Gorilla Glass – Was ist das und was kann es?
Inhaltsverzeichnis
Gorilla Glass. Wer sich öfter mal unsere Tests und Ankündigungen zu Smartphones und Tablets durchliest, hat das bestimmt schon einmal gelesen. Gorilla Glass ist ein spezielles Schutzglas, das unsere Displays im Alltag vor Kratzern und Brüchen schützt. Doch was steckt hinter Gorilla Glass und welche Alternativen gibt es? Wir klären auf!
Gorilla Glass – Die Wissenschaft dahinter
Die Idee hinter Gorilla Glass ist keine wirklich neue. Viel mehr hat Corning, die Firma hinter Gorilla Glas, den perfekten Zeitpunkt gefunden, um mit seinem Glas einen riesigen neuen Markt zu versorgen. Denn schon das erste iPhone setzte auf Gorilla Glass als Schutz seines Displays. Seitdem haben es ihm viele andere Smartphones gleichgetan. Corning dominiert den Markt. Nicht immer mit ganz sauberen Mitteln, wie es scheint. Aktuell prüft die EU, ob Corning seine Marktmacht missbraucht hat, um andere Hersteller kleinzuhalten.
Doch das soll nicht das Thema dieses Artikels sein. Zurück zum Gorilla Glass und dessen Eigenschaften. Gorilla Glass ist auf chemischer Ebene ein Aluminium-Silikat-Glas. Dieses Glas wird in ein Bad aus geschmolzenem Kaliumsalz getaucht. Dadurch findet in einer dünnen Schicht unter der Glasoberfläche ein Austausch von Natriumionen aus dem Glas und Kaliumionen aus dem Bad statt. Diese Kaliumionen sind größer als die Natriumionen, was zum Aufbau von Druckspannung unter der Glasoberfläche führt.
Okay, das klingt jetzt erst mal etwas kryptisch. Im Kern werden Kaliumionen in das Aluminium-Silikat-Glas gezwungen. Diese größeren Ionen brauchen mehr Platz, es entsteht Druckspannung im Glas. Stellen wir uns einen Raum vor, der rappelvoll mit Menschen ist. Diese Menschen nehmen auf einmal alle deutlich zu – auf einmal drücken alle gegeneinander – so in etwa, nur eben mit Natrium- und Kaliumionen.
Diese Druckspannung wirkt sich positiv auf die mechanischen Eigenschaften des Grundwerkstoffs aus. Das Glas wird also irgendwie stabiler. Doch warum das? Gehen wir noch mal zu unserem Beispiel. In den voll ausgefüllten Raum wollt ihr euch jetzt dazu stellen. Ist der Raum voll, geht das schon nicht ganz einfach. Sind die Personen im Raum jetzt aber schlagartig alle sehr gut genährt, könnt ihr euch kaum noch einen Weg durch die Menge bahnen. So ähnlich ist das auch beim vorgespanntem Glas. Fremde Objekte müssen erst die im Glas inhärenten Spannungen überwinden, um ins Glas einzudringen – und das kostet Energie. Somit wird es schwieriger, das Glas zu beschädigen.
Unterschiedliche Versionen von Gorilla Glass
Das Konzept des Aluminium-Silikat-Glases ist kein ganz Neues. Kleiner Fun Fact: In der DDR wurden unter dem Namen “Superfest” Trinkgläser verkauft, die fast identisch hergestellt wurden. Auch hier wurde das Glas chemisch vorgespannt, was es deutlich stabiler machte.
Und auch Corning produziert schon seit dem 20. Jahrhundert bruchfestes Glas. Das Glas, das wir heute als Gorilla Glass kennen, kam dann 2007 erstmals zum Einsatz und schützte schon damals ein Smartphone-Display. Seitdem bringt Corning immer neue Versionen von Gorilla Glass raus, die ihren Vorgänger immer in bestimmten Aspekten übertrumpfen. Mal ist eine Version dünner, eine andere dann kratzresistenter und noch eine andere bruchfester als ihr Vorgänger. Inzwischen haben wir Corning Gorilla Glass 1-7 gesehen, danach hat sich der Beiname Corning Gorilla Glass “Victus” etabliert, von dem es ebenfalls bereits mehr als eine Version gibt.
