eSIM: Vorteile, Kompatibilität & Informationen zum plastikfreien SIM-Ersatz
Inhaltsverzeichnis
Bereits 2015 wurde die eSIM als zukünftige Alternative zur klassischen SIM-Karte aus Plastik vorgestellt. Anstelle des auswechselbaren Moduls, soll die eSIM es ermöglichen, ganz ohne Logistik und Materialaufwand den Mobilfunkanbieter zu wechseln. Das in Smartphones, Tablets und Smartwatches eingebaute Modul kann ganz einfach aktiviert werden und übernimmt dann die Identifikation des Nutzers im Handynetz. Bisher konnte die neue Technik die klassische SIM-Karte aber noch nicht ablösen.
Welche Vor- und Nachteile die eSIM mit sich bringt, welche Netzanbieter sie überhaupt im Programm haben und welche Geräte kompatibel sind, klären wir in den folgenden Abschnitten. Zuvor gehen wir auf die Geschichte der SIM-Karte ein und wieso die eSIM diese langfristig komplett ersetzen soll.
Die Geschichte der SIM-Karte
Die SIM-Karte ist zeitgleich mit den ersten Mobiltelefonen in den 90er-Jahren auf den Markt gekommen. Die erste Generation hatte Scheckkartenformat und wurde durch einen riesigen seitlichen Schlitz in das Telefon geschoben. Häufig arretierte sie dort in einem kleinen Fach unter dem Akku. Auf der SIM-Karte aus Kunststoff befindet sich ein Chip, der mit dem Handy kommuniziert. Das ermöglicht die Identifikation des Nutzers im Handynetz.
Ohne eingelegte SIM-Karte kann sich das Mobiltelefon nicht bei einem Netzbetreiber einwählen. Die Karte dient also quasi als Brücke zwischen dem Mobilfunknetz und dem Mobiltelefon. Die Sende- und Empfangstechnik ist zwar in das Handy integriert, die SIM-Karte sorgt aber für die Identifikation beim Netzbetreiber. Über die Jahre hat sich dieses System nicht grundlegend geändert, nur der Formfaktor ist immer weiter geschrumpft.
Moderne Smartphones sind alle mit einem sogenannten Nano SIM-Slot ausgestattet. Statt der ursprünglichen 85,6 x 54 x 0,76 Millimeter messen solche Karten nur noch 12,3 x 8,8 x 0,67 Millimeter. Grund für die Verkleinerung ist primär, dass bei Einführung des Standards UMTS angenommen wurde, Handys würden mit der Zeit immer kleiner werden. Wenn man sich da mal nicht getäuscht hat…
eSIM: Der nächste Schritt in der Historie der SIM-Karte?
Die Nano SIM-Karte ist 2012 eingeführt worden und wurde erstmals im iPhone 5 von Apple eingesetzt. In den kommenden Jahren stellten alle Hersteller von Smartphones ihre Geräte auf den neuen Standard um, da dieser platzsparender und zusätzlich sogar abwärtskompatibel von der zuvor verbreiteten Micro-SIM-Karte ist. Mittlerweile ist uns kein aktuelles Mobiltelefon bekannt, dass noch auf eines der alten Formate setzt.
Ein durch die kompakte Form angestoßener Trend sind außerdem Schächte mit der Möglichkeit, zwei oder sogar drei Nano SIM-Karten einzulegen. Besonders bei Smartphones fernöstlicher Marken hat sich das schnell etabliert und gilt mittlerweile als Quasi-Standard in allen Preisklassen. Einzig Apple verschließt sich bis heute dieser Möglichkeit und bietet ausschließlich Handys mit einem einzelnen SIM-Schacht an. Neben Nano-SIM ist also auch Dual-SIM (also die gleichzeitige Nutzung von 2 SIM-Karten) zumindest bei Android-Smartphones zum Standard geworden.
“Aber Dual-SIM kann das iPhone doch trotzdem!”, hören wir jetzt schon die ersten Fans schreien. Das ist gewissermaßen sogar korrekt und der eSIM zu verdanken, die 2015 vorgestellt wurde. Verglichen mit der bereits kompakten Nano SIM-Karte misst dieses Modul noch weniger: 6 x 5 x 1 Millimeter. Der Chip ist bereits in das Mobilgerät integriert und lässt sich nicht austauschen, wie es zuvor noch üblich war, wenn der Mobilfunkanbieter gewechselt wurde.
Wie funktioniert die neue eSIM?
