Die Firma Deye stand in der Vergangenheit vor allem durch fehlende Schutzeinrichtungen in ihren Wechselrichtern in den Schlagzeilen diverser PV-Magazine. Betroffen waren hierbei die Mikrowechselrichter für Balkonkraftwerke. Mittlerweile sind alle ausgelieferten Geräte mit einem notwendigen Schutzrelais nachgerüstet und die neuen Modelle werden serienmäßig damit ausgestattet. Der Deye Sun-M80G4 ist die neueste Generation von Deyes 800W Wechselrichtern für Balkonkraftwerke und wird bereits für 100€ inklusive 5 Meter Anschlusskabel angeboten. In unserem Test des Deye Sun-M80 der dritten Generation (zum Test) hat Deye bereits bewiesen, dass sie sehr solide Wechselrichter mit hohem Wirkungsgrad bauen können.
Mit der Generation vier wandert das externe Schutzrelais direkt an den Wechselrichter. Weiterhin wurde die Regelung der Eingangsleistung optimiert und das Ansprechverhalten der MPPT Eingänge verändert. Ob sich diese Änderungen positiv auswirken und wie sich der Deye Sun-M80G4 im Test geschlagen hat, lest ihr im Folgenden.
Lieferumfang des Deye Sun-M80G4
Neben dem eigentlichen Wechselrichter beinhaltet der Lieferumfang eine Bedienungsanleitung, eine 5 Meter Anschlussleitung von Schuko auf LY01 Adapter und eine Trennhilfe für besagten LY01 Anschluss. Ihr solltet bei eurer Bestellung beachten, dass der Wechselrichter auch ohne Anschlusskabel verkauft wird. Achtet also genau auf den Lieferumfang, der im Shop angegeben wird.
Design und Verarbeitung
Das grundlegende Design unterscheidet sich nur unwesentlich von der vorherigen Generation. Im Wesentlichen wurde hier ein identischer silbergrauer Kühlkörper gewählt, an dessen Seite das externe Schutzrelais angebracht wurde. Die Abmessungen betragen 280,5 x 275 x 40 Millimeter inklusive der Stecker, Anschlussrelais und WLAN-Antenne. Deye gibt im Datenblatt lediglich die Abmessungen des Aluminiumgehäuses ohne Anschlüsse an. Für den Einbau sind solche Angaben allerdings wenig hilfreich.
Das Gehäuse besteht vollständig aus Aluminium und ist sehr hochwertig verarbeitet. Scharfe Kanten oder Lackfehler sucht man hier vergeblich. Der Deye Sun-M80G4 bringt ein Gewicht von 3 Kilogramm auf die Wage und ist somit noch einmal 150 Gramm leichter als sein Vorgänger mit externem Schutzrelais.
Auf der Rückseite befinden sich die wichtigsten technischen Daten sowie die Seriennummer und das Passwort, welche ihr für die Integration in die App benötigt. Der Wechselrichter erlaubt, zwei Solarmodule mittels MC4 Stecker anzuschließen. Dazwischen befindet sich die WLAN-Antenne für die Kommunikation. Sowohl die MC-Stecker als auch die WLAN-Antenne und das externe Relais sind hochwertig verarbeitet, robust aufgebaut und perfekt in das Gehäuse eingelassen.
Mit einer IP67-Zertifizierung kann das Gerät sogar für 30 Minuten unter Wasser getaucht werden. Der 30-minütige Test in der Regentonne hat dem Deye Sun-M80G4 nicht geschadet. Selbst das Schutzrelais blieb intern vollständig trocken.
Für den Anschluss an euer heimisches Stromnetz erfolgt per Deye LY01 Stecker. Sowohl die Steckverbindungen als auch das Schutzrelais sind ebenfalls IP67 zertifiziert.
Technische Daten des Deye Sun-M80G4
Ausgestattet mit zwei MPP Trackern habt ihr die Möglichkeit, zwei Solarmodule anzuschließen. Diese können dank der unabhängigen Eingänge auch in verschiedene Himmelsrichtungen ausgerichtet werden. Deye gibt eine maximale Modulleistung von 560W pro Eingang an. Die Ausgangsleistung liegt mit 800W innerhalb der gesetzlichen Anforderungen für den Betrieb eines Balkonkraftwerks in Deutschland. Der Standby-Verbrauch ohne Solarertrag liegt gemessen bei niedrigen 0,1W.
Steuerung des Wechselrichters per Deye-Cloud
Bereits im Test des Deye Sun-M80G3 sind wir ausführlich auf die Funktionen der Deye-Cloud App eingegangen und verweisen somit auf den Artikel (zum Test des Deye Sun-M80G3). Die Deye-Cloud bietet zusammen mit der Solarman App einen recht ordentlichen Funktionsumfang. Wir kritisierten damals die versteckten Untermenüs und die teilweise unübersichtliche Gestaltung. Diese Kritikpunkte sind auch in der aktuellen Version der App immer noch vorhanden. Weiterhin bietet die App keine Echtzeitdaten. Die Leistungsdaten werden alle 60 Sekunden aufgezeichnet, aber nur einmal alle 5 Minuten mit der Cloud synchronisiert. Das bedeutet, die angezeigten Daten haben einen Zeitversatz von bis zu 5 Minuten. Die App bietet zwar einen lokalen Modus über Bluetooth mit dem Wechselrichter, dieser funktionierte im Test allerdings nicht. Es war nicht möglich, eine lokale Verbindung zum Wechselrichter aufzubauen. Wer auf die Auswertung des Ertrages keinen Wert legt, kann den Deye Sun-M80G4 auch vollständig ohne App betreiben.
