterstützt, was bei uns in Deutschland maximal an einigen Flughäfen nutzbar ist.
Betriebssystem
In Sachen Betriebssystem bleibt Huami ebenfalls seiner bisherigen Linie treu. Verwendung findet das bereits in den Vorgängermodellen erfolgreich erprobte Amazfit OS. Dieses erhielt bei unserer chinesischen Version bereits zwei Updates und läuft aktuell in der Version 3.0.18.0.
Amazfit OS bleibt schlank und übersichtlich. Mit einer Wischgeste nach unten gelangt man vom Watchface auf eine Art Statusseite auf der man Optionen wie den Nachtmodus, den Flugmodus, die Lautstärke, die Helligkeit und die Einstellungen anwählen kann. Zudem gibt es eine Statusanzeige zur Verbindung mit dem Smartphone sowie eine Akkuanzeige und die Darstellung der aktuellen Wetterinformation. Die Symbole sind in einem Halbkreis um die Wetterinformation angeordnet und damit sehr übersichtlich dargestellt. Mit einer Wischgeste nach links gelangt man vom Watchface aus in das Hauptmenü der Verge. Hier findet man die Menüpunkte Health, Heart Rate, Sports, Sleep, Activities, Phone, Alipay, Transport Card, Mi Home, Music, Weather, Alarm, Search Phone, Timer, Stopwatch, Schedule, Compass, Xiamalaya FM, Mi TV Remote und Settings. Dazu kommt noch ein chinesisches Pendant zu Google Maps, was hierzulande nicht wirklich nutzbar ist.
Wirklich neu sind eigentlich nur die Integration von Mi Home, das NFC sowie die Möglichkeit direkt mit der Uhr zu telefonieren, solange diese mit dem Smartphone verbunden ist. Wie bereits weiter oben erwähnt, zeigt dies schon deutlich, dass die Verge eigentlich am meisten Smartwatch in der gesamten Amazfit Reihe ist. Das übliche Aktivitätstracking (Schritte, Schlaf, 24h HF-Messung etc.) kommt aber trotzdem nicht zu kurz.
Neben der chinesische Version aus unserem Test, ist aktuell auch bereits eine internationale/globale Version der Verge erhältlich. Man kann die chinesische Version mithilfe von ADB auch auf Englisch umstellen (siehe How-To), aber trotzdem empfiehlt sich aktuell der Kauf einer globalen Version, auch wenn dort bspw. die Mi Home App fehlt. Sobald die offizielle Global ROM verfügbar ist, werden wir sie auf unsere Verge installieren und euch dazu eine kleine Anleitung zur Verfügung stellen.
Sport-Tracking
Bereits die Vorgänger der Verge waren und sind eher Sport-Smartwatches, weil die Stärken ganz klar im Sport-Tracking liegen. Auch die Verge knüpft hier an, obwohl sie eben ein wenig mehr Smartwatch ist.
So hat mich auch das neue Amazfit Modell auf einigen Laufeinheiten begleitet und ich konnte die aufgenommenen Daten wieder mit denen meiner Garmin Fenix 3 samt Brustgurt vergleichen. In der Tabelle sind jeweils die Distanz sowie die durchschnittliche Herzfrequenz und die Abweichung der beiden Werte der Verge zu denen der Fenix 3 (als Referenz) dargestellt.
Selbst wenn es zwei einzelne Messungen gibt bei denen die Abweichung etwas höher als 2 % ist, kommt die Verge im Schnitt auf 1 % Abweichung bei der Distanz und auf 2 % Abweichung bei der durchschnittlichen Herzfrequenz, was wirklich gute Werte sind. Mit der Amazfit Verge hat man also eine zuverlässige Uhr am Handgelenk, die zu sehr brauchbaren Tracking-Ergebnissen führt.
Lauf | Distanz Fenix 3 | Ø-HF Fenix 3 | Distanz Amazfit Verge | Ø-HF Amazfit Verge | Abweichung Distanz / HF |
1 | 10,02 | 148 | 9,98 | 155 | 0% / 5% |
2 | 7,50 | 141 | 7,45 | 141 | 1% / 0% |
3 | 6,58 | 141 | 6,52 | 140 | 1% / 1% |
4 | 7,71 | 138 | 7,64 | 138 | 1% / 0% |
5 | 7,86 | 146 | 7,74 | 146 | 2% / 0 % |
6 | 6,71 | 133 | 6,66 | 143 | 1 % / 7% |
7 | 10,18 | 135 | 9,99 | 136 | 2 % / 1 % |
Hierbei überzeugt mich auch die gute Bedienbarkeit während des Trackings. Um eine Einheit zu starten, wählt man diese im Sports-Menü aus. Nun beginnt im Fall von “Run” der Verbindungsaufbau des GPS. Leider dauert dieser in meinen Tests zum Teil doch recht lang, vor allem wenn man sich zu dicht an Gebäuden oder Bäumen befindet – bei wenig Bewölkung und freier Sicht zum Himmel, hat man den GPS-Fix in der Regel in unter 30 Sekunden. Ist das GPS-Signal vorhanden, kann die Aktivität gestartet werden. Pausiert und Fortgesetzt wird die Aktivität über einen Knopfdruck. Das Speichern einer beendeten Aktivität erfolgt über den Touchscreen.
