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FIMI hat ein 3-Achsen Gimbal mit integrierter Kamera heraugebracht, das glatt als Clone des DJI Osmo Pocket durchgeht. Wie man es von der Xiaomi nahen Firma kennt, ist der Preis gewohnt niedrig: Mit etwa 200€ kostet die FIMI Palm nur etwa die Hälfte des DJI Pendants. Bei genauerer Betrachtung zeigt sich jedoch, dass die Fimi Palm dem DJI Osmo weniger ähnlich ist, als es die Optik vermuten lässt. So kommt bei der Kamera ein Ultraweitwinkel-Objektiv zum Einsatz. Wie sich das Mini-Gimbal mit integrierter Kamera im Praxiseinsatz schlägt, klären wir Test!
Fimi ist teil des Xiaomi Ökosystem und unter anderem verantwortlich für die Action Cams, Drohnen und Gimbals im Xiaomi Produktportfolio. Fimi konnte bereits mit 2 Drohnen im Test (Zum FIMI X8 SE Test – Zum FIMI A3 Test) überzeugen und auch der FIMI Palm ist eine eigene Kreation des Herstellers und somit unabhängig von Xiaomi.
Design und Verarbeitung
Fimi bedient sich recht freizügig beim Design der DJI Osmo Pocket. Da beide Firmen aus China kommen, nimmt man dies dem Underdog im Land der Mitte vielleicht gar nicht krumm. Die Verarbeitung der Fimi Palm ist jedenfalls überzeugend. Mit Ausnahme der Gimbal-Arme und dem Gewinde besteht der Körper der Fimi Palm aus Kunststoff. Wirklich hochwertig wirkt das Äußere damit nicht.
Auf der Rückseite ist der Griff gummiert, um das Gerät stabil in der Hand liegen zu lassen. Die Größe entspricht mit 127 x 30,5 x 23 mm etwa einer elektrischen Zahnbürste und das Gewicht ist mit 120 Gramm angenehm gering. Ich hatte mit meinen relativ großen Händen kein Problem, das Gimbal zu greifen. Natürlich sollte man beachten, dass es sich hier um ein empfindliches Gerät handelt. Fimi legt daher auch eine kleine Schutzkappe mit in den Lieferumfang, welche die Linse bedeckt und die Gimbal-Arme blockiert. Diese sollte man sich gut aufheben. Am besten, man besorgt sich dazu noch eine kleine Box zur sicheren Verwahrung unterwegs. Eine solche in den Lieferumfang zu packen, wäre eine sinnvolle Dreingabe gewesen. Die Unterseite der Kamera hat einen Gummi-Überzug und sorgt für genügend Halt, um die Kamera auf ebenen Flächen aufrecht hinzustellen.
An Anschlüssen gibt es einen USB-C Slot auf der Unterseite. Über diesen kann man die Kamera aufladen, per 3,5mm Klinke Adapter ein Mikrofon anschließen oder über den PC auf die Dateien zugreifen. Unterhalb des Displays befindet sich eine Status-LED, die während der Aufnahme grün leuchtet und bei niedrigem Akkustand rot. Neben der Status-LED ist eines der zwei Mikrofone angebracht. Etwas ungeschickt ist jedoch die Position des zweiten Mikrofons auf der linken Außenseite. Wenn man nicht extra darauf achtet, besteht nämlich die Gefahr, dieses während der Nutzung versehentlich zu verdecken.
Auf der rechten Seite gibt es einen Micro-SD Slot, in den man eine Micro-SD mit bis zu 256GB Speicher einsetzen kann. Hier sollte man darauf achten, keine zu langsame Karte zu verwende. Eine Sandisk Extreme oder Samsung Evo Plus funktionierten im Test, bei zu langsamen Karten meldet das Gimbal spätestens bei 4K-Aufnahmen Probleme. Zum Aufhängen gibt es schließlich noch ein Lanyard Hole für Schlüsselanhänger und eine 1/4 Gewindeaufnahme fürs Stativ.
