Inhaltsverzeichnis
Tragbare Bluetooth-Lautsprecher gibt es in vielen Formen und Farben, doch selten reist man mit dem Design in die Vergangenheit. In der Regel wird auf einen futuristischen und eher praktischen Ansatz gesetzt. Etwas anders sieht dies der Edifier MP230 Tischlautsprecher. Einem alten Kofferradio nachempfunden fällt der Speaker schon durch sein Aussehen auf, aber reicht das für eine Kaufempfehlung?
Design & Verarbeitung
Auch wenn man einige Bluetooth Speaker im Gewand eines alten Radios auf Amazon finden kann, so gilt es doch einiges zu vereinen. Dabei ist es wichtig, den Look zu wahren, den Sound nicht zu kurz kommen zu lassen und auch die Materialien sollten einigermaßen überlegt sein. Viele Konkurrenzmodelle erfüllen mindestens einen der Punkte nicht und fallen vergleichsweise riesig aus oder klingen unrund. Doch dieses Alleinstellungsmerkmal erkauft man sich bei Edifier nicht ganz günstig. Der reguläre Preis liegt bei 130 €, zwar ist dieser quasi dauerhaft auf 99 € reduziert ist, es handelt sich dennoch nicht um ein Schnäppchen. Wer auf altes Design abfährt, findet beim Hersteller Marshall sicher auch einen Oldschool-Look mit hervorragendem Sound.
Eine Hintertür lässt sich Edifier aber trotz Vintage-Look offen. Während unser Testmodell mit dem kupferfarbenen Look der 50er- und 60er-Jahre auftrumpft, gibt es den MP230 auch in deutlich modernerer Optik.
Im zweiten Modell weicht das braune Holzfinish und die kupferfarbene Front einer Kunststoffoberfläche mit neongrünen Streifen, sowie grünen metallic Tasten. Kurzum, einem deutlich futuristischen Design. Dadurch geht zwar einiges an Charme verloren, aber man hält sich soeben die Möglichkeit offen, unterschiedliche Farben anzuwenden.
Ein besonderes Merkmal der Edifier MP230 im Vergleich zur Konkurrenz ist die geringe Größe. 16,4 x 10,8 x 8,4 Zentimeter (L x B x H) misst das Gerät, hierbei sind die etwas hervorstehenden Tasten eingerechnet. Das Gewicht liegt mit 750 Gramm im Bereich anderer tragbarer Bluetooth-Lautsprecher. Allerdings sei hierzu direkt erwähnt, der Edifier MP230 ist zwar tragbar, eignet sich durch die rechteckige Form, die mit Stoff bezogene Front und dem eher filigranen Aufbau nicht direkt für einen Wandertag.
Zu diesem Aufbau gehören die eben erwähnten herausstehenden Tasten, die sich mit sanftem Widerstand nach unten drücken lassen, also kein Touch. Zur Verfügung stehen ein Power-Button, ein Pairing-Button, die Knöpfe für lauter und leiser, sowie ein Pause/Play Knopf. Die Reihe beginnt mit einem größeren, statischen Element samt Edifier Schriftzug, hier, eher unauffällig nach hinten versetzt, wurde auch eine kleine LED eingelassen, die im Bluetooth Betrieb blau leuchtet.
Am ganzen klassischen Design ist dies der einzige größere Kritikpunkt. Zwar fällt die LED nicht übermäßig auf, das Blau passt aber nicht so recht zum Rest. Geschuldet ist dies jedoch den unterschiedlichen Anschlussmöglichkeiten.
So ist die Verbindung via Bluetooth (Blau) nicht die einzige Möglichkeit. Wer es klassischer mag, kann auf der Rückseite ein AUX-Kabel (Grün) und sogar eine MicroSD-Karte (Gelb) einstecken. Als dritter Anschluss befindet sich hier ein USB Type-C-Anschluss (Rot), welcher nicht nur zum Laden gedacht ist, auch über diesen ist eine Audioverbindung möglich, das passende Kabel liegt bei. Diesem steht eine weitere, noch unauffälligere LED zur Seite. Bei Rot ist der Akku im Ladevorgang, geht die LED aus, ist das Gerät voll aufgeladen.
An der Verarbeitung des Edifier MP230 kann man nicht meckern. Alles sitzt, wo es soll, nichts wackelt und ist auf Hochglanz poliert. Klebereste oder Unstimmigkeiten im Holz glänzen ebenfalls mit Abwesenheit.