Grundsätzlich setzt auch die eSIM auf das über Jahrzehnte gängige Prinzip. Das Mobiltelefon stellt die gesamte Sende- und Empfangsanlage, doch nur mit der SIM-Karte ist eine Authentifizierung beim Netzbetreiber und die Nutzung von mobilen Daten und der Telefonie möglich. Zuvor haben die Anbieter bei Vertragsabschluss fertig konfigurierte SIM-Karten per Post verschickt, die dann vom Kunden in das Handy eingelegt werden. Dieser logistische Schritt entfällt mit der eSIM.
Bei der neuen Technik ist der Vertragsabschluss komplett digital möglich. Das bereits verbaute SIM-Modul wird einfach vom Anbieter mit den entsprechenden Infos beschrieben, die für die Identifikation im Handynetz nötig sind. Das Versenden und Produzieren der Plastikkarten entfällt damit. Der Nachteil: Zur Aktivierung wird eine bestehende Internetverbindung vorausgesetzt – ihr benötigt also zwingend eine zweite, aktivierte SIM-Karte oder eine WLAN-Verbindung.
Welche Netzanbieter & Endgeräte sind zur eSIM kompatibel?
Das erste zur eSIM kompatible Gerät ist die Smartwatch Samsung Gear S2, die zur IFA 2015 vorgestellt wurde. 2018 folgen mit Google und Apple zwei wichtige Produzenten von Smartphones – kompatibel sind unter anderem alle Pixel-Smartphones ab dem Pixel 3 (XL) und alle iPhones ab dem XS (Max). Damit erhalten nun auch endlich Apple-Kunden die Option, zwei Mobilfunkverträge parallel zu verwenden.
Huawei verbaut den neuen Standard im P40 (Pro) und auch bei Samsung kommt die Technik mittlerweile in hochpreisigen Modellen zum Einsatz. Mittelklasse-Smartphones mit eSIM findet man aktuell nur bei Google (Pixel 4a, Pixel 4a 5G). Beim letztgenannten Handy ist sogar der parallele Betrieb von zwei 5G-Verträgen möglich.
In Deutschland unterstützen die Telekom, Vodafone und Telefónica (O2) die integrierte SIM-Karte. Teilweise ist die Option auf einzelne Verträge beschränkt. Oft wird die eSIM als Zweitkarte angeboten, die dann mit einem kompatiblen Notebook, Tablet oder einer Smartwatch aktiviert werden kann. Die entsprechenden Infoseiten der Anbieter haben wir oben auf den Markennamen verlinkt. Mittlerweile unterstützen auch viele MVNOs (virtuelle Netzbetreiber) die eSIM – aktuell sind das unter anderem 1&1, Drillisch (Smartmobil, WinSIM, Simply), Mobilcom-Debitel, Congstar und Edeka Smart.
Fazit: Lohnt sich der Wechsel?
Aktuell ist die Kompatibilität der eSIM auf hochpreisige Smartphones, vor allem von Apple, Google und Samsung beschränkt. Solange das so bleibt, wird die bekannte Nano SIM-Karte aus Plastik wohl nicht abgelöst werden. Die meisten verkauften Smartphones stammen aus der Mittelklasse und dort sind Modelle, die den Standard unterstützen, sehr rar gesät.
Die Vorteile der eSIM liegen vor allem bei den Anbietern, für die der Produktions- und Logistikaufwand entfällt. Als Endnutzer ist nur die umgehende Aktivierung des Vertrags und das Vermeiden von unnötigem Müll auf der Pro-Seite zu verbuchen. Außerdem ist eine eSIM bei einigen Smartphones die einzige Möglichkeit, zwei Mobilfunkverträge parallel zu nutzen. Komplett wegfallen wird der Simkarten-Einschub wohl nicht so bald, sondern die eSIM wird als Ergänzung den Weg in viele Smartphones finden.
Wünscht ihr euch eine schnelle Verbreitung der eSIM oder seid ihr mit den SIM-Karten aus Plastik weiterhin zufrieden? Schreibt uns eure Meinung gerne in die Kommentare!
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Ein Vorteil sei hier noch zu erwähnen. Wer viel außerhalb der EU reist, kann hier sparen. Es gibt mittlerweile tolle Anbieter wie Truphone, die günstige Auslandstarife anbieten. Die Aktivierung funktioniert ensprechend schnell.
Irgendwie stört es mich schlimm dass, wenn es um “Technik” geht, jede kleinste Plastikeinsparung bemerkt wird, bei Verpackung aber weniger…
Verpackungsmüll ist ein spannendes Thema! Wir werden im Team besprechen, ob wir dazu vielleicht mal einen Artikel machen oder in unseren Testberichten auf die Menge an Plastik an und in der Verpackung hinweisen. Gleichzeitig macht es den Fortschritt durch die eSIM natürlich nicht weniger erwähnenswert.
Viele Grüße
Benjamin