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Mit dem Flashforge Finder 3 haben wir das erste Gerät des chinesischen Herstellers im Test. Dabei ist Flashforge eigentlich schon ein alter Hase in der 3D-Druck-Industrie. Bereits seit 2011 produziert das Unternehmen aus Zhejiang 3D-Drucker, überwiegend für den professionellen Einsatz. Der Finder 3 richtet sich jedoch an Endverbraucher und verspricht für einen Preis von ca. 500€ umfangreiche Features, einfache Bedienung und top Ergebnisse. Ob das Gerät diese Versprechen auch halten kann, finden wir in diesem Testbericht heraus.
Lieferumfang und Aufbau
Geliefert wird der Flashforge Finder 3 nahezu komplett vormontiert in einem großen Karton. Wirklich positiv zu erwähnen ist hier, dass Flashforge kaum Plastik zum Verpacken einsetzt, sondern die Polsterung fast vollständig aus Pappe besteht. Der Karton misst 50 x 50 x 55cm und wiegt knappe 17kg. In kleinen Karton-Inlays verpackt, sind im Lieferumfang folgende Teile zu finden:
- Der 3D-Drucker inklusive Netzkabel
- Zwei Druckbetten aus Glas UND Metall
- Eine Bedienungsanleitung
- Werkzeug
- Ein Klebestift für bessere Haftung am Druckbett
- Einige Ersatzteile sowie Fett
- 50g Filament zum Testen
- Ein USB-Stick mit Software, Anleitung und Testdateien (laut Bitdefender virenfrei)
Das Zubehör ist von guter Qualität und es fehlt nichts, was nötig wäre. Eine Zange wäre noch schön gewesen, das ist aber Kritik auf hohem Niveau.
Der Aufbau gestaltet sich sehr simpel. Es müssen lediglich die mit Kabelbinder fixierten Achsen gelöst/gängig gemacht werden. Anschließend wird hinten ein Filamenthalter angesteckt und der erste Testdruck kann beginnen. Insbesondere für diejenigen mit wenig technischem Verständnis ist das durchaus positiv zu erwähnen. Nachteilig ist hingegen, dass die Teile so verbaut sind, dass sie sich bei Defekt nur sehr schwer reparieren/austauschen lassen.
Hardware des Flashforge Finder 3
Der 3D-Drucker aus dem Hause Flashforge setzt auf ein Portal-Design. Das bedeutet, dass sich der Extruder auf der X- und Z-Achse oben am 3D-Drucker bewegt, während die Y-Achse Stück für Stück nach unten fährt. Diesen Aufbau kennen wir bereits von Geräten wie dem Creality Ender 5 Pro. Er zeichnet sich dadurch aus, dass er theoretisch sehr schwingungsarm ist und so auch mit hohen Drucken zurechtkommt. In der Praxis ist das hier jedoch nicht zu 100% der Fall. Dies liegt einerseits daran, dass das Druckbett nur an einer Seite über Führungsschienen und einen Schrittmotor mit Schneckengewinde verfügt, während die andere Seite frei schwebt. Viel schwerwiegender ist aber das Gehäuse aus Kunststoff in Verbindung mit einem recht schweren Extruder. Bei höheren Druckgeschwindigkeiten kommt durch Richtungswechsel des Extruders so viel Schwung auf, dass sich das Gehäuse etwas verwindet, was sich natürlich auch auf die Druckqualität auswirkt (zum Glück nur minimal). Ein Rahmen aus Aluminium, diagonale Streben oder eine komplette Einhausung hätten hier sicher Wunder gewirkt. Gerade letzteres wäre bei der Architektur des Gehäuses ein Leichtes gewesen und hätte neben der Stabilität auch noch für einen temperierbaren Bauraum gesorgt. Schade, dass Flashforge diese Gelegenheit verspielt hat.
Beim Finder 3 steht ein Bauraum von 190 x 195 x 200mm zur Verfügung. Im Vergleich zu Konkurrenzmodellen ist das nicht sonderlich groß, für die allermeisten Anwendungsgebiete sollte es jedoch genügen. Das Gerät selbst kommt auf ein Gewicht von 12kg und misst inkl. Filamenthalter 40 x 52 x 47cm. Oben kommen noch 10cm Platzbedarf dazu, die für die Kabellage nötig sind. Außerdem solltet Ihr seitlich und hinten genügend Raum einplanen, um das Filament wechseln zu können. Diese Positionierung ist etwas ungeschickt und nimmt viel Platz weg. Auf der Rückseite ist zudem der Power-Schalter angebracht, was ebenfalls etwas fummelig ist.