Lieferumfang des Edifier MP230
Edifier übernimmt sich beim Design der Box nicht, trifft aber auch mit dem Design der Umverpackung den Nerv des Themas. Typisch für den Audiogerätehersteller ist auch, dass in der Verpackung das Nötigste beiliegt, das ist beim Edifier MP230 nicht sonderlich viel, deckt aber alles ab:
- Mehrsprachige Bedienungsanleitung
- USB Type-C auf USB-A Kabel (ca. 30 cm, Datenkabel für Audioübertragung)
- 3,5 mm Klinke auf 3,5 mm Klinkenkabel (ca. 50 cm)
- Garantiekarte
Tragekomfort des Edifier MP230
Der Edifier MP230 eignet sich wohl eher nicht für den dauerhaften mobilen Einsatz. Das zeigt sich nicht nur im Namenszusatz „Tabletop“, sondern schon darin, dass Edifier hier keine Wasser- oder Staubschutzklasse angibt. Tendenziell ist der MP230 also recht anfällig gegenüber jeglicher Flüssigkeit und so allgegenwärtigen Dingen wie Staub und Sand.
Mit dem Gewicht von 750 Gramm kommt man mobil noch gut zurecht, die Form ist da schon schwerer zu handhaben. Ecken und Kanten kommen im Rucksack nicht so gut wie ein Zylinder, zumal durch die Reibung an anderen Gegenständen besonders das Holzfinish leidet, während die Tasten das Potenzial haben, bei falscher Druckeinwirkung abzubrechen.
Hat man einen Stoffbeutel, in dem man den Edifier MP230 transportieren kann, ist man etwas besser aufgestellt, Edifier versäumt es hier jedoch einen beizulegen. So ist der Bluetooth Speaker eher etwas für den Heimbereich, mobil von Raum zu Raum nutzbar, oder als externer Lautsprecher für den Laptop. Auch auf der Terrasse, dem Balkon oder bei einem Abend mit Freunden sehe ich das Gerät, nur eben nicht auf Wanderschaft, oder am Strand, da gibt es besser geeignete Modelle.
Soundqualität des Edifier MP230
Edifiers MP230 ist vielleicht nicht der stärkste Bluetooth Speaker auf dem Markt, doch der kleine Lautsprecher hat für die Größenverhältnisse ordentlich Wumms. Verbaut sind zwei dynamische 48 mm Treiber, jeder davon kann bis zu 10 Watt RMS abrufen. Etwas schade ist die Integration von Bluetooth 5.0, der Speaker hätte gut und gerne auch 5.3 vertragen.
Eine weitere Besonderheit betrifft die Unterstützung von Audioformaten. Nutzt man eine SD-Karte, so kann der MP230 MP3 und WAV ganz regulär abspielen, bei WMA, FLAC und APE, also den verlustfreien Formaten, nennt Edifier eine Einschränkung von „manche Dateien“. Im Test konnte ich zumindest alle meine FLAC-Dateien ohne Probleme abspielen. Eventuell hängt das auch mit der Leserate der SD-Karte zusammen. Ins Detail geht man leider nicht.
Zudem gibt es auch über Bluetooth eine gewisse Einschränkung, so gibt es keinen Codec, der über SBC hinaus geht. Selbst AAC-Nutzer (also überwiegend Apple) schauen in die Röhre. Das geht bei einem regulären Preis von über 100 € deutlich besser.
Frequenz: | 17 – 13000 Hz |
Bluetooth: | 5.0 |
Treibergröße: | 2 x 48 mm |
Nennleistung: | 20 Watt |
Maximalleistung: | 70 Watt |
Anschlussart: |
3,5 mm Klinke (AUX), MicroSD-Karte, USB-C |
Chipsatz: | k. A. |
Reichweite: | 20 Meter |
Modellnummer: | EDF1000019 |
Widerstand: | k. A. |
Einzelnutzung: | – |
Lautstärke: | 80 dB |
Hochauflösender Codec: | Nein |
Profile/Codecs: | AVRCP 1.6, A2DP 1.3, HFP 1.7, HSP, SBC |
Akkukapazität LS: | 2500 mAh |
Wasserresistenz: | – |
Sound
Was hingegen wohl kaum besser oder eher fülliger geht, ist der Bass, der aus dem kleinen Plärrwürfel heraus strahlt. Ehrlich, wo nehmen die das Volumen her? Und die Lautstärke, die Lautstärke. Schon bei 50 % reicht es locker, um einen kleinen Raum zu beschallen. Samt Vibrationen. Direkt darüber kommt ein relativ großer Sprung, ab da wird der Edifier MP230 richtig laut. Völlig wild. Aber die Lautstärke wird nicht ohne Tribut erkauft. Nicht nur muss der integrierte Akku einen hohen Preis zollen, auch das Klangbild leidet deutlich.
