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Mit dem Solarboom der vergangenen Jahre hat sich der Markt für Solarmodule, Wechselrichter und Speichertechnik komplett neu aufgestellt. Auch im Jahr 2025 sind Balkonkraftwerke so beliebt wie nie zuvor. Die Sets werden immer günstiger und sind teilweise schon ab 200€ erhältlich. Dementsprechend ist die Nachfrage nach günstigen und zuverlässigen Wechselrichtern für das Einsteigersegment sehr hoch. Der Hersteller Electronic Way war bis vor einem Jahr auf dem deutschen Markt nicht anzutreffen und versucht nun mit dem Electronic Way VN2T08 hierzulande Fuß zu fassen.
Für einen Preis von nur 75€ inkl. 5 Meter Anschlusskabel ist der Electronic Way VN2T08 im unteren Preissegment einzuordnen und wird häufig bei Balkonkraftwerken der Einsteigerklasse in den großen Onlineshops angeboten. Ob der Electronic Way VN2T08 im Test überzeugen konnte oder ob ihr doch lieber zu den etablierten Marken greifen solltet, erfahrt ihr im Folgenden.
Lieferumfang des Electronic Way VN2T08
Der Lieferumfang umfasst folgendes Zubehör:
- Electronic Way VN2T08 Wechselrichter
- 5 – Meter Anschlusskabel (Schuko auf Betteri BC01)
- Befestigungsschrauben
- Bedienungsanleitung
- Konformitätserklärung
- Trennhilfe Betteri BC01
Sowohl die Konformitätserklärung als auch Befestigungsschrauben sieht man fast nie im Lieferumfang von Wechselrichtern. Die Konformitätserklärung deklariert dem Wechselrichter, dass er alle notwendigen Vorschriften erfüllt, um in Deutschland legal betrieben und angemeldet zu werden. Die meisten Hersteller bieten diese Erklärung auf ihrer Homepage zum Download an.
Design und Verarbeitung
Auch Electronic Way erfindet das Rad nicht neu und orientiert sich beim Design an der Konkurrenz. Das Gehäuse besteht vollständig aus Aluminium und ist mit 2,3 Kilogramm erstaunlich leicht. Normalerweise wiegen Wechselrichter in der Leistungsklasse zwischen 3 und 3,5 Kilogramm. Die Abmessungen von 233 x 232 x 42 liegen auf dem Niveau der Konkurrenz.
Die Vorderseite wird durch ein interessantes Kühlrippendesign geprägt. An der Verarbeitung gibt es grundsätzlich nichts auszusetzen. Alle Kanten sind abgerundet und die Anschlüsse sauber mit entsprechenden Dichtungen in das Gehäuse eingelassen. Allerdings bewegen wir uns hier nicht auf dem Niveau von Hoymiles, Growatt oder Deye. Der Befestigungssteg auf der Oberseite ist von der Materialstärke sehr filigran ausgelegt, die MC 4 Anschlusskabel sind schlanker (vermutlich geringer Querschnitt) und die MC4 Anschlussstecker haptisch wenig hochwertig. Weiterhin wurde der Wechselrichter bereits ab Werk recht verstaubt geliefert und musste für die Fotos erst mal mittels Kompressor gereinigt werden.
Die Rückseite findet man auf dem Typenschild, die wichtigsten technischen Daten sowie den QR-Code für die Registrierung in der App. Der Wechselrichter ist nach IP67 vor Staub und Wasser geschützt. Somit kann der Electronic Way VN2T08 sogar für 30 Minuten komplett unter Wasser getaucht werden.
Der obligatorische Test im Wasserbad für eine halbe Stunde konnte dem Wechselrichter nichts anhaben. Ohne vorherige Trocknung wurde das Gerät sofort wieder in Betrieb genommen und funktioniert bis heute ohne Probleme.
