Nachdem ich bereits zwei Tiefeinsteiger vom E-Bike-Hersteller Eskute für euch getestet habe, werfen wir in diesem Bericht einen genauen Blick auf das Eskute Netuno. Das Netuno ist letztendlich mit Mountainbike-Reifen und -Rahmen ausgestattet und ansonsten dem Tiefeinsteiger Polluno sehr ähnlich. Neben kleinen aber feinen Unterschieden hat sich an den Hauptkomponenten wie dem 250W Bafang Motor und dem großen 522Wh Akku eigentlich nichts weiter verändert. Werfen wir in diesem Test dennoch einen kritischen Blick auf das “E-Mountainbike” von Eskute.
Modelle von Eskute im Überblick
Auf der Eurobike-Fahrradmesse in Frankfurt (Main) konnte ich alle Modelle begutachten. Im kurzen Video erkläre ich noch mal alle Unterschiede und gehe auf die Preise ein:
Das Eskute Wayfarer (Zum Test) ist nicht im Video und das günstigste und älteste Modell des Herstellers. Sowohl für das hier getestete Netuno als auch für das Eskute Polluno (Zum Test) gibt es jeweils noch eine Pro-Version. Die Pro-Versionen haben einen immensen Aufpreis und bietet dafür einen Mittelmotor mit Trittsensor, eine 9-Gang-Schaltung und eine justierbare Federung.
Lieferung und Aufbau
Auch das Eskute Netuno wird perfekt und sicher verpackt direkt zu euch nach Hause geliefert. Das 150 x 90 x 25 Zentimeter große Paket kennen wir auch von den anderen Modellen. Mit 33 Kilogramm ist das Ausladen für einen einzelnen Paketzusteller kaum ohne eure Hilfe möglich. Aber daran ist Eskute wohl nicht schuld. Wie auch beim Polluno wird das Eskute Netuno mit hochwertigem Werkzeug für den Aufbau ausgeliefert. Das einzige, was ich vermisse, sind Schutzbleche und der Gepäckträger. Die müssen beim Mountainbike separat bestellt werden. Das finde ich unverständlich, denn gerade auf matschigen Waldwegen werden Schutzbleche am ehesten benötigt. Der Aufbau geht folgendermaßen vonstatten und ist in etwa 30 Minuten erledigt.
- Lenkerhalterung mit Display muss angebracht werden.
- Der Lenker selbst muss mittels 4 Inbusschrauben angebracht werden.
- Das Vorderrad muss mit dem Schnellspanner angebracht werden
- Das Vorderlicht muss verschraubt werden.
- Der Fahrradständer muss mittels 2 Schrauben installiert werden.
- Die Pedale müssen entsprechend der Markierung L und R angebracht werden.
- Die Vorderrad-Bremse muss eingestellt werden. Mit diesem YouTube-Video ist das auch für Laien im Handumdrehen erledigt.
Wenn ihr euch die Schutzbleche und den Gepäckträger bestellt habt, dann müsst ihr die natürlich auch noch installieren. Mit der beiliegenden Anleitung war beides einfach und schnell erledigt. Ein Ladegerät liefert Eskute natürlich auch mit und der Akku kann direkt im Fahrrad oder entnommen geladen werden. Die Schlüssel des Eskute Netuno werden nur für das Entnehmen des Akkus benötigt und hängen bei Auslieferung am Lenker.
Sicherheit und Zulassung
Dem Eskute Netuno liegt ein batteriebetriebenes Rücklicht bei. Nur das vordere Licht ist im Stromkreislauf des Akkus integriert. In puncto Sicherheit würde ich an dieser Stelle auch den Bordcomputer ohne Controller ansprechen. Nach Rücksprache mit Eskute möchte man den neuen Bordcomputer samt Daumensteuerung mit der nächsten Charge ausliefern. Bis auf der zu Beginn genannte Rücklicht werden alle Anforderungen der StVO ohne Einschränkungen erfüllt. Sogar eine echte Klingel und zwei Katzenaugen pro Rad sind verfügbar. Auch das vordere Licht hat einen Rückstrahler. Wie immer denkt bitte an das wichtigste Sicherheits-Feature in Form eines Helms.
Wenn man den mitgelieferten Gashebel nicht verbaut, dann muss man sich auch keine Gedanken um die Polizei machen. Mit dem 250W starkem Motor und einer nur unterstützenden Leistung bis höchstens 25 km/h gilt das Eskute Netuno als normales Fahrrad. CE-zertifiziert ist das E-Mountain-Bike natürlich auch.