Während bei 50 % der Bass und die Tiefen im Vordergrund stehen, kommen diese bei deutlich höheren Lautstärken nicht mehr ganz mit. Besonders zwischen 80 und 100 % merkt man, dass dem MP230 die Puste ausgeht, in manchen Situationen schon etwas früher. Dafür gewinnt ab 50 % der Höhenanteil etwas hinzu, sodass das Klangbild ausgeglichener wird, entgegen der eher zu tiefen Abstimmung. So richtig spitz werden diese aber eher selten. Richtig stabil laufen die Mitten, die bis fast an die Spitze kaum Auffälligkeiten zeigen, auf den letzten Metern aber auch deutlich an Genauigkeit verlieren. Man könnte jetzt sagen, dass der MP230 nicht dafür gedacht ist, durchgehen, bei voller Pulle zu laufen, und damit hätte man vermutlich recht, aber wer mit einem integrierten DSP und einem Class-D Verstärker wirbt, muss sich auch etwas Kritik gefallen lassen.
Trotzdem sei gesagt, dass dem Edifier MP230 eher nicht übermäßig komplexe Stücke liegen. Und obwohl der Bass für diese Größe echt krass ist – ohne die Gummifüße würde er wohl davon vibrieren – schmecken ihm Titel besser, die davon etwas weniger gebraucht machen. Ein Equalizer hilft in diesem Fall auch auf die Sprünge.
Als Beispiel kann man die Hi-Hats oder anderes vom Schlagzeuger bedientes Blech aufführen, das geht sauberer, ist nicht grottig, wird aber bei höheren Lautstärken auch nicht besser. Für eine Sache ist der MP230 in jedem Fall gut – überraschte Blicke eurer Freunde, wenn der kleine Schreihals erst mal so richtig loslegt.
Pairing & App
Nun, das Pairing gestaltet sich einfach. Schaltet man den Edifier MP230 an, wechselt dieser direkt in den Pairing-Mode. Ist ein vormals verbundenes Gerät in der Nähe, wird dies recht zügig erneut gekoppelt. Wer ein neues Gerät verbinden will, drückt den Bluetooth-Button ca. 2 Sekunden und schon startet die Suche von Neuem.
Die meisten Funktionen der Tasten sind selbsterklärend. Manche Tasten sind allerdings auch doppelt belegt:
- Power-Button 2 Sekunden drücken: An/Ausschalten
- Power-Button einmal drücken: Modus umschalten (BT, AUX, SD-Karte, USB)
- Pause/Play-Button einmal drücken: Pause/Play (wer hätts gedacht)
- Bluetooth-Button zwei Sekunden drücken: Trennen/Neue Verbindung
- Minus-Button einmal drücken: Lautstärke verringern
- Plus-Button einmal drücken: Lautstärke erhöhen
- Minus-Button, zwei Sekunden drücken: vorheriger Titel (nur BT, SD-Karte, USB)
- Plus-Button, zwei Sekunden drücken: nächster Titel (nur BT, SD-Karte, USB)
- Bluetooth-Button zwei Sekunden drücken: Pairing-Mode
Alles in allem ist die Steuerung okay. Vermutlich verwendet man die Knöpfe am Gerät selbst eher selten – wobei es irgendwie Spaß macht. Etwas komisch ist, dass AUX nur eine eingeschränkte Steuerung am Gerät ermöglicht. Der Rest funktionierte im Test einwandfrei.
Die Reichweite ist übrigens sauber und geht ohne Probleme über die 15 Meter Schwelle, auch bei einer Wand dazwischen.
App
Dieser Absatz wird kurz und schmerzlos. Edifier hat zwar eine passende App „Edifier Connect“, aber der MP230 ist in diese nicht integriert. Das ist schade, denn das Gerät ist ja noch recht jung. Warum auf eine Integration verzichtet wurde, kann ich nicht sagen. Wie immer wäre es aber zumindest für Firmwareupdates wünschenswert gewesen.
Akkulaufzeit des Edifier MP230
Ausgerüstet mit einem 2500 mAh kann der Edifier MP230 durchaus einige Zeit ohne Stromkabel durchhalten. Wer dies beispielsweise für leise Hintergrundberieselung im Büro nutzt, wird viele Tage ohne Ladekabel auskommen.
