Inhaltsverzeichnis
Der Hifiman HE400se muss sich unserem praxisnahen Test unterziehen. Dabei handelt es sich um klassische, kabelgebundene Over-Ears. Auch wenn dieser Kopfhörer schon länger auf dem Markt ist, hat der Hersteller es nicht versäumt, an den kleinen Kritikpunkten zu arbeiten und auch für mich ist es bereits der Zweitkontakt mit diesem Modell. Für den audiobegeisterten Leser von Smartzone mag der Hersteller Hifiman ein Begriff sein und auch für den Rest lohnt es sich, den Namen im Kopf zu behalten.
Aus zweiten Aspekten ist dieser Kopfhörer besonders interessant. Erstens handelt es sich magnetostatische Kopfhörer und zweitens ist der Preis von unter 100 Euro mehr als akzeptabel. Der Hifiman HE400se muss sich natürlich trotzdem erst beweisen. Dafür stecke ich ihn in einen Quervergleich mit dem OneOdio Pro 50 Studio (zum Test) und dem Sennheiser HD599SE, die ebenfalls meinen Haushalt bevölkern. Bluetooth-Kopfhörer aus diesem Preisbereich lasse ich bewusst außen vor, weil diese bei entsprechendem Quellmaterial hörbar schlechter klingen.
Lieferumfang
Im braunen Karton erreicht euch sicher verpackt der Hifiman HE400se. Neben dem Kopfhörer selbst ist nur ein 1,5 Meter langes Kabel von 3,5 Millimeter-Klinke auf je einmal 3,5 Millimeter-Klinke pro Kopfhörerseite mit dabei. Zusätzlich legt der Hersteller einen Adapter von 6,3 Millimeter-Klinke auf 3,5 Millimeter-Klinke bei. Eine Kurzanleitung wird nicht vermisst, dafür eine passende Aufbewahrung wie Tasche oder Beutel.
Design und Verarbeitung
Nimmt man den Hifiman HE400se das erste Mal in die Hand, verblüfft das hohe Gewicht von 391 Gramm und die exzellente Verarbeitungsqualität. Nie und nimmer glaubt man, dass dieser Kopfhörer für unter 70 Euro käuflich zu erwerben ist. Setzen andere Hersteller vorzugsweise auf Kunststoff, wie beim Sennheiser HD599SE, sind es hier Aluminium und Kunstleder. Offene Schrauben sucht ihr vergeblich. Dafür verzichtet der Hersteller auf eine einseitige Kabelführung und bestückt jeden Ohrhörer mit einem 3,5 Millimeter-Klinkenanschluss. Es gibt kein IP-Rating für Schutz gegen Wasser oder Schmutz. Von allen Probanden, die ich zu Hause habe, ist der Hifiman HE400se mit Abstand am besten verarbeitet. Das 1,5 Meter lange Kabel bringt zusätzlich 49 Gramm auf die Waage.
Die Ohrhörer selbst haben einen Durchmesser von 102 Millimeter und decken große Ohren zuverlässig ab. Die Haptik ist astrein und die Kombination aus Silber und Schwarz zeitlos. Rund 20 Millimeter dicke Ohrpolster umschmeicheln die Ohren, wobei der Hersteller die Form ein wenig optimiert hat, deswegen sollte man rechts und links nicht vertauschen. Wie es sich für einen guten Kopfhörer gehört, sind die Ohrpolster austauschbar. Der Sennheiser HD599SE bietet dieses Feature ebenfalls, bei dem OneOdio Pro 50 Studio müsst ihr darauf verzichten. Entfernt man die Ohrpolster, blickt man auf ein Stück faszinierende Technik. Ein Treiber wie bei anderen Kopfhörern in diesem Segment sucht ihr vergebens, blickt dafür auf diverse Magneten. Der Hifiman HE400se in der neuen Revision hat eine Impedanz von 25 Ohm und funktioniert ein wenig anders als gewohnt.
Funktionsweise
Der Hifiman HE400se lässt sich als magnetostatischer oder auch Planar-Kopfhörer bezeichnen. Dabei wird auf den klassischen Treiber mit Spule verzichtet, sondern der Sound über eine dünne Membranfolie in Zusammenwirken mit starken Permanentmagneten erzeugt. Durchfließt jetzt der Strom diese Membran, entsteht ein Magnetfeld und die Membran beginnt auf der ganzen Fläche zu schwingen, was wir als Ton wahrnehmen. Daher ist die Dicke der Folie und die korrekte Anordnung der Magneten von sehr hoher Bedeutung. Dafür wird man mit einem klaren Klang ohne Verzerrung belohnt, da der Frequenzverlauf wunderbar linear ist. Ein Nachschwingen ist durch das geringe Gewicht der Folie nahezu ausgeschlossen.