Die verwendeten Materialien könnten in dieser Preisklasse etwas hochwertiger sein. Nicht nur das zuvor erwähnte Gehäuse besteht aus Kunststoff. Auch die Führungen der Z-Achse (die immerhin auf Metall-Stangen laufen) sind aus Plastik, gleiches gilt für viele Zahnräder.
Der Extruder setzt auf eine Direct Drive Technik und eignet sich somit auch für flexible Filamente. Er ist sehr schwer zugänglich, ansonsten aber von guter Qualität. Er erreicht eine maximale Temperatur von 260°C, das Druckbett schafft es auf 110 Grad und kann die Wärme auch recht gleichmäßig auf der Fläche halten. So eignet sich das Gerät laut Herstellerangabe zum Drucken von TPU 95A, PLA, ABS, HIPS, PETG und PETG PRO.
Gedruckt werden kann mit der mitgelieferten 0,4mm Düse in einer Schichthöhe zwischen 0,1 und 0,4mm. Verfügbar sind zwei verschiedene Druckbetten: zum einen eine starre Glasplatte mit recht glatter Oberfläche, zum anderen eine vergleichsweise raue, flexible Metallplatte samt passender Magnetmatte zum Aufkleben. Zwischen diesen Optionen kann der Nutzer nach Belieben auswählen. Ein Rückwechseln nach Wahl der Metallplatte gestaltet sich jedoch schwierig, da hierzu ein Magnet aufgeklebt werden muss. Was für sonstige Hardware verbaut ist, gibt der Hersteller leider nicht an. Lediglich von 350 Watt Leistung ist auf der Rückseite die Rede. Zu Motortreibern etc. gibt es keine Angabe – auch nicht im Inneren des Geräts.
Gesteuert wird der Flashforge Finder 3 über ein farbiges 4,3 Zoll großes Touch-Display.
Software – FlashPrint 5
Offensichtlich versucht Flashforge, sich komplett von der Konkurrenz zu entkoppeln. So liefert das Unternehmen zu allen seinen Geräten auf dem beiliegenden Stick direkt den entsprechenden Slicer mit: FlashPrint 5. Wenn Ihr diese Software nutzen wollt, ladet sie lieber direkt vom Hersteller herunter, dann habt Ihr die neuste Version. Andere Software unterstützt der Hersteller scheinbar nur ungern. Simplify 3D scheint noch möglich zu sein. Für Cura – die gängigste Software – gibt es kein fertiges Profil. Hier ist nur mit viel Mühe eine Anleitung für eine ältere Software zu finden. Diese ist zum Glück auf das aktuelle Cura übertragbar. Mit etwas Aufwand könnt Ihr also auch diese Software nutzen.
Nun aber zurück zu FlashPrint 5. Begrüßt werden wir beim Öffnen meist zunächst mit einem Werbebanner für die aktuellen Flashforge Geräte. Das ist etwas nervig, aber noch zu verkraften. Ansonsten ist die Software recht intuitiv und definitiv für Anfänger geeignet. Mittels Drag and Drop lässt sich ein Modell im Bauraum platzieren. Mit den Buttons rechts lässt sich das Modell anschließend bewegen, drehen, skalieren, schneiden, duplizieren, ausrichten und mit Support versehen. Außerdem ist dort die Verbindung mit dem Gerät (bzw. sogar mehreren 3D-Druckern) möglich.
Nach Anordnen der Modelle, öffnet sich mit einem Druck auf “Start Slicing” das Slicing Menü. Dieses ist zunächst eingestellt auf “Standard”, mit dem sich auch gute Ergebnisse erzielen lassen. Im Expertenmodus bietet die Software hingegen sehr umfangreiche Einstellungen. Dazu gehören Details zur Füllung, zum Support, zur Unterlage, uvm.