Doch wir wollen natürlich auch wissen, wie der MP230 bei einem normalen Einsatz zurande kommt. Edifier gibt bei einer Lautstärke von 50 % 9 Stunden an. Im Test erreiche ich diesen Wert in etwa, die Tendenz geht sogar zu mehr. Dreht man lauter, auf 70 – 80 %, was schon verdammt laut ist, sinkt die Laufzeit auf ca. 6 Stunden.
Da die 20 Watt RMS wirklich eine starke Lautstärke abliefern, wird man in der Regel wohl leiser hören, als die von uns in Tests üblichen 70-80 %. Doch es ist gut zu wissen, dass der MP230 auch bei hohen Lautstärken noch viele Stunden durchhält.
Geladen wird das Gerät natürlich über den USB-Typ-C Anschluss und es ist ebenso möglich, während des Ladens weiter Musik abzuspielen. Wenn keine Musik abgespielt wird, dauert eine volle Ladung ca. 2 Stunden.
Testergebnis
Der Edifier MP230 ist ein tolles kleines Gerät. Er befindet sich irgendwo zwischen mobilem Bluetooth Speaker und kleinem Standlautsprecher. Er ist nicht allein mit seinem außergewöhnlichen Design, doch gibt es in diesem Bezug auch viel Schrott und die meisten Konkurrenten mit ähnlicher Leistung sind ein gutes Stück größer. Die Anschlüsse gehen in Ordnung, BT 5.3 wäre natürlich schön gewesen – hier kann man nur mal auf ein Facelift oder eine zweite Generation hoffen.
Richtig verblüfft hat uns der Sound und besonders dessen Lautstärke. Zwar wird der MP230 bei den höheren Pegeln unsauber, aber selten so schlimm, dass man diese nicht nutzen könnte. Dafür wird im restlichen Lautstärkenbereich eine starke Performance abgeliefert, die bereits ausreicht, um kleine und mittlere Räume gut zu beschallen, wenn auch sehr tiefen betonend.
Letztlich lässt sich Edifier die gelungene, eingangs erwähnte Kombi anständig bezahlen. Er ist recht schick, er hat was drauf und auch das verwendete Material ist stimmig. Geschludert hat man, wie schon erwähnt, auf der Softwareseite – keine hochauflösenden Codecs, keine App-Anbindung, so was eben.
130 € halte ich dennoch für etwas sportlich. Ihr bekommt zwar ein gutes Gesamtpaket, aber man sollte mindestens auf die häufig laufenden Angebote warten, die das Gerät in den Sub-Hundert-Euro Bereich drücken. Ich denke, wenn er mal auf 70-80 € fällt, macht man gar nichts falsch.
Preisvergleich
Newsletter bestellen
Hol Dir die neuesten Infos zu Chinahandys und Gadgets direkt ins Postfach!
Alle News Updates über Telegram.
“Geschludert hat man, wie schon erwähnt, auf der Softwareseite – keine hochauflösenden Codecs, keine App-Anbindung, so was eben.”
Die Kritik mit den hochaufläsenden Codecs kann ich nachvollziehen?
Worin besteht ‘Schluderei’, wenn keine App-Anbindung vorhanden ist? Ist das Eurer Meinung nach ein Nachteil, wenn Bluetooth einfach funktioniert und der Hersteller keine Kundendaten abgreift?
Hi rlx, die App von Edifier verlangt keine Anmeldung und kein Konto, du gibst also quasi keine Daten preis. Als Berechtigungen erfordert sie den Standort, Geräte in der Nähe und Push-Nachrichten. Hinter zwei von 3 Berechtigungen steht der Sinn, dass die App die Kopfhörer/Speaker findet und die Kopplung möglichst einfach ist. Selbst Push wird fast ausschließlich für Google-Fast-Fair benötigt. Die Schluderei ist, dass man eine App hat, diese genau für solche Geräte konzipiert ist und sie nicht nutzt. Jedem steht es frei, die optionale App herunterzuladen und zu installieren. Kopfhörer und Lautsprecher funktionieren auch so, aber es wäre schön, wenn… Weiterlesen »
> Ehrlich, wo nehmen die das Volumen her?
Passiver Radiator und geschickter DSP, wie bei den meisten kleine BT Lautsprechern, würde ich annehmen. Dass hohe Lautstärke mit starker Verzerrung eingeht ist bei 48mm Treibern nicht verwunderlich, wäre aber wohl besser wenn sie einen Limiter eingebaut hätten – dann hätte man sich zumindest die schlechte Bewertung in der Richtung gespart.