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Heute haben wir endlich mal wieder einen 3D-Drucker für die Sparfüchse unter Euch im Test – den Elegoo Neptune 2. Die Firma kennen wir eigentlich von mSAL-3D-Druckern, die uns bisher ausnahmslos überzeugen konnten (z.B. der Elegoo Mars 2 Pro oder der Saturn, den wir gerade ebenfalls im Test haben). Der Neptune 2 hingegen ist ein FDM-3D-Drucker, der gerade einmal 150€ kostet (bzw. kosten würde, denn das Gerät ist beinahe immer ausverkauft). Selbst heutzutage ist das sehr wenig Geld für einen 3D-Drucker und dennoch verspricht Elegoo eine gute Druckqualität und hochwertige Komponenten. In diesem Test schauen wir uns an, ob der Elegoo Neptune 2 den hohen Standard der mSLA-3D-Drucker halten kann und unseren Erwartungen gerecht wird.
Lieferumfang und Aufbau
Wie inzwischen selbstverständlich kommt das Gerät gut verpackt und mit Schaumstoff gepolstert. Der einzige “Mangel”, den ich beim Auspacken feststellen konnte, waren die Leveling-Schrauben, von denen sich drei des Transports gelöst hatten und lose in der Verpackung lagen. Der 3D-Drucker selbst ist vormontiert, dennoch gibt es mehr aufzubauen als bei der höherpreisigen Konkurrenz. Dementsprechend liegen doch vergleichsweise viele Einzelteile im Karton. Der Lieferumfang kann sich absolut sehen lassen. Mit dabei sind:
- der Drucker, bzw. die zum Aufbau nötigen Einzelteile;
- das zum Aufbau nötige Werkzeug;
- eine MicroSD-Karte mit Adapter, sowie ein USB-Verbindungskabel;
- Spachtel und Zange;
- ein Ersatz-Hotend;
- fünf Meter Filament;
- eine ausführlich bebilderte Anleitung.
Die Anleitung ist klar strukturiert und einfach verständlich, sodass sich der Aufbau trotz der vielen Teile recht einfach gestaltet. Wem die Anleitung in Papierform nicht genügt, der findet auf der MicroSD-Karte ein Aufbau-Video. Die Basis ist schon weitgehend fertig, es muss nur das Gerüst für die X- und Z-Achse aufgebaut werden. Dieser Aufbau liegt in Einzelteilen bei, es müssen also 4-Kant-Profile verschraubt werden und auch der Zahnriemen für die X-Achse muss gespannt werden. Außerdem muss das Netzteil montiert und das gesamte Gerät verkabelt werden. Mit etwas Erfahrung ist all das in circa einer Stunde erledigt.
In meinem Fall zeigten sich beim Aufbau noch zwei weitere Fehler. Das Gehäuse des Netzteils wird nur von zwei Schrauben zusammengehalten und wirkt etwas wackelig. Das ist nicht weiter schlimm, denn nach dem Aufbau wird das Netzteil nicht mehr bewegt. Problematischer ist, dass bei meinem Gerät die Metallplatte verbogen war, auf der das Druckbett verschraubt ist. Das war so extrem, dass sich der Drucker nicht leveln ließ, weil die Stellschrauben zu kurz waren, um die Höhendifferenz auszugleichen. Mit einer großen Zange konnte ich die Platte aber in die richtige Position biegen und so auch dieses Problem lösen. Die übrigen Bauteile sind gut verarbeitet, sodass der 3D-Drucker unter dem Strich dennoch als weitgehend hochwertig bezeichnet werden kann.
Hardware des Elegoo Neptune 2
Der Elegoo Neptune 2 ist ein typischer 3D-Drucker im kartesischen Design. Das bedeutet, die Y-Achse bewegt sich vor- und zurück, während die nach links und rechts bewegliche X-Achse auf der Z-Achse nach oben fährt. Bei diesem Gerät kommt für die Z-Achse eine einzelne Gewindestange zum Einsatz, während die X- und Y-Achsen auf Zahnriemen setzen.
Insbesondere bei großen Druckern kann dieser Aufbau problematisch werden, da das gesamte System nach oben hin immer wackliger und damit ungenauer wird. Der 3D-Drucker von Elegoo ist mit Außenmaßen von 440 x 420 x 480mm (ohne Filamenthalter) und einem Bauraum von 220 x 220 x 250mm aber vergleichsweise kompakt und damit bis nach oben hin stabil. Dazu tragen auch die bewährten robusten 4-Kant Aluprofile bei.