Bedienung am Gimbal
Zur Bedienung der Fimi Palm kann man entweder auf die Bedienung via Touchscreen und Buttons oder auf die App zurückgreifen. Wir widmen uns erst der Bedienung am Gimbal selbst. Hier hat das Fimi Palm Gimbal zwei Vorteile gegenüber der DJI Osmo Mobile. Der erste Vorteil ist das größere 1,22 Zoll Display. Mit einer Auflösung von 240 x 240 Pixel ist das Display ausreichend scharf zum Anschauen der Aufnahmen und die Helligkeit von 600cd/m2 genügt auch für eine Ablesbarkeit im Freien. Der zweite Vorteil ist der am Gimbal angebrachte Joystick, der eine manuelle Bewegung des Gimbals während der Aufnahme ermöglicht. Insgesamt sind alle Buttons mit zahlreichen Funktionen belegt, von denen man zumindest die wichtigsten kennen sollte. Ich habe Euch im Folgenden mal die Funktionen aufgelistet und das wichtigste fettmarkiert.
Powerbutton
- Lange drücken: Ein-/ Ausschalten
- Kurz drücken in der Vorschau: Videoaufnahme starten / Foto aufnehmen
- Kurz drücken im Menü: Bestätigung
- doppelt drücken: Gimbal in Ausgangsposition ausrichten
- dreimal drücken: Kamera um 180° drehen / Gesichtserkennung ein oder ausschalten
Joystick:
- einmal drücken: Highlights markieren (nur für späteres Editing)
- lange drücken: Wechsel zwischen Modus 1 und Modus 2
- Modus 1: Gimbal Ausrichtung per Joystick verändern (Bewegung nach hoch, runter, links, rechts)
- Modus 2: Videoeigenschaften per Joystick verändern (Zoom per hoch/runter, Belichtungskorrektur (ev) per links/rechts)
Touchscreen
- doppelt antippen: Gesichtserkennung ein- oder ausschalten
- nach rechts/links wischen: Aufnahmemodus wechseln
- von oben nach unten wischen: Einstellungen
- von unten nach oben wischen: Mediendateien anzeigen
Nach einer gewissen Eingewöhnungszeit geht die Bedienung recht intuitiv von der Hand, man muss sich aber wirklich etwas einarbeiten. Übelnehmen kann man FIMI das nicht, denn immerhin hat das kleine Gerät eine Menge Funktionen, die man auf kleinem Raum steuerbar machen musste.
Ansonsten kann man über das Display per Touch-Eingabe noch weitere Einstellungen vornehmen. Die Bedienung ist aufgrund der geringen Größe teilweise etwas fummelig. Es lässt sich beispielsweise die Video-Auflösung ändern, die Geschwindigkeit von Slow-Motion einstellen, der HDR-Modus, ISO, Weißabgleich und die Belichtungszeit für Fotos einstellen. Zudem kann man über ein Shortcut-Menü das WLAN aktivieren, das Display sperren und die Displayhelligkeit verändern.
Stabilisierung & Modi
Die Stabilisierung funktioniert sehr gut und ist in den Ergebnissen vergleichbar mit teureren Smartphones und besser als bei den meisten Action-Cams. Im Vergleich mit der aktuellen High-End Garde wie dem Xiaomi Mi 10 oder dem Oppo Find X2 Pro sind aber etwas mehr kleine Ruckler zu sehen. Das Gimbal bringt natürlich verschiedene Stabilisierungsmöglichkeiten mit, die man via App oder direkt an der Kamera einstellen kann.
Follow: das Gimbal stabilisiert in alle Richtungen und folgt mit der Kamera den Bewegungen der Hand.
FPV (First Person View): Dieser Modus soll den natürlichen Blickwinkel nachahmen. Das Bild wird stabilisiert, allerdings neigt sich die Kamera mit, wenn man das Gimbal zu einer Seite neigt.
Pitch Lock: Pitch kann man mit Neigung übersetzen. In diesem Modus wird die Position der Kamera auf der vertikalen Achse “gesperrt”. Dies führt dazu, dass bei Bewegung des Gimbals die Kamera auf einer Höhe bleibt.
Gimbal Lock: In diesem Modus bleibt die Kamera immer auf eine feste Stelle gerichtet, egal wie man sie vertikal oder horizontal bewegt.
Zusätzlich gibt es natürlich noch die Gesichtserkennung, mit der das Gimbal die Kamera immer auf die gefilmte Person richtet. In der App kann man zudem noch die Geschwindigkeit des Joysticks und den Follow-Speed für das Gimbal einstellen.
App der FIMI Palm
Wer das gewisse Feintuning vornehmen will, kommt zu einer bequemen Bedienung nicht an der App vorbei. Das Koppeln mit der Fimi Palm ist angenehm einfach. Nachdem man die App startet, wird man zum Wifi-Menü des Smartphones weitergeleitet, wo man sich per WLAN mit der Kamera verbinden kann. Hierzu muss man vorher das Wifi auf der Kamera aktiviert haben. Danach kommt man auch direkt zum Live-View der Kamera. Der Live-View hat eine leichte Verzögerung, allerdings nicht in störendem Ausmaß.
Bluetooth 4.0 wird übrigens auch als Kopplungsmethode beworben. Ich weiß nicht, ob ich mich einfach nur dumm dranstelle, oder ob diese Option tatsächlich nicht vorhanden ist. Jedenfalls finde ich keinen Eintrag dafür im Kamera- und Appmenü – komisch…
Die App orientiert sich am Aufbau einer typischen Smartphone Kamera-App. Die Aufnahme-Modi können durch ein Wischen gewechselt werden. Rechts hat man die Einstellungsmodi für den Gimbal und Video-/Foto Auflösung und FPS sowie weitere Feineinstellungen. Mit dem Steuerkreuz in der unteren rechten Ecke kann man die Kamera bewegen und mit einem doppelten Tippen auf das Kreuz-Symbol wieder in Ausgangsposition bringen. So weit, so einfach.
Etwas komplexer wird die Geschichte dann, wenn man etwas tiefer in das Einstellungsmenü auf der linken Seite eintaucht. Hier gibt es zur Aufnahme von Videos und Fotos noch die weiteren Einstellungen, wie man sie von Pro-Modus der Handykamera kennt.
Über die App lassen sich auch Firmware-Updates installieren. In der Testzeit von drei Wochen wurden drei Updates auf die Kamera installiert – definitiv ein sehr gutes Zeichen!
Videoqualität
Die Fimi Palm kann Videos natürlich in verschiedenen Auflösungen aufzeichnen. Die zwei höchsten Modi sind hierbei 4K Aufnahmen mit 30FPS oder 2K Aufnahmen mit 60FPS. Erstes eignet sich insbesondere, wenn man viele Details einfangen möchte und Zweites für Szenen mit schnellen Bewegungen. Die DJI Osmo Pocket erlaubt im Gegensatz zur Fimi auch 4K Aufnahmen mit 60FPS.
Die Qualität der Aufnahmen ist insgesamt in Ordnung, aber auch nicht berauschend. An Details bekommt man in etwa so viel wie bei der Ultraweitwinkel-Kamera eines High-End Smartphones oder der normalen Kamera eines Mittelklasse-Smartphones. Was Fimi wirklich gut im Griff hat, ist die Verzerrungskorrektur und die Farbwiedergabe. Allerdings wirken die Videos auch bei schwachem Tageslicht häufig noch etwas dunkel, sodass es mittags wie am späten Nachmittag aussieht. Insgesamt ist die DJI Osmo Pocket von der Qualität ein Stück besser, jedoch liegen keine Welten zwischen den beiden Produkten. Was die Fimi Palm allerdings als riesigen Vorteil verbuchen kann, ist das große 128° Sichtfeld, das jede Menge vom Hintergrund einfängt. Insbesondere bei Aufnahmen in der Selfie-Perspektive kann man so deutlich mehr Atmosphäre einfangen.
Und eigentlich ist es mir auch ein Rätsel, wieso DJI die Osmo Pocket nicht auch mit einem UWW-Objektiv ausgestattet hat. Denn mal ganz ehrlich: Jede Flagship Selfie-Kamera bietet mindestens die gleiche Videoqualität wie die beiden Kontrahenten. Insofern kann ich statt der DJI Osmo Pocket auch einfach die Selfie-Kamera meines Smartphones benutzen. Die Fimi Palm hat jedoch durch den größeren Winkel ein Alleinstellungsmerkmal.
Soundqualität
Die Soundqualität ist wirklich nicht das Gelbe vom Ei. Die Stimme wird zwar relativ gut wiedergegeben, allerdings gibt es ein hörbares Grundrauschen im Hintergrund. Eigentlich muss man dieses immer mit einem Rauschunterdrücker entfernen, bevor man die Aufnahme für Vlogging-Videos verwenden kann. Sämtliche Videobearbeitungsprogramme bieten dafür in der Regel ein Tool an. Allerdings wäre es klasse, wenn Fimi das Rauschen mit einem Update beheben könnte.
Dass sich Fimi offenbar nicht viel um den Sound gekümmert hat, zeigt auch, dass das Beep-Geräusch zum Starten der Aufnahme in den Videos noch zu hören ist. Das ist natürlich absolut daneben. Zum Glück lässt sich der Piep-Ton in den Einstellungen komplett deaktivieren.
Fotos
Mit der Fimi Palm lassen sich auch Fotos aufnehmen. Dies ist aber definitiv nicht der Haupteinsatzzweck der Kamera. Die Qualität der Aufnahmen ist soweit in Ordnung, wobei man schon ein deutliches Bildrauschen kritisieren muss.
Akkulaufzeit
Die Fimi Palm ist mit einem 1000mAh Akku ausgestattet. Dieser liefert genug Energie, um durchaus eine längere Zeit mit der Kamera zu Arbeiten. Bei 4K-Aufnahmen hielt der Akku in meinem Test etwa 80 Minuten durch. Die Laufzeit ist natürlich stark davon abhängig, wie viel sich das Gimbal bewegt, ob das Display während der Aufnahme ein- oder ausgeschaltet ist und welche Auflösung man nutzt.
Aufgeladen wird der Akku mit bis zu 10 Watt. Ein USB-C Kabel befinden sich im Lieferumfang. Allerdings kann man ja einfach auf das Handynetzteil zurückgreifen. Der Ladevorgang von 0 auf 100% dauert etwa 1,5 Stunden.
Testergebnis
Die Fimi Palm ist ein einzigartiges Produkt. Obwohl sie der DJI Osmo Pocket zum Verwechseln ähnlich sieht, produziert sie mit ihrem Ultraweitwinkel-Objektiv völlig verschiedene Videos. Ich persönlich finde das Konzept der FIMI deutlich gelungener, da so auch ein echter Mehrwert im Vergleich mit der Selfie-Kamera des Smartphones gegeben ist: Man sieht einfach viel mehr vom Hintergrund! Für Hobby-Vlogger macht dies (und natürlich der günstige Preis) die Fimi Palm zu einem interessanten Produkt.
Ganz ohne Kritik kann die Gimbal-Kamera aber auch nicht bleiben. Die Soundqualität ist nicht gut und zumindest das Grundrauschen sollte man vor dem Upload auf YouTube entfernen. Zudem kommt die Kamera bei weniger Licht sehr schnell ins Straucheln. Daher eignet sie sich hauptsächlich für Videos im Freien und am besten mit Sonne.
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Meine Fimi Palm “entlädt” sich, bei ausgeschaltetem Zustand? Ist das bei euch auch so? (Letzte Woche voll geladen, heute leer)
Mein Fimi startet beim Einschalten sofort die Videoaufzeichnung. Was ist falsch eingestellt?
Einstellung/Menü –> letzter Punkt System Settings –> 4 Kacheln links unten “Boot Video” ausschalten.
Hey Joscha,
kannst Du was zur Wärmeentwicklung sagen? Ich habe mir den Fimi zugelegt und bin erstaunt wie schnell das kleine Teil Warm, um nicht zu sagen Heiß wird.
Meine Bedenken äußerte ich auch schon dem Fimi Palm Support. Die meinten aber das die durchschnittliche Temperatur tatsächlich um die 55 Grad liegen würde und ich mir keine Sorgen machen soll. Aber Leute 55 Grad auf der Oberfläche, besonders auf dem Display finde ich aber schon bedenklich. Und ich rede hier nicht von so hohen Temperaturen nach 30 Minuten Aufnahme und volllast.
Wer kennt eine Alternative für den absoluten Hobbyfilmer (Papa) fürs Handy für ca. 100€?
Im Moment sehe ich die 2:
– DJI Osmo Mobile 3
– Hohem iSteady Pro 2
Die DJI Osmo Mobile 3 sollte den Job problemlos erledigen. Das andere Produkt kenne ich nicht.