Und in der Praxis?
Vielleicht kennt ihr den fast schon gebetsmühlenartig wiederholten Satz “with skratches at a level 6 and deeper grooves at a level 7” unseres Kollegen JerryRigEverything. Er testet die Stabilität von Smartphones und nutzt dafür Werkzeuge unterschiedlichen Materials, um die Kratzresistenz der Displays zu testen. Dabei kommt er eigentlich immer zu dem oben zitierten Fazit. Und das seit Jahren. Das wirft natürlich die Frage auf, ob sich überhaupt etwas tut von Gorilla Glass Version zu Version. Wir haben uns mal durch die Videos des Kollegen gegraben und tatsächlich: In seinem Test zum originalen iPhone treten erste Kratzer schon ab Stufe 5 auf. Danach tut sich aber über Jahre relativ wenig. Egal, welches Gorilla Glass er testet: Erste Kratzer ab Härte 6, tiefere Kratzer ab Härte 7. Das gilt für ein Galaxy S7, genauso wie für ein S23 mit der neuesten Gorilla-Glas-Version.
Ein Blick in die Datenblätter der einzelnen Gorilla-Glass-Versionen bietet ein ähnliches Bild. Gorilla Glass 3 hat demnach eine rund 7% niedrigere Härte (nach Vickers) als Gorilla Glass Victus 2. Die Bruchzähigkeit (ein Maß für die Widerstandsfähigkeit gegen die Ausbreitung von Rissen) von Gorilla Glass 3 ist rund 20% niedriger als die der neusten Gorilla Glass Version. Zwischen der Veröffentlichung von Gorilla Glass 3 und Victus 2 liegen etwa 9 Jahre.
Gegenüber normalem Glas ist Gorilla Glass definitiv ein Vorteil. Eure Kaufentscheidung solltet ihr aber nicht davon abhängig machen, ob es jetzt Gorilla Glass 5 oder Gorilla Glass Victus ist. Soweit unsere Erfahrungen. Schreibt uns gerne in die Kommentare, wenn ihr da anderes erlebt habt!
Alternativen zu Gorilla Glass
Oben haben wir es bereits angesprochen: Gorilla Glass ist fast schon alternativlos. Die allermeisten Smartphones nutzen eine der Gorilla Glass Versionen als Schutz vor Sprüngen und Kratzern. Einige Ausnahmen gibt es aber dann doch. Zum Beispiel Huawei und Honor. Corning ist eine US-amerikanische Firma und entsprechend darf Huawei keine Produkte mehr von ihr nutzen. Also setzt man auf das in China hergestellte Kunlun Glas. Nach unseren Informationen zu urteilen, mit ziemlich ähnlichen Ergebnissen. Honor setzt auf sein Nanocrystal Shield und dann wäre da noch Apple mit seinem Ceramic Shield…. Das wird allerdings ebenfalls von Corning hergestellt. Der Vollständigkeit halber seien noch die Schott AG mit dem Produkt Xensation, Asahi Glass Co. mit Dragontrail Glass und Nippon Electric Glass mit Dinorex erwähnt.
Einschätzung und Fazit
Für uns bleibt ein Kernfazit nach dieser Recherche zum Gorilla Glass stehen: Gorilla Glass ist eine gute Sache. Genau so ist das aber auch das Schutzglas eines anderen Herstellers. In der Praxis scheinen die Unterschiede zwischen den Anbietern und auch zwischen den Gorilla-Glass-Versionen selbst ziemlich klein zu sein. Und, ach ja: Eine hochwertige Schutzfolie ist auch immer eine gute Idee! Auch die gibt es teilweise aus speziell gehärtetem Glas und bei Foldables sprechen wir zwar von empfindlichem Kunststoff, aber auch das ist chemisch teilweise speziell gehärtetes Glas, was aktuell aber eben noch sehr empfindlich ist.
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