Die WLAN-Antenne auf der linken Seite ist fest in das Gehäuse eingelassen und kann nicht demontiert werden. Für den Anschluss an das heimische Stromnetz kommt ein Betteri BC01 auf Schuko Adapterkabel zum Einsatz. Der BC01 bietet eine wasserdichte Verbindung mit vorschriftsmäßigem Berührungsschutz und wird auch bei zahlreichen anderen Modellen der Konkurrenz verwendet.
Technische Daten des Electronic Way VN2T08
Ausgerüstet mit zwei unabhängigen MPP Trackern und einer Eingangleistung von 2 x 400W bringt der VN2T08 alle grundlegenden Anforderungen an einen modernen Wechselrichter für Balkonkraftwerke mit. Mit einer Startspannung von nur 18V eignet sich der Electronic Way VN2T08 nicht nur für große stationäre Solarmodule und auch der Wirkungsgrad erreicht mit bis zu 95,6% absolute Spitzenwerte. Ob diese Daten auch der Realität entsprechen, sehen wir im weiteren Testverlauf.
Steuerung des Wechselrichters mit Easy PV App
Für den grundlegenden Betrieb ist es nicht notwendig, die App des Herstellers zu installieren. Die optionale Easy PV App dient lediglich der Auswertung der erzeugten Strommenge oder der Drosselung des Wechselrichters.
Dank des passenden QR-Codes in der Anleitung ist die App schnell gefunden und installiert. Die Easy PV App ist sowohl für Android als auch für iOS verfügbar. Nach der Installation wird ein Nutzerkonto benötigt. Hierfür genügt die Angabe einer E-Mail-Adresse und eines Passwortes. Im Anschluss müsst ihr eine Solaranlage mit Standort, Modulleistung und Namen der Anlage konfigurieren.
Im Anschluss könnt ihr den Wechselrichter mittels der Anleitung in der App der erstellten Solaranlage zuweisen. Die Startseite bietet euch Informationen über die erzeugte Leistung, den Tagesverlauf und statistische Daten. Lasst euch von dem Menüpunkt „Echtzeit“ nicht verwirren. Es handelt sich bei den Leistungsdaten keinesfalls um Echtzeitdaten. Diese haben einen Zeitversatz von 1 Minute bis hin zu Stunden oder Tagen. Im Testzeitraum wurden gelegentlich gar keine Ertragsdaten angezeigt und die Tagesstatistik am nächsten Tag synchronisiert. Weiterhin stimmten sowohl die Momentanwert als auch der Tagesertrag nicht mit den realen Werten überein. Die App zeigt im Schnitt 8-10% zu geringe Leistungswerte an. Normalerweise ist es genau andersherum und die Hersteller versuchen mit zu hohen Werten zu tricksen.
Die erweiterten Einstellungen ermöglichen euch, die Leistung der einzelnen Eingänge genauer auszuwerten. Weiterhin könnt ihr den Wechselrichter im Bereich von 100-800W drosseln, wenn dahingehend Bedarf bestehen sollte. Befindet ihr euch in Bluetooth Reichweite zum Wechselrichter, könnt ihr einen Selbsttest durchführen. Bei diesem werden euch detaillierte Daten zur erzeugten Leistung, Spannungen, Strömen und Temperaturen der Einzelnen MPP Regler ausgegeben.
Aufgrund der Tatsache, dass sowohl die “Echtzeitdaten” als auch die statistischen Daten nicht der Realität entsprechen, bietet die App wenig Mehrwert. Hier lohnt es sich, eher eine Smarte-Steckdose vorzuschalten und somit die Leistungswerte zu erfassen.
Der Electronic Way VN2T08 im Testbetrieb
Für eine vergleichbare Messung von Leistung, Startspannung und Temperaturverhalten versorgen wir beide Eingänge des Wechselrichters mit je einem Labornetzteil mit 60V/21A.