Tragekomfort und Bedienung
Die Hifiman HE400se sitzen exzellent auf dem Kopf. Der Verstellbereich des Kopfbands ist ausreichend groß, um kleine wie große Köpfe abzudecken. Dabei rastet die Metallschiene sauber ein und verstellt sich auch während des Hörens nicht. War beim 32 Ohm-Modell des Hifiman HE400se noch das relativ starre Anschlusskabel der größte Kritikpunkt, setzt der Hersteller nun auf ein anderes Kabel. Das Gummikabel ist aus feindrahtiger Leitung gefertigt und sorgt für keinerlei Geräusche auf der Kleidung, die den Musikgenuss stören könnten. Gleichzeitig ist es sehr flexibel.
Der Anpressdruck ist ausreichend fest und die Velourpolster liegen angenehm an den Ohren, wärmen diese aber auch entsprechend. Durch die offene Bauweise kann trotzdem genug Luft zirkulieren, sodass es nie unangenehm wird. Meine Brille störte auch bei langen Sessions nicht, somit ist der Hifiman HE400se auch für Brillenträger uneingeschränkt geeignet. Die Kabel stehen ausreichend weit ab und kitzeln deshalb auch nicht den Hals. Trotz des hohen Gewichts fühlt sich der Kopfhörer nie schwer an, das Gewicht wird gut verteilt. Gleichwohl ist er für sportliche Aktivitäten ungeeignet.
Sound
Vorweg möchte ich klar sagen, dass nur bei entsprechend gutem Ausgangsmaterial und auch Verstärker die kabelgebundenen Modelle ihre Stärken ausspielen können. Hört ihr bevorzugt Spotify, als einen der beliebtesten Anbieter, ist bei 320 kbit/s mit AAC Schluss. Standardmäßig ist sogar nur 96 kbit/s eingestellt. Sollte euch diese Wiedergabequalität ausreichen, dann wird der Hifiman HE400se kaum besser klingen als ein 1More SonoFlow (zum Test). Als gute Alternative bietet sich Tidal an, worüber mein Kollege Benjamin einen passenden Artikel geschrieben hat. Genug der Vorworte, nun dreht sich alles um den Hifiman HE400se und seine Magnete.
Egal, mit welchem Musikstück ihr startet, der warme Klang des Hifiman HE400se wird euch empfangen. Die warme und detailreiche Abstimmung fällt ab den ersten Takten auf. Der Sennheiser HD599SE klingt nüchterner, während der OneOdio Pro 50 Studio relativ neutral ist. Beginnen wir mit etwas Pop-Musik von Pitbull, mit seiner markanten Stimme, fällt sofort die gute Verständlichkeit auf und wie mühelos Bass mit hohen Passagen kombiniert werden kann. Die Mundharmonika aus Timber kommt astrein zur Geltung und wird vom Bass nicht erdrückt. Danach gönnen wir uns Rock mit AC/DC mit ein wenig TNT. Der Stereo-Effekt wird hervorragend wiedergegeben. Brian Johnsons Stimme liefert sich wie gewohnt ein unvergleichliches Duett mit den Gitarren. Der Detailreichtum ist in dieser Preisklasse einmalig. Besonders groß aufspielen kann der Hifiman HE400se in Akustikversionen oder A-Capella. Ich war wirklich beeindruckt, wie spielfreudig der Kopfhörer bis in die hohen Frequenzen agiert. Besonders Lieblingstücke, die man vielleicht schon hundertmal gehört hat, erklingen anders und man nimmt Passagen viel deutlicher wahr als vorher. Da kann auch ein sicherlich nicht schlechter Sennheiser HD599SE nicht mithalten. Dafür ist das Bassverhalten der Hifiman HE400se im direkten Vergleich ein wenig schlechter. Der Bass kommt präzise und ohne Ansatz, allerdings fehlt ein wenig die Dominanz. Für mich dürfte er gerne ein wenig dunkler sein, so wie beim Sennheiser HD599SE. Deshalb ist elektronische Musik nicht das beliebte Spielfeld des Kopfhörers, trotzdem liegt man auf Augenhöhe mit der Konkurrenz. Oder man nutzt den Equalizer, um entsprechend nachzuwürzen, nach eigenem Gusto.