Zu Beginn hatte ich mit der Flashforge Software einige Schwierigkeiten mit dem “Seam” (der Wulst, die beim Schichtwechsel entsteht). Diese war nicht nur übermäßig groß, sondern hatte auch mit Underextrusion zu kämpfen. Positiv sei an dieser Stelle der hervorragende Support von Flashforge erwähnt. Hier bekam ich schnell Hilfe, wurde gebeten meine Dateien einzuschicken und habe einige Tipps und sogar eine fertig geslicete Test-Datei sowie eine Datei mit den besten Einstellungen bekommen. Damit wurde das Ergebnis schon deutlich besser.
Noch mehr Möglichkeiten zur Konfiguration bietet jedoch Cura. Mit dieser Software läuft der 3D-Drucker darüber hinaus auch noch schneller (damit meine ich nicht den Druck selbst, sondern die Bewegungen drum herum: Fahren in Start-Position, etc.). Wenn Ihr schon etwas erfahren seid, lont es sich also definitiv, über einen Wechsel des Slicers nachzudenken.
Betrieb des Flashforge Finder 3
Abgesehen von den kleinen Slicer-Schwierigkeiten funktioniert der Flashforge Finder 3 direkt aus der Box sehr gut. Zunächst ist auch hier ein Leveling nötig. Für mich persönlich war dieser 3D-Drucker das erste Gerät, das ein auf drei Punkten gelagertes Druckbett hat. Damit lässt sich in der Theorie eine perfekt ebene Fläche einstellen. Das gelang auch in der Praxis. Dazu wird zunächst ein Punkt hinten auf dem Druckbett angefahren. Dieses ist dort in einer festen Höhe fixiert. Mit Pfeiltasten auf dem Touchscreen sowie einem Papier als Abstandshalter wird digital die richtige Höhe hinterlegt. Anschließend lassen sich nacheinander zwei Punkte im vorderen Bereich des Druckbetts anfahren. Dort sind jeweils Schrauben angebracht, die sich wie gewohnt drehen lassen. Bei diesem Preis hätte durchaus auch eine Auto-Leveling-Funktion dabei sein dürfen. Insgesamt funktioniert das Leveling aber ohne Probleme.
Auch das Laden von Filament funktioniert einfach direkt über das Touchscreen am 3D-Drucker. Negativ ist nur zu erwähnen, dass der gesamte Extruder in einem Gehäuse verbaut ist. Sollte es hier also Probleme geben, müssen erst eigene Schrauben gelöst werden.
Nach dem Einrichten geht es an den ersten Druck. Dazu kann der 3D-Drucker über das Heimnetzwerk angesteuert werden. Alternativ kann die Druckdatei via USB-Stick übertragen werden. Die Steuerung über das Heimnetzwerk läuft super unkompliziert. Dafür wird zunächst der 3D-Drucker mit dem WLAN verbunden. Anschließend findet FlashPrint 5 das Gerät direkt und mit einem Knopfdruck werden die Daten übertragen. Während des Drucks zeigt das Programm am PC den Fortschritt sowie die Temperaturen an, die auch geändert werden können. Auch der USB-Stick funktioniert, wobei der Stick nach dem Trennen vom Drucker regelmäßig einen Fehler am PC anzeigt und dann zunächst repariert werden muss. Eine Funktion zum Auswerfen hat der Finder 3 nicht, es gibt also keine Möglichkeit das zu verhindern. Immerhin sind im Testzeitraum keine Daten verloren gegangen.
Ein cooles Feature, das ich bisher nicht gesehen habe, ist, dass die Dateien vor dem Druck auf den internen Speicher des 3D-Druckers kopiert werden. Es macht also nichts, wenn nach Beginn des Drucks der Stick getrennt wird, z.B. zum Vorbereiten weiterer Dateien. Gleiches gilt, wenn das Flashforge Programm über den PC verwendet wird. Die gespeicherten Daten bleiben nach dem Druck auf dem internen Speicher erhalten, sodass sie ohne Stick/PC erneut abgerufen werden können.
Der Flashforge Finder 3 zeigt im Betrieb stets den Fortschritt sowie die aktuelle Temperatur von Hotbed und Hotend an. Über ein kleines Zahnrad-Icon lassen sich diese beiden Werte sowie die Druckgeschwindigkeit auch ändern. Viel mehr gibt es zum Druckbett nicht zu berichten, denn der 3D-Drucker spielt einfach problemlos sein Programm ab.
