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Schon in unserem ersten Test eines 3D-Druckers – dem Anet E10 – konnten wir uns nicht verkneifen den Creality3D CR-10 zu erwähnen. Wie auch? Schließlich ist das Gerät aus dem chinesischen Shenzhen seit Erscheinen mit Abstand der am meisten gehypte Drucker.
Nun hatten wir die Gelegenheit die kleinste Version des Creality3D CR-10, den Mini, zu testen. Mit seiner kleineren Druckfläche tritt er in direkte Konkurrenz mit Anets E-10. Da wir dessen Testbericht auf