Richtig stark wird es dann im Bereich Frauenstimmen, wie bei den Künstlerinnen Birdy oder Amy MacDonald. Hier zeigt sich das ganze Leistungsvermögen des Hifiman HE400se. Luftig und locker geht der Titel Wings von der CD ins Ohr. Die brüchige Stimme von Birdy überzeugt auf ganzer Linie, genauso wie Amy MacDonalds No Roots mit dem langsamen Beginn und dem Tempowechsel. Zum Abschluss durfte sich der Kopfhörer im Bereich Klassik austoben und ein ganzes Orchester zum Erklingen bringen. Trotz des günstigen Kaufpreises baut sich eine Bühne auf, allen Instrumenten wird der Platz zum Entfalten gelassen. Auch schwierige Passagen stellen kein Problem dar. Hier sind die Unterschiede zu deinen beiden Konkurrenten am deutlichsten. Nach etlichen Hörstunden mit dem Hifiman HE400se kann ich am Klang nur den Bass ein wenig kritisieren. Hier kann gegebenenfalls mit dem Equalizer nachgeholfen werden. Im Vergleich mit den beiden anderen Kopfhörern ist es primär die Spielfreude und Detailreichtum, den weder der OneOdio als auch der Kopfhörer von Sennheiser bieten können. Die andere Funktionsweise des Hifiman HE400se zahlt sich aus und wurde vom Hersteller wunderbar umgesetzt.
Abschirmung
Durch die offene Bauweise ist das bevorzugte Terrain des Hifiman HE400se zu Hause. Durch die spezielle Funktionsweise ist für die Außenwelt dein aktuelles Musikstück klar wahrnehmbar. Für unterwegs sind diese Kopfhörer aus meiner Sicht weniger geeignet, aufgrund von Größe und Gewicht. Ebenso wird ein mobiler Kopfhörerverstärker benötigt, in der Art des Kiwi Ears Allegro Mini (zum Test), welchen wir erst kürzlich getestet haben.
Ich habe testweise den Hifiman HE400se am 3,5 Millimeter-Klinkenanschluss eines HMD Pulse Pro (zum Test) betrieben. Und die maximale Lautstärke ist nur als ausreichend zu bezeichnen. Auch wenn die Impedanz der Kopfhörer nur 25 Ohm beträgt, benötigen die Kopfhörer einen kraftvollen Zuspieler, damit die Membranfolie vernünftig schwingen kann.
Testergebnis
Für unter 100 Euro ist der Hifiman HE400se eigentlich konkurrenzlos als kabelgebundener Over Ear-Kopfhörer. Warum “eigentlich” und nicht uneingeschränkt? Weil für das volle Potenzial zwei Punkte wichtig sind. Erstens ein richtiger Zuspieler, vorzugsweise ein Kopfhörerverstärker und vernünftiges Quellmaterial. Sind diese beiden Punkte vorhanden, steht einem wunderbaren Musikgenuss nichts mehr im Wege. Natürlich ist ein Bluetooth-Kopfhörer wesentlich alltagstauglicher, aber im Klang auch mindestens eine Etage tiefer angesiedelt. Aber erst im direkten Vergleich fallen die Unterschiede auf. Von meiner Seite bekommt der Hifiman HE400se eine klare Kaufempfehlung in der neuen Revision mit 25 Ohm Impedanz. Für rund 70 Euro erhaltet ihr einen tollen Klang, astreine Verarbeitung und außergewöhnliche Technik. Dazu einen angenehmen Sitz, der auch nach längerer Nutzung nicht drückt.
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Es gibt 2 Versionen dieses Kopfhörers:
China Version (AliExpress ca.65,00 incl. Neukundenbonus) und Internationale Version(
doppelteuer z.B bei. Amazon)
China Version ist als “linear Magnets” und International Version also “Stealth Magnets”
unterwegs .
Ūber den Unterschied streiten sich die audiophilen Geister…
Er betrifft einzig den “Treble” Klang.
Klarer, luftiger etc
Die abgebildeten sogenannten “planar magnetic transducer” sind wohl “Stealth Magnets”
Hallo Rudi, danke für die Rückmeldung, es handelt sich um die Stealth Magnete. Diese Variante wurde für knapp 70 € über AliExpress erworben. Gruß Manuel