Im Oktober waren Joscha und Erik im Showroom von Formovie (oder Appotronics) in China zu Gast und kamen mit dem brandneuen Formovie Theater Premium 4K Kurzdistanzbeamer zurück. Zugegeben, der Beamer kam einfach per Post und ersetzt seit ein paar Wochen wieder meinen LG OLED Fernseher. Die Premium Edition des Formovie Theater (zum Test des Vorgängers) ist ein kleines Upgrade, das sich vor allem auf das System, die Lautsprecher und auch die Helligkeit beschränkt. Dabei geht Formovie insbesondere auf das verbuggte System des Vorgängers und auch die native Netflix-Unterstützung ein. Bevor man weiterliest: Die Premium-Version ist den spürbaren Aufpreis für die meisten unter euch wohl kaum wert. Allenfalls könnte die geringere Latenz (<18ms) im Spielmodus für anspruchsvolle Gamer relevant sein. Wenn ihr aber auf der Suche nach dem besten Kurzdistanz-Beamer der Welt seid und Geld für euch kaum eine Rolle spielt, dann seid ihr bei diesem Test an der richtigen Adresse. Im folgenden Test gehe ich vor allem auf die Neuerungen ein, alles andere könnt ihr im Test der Nicht-Premium-Version nachlesen, denn gerade bei der Bildqualität hat sich nichts verändert, was man nicht auch manuell mit Einstellungen herbeiführen könnte.
Die Neuerungen des 3000€ teuren Theater Premium 4K Beamers
Offensichtlich ist die neue Softwareoberfläche des Theater Premium und hier kommt Google TV ins Spiel und macht endlich Schluss mit dem Funktionschaos bei Android TV. Google TV unterstützt unter anderem nativ Netflix und auch euren smarten Assistenten, was einige Vorteile aber auch Nachteile mitsichbringt, auf die ich später noch genauer eingehen werde. Den besten Überblick über Google TV bekommt ihr in Benjamins Test des Google TV Streamers. Eine weniger offensichtliche Neuerung ist die 1,25-fache Schärfe. Wie beim Vorgänger ist natürlich eine Unschärfe bei dargestelltem Text zu erkennen, die vor allem in den Ecken deutlich wahrnehmbar ist. Dies ist aber für Spiele, Filme und Fernsehen völlig irrelevant und bei UST-Beamern ziemlich normal. Über die höhere Helligkeit und den größeren Farbraum kann ich zugegebenermaßen nichts sagen. Gerade bei der Helligkeit ist bei Kurzdistanzbeamern die ALR-Leinwand der entscheidende Faktor und erst damit wird der Beamer zum vollwertigen TV-Ersatz. Ob nun 1800 ISO Lumen oder 2200 ISO Lumen, beides reicht problemlos aus, um auch bei Tageslicht in guter Qualität fernzusehen. Der ALLM (auto low latency mode) wurde laut Datenblatt auf unter 18ms reduziert und sollte somit auch bei schnellen Shootern kaum Probleme bereiten. Allerdings ist Gaming allein mit 60Hz natürlich nicht die Domäne eines Theater Premium. Ich habe etwas mit meiner Nintendo Switch gedaddelt und das Ganze ging problemlos und verzögerungsfrei vonstatten. Das war es dann auch schon und dafür werden derzeit 600€ Aufpreis verlangt. Mit einem separaten Google TV Streamer in Kombination mit einem Formovie Theater kommt man definitiv günstiger ans Ziel.
Funktionen / Verarbeitung / Design
Der Formovie Theater Premium setzt weiterhin auf ein grau-schwarzes Design und misst 550 x 349 x 108 Millimeter. Mit einem Gewicht von 10 Kilogramm lässt er sich noch relativ leicht 
transportieren, ist aber definitiv für das stationäre Heimkino gedacht. Allein die exakte Ausrichtung auf die Leinwand und die perfekte Position müssen erst gefunden werden. Dabei ist der Abstand zur Wand und die daraus resultierende Größe natürlich der einfachste Faktor. Viel schwieriger ist die Höhe der Projektion, d.h. um den unteren Teil der Leinwand zu erreichen, muss erst einmal etwas unterfüttert werden. Dementsprechend unprofessionell sieht das bei mir im Moment aus, mit zwei Ikea Regalen als Unterlage. Mit nur 40 cm Abstand zur Wand zaubert der Beamer riesige 150 Zoll auf eine entsprechend große Leinwand oder auch an jede andere Wand. Bei meiner 100 Zoll Leinwand sind es 16,5 cm Abstand und ein 80 Zoll Bild bekommt man mit 7,4 cm. Schaut man sich aktuelle OLED-Fernseher an, sollte man schon mit mindestens 100 Zoll planen, um auch den nötigen WOW-Effekt des Beamers zu nutzen.