Der Deye Sun-M80G4 im Testaufbau
Für eine vergleichbare Messung von Leistung, Startspannung und Temperaturverhalten versorgen wir beide Eingänge des Wechselrichters mit je einem Labornetzteil mit 60V/21A.
- 25V
- 31V
- 50V
- 60V
Ab einer Spannung von 25V nimmt der Deye Sun-M80G4 seine Arbeit auf. Der MPP Tracker regelt bis an das Strommaximum von 13 Ampere. Das Regelverhalten ist beim ersten Start extrem langsam. Es dauert unglaubliche 15 Minuten vom Anlegen der Spannung (Netzspannung und Solarspannung), bis die Maximalleistung erreicht ist. Das Leistungsmaximum wird an einer Spannung von 31V erreicht und liegt bei rund 760W Einspeiseleistung. Wird die Spannung im Bereich 31-40V weiter erhöht, sinkt die Stromaufnahme, aber die Einspeiseleistung bleibt gleich. Erst bei Spannungen von über 40V steigt die Leistungsabgabe wieder an. Ab 50V werden die 400W pro Eingang (800W gesamt) erreicht. Bei 60V werden diese sogar leicht überschritten (820W gesamt). Für die Praxis sind diese Werte allerdings nicht relevant, da gängige Solarmodule mit einer Spannung von 31-41V unter Last arbeiten. In diesem Spannungsbereich liegt die Ausgangsleistung nur bei rund 760W und somit rund 5% unter der Herstellerangabe. Generell ist die Regelung des MPP Trackers im Vergleich zur Generation 3 langsamer geworden. Bei einer Änderung des Eingangsstromes dauert es gut 2-3 Sekunden bis der MPPT sich eingeregelt hat und die Ausgangsleistung angepasst hat. Für die Praxis spielt die langsame Regelung bei der Nutzung von Speichern für das Balkonkraftwerk eine Rolle.
Wird der Deye Sun-M80G4 beispielsweise mit einem Zendure Hub 2000 (zum Test) verwendet, wird das Regelverhalten enorm verlängert. Für die Regelung der Leistung von 100-800W benötigt der Deye in Verbindung mit dem Zendure Speicher über 60 Sekunden. Eine Nulleinspeisung mit Hub1200/2000 oder ähnlichen Speicherlösungen und Deye Sun-M80G4 ist somit kaum umsetzbar.
Deye gibt einen Wirkungsgrad von bis zu 96,5% für den Wechselrichter an. Wir haben diesen bei 200/400/800W gemessen und sind auf 94/95/95% gekommen. Die Werksangaben sind also durchaus realistisch. Da wir für die Messung keine geeichten Messgeräte verwenden, können unsere ermittelten Werte von einer Messung im Labor abweichen.
Temperaturverhalten
Nach einem 3-stündigen Vollasttest zeigte der interne Temperatursensor in der App lediglich 50°C an. Auf dem Gehäuse konnten wir Temperaturen von maximal 57°C messen. Eine Drosselung der Einspeiseleistung konnten wir nicht feststellen. Allerdings sollte man beachten, dass die Raumtemperatur zum Testzeitpunkt nur 16°C betrug. Somit können im Sommer die Temperaturen um bis zu 15°C höher ausfallen. Für den Testbetrieb im Innenraum herrscht allerdings keine Konvektion. Wird der Wechselrichter draußen betrieben, dürften Wind und Thermik die Temperaturwerte dank der Kühlrippen verbessern.
Testergebnis
Deye hat mit dem Deye Sun-M80G4 seine bisherige Wechselrichterpalette technisch weiter entwickelt. Das externe Schutzrelais wandert direkt an den Wechselrichter, welches zudem auch wesentlich kompakter konstruiert wurde als in der letzten Generation. Die Einrichtung und Inbetriebnahme ist selbsterklärend und schnell umgesetzt. Sowohl bei der Verarbeitung als auch bei der Effizienz gibt es nichts zu meckern. Allerdings hat sich das Regelverhalten des MPP Trackers deutlich verschlechtert. Dieser passt die Leistungswerte sehr langsam an. Somit eignet sich der Deye Sun-M80G4 weniger gut für den Einspeisebetrieb in Verbindung mit einem Speicher mit Nulleinspeisung oder dynamischer Leistungsregelung. Wer hingegen einfach einen soliden Wechselrichter mit guter Effizienz für den Betrieb mit zwei Solarmodulen sucht, macht mit dem Deye nichts falsch.
Als Alternative können wir euch den Growatt Neo 800M-X (zum Test) empfehlen. Dieser bietet ein deutlich schnelleres Regelverhalten und liefert schon mit einem Eingang fast die volle Ausgangsleistung.
Wer hingegen nach einer Möglichkeit der Nulleinspeisung sucht und Wert auf niedrige Startspannungen legt, wird mit dem Hoymiles HMS-800-2T (zum Test) glücklich werden.
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