Auf diesen Profilen laufen auf allen drei Achsen Führungsrollen mit – Zahnriemen und Gewindestange dienen nur zum Antrieb. Umgesetzt wird die Bewegung durch einen Schrittmotor pro Achse. Diese werden laut Hersteller mit einem “STEM32 F103” Board und TMC2225 Motortreibern gesteuert. Das Netzteil erreicht 400 Watt und hat damit genug Power, um Hotend und Hotbed einigermaßen flott aufzuheizen.
Das Hotbed erreicht dabei bis zu 100°C. Die Kabel für die Stromzufuhr sind überraschend dünn, dafür ist das Druckbett aber mit einer Zugentlastung ausgestattet. Es teilt sich auf in die Heizplatte aus Metall und eine weitgehend starre beschichtete Polycarbonat-Platte, die sehr (vielleicht zu) gute Hafteigenschaften mitbringt. Kleiner Tipp: Von Werk aus ist noch die Schutzfolie auf dem Hotbed aufgebracht. Diese sollte vor dem ersten Einschalten entfernt werden.
Das Hotend misst 0,4mm im Durchmesser und bringt es auf bis zu 260°C. Mit Filament versorgt wird es von einem Bowden Extruder, der größtenteils aus Kunststoff besteht. Leider ist der Extruder sehr ungeschickt konstruiert: Das Zahnrad, dass das Filament eigentlich voranschieben soll, ist nämlich versetzt zum Gegenstück angebracht, sodass das Filament zur Seite gedrückt wird und sich jedes Mal verkantet. Ohne Spachtel o.ä. ist es also nicht möglich das Filament in das entsprechende Loch zu manövrieren, sondern es bleibt einfach hängen und das Zahnrad dreht durch. Dieses Problem besteht freilich nur beim Filamentwechsel. Während des Drucks stellt das versetzte Zahnrad keinerlei Einschränkung dar. Erstaunlich ist, dass trotz des günstigen Preises auch ein Filament-Sensor mit dabei ist, der auch zuverlässig funktioniert.
Gesteuert wird der Elegoo Neptune 2 über ein farbiges Touch-Display. Dieses ist leider so angebracht, dass es in Betrieb teilweise vom Druckbett verdeckt wird. Dennoch funktioniert die Bedienung problemlos. Zum Übertrag der Druckdaten steht entweder ein USB-Port zum Anschluss an den PC oder ein Slot für eine MicroSD-Karte bereit.
Auffällig ist zuletzt die prominente Platzierung des Elegoo Logos – Oben am Rahmen, am Hotend und auf dem Druckbett hat das chinesische Unternehmen sich verewigt. Das sieht cool aus und zeugt von Selbstbewusstsein. Zumindest auf dem Hotbed ist das weiße Logo allerdings etwas störend, weil es insbesondere bei weißem Filament den Kontrast zum Filament zunichtemacht.
Betrieb des Elegoo Neptune 2
Nach dem Aufbau muss der Neptune 2 – wie jeder 3D-Drucker – zunächst gelevelt werden. Dazu bietet die Firmware einen Menüpunkt, über den fünf Punkte auf dem Druckbett angefahren werden können. Mit einem Papier als Abstandshalter lässt sich an jedem dieser Punkte die perfekte Höhe einstellen.
Bevor es mit dem ersten Druck losgehen kann, braucht Ihr einen Slicer auf Eurem PC, um die Dateien vorzubereiten. Das gängigste Programm hierfür ist Cura von Ultimaker. Im aktuellen Cura 4.8 ist leider kein Profil für den Elegoo Neptune 2 hinterlegt. Stattdessen bietet Elegoo auf der eigenen Homepage ein gebrandetes Cura an. Bis auf das Elegoo Logo unterscheidet sich dieses nicht vom normalen Programm, ist allerdings nicht mit Geräten anderer Hersteller kompatibel. Damit versucht Elegoo wohl, Kunden zu binden. Wirklich praktisch ist das aber nicht, insbesondere, weil sich das Elegoo Cura mit dem normalen Cura beißt und teilweise Profile löscht. In jedem Fall lässt sich dort aber eine .gcode Datei erstellen, die über USB oder per MicroSD-Karte an den 3D-Drucker übertragen werden kann.
Die Menüführung am Drucker selbst ist sehr simpel und intuitiv gestaltet. Über drei Schaltflächen lässt sich entweder ein Druck starten, der 3D-Drucker steuern (Leveling, Temperatur, Filament, etc.) oder grundlegende Einstellungen ändern (Sprache,…). Deutsch ist auch mit dabei, allerdings hat die Firmware doch einige Übersetzungs- und Rechtschreibfehler.
