GAC Aion LX Plus: Das Meilen-Monster
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Ich muss gestehen: Bevor ich mit der Recherche für diesen Artikel begonnen habe, wusste ich nicht einmal, dass es die Marke GAC überhaupt gibt. Und das, obwohl ich mich sehr für Elektromobilität interessiere und immer dachte, auf dem neusten Stand zu sein. Doch vielleicht geht es Euch genau so. Daher beginnen wir mit einem kurzen Ausflug in die Vergangenheit von GAC, bevor es zurück in die Zukunft zum GAC Aion LX Plus geht.
GAC’s Vergangenheit
Die drei Buchstaben stehen für “Guangzhou Automobile Group”. Das Unternehmen wurde in den 2000er-Jahren vom Mutterkonzern GAIC (Guangzhou Automobile Industry Group, >60.000 Mitarbeiter) ins Leben gerufen und hat 2010 das erste Auto auf den chinesischen Markt gebracht, welches allerdings noch ein Verbrenner war. Die reine Elektro-Untermarke Aion erschien 2018 – die erste Version des LX ging Ende 2019 in Produktion.
Der neue Aion LX Plus
Im November 2021 wurde die Modellvariante “Plus” auf der Guangzhou Auto Show vorgestellt. Die Basisvarianten mit dem Beinamen “80(…)” verfügen über einen etwa 93 kWh großen Akku, welcher Reichweiten von bis zu 650 km ermöglichen soll – und damit bereits die meisten aktuellen Elektroautos in den Schatten stellt. Die “kleinen” Varianten sind zudem mit einem besonders starken Allradantrieb erhältlich, welcher den Sprint von 0 auf 100 km/h in 3,9 Sekunden erledigt. Die Varianten mit 2-Rad-Antrieb, welche den Fokus auf Effizienz und maximale Reichweite gelegt haben, brauchen dafür knapp 8 Sekunden.
Ganz verrückt wird aber das Topmodell mit dem etwas irreführenden Namen “Thousand-Mile-Edition”. Denn 1000 Meilen, was etwa 1600 km entspricht, schafft das Auto nicht. Aber der enorm große 144 kWh Akku soll für knapp über 1000 km ausreichen. Nicht nur die Reichweite, sondern auch die Ladegeschwindigkeit ist der Konkurrenz weit voraus: Der Hersteller wirbt mit 500kW Ladegeschwindigkeit in der Spitze. Damit sollten 15 Minuten von 10 bis 80% realistisch sein. Fun Fact: Aufgrund der eher durchschnittlichen Energiedichte von 205 Wh/kg sollte der Akku rechnerisch ein Gewicht von ganzen 700 kg auf die Waage bringen – fast so viel wie ein alter VW Käfer!
Viele Informationen hat GAC – abgesehen von den technischen Daten rund um den Akku und die Fahrleistungen – leider noch nicht preisgegeben, aber der LX Plus soll für umgerechnet 40.000€ zu haben sein. Wer die “Thousand-Mile-Edition” erwerben möchte, muss mindestens 64.000€ ausgeben. Die Serienausstattung ist umfangreich, selbst auf technische Spielereien wie z.B. AR-Navigation muss nicht verzichtet werde.
Bedeutung für die Branche
Die Elektroautos mit der derzeit höchsten Reichweite sind der EQS von Mercedes (>750 km) und das Model S Long Range von Tesla (>650 km). Die Reichweite des GAC Aion LX Plus von 1000 km bedeutet somit einen Vorsprung von über 30%. Der LX Plus könnte z.B. die Strecke von Hamburg nach Wien ohne Zwischenladung zurücklegen – das ist mehr, als die meisten Autofahrer sich pro Tag zutrauen würden – und mehr, als die meisten Verbrenner schaffen! Der größte Kritikpunkt an der Elektromobilität könnte somit endgültig entkräftet werden.
Doch wo Licht ist, ist auch Schatten: Der Akku, der für diese enorme Reichweite benötigt wird, enthält natürlich viele Rohstoffe (z.B. Lithium), deren Einsatz schon heute stark umstritten ist. Der LX Plus wird also eher zur Schau stellen, was bereits heute technisch möglich ist, als ein Meilenstein der nachhaltigen Mobilität zu sein.
Fazit zum Aion LX Plus
Sollte das neue Modell tatsächlich zu den bereits genannten Preisen von 40.000€ bis 64.000€ auf dem (europäischen) Markt erscheinen, würde GAC die Messlatte für die Konkurrenz deutlich anheben. In China ist der LX Plus bereits erhältlich, und GAC plant den Bau einer riesigen zusätzlichen Fabrik.
Wir hoffen aber auch, dass in Zukunft mehr Fahrzeuge auf den Markt kommen, die das Thema Nachhaltigkeit – Hauptargument für die Elektromobilität – wirklich ernst nehmen. Das heißt: Kompakte, leichte und effiziente Autos, die auch mit kleinen Akkus praktikable Reichweiten erzielen.
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Zum Thema Nachhaltigkeit
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Uff, hier muss einiges verbessert werden: 1) Momentan ist der Lucid Air mit 800+km führend. 2) Die China-BEVs werden im CLTC angegeben, welcher noch ein wenig schlechter ist als der alte NEDC. Wenn man unseren Zyklus, den WLTC hernimmt, dann verliert man ca. 1/3, womit es etwa die Reichweite vom Tesla wäre. Bei der Größe des Akkus (152% des Teslas) nichts besonderes… 3) Da es ein SUV ist und nicht einmal aerodynamisch gestaltet, wird der Verbrauch auf der Autobahn entsprechend hoch sein, wodurch vom WLTP-Wert bei „normaler” Fahrt deutlich mehr abgezogen wird als bei den 3 genannten Konkurrenten. 4) Die… Weiterlesen »
Hallo “Magnitude”, danke für deinen Kommentar! 1) Der Lucid Air ist aber – genau wie der LX Plus – (noch) nicht in Europa/Deutschland erhältlich. Diese Einschränkung hätte ich tatsächlich etwas hervorheben sollen. 2+3) Dass die Reichweiten bei den meisten Elektroautos mehr oder weniger stark von der Herstellerangabe abweichen, ist kein Geheimnis mehr. Und da der Akku – wie bereits erwähnt – etwa 52% größer ist als der des Teslas, ist auch eine Reichweitenangabe von +50% nicht völlig aus der Luft gegriffen. Der Effizienz-Unterschied zwischen Model S und Model X ist bspw. marginal – und die aerodynamische Beurteilung anhand der Optik… Weiterlesen »