An der perfekten Verarbeitung hat sich wenig geändert und das Gerät wirkt wie aus einem Guss und ist auch hochwertig mit Stoff bezogen und der Kunststoff wirkt auch nicht billig. Neu sind 4 LEDs, die einem deutlich anzeigen, ob man den Beamer nun wirklich eingeschaltet hat. Nach wie vor ist man fast komplett auf die Fernbedienung angewiesen, denn mehr als das Einschalten direkt am Beamer geht nicht. An den Anschlüssen hat sich nichts geändert, aber man sollte auch nichts vermissen:
- Netzanschluss für Mickey-Mouse-Kaltgerätekabel
- 2 x USB 2.0
- 3 x HDMI 2.1 (einmal mit eARC)
- 3,5mm Kopfhöreranschluss
- S/PDIF optischer Port
- LAN-Anschluss
- Mikrofon für Google Assistent (physisch deaktivierbar mit Schalter)
Ansonsten ist der Lieferumfang des Formovie Theater Premium für den direkten Betrieb völlig ausreichend. Neben einer Bedienungsanleitung, einem Netzkabel, einer Fernbedienung und einem Reinigungstuch müssen nur noch zwei AAA-Akkus oder Batterien eingelegt werden und schon kann es losgehen. Die Verpackung sollte man behalten, denn darin ist der Beamer perfekt geschützt und auch für den Transport bestens geeignet. Auch wenn das Aufstellen zu Hause und das Mitnehmen zu Freunden relativ lästig ist, gibt es doch Gelegenheiten, bei denen ich den Beamer auch unterwegs eingesetzt habe und Alternativen teuer und unpraktisch erscheinen. Einfach vor eine weiße Wand gestellt, zaubert der Beamer bei allen Lichtverhältnissen eindrucksvolle Bilder. Das ist für viele Veranstaltungen ausreichend und einfach zu realisieren. Für zu Hause empfehle ich spezielle ALR (High Contrast) Leinwände für sogenannte UST (Ultra Short Thrower) Beamer. Wir hatten schon einige Modelle im Test und auch dieser Testbericht wurde auf dem Formovie Fresnel durchgeführt.
- das preiswerte Modell von Banggood im Test (BW-VS3)
- das Mittelklasse Modell von Nothing Projector (Black Series)
- Premium Modell von Formovie für 1000€ (Formovie Fresnel Test)
Die Formovie Fresnel war lange Zeit auch für unter 400€ zu haben und da habe ich auch zugeschlagen. Warum die Leinwand jetzt kaum noch unter 800€ zu haben ist, verstehe ich zugegebenermaßen nicht. Ja, ich bin mit der Leinwand super zufrieden, aber der Stoff, um den es hier geht, ist eigentlich gar nicht so teuer. Also meine Empfehlung geht ganz klar an das günstigere Modell von Banggood. Lasst euch hier nicht über den Tisch ziehen. Auch die Black Series von Nothing Projector ist definitiv überteuert. Allerdings ist so eine Leinwand unerlässlich, wenn der Kurzdistanzbeamer euren Fernseher ersetzen soll, denn nur so kann man den Beamer wirklich bei allen Lichtverhältnissen nutzen.
Das Google TV System des Formovie Theater Premium
Endlich ist Schluss mit den Android-TV-Versionen auf Googles Streaming-Plattform. Mit Google TV hat das Chaos auf dem Markt ein Ende. In unserer technikbegeisterten Welt, in der High-End-Smartphones flüssig und schnell laufen, wirken klassische Streaming-Stick-Systeme leider ähnlich rückständig wie die Infotainmentsysteme von Autoherstellern wie VW. Diese haben zwar Touchscreens eingeführt, kommen aber im Vergleich zu Teslas schnellen Systemen wie veraltete Technik daher. Jede Eingabe fühlt sich quälend langsam an und kann mit der Reaktionsgeschwindigkeit eines Smartphones im Alltag einfach nicht mithalten. Das gilt leider auch für den Formovie Theater Premium, obwohl das neue System viele Vorteile hat und nicht mehr so fehlerbehaftet ist. Man kann auch navigieren und kommt ans Ziel und es gibt schließlich keine Ausnahme auf dem Markt, also mein LG OLED Fernseher ist keineswegs flüssiger oder schneller. Das Problem liegt an dem mickrigen Mediatek MT9629 Prozessor, der zwar die aktuellen Standards für Fernseher unterstützt, aber mit gerade mal 2GB RAM nicht genug Leistung hat, um wirklich ein flüssiges System zu liefern.