Anders als z.B. bei der Pace können die anzuzeigenden Werte während der Aufzeichnung jetzt über die Amazfit Watch App konfiguriert werden. Das Ganze ist sogar für jede Sportart einzeln durchführbar – eine wirklich gelungene Verbesserung! Speziell für das Laufen können über die Amazfit Watch App auch einzelne Intervall-Trainingseinheiten konfiguriert und dann auf die Uhr übertragen werden. Ein nettes Gimmick für die etwas ambitionierteren Sportler.
Eine weitere Neuerung in der Amazfit Watch App ist die Synchronisation mit Strava. Endlich kann man die aufgezeichneten Trainingsdaten in ein hierzulande weit verbreitetes Portal wie Strava laden. Die Synchronisation klappt problemlos und trägt neben der Möglichkeit des GPX-Exports nun zur endgültigen Integration der Amazfit-Reihe in den weltweiten Sportmarkt bei.
Akku
Huami gibt die Akkulaufzeit für den 390 mAh großen Akku der Verge mit bis zu 5 Tagen an. Der Akku ist deutlich größer als bei den Vorgängern und kann tatsächlich auch im Test überzeugen!
Mit aktiver 24h-Herzfrequenzmessung, aktiven Benachrichtigungen vom Smartphone und Sport-Tracking von ca. 130 Minuten hielt der Akku etwas über 5,5 Tage durch bevor die Verge ans Netz musste. Ohne die 24h-HF-Messung aber mit aktiven Benachrichtigungen und Sport-Tracking von ca. 160 Minuten schaffte es die Verge bei mir sogar auf knapp 7 Tage Akkulaufzeit.
Geladen wird die Uhr in einer Ladeschale die mit einem USB-Anschluss in eine entsprechendes Netzteil eingesteckt werden muss. Ein kompletter Ladevorgang dauert ca. 105 Minuten.
Insgesamt können wir die Herstellerangaben zur Akkulaufzeit der Verge definitiv bestätigen bzw. sogar leicht nach oben korrigieren und sind sehr angetan von der Akkuleistung.
Testergebnis
Machen wir es kurz: die Huami Amazfit Verge ist eine wirklich gute Smartwatch! Huami hat nicht einfach die Bip, die Pace oder die Stratos verbessert – nein, die Verge hat ein paar ganz eigene Merkmale und ist auch für sportliche Nutzer absolut empfehlenswert. Ein schönes AMOLED-Display, das etwas überarbeitete Amazfit OS, dazu eine richtig gute Akkulaufzeit und ein zuverlässiges Sport-Tracking – diese Uhr macht einfach Spaß. Echte Alternativen sind eigentlich nur die Amazfit Stratos oder die Honor Watch Magic.
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Hi! Bei den anderen AmazFit-Tests habt Ihr die Aktivitäten aufgelistet, hier nicht.
Gibt es eine Wintersport-Aktivität? Die hat meine Bip nämlich leider nicht…
Moin, wie mache ich denn die 24h Puls Überwachung aus? Und merkwürdigerweise kann ich die Musik nicht mehr über die Uhr steuern..
Hallo,
dazu muss man im Menü der Pulsmessung einmal auf das Symbol tippen – dann sollte die Option zum De-/Aktivieren der 24h HF Messung angezeigt werden.
Grüße
Bekommt man die mi home app auf die global version irgendwie drauf
Aktuell geht das wohl noch nicht. Ich möchte hier gern auf die XDA-Forums verweisen – dort wird es sicher gepostet, sobald es möglich ist.
Wieso habe ich kein mi home app oder zahlhngsarten?
Bei der global Version gibt es das nicht.
Man könnte aber das chinesische Flaschen und auf englisch stellen, richtig?
Hallo,
ja das geht grundsätzlich aber Zahlen kann man dann trotzdem nur per Alipay, was dir hier in Deutschland nicht viel nutzt. Mi Home läuft dann aber – schau dazu auch mal bei XDA vorbei, dort wird das Doing gut von einigen Usern beschrieben.
Grüße
Laut Amazfit ist die Uhr IP 68 zertifiziert und somit Wasserdicht. Wie ist der eingebaute Lautsprecher und Mikrofon zu telefonieren?
Hallo,
das mit der Zertifizierung habe ich angepasst – sie ist aber trotzdem definitiv nicht zum Schwimmen geeignet.
Das Telefonieren mit dem Mikrofon und Lautsprecher klappt generell ganz gut. Natürlich ist die Sprach- und Klangqualität nicht mit einem Smartphone zu vergleichen aber beispielsweise im Auto kann man es gut nutzen.
Grüße
Vielen Dank für die Info. Wieso die Verge im Gegensatz zur Amazfit Bip nicht zum Schwimmen geeignet sein soll verstehe ich aber nicht, da beide Uhren IP68 haben. Die zweite Ziffer bedeutet eindeutig “Schutz gegen dauerndes Untertauchen”.
Liegt wohl am Micro zum telefonieren. Aber nur eine Vermutung