Während des Drucks wird der Drucktisch stets von einer einzelnen kaltweißen LED beleuchtet (die sich auch abschalten lässt). Der 3D-Drucker erreicht dabei eine Lautstärke von ca. 50db, was doch schon recht laut ist. Insbesondere kommen diese Geräusche vom Lüfter. Dieser schaltet sich nach abgeschlossenem Druck leider nicht zuverlässig automatisch aus – eine Stand-by-Funktion wäre hier wünschenswert. Teilweise machen aber auch die Schrittmotoren deutliche Geräusche.
Sollte der Druck einmal aufgrund von Stromausfall oder fehlendem Filament unterbrochen werden, verfügt das Gerät über eine Resume Funktion. Dazu sollte definitiv das Metall-Druckbett angebracht werden, denn das Glasbett löst sich beim Abkühlen automatisch vom Druck.
Der einzige Punkt, der mich im Betrieb wirklich gestört hat (neben der Lautstärke) ist die Wartezeit beim Bedienen. Bis der Drucker hochgefahren ist, vergehen schon mal 30 Sekunden. Da das Druckbett nicht von selbst hält, rutscht es ohne Strom immer bis ganz nach unten und muss natürlich den ganzen Weg wieder hochfahren, wenn ein neuer Druck beginnt. Mit Cura als Slicer hält sich diese Zeit in Grenzen, bei FlashPrint 5 wartet man hier eine gefühlte Ewigkeit auf den 3D-Drucker.
Druckqualität
Die Genauigkeit hat Flashforge angegeben mit +- 0,2mm. Im Vergleich mit der Konkurrenz ist das auf dem Papier recht hoch. In der Praxis lassen die Drucke allerdings wenig Raum für Kritik. Meine vergangenen Testgeräte waren allesamt DLP-3D-Drucker. Hier ist die Qualität zwar deutlich besser, allerdings ist die Arbeit auch schmutziger und der Druckraum ist nicht so groß. Zum Vergleich habe ich deshalb noch einmal Drucke von älteren Testgeräten ausgepackt.
Nach einigen Feineinstellungen (Temperatur für das Filament anpassen, der zuvor erwähnte Seam, etc.) sind die Ergebnisse hier im Vergleich auf einem hohen Niveau. Glatte Flächen sind sauber und ohne jegliche Unebenheiten o.ä., Kurven sind genau und auch mit Überhängen kommt der Flashforge Finder 3 gut klar. Die praktische Genauigkeit gemessen am 2 x 2 x 2cm Testwürfel kann ebenfalls mit den Mitbewerbern mithalten und weist auf allen drei Achsen nahezu keine Toleranz auf.
Gedruckt habe ich mit Flashforge PLA Filament, hauptsächlich in hellblau. Insgesamt bin ich mit diesem Filament zufrieden, allerdings ist es vergleichsweise hart. Das macht die Drucke zwar recht robust, aber auch brüchiger. Die Haftung der einzelnen Schichten habe ich bei anderen Marken auch schon einmal besser gesehen.
Testergebnis
Der Flashforge Finder 3 ist beim Hersteller für 499€ zu haben. Dafür kann das Gerät durchweg gute Ergebnisse erzielen. Außerdem sind viele tolle Features an Bord: das 3-Punkt-Druckbett, der interne Speicher, das einfache Ansteuern über den Computer, zwei Druckbetten zur Wahl uvm.
Allerdings ist der 3D-Drucker sehr teuer dafür, dass er noch nicht einmal automatisches Leveling unterstützt, hauptsächlich aus Plastik besteht, einen vergleichsweise kleinen Bauraum hat und recht laut ist.
Mit dem Flashforge Finder 3 macht Ihr also nichts falsch, wenn Ihr ein Plug-and-Play Gerät haben möchtet. In diesem Fall empfehlen wir Euch jedoch, auf den nächsten Sale zu warten. Beispielsweise auf Amazon ist der Drucker oftmals für 399€ zu haben, spätestens am Black Friday stehen die Chancen auf einen ähnlichen Preis also gut.
Wenn Ihr Euch zutraut, einige Teile zusammenzuschrauben, bekommt Ihr mit vormontierten Geräten, wie dem Artillery Sidewinder X2 eine ähnliche Leistung. Hier verzichtet Ihr zwar auf den internen Speicher und die Funk-Verbindung. Dafür bekommt Ihr einen deutlich größeren Bauraum, eine ähnliche Druckqualität, sowie Auto-Leveling.
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