Aber das ist ein generelles Problem der Industrie und nicht unbedingt ein Problem von Formovie. Dennoch ist es schlichtweg unschön, bei dem Prozessor und RAM in dieser Preisklasse zu sparen. Das wird auch nicht durch das Versagen der Konkurrenz-Modelle gerechtfertigt!
Nach 2 Jahren und einem Refresh hätte uns ein neuer Prozessor mit mehr RAM einfach gutgetan. So haben wir jetzt immerhin die native Netflix-Unterstützung und auch ein nahezu fehlerfreies System. Nach einem kurzen Ruckeln beim Start kann man auf dem Formovie stundenlang flüssige 4K Inhalte genießen.
Bildqualität und Praxiseinsatz des Formovie Theater Premium
Das scharfe 4K-Bild wird beim Formovie Theater nach wie vor über Pixel Shift realisiert und die Helligkeit von 2200 Lumen reicht tagsüber auch für hellere Wohnzimmer völlig aus. Aber gerade die Kontraste profitieren natürlich enorm von abgedunkelten Räumen und der pure Wahnsinn kommt erst abends im Dunkeln richtig zur Geltung. Vorher fühlt es sich an wie ein etwas blasserer Fernseher, aber auch bei OLED-Fernsehern gibt es schon unterschiedliche Empfindungen.
Wenn man den Formovie Theater Premium jedenfalls mit entsprechendem Material bespielt, sind die Ergebnisse einfach erstklassig. Das Gerät unterstützt neben dem 10Bit Farbraum auch AV1, AVS2, HEVC, VP9 und H.264. Bei HDR-Inhalten ist mit Dolby Vision, HDR10, HDR10+ und HLG ebenfalls alles Denkbare abgedeckt. Natürlich fehlt auch Widevine L1 nicht und mit den entsprechenden Streamingpaketen kann man 4K HDR Inhalte von Disney+ und Netflix abrufen und sich von gigantischen und beeindruckenden Bildern begeistern lassen. Tiefes Schwarz, kräftige Farben und auch ab Werk ein wirklich überzeugendes Bild, welches man noch an seine Vorlieben anpassen kann.
Die starke und auch mit einem guten Fernseher vergleichbare Bildqualität wird auch von den eingebauten Bowers & Wilkins Lautsprechern perfekt untermalt. Die liefern ordentlich Bass und werden auf Wunsch auch richtig laut. Maximal 40 dB(A) am Lüfterausgang sind allenfalls bei sehr leisen Filmen zu hören, in Räumen mit normaler Grundlautstärke aber nicht wirklich wahrnehmbar.
Testergebnis
Wer sich für den Formovie Theater Premium und die 100-Zoll-Leinwand des Herstellers entscheidet, hat anschließend einen 100-Zoll-Fernseher mit hervorragender Bildqualität für 4000 Euro. Zumindest die Leinwand dazu wäre eine super Sache, denn für das Geld gibt es schließlich auch nur unwesentlich kleinere OLED-Fernseher zu kaufen. Bei 150 Zoll gibt es dann zwar keine Alternative, aber die Leinwand wird auch wieder deutlich teurer und für eine Bildschirmdiagonale von 3,81m muss man auch den Platz haben. Aufgrund der geringen Unterschiede zum Vorgänger würde ich dann doch eher zum deutlich günstigeren Modell Formovie Theater (zum Test) raten. Unabhängig davon bekommt man hier ein beeindruckendes Stück Technik, das gerade beim Kontrast bei Filmen und YouTube-Videos auch nach mehreren Wochen immer wieder einen WOW-Effekt hervorruft. Ich hatte mich an meinen 65 Zoll OLED gewöhnt, jetzt waren und sind es wieder 100 Zoll und das ist einfach beeindruckend. Auch die Soundqualität und die Anpassungsmöglichkeiten sind einfach beeindruckend. Das neue Google TV System ist dann das Tüpfelchen auf dem i.
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Meinen 1. Beamer kaufte ich zu einer Zeit als der größtmögliche TV Bildschirm 67 cm (26 Zoll) Diagonale hatte. Obwohl dieser Beamer, verglichen mit heutigen Geräten, ein jämmerliches Bild an die Leinwand warf, war die Auflösung und Schärfe gefühlt weit höher als die von Röhren-TVs. Ein paar Jahre darauf gab es Rückprojektions-TVs. Das waren riesige Kisten mit verschwommenen Bild auf blasser Mattscheibe. Auch diese Geräte konnten nicht mit Beamern aus dieser Zeit mithalten. Nach der Einführung von Plasma Bildschirmen sprach für Beamer nur noch das größere Bild und der etwas geringere Stromverbrauch. In allen anderen Punkten siegte der TV. Als… Weiterlesen »