Videotest des Eskute Netuno E-Bike
Das Video wurde mit einem Xiaomi Mi 11 Ultra (4K / 30 FPS) in einem Zhiyun Smooth X Gimbal und dem Saramonic Blink 500 Pro Mikrofon aufgezeichnet.
Praxistest und Fahrverhalten
Zunächst die Spezifikationen und Features des Eskute Netuno. Der 250 Watt starke Bafang-Heckmotor liefert mit 45 Newton einen sportlichen Vortrieb. Obwohl hier kein Drehmomentsensor verbaut ist, fühlt sich die Unterstützung recht natürlich an. Die Unterstützung greift also nicht so ruckartig, wie wir das von ADO oder Engwe kennen, sondern baut sich mit einer gewissen Verzögerung langsam auf. Das kann am Berg aber auch schonmal etwas nervig sein und erfahrene E-Bike-Fahrer könnten sich daran auch stören. Leider lässt Eskute uns das System nicht mehr konfigurieren, was ich sehr schade finde. Dazu aber gleich mehr.
Im Vergleich zum Polluno bekommt man beim Netuno auf jeden Fall die hochwertigere Federgabel mit großem Federweg und der Möglichkeit, die Härte zu regulieren. Ein Lockout (also komplettes Ausschalten der Federung) ist hingegen nicht möglich. Die 27,5 x 2,1 Zoll Mountainbike-Reifen von Kenda sorgen im Gelände und auch auf Asphalt für guten Grip. In Kombination mit den mechanischen 160mm Scheibenbremsen kommt man sicher und schnell zum Stillstand. Damit bremst man auch die zugelassenen 125 Kilogramm samt Gepäck zuverlässig ab. Als sportlicher, aber definitiv noch gemütlich empfinde ich die Sitzposition des Netuno im Vergleich zum Polluno. Eskute empfiehlt auch dieses Fahrrad bis 1,90m und das ist auch wieder die Obergrenze. Bei meinen 1,87m Körpergröße ist der Sattel gut einzustellen. Durch das “neue” Display, das den Vorbau ersetzt, lässt sich die Position des Lenkers leider nicht mehr anpassen.
Auch wenn das Eskute Netuno sehr sportlich aussieht, ist es vielmehr ein Touren-Fahrrad, als ein waschechtes Mountainbike. Das sollte definitiv klar sein, dass man mit so einem Bike nicht irgendwelche Trails im Wald abfährt. Es sind zwar alles hochwertige Komponenten, aber eben immer die günstigste Variante. Das trifft eben auf die 7-Gang Schaltung, Bremsen, Reifen etc. zu.
Display und Einstellungen am Eskute Netuno
Beim letzten Test habe ich euch mit der App noch vertröstet und jetzt ist sie auch verfügbar. Leider gibt es dadurch keine sinnvollen Einstellungsmöglichkeiten, sondern man kann mit einer App die Einstellungen des Displays tätigen. Ich hätte mir gewiss mehr Einstellungen oder irgendeinen Mehrwert der App gewünscht. Denn ich denke, niemand verstellt während der Fahrt die Unterstützung mit seinem Handy. Auch die Funktion um die Strecke zu erfassen, hätte man sich sparen können, das können andere Apps einfach viel besser. Also die App ist nicht mal Spielerei, sondern einfach nur Nonsens. Über die beiden Tasten am mittigen Display des Eskute Polluno könnte ihr Folgendes einstellen:
- Netuno einschalten (linke Taste lange gedrückt halten)
- Geschwindigkeitsanzeige
- Licht Ein/Ausschalten (linke Taste)
- Zwischen den 5 Unterstützungsstufen wechseln (rechte Taste)
- Akkustand ablesen (ungenau und sprunghaft)
- Schiebe-Modus nutzen durch Drücken der rechten Taste (bis 6km/h)
Bei einem Gewicht von fast 25 Kilogramm ist der Schiebemodus natürlich wieder super. Die Position in der Mitte ist aber nach wie vor sehr unpraktisch. Mit einer Daumenschaltung, die es gibt, wäre alles einfacher und sicherer möglich. Highlight ist noch der USB-C-Anschluss, mit dem man sein Smartphone während der Fahrt aufladen kann.