Nachdem der Druck gestartet wurde, zeigt ein Übersichts-Display stets den aktuellen Status des Drucks an. Über diese Anzeige lassen sich auch die Drucktemperatur, die Geschwindigkeit und der Fanspeed ändern. Außerdem bietet Elegoo die Funktion, das Filament während des Drucks zu wechseln. Angegeben ist die Druckgeschwindigkeit mit bis zu 180mm/s. Realistische Werte für gute Ergebnisse sind eher 60mm/s, besser 40mm/s.
Der bereits erwähnte Filament-Sensor sorgt dafür, dass der 3D-Drucker pausiert, sollte das Filament ausgehen oder brechen. Auch bei Stromausfall merkt sich der Elegoo Neptune 2 die aktuelle Position und kann an dieser Stelle weitermachen.
Eine Stand-by-Funktion hat der Elegoo Neptune 2 leider nicht. Ist der Druck abgeschlossen, kühlt das Hotend zwar ab und der Mainboard-Lüfter geht aus, der Lüfter des Netzteils läuft aber munter weiter, bis das Gerät manuell ausgeschaltet wird. Dieser Lüfter ist auch einer der Hauptgründe dafür, dass die Lautstärke trotz der TMC2225 Motortreiber während des Betriebs recht hoch ist. Das ist schade, denn die Motoren der X- und Y-Achse sind wirklich kaum zu hören. Durch den Lüfter und interessanterweise auch den Motor der Z-Achse (vielleicht kommt hier ein anderer Treiber zum Einsatz?), ist der 3D-Drucker in Betrieb doch ziemlich laut.
Die Beschichtung des Druckbetts zeichnet sich durch eine extrem gute Haftung aus. Diese führt sogar so weit, dass der Druck sich kaum noch von der Platte löst. Ein “Trennmittel” wie Haarspray oder Klebestift schafft hier Abhilfe.
Mehr Schnickschnack hat der Elegoo Neptune 2 nicht. Bei diesem Preis ist das aber auch absolut nicht zu erwarten – für 150€ könnte die Bedienung und Nutzung viel besser nicht sein.
Druckqualität
Auch die Druckqualität weiß in Relation zum Preis zu überzeugen. Klar – teurere 3D-Drucker, wie der Sidewinder X1, bieten natürlich bessere Ergebnisse. Auf der anderen Seite gibt es auch hochpreisige Geräte, wie den Anycubix 4Max Pro 2.0, der für den dreifachen Preis nicht einmal halb so gute Resultate liefert.
Kurz: Für Hobbybastler, Einsteiger und all jene mit wenig Budget ist der Elegoo Neptune 2 absolut ausreichend und gehört zu den besten Geräten seiner Klasse. Selbst große Überhänge schafft der 3D-Drucker ohne Nasen, die Düse zieht keine Fäden und die einzelnen Schichten sitzen weitgehend sauber aufeinander. Das Ganze funktionierte dabei sogar out of the box, ohne mühsame Anpassungen oder Feintuning.
Testergebnis
Was Elegoo hier für gerade einmal 150€ auf die Beine stellt, ist erstaunlich. Klar – der Neptune 2 verzichtet auf Features wie Auto-Standby und in manchen Bereichen, wie dem Aufbau, der Lautstärke oder der Positionierung des Displays gibt es noch Verbesserungsbedarf. Keiner dieser Kritikpunkte schränkt aber das Druckergebnis ein und das ist bei einem 3D-Drucker doch die Hauptsache. In diesem Bereich ist der Elegoo Neptune 2 in Relation zum Preis einfach unschlagbar. Das größte Problem ist wohl, dass das Gerät aktuell überall ausverkauft ist. Wenn Ihr aber ein gutes Angebot findet, könnt Ihr guten Gewissens zuschlagen. Laut Elegoo wird der 3D-Drucker in ein bis zwei Monaten wieder auf Amazon verfügbar sein.
Eine ebenbürtige Konkurrenz, die wohl auch als Inspirationsquelle für Elegoo gedient hat, ist der Creality Ender 3 Pro. Diesen Drucker haben wir zwar nicht getestet, allgemein hat das Gerät aber einen sehr guten Ruf.
Preisvergleich
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Wenn mir jemand sagen könnte wo das Angebot zu bekommen ist ELEGOO Neptune 2S für 150,00 Euro ???
Gruss
Oswald
Guten Abend Oswald,
aktuell scheint es das Angebot tatsächlich nicht zu geben. Allerdings sprechen wir hier auch vom Neptune 2, nicht vom (neueren) 2S. Generell findest Du die günstigsten Preise meistens direkt bei Elegoo hier, allerdings ist dort aktuell auch kein EU-Bestand auf Lager. Hier heißt es also abwarten, früher oder später wird Elegoo sicher wieder eine Aktion machen. Evtl. zu Ostern oder zum Valentinstag.
Viele Grüße
Lukas