- 19V
- 32,7V
- 61V
Bei einer Startspannung von 19V nimmt der Electronic Way VN2T08 seine Arbeit auf und regelt an das Strommaximum seiner Eingänge. Auffällig ist hierbei, dass die beiden Eingänge unterschiedlich leistungsfähig sind. Während der linke Eingang bis zu 14 Ampere aufnehmen kann und somit eine Einspeiseleistung von 425W ermöglicht, begrenzt der rechte Eingang bei 13 Ampere und liefert somit 400W Ausgangsleistung. Die maximale Einspeiseleistung beträgt somit 825W, die an 32,7V erreicht werden. Somit kann das Leistungsmaximum an den meisten handelsüblichen starren Solarmodulen erreicht werden. Der MPP Tracker im Electronic Way arbeitet sehr schnell. Eine Änderung der Eingangsleistung wird in rund einer Sekunde an den Ausgang weitergegeben. Laut Hersteller liegt die maximale Eingangsspannung bei 60V. Wird diese überschritten (61V), schaltet der Wechselrichter allerdings nicht ab und gibt auch keine Fehlermeldung aus.
Electronic Way gibt einen Wirkungsgrad von bis zu 95,6% für den Wechselrichter an. Wir haben diesen bei 200/400/800W gemessen und sind auf 91/93/93% gekommen. Somit liegt der Wechselrichter rund 2-3% hinter der Konkurrenz. Dies merkt man auch im Realbetrieb. Im Vergleich mit einem Hoymiles HMS-800-2T (zum Test) erreicht der Electronic Way bei identischen Solarmodulen und gleicher Ausrichtung stets 2-3% weniger Leistung und Tagesertrag. Da wir für die Messung keine geeichten Messgeräte verwenden, können unsere ermittelten Werte von einer Messung im Labor abweichen.
Temperaturverhalten
Aufgrund des geringen Gewichtes und des etwas schlechteren Wirkungsgrades war schon vorab klar, dass der Wechselrichter in unserem 3-stündigen Vollasttest hohe Temperaturwerte erreichen wird. Die Leistung konnte während des kompletten Testzeitraums auf 825W gehalten werden.
Während auf der Gehäuseoberfläche Temperaturen von fast 70°C gemessen werden konnten, zeigte der interne Sensor sogar bis zu 80°C an. Die Messungen wurden bei einer Raumtemperatur von lediglich 18°C durchgeführt. Im Hochsommer sind hier im realen Betrieb durchaus Temperaturprobleme zu erwarten. Ab einer internen Temperatur von 82-83°C beginnt der Electronic Way VN2T08 seine Leistung zu drosseln, um eine Beschädigung der Elektronik zu verhindern. Für den Testbetrieb im Innenraum herrscht wie immer keine Konvektion. Wird der Wechselrichter draußen betrieben, dürften Wind und Thermik die Temperaturwerte dank der Kühlrippen verbessern. Dennoch sind Temperaturprobleme im Sommer bei langer Vollast sehr wahrscheinlich.
Testergebnis
Mit einem Preis von 75€ bietet der Electronic Way VN2T08 eine sehr gute Verarbeitung, schnelle MPP Regler und eine hohe Gesamtleistung. Leider können diese Vorzüge nicht die Schwächen im Bereich der App und das unzureichende Temperaturverhalten kompensieren. Die Konkurrenz von Hoymiles, Growatt oder AP-Systems bietet hier ein deutlich besseres Gesamtpaket ohne signifikante Schwächen. Somit können wir für den VN2T08 keine direkte Kaufempfehlung aussprechen. Solltet ihr den Wechselrichter mit einem Balkonkraftwerk erworben haben, spricht nichts gegen die Verwendung und den weiteren Betrieb. Bei einer Neuanschaffung würden wir euch allerdings den Growatt Neo 800M-X (zum Test) empfehlen. Dieser bietet ein deutlich besseres Temperaturverhalten bei einem vergleichbar niedrigen Preis.
Wer hingegen nach einer Möglichkeit der Nulleinspeisung sucht und Wert auf niedrige Startspannungen legt, wird mit dem Hoymiles HMS-800-2T (zum Test) glücklich werden.
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