Fahrverhalten in der Praxis
Enttäuschenderweise lassen sich die 5 Unterstützungsstufen nicht individuell einstellen und daran ändert auch die App nichts. Die Unterstützungsstufen sind ab Werk folgendermaßen konfiguriert:
- 1 – 40%
- 2 – 55%
- 3 – 70%
- 4 – 85%
- 5 – 100%
Bei Stufe 1 und 2 radelt man entspannt mit 15 km/h durch Städte. Auffällig ist, dass es fast 2 Sekunden dauert, bis die Unterstützung eintritt und nachdem man mit dem Pedalieren stoppt, wieder 2 Sekunden vergehen, bis die Unterstützung aufhört. Mit Betätigung der Bremse stoppt die Unterstützung natürlich sofort. Mit Stufe 3 fühlte ich mich abermals am wohlsten und wechselte lediglich an steilen Bergen auf 4 oder 5. Mit Stufe 3 fährt man ermüdungsfrei leichte Steigungen und Geraden mit 20-23 km/h. Viel schneller ist das mit einer angenehmen Trittfrequenz durch die Übersetzung der Schaltung auch hier nicht möglich.
Der Fahrkomfort im Gesamten ist beim Eskute Netuno wirklich erstklassig und die Sitzposition gefällt mir persönlich deutlich besser als beim Polluno. Die einstellbare Federung erhöht für mich den Fahrkomfort und die Einstellungen der Unterstützung ist für längere Fahrten bestens geeignet. Wenn man die Verzögerung der Unterstützung noch etwas verändern könnte und Eskute ein Daumencontroller nachliefert, dann sind wir hier ganz nah am perfekten Budget-E-Mountain-Bike angelangt.
Reichweite und Laden
An dieser Stelle ändert sich im Vergleich zum Polluno nichts und das ist definitiv praktisch. Denn beide E-Bikes nutzen den gleichen 522 Wh Akku, der damit gut bemessen ist. Der Akku selbst zeigt nach einem Druck auf die einzige Taste direkt am Akku den Ladestand in 25% Schritten. Das ist auch gut so, denn die digitale Anzeige ist leider nicht wirklich genau und schwankt meistens stark. Auf Stufe 3 mit 20 km/h sind mit dem Eskute Netuno problemlos 70-80 Kilometer an Strecke machbar, bevor man eine Steckdose aufsuchen muss. Ein Ersatz- oder Zusatzakku wieder 3,5 kg und kostet direkt beim Hersteller 400€. Also geht entsprechend sorgsam mit dem Akku um, dann habt ihr lange Freude. Für die kalte Jahreszeit im Idealfall auf 60-70% laden und im Haus lagern. Ansonsten die Kapazität am besten zwischen 20 und 80% halten, also immer mal wieder für ein paar Stunden ans Ladegerät hängen. Ein vollständiger Ladevorgang dauert knappe 6 Stunden.
Testergebnis
Das Eskute Netuno kostet aktuell um die 1200€, wobei es regelmäßig auch Rabattaktionen gibt. Für den Preis konnte mich dieses E-Bike in den letzten Wochen begeistern. Fast alle Kritikpunkte wurden im Vergleich zum Wayfarer ausgemerzt und mir persönlich gefällt die Sitzposition im Vergleich zum Polluno einfach besser. Die Federung des Eskute Netuno ist außerdem einstellbar. Motor und Reichweite wissen abermals wirklich zu überzeugen. Die Auswahl der Komponenten und die Verarbeitung sind ebenfalls hervorragend.
Aber ganz perfekt ist für gewöhnlich nichts und so wird das Netuno aktuell noch ohne die Daumensteuerung ausgeliefert. Die muss man sich also für 75€ nachkaufen oder bei jedem Wechsel der Unterstützungsstufe die Hand vom Lenker nehmen. Auch die Übersetzung der Schaltung sorgt nach wie vor für eine technische Geschwindigkeitsbegrenzung auf 23 km/h. Warum man bei einem “Mountainbike” die Schutzbleche und den Gepäckträger weglässt, verstehe ich auch nicht wirklich. Wirkliche Trails sollte man mit dem Eskute Netuno allerdings ohnehin nicht absolvieren. Wenn man mit diesem Punkten leben kann, bekommt man hier das Eskute Fahrrad mit der besten Preis-Leistung bisher.
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Hallo, mein Name ist Michael und erwäge mir ein Netuno plus zu kaufen. Es stellt sich mir aber die Frage, ob die Elektrik gegen unbefugtes Einschalten irgendwie gesichert ist.
Vielen Dank im Voraus
Servus Michael, der Schlüssel dient bei Eskute nur zum Herausnehmen des Akkus, das finde ich auch sehr praktisch. Ich glaube, dass kaum jemand will erst sein Bike mit dem Schlüssel freischalten. Um ein Schloss kommt man ohnehin nicht drumherum. Also die Elektrik ist nicht gesichert, zumindest nicht beim von mir getesteten Netuno. Wir hatten aber auch schon das Plus in Form des Polluno Plus: https://www.smartzone.de/eskute-polluno-plus-city-e-bike-im-test/
Beste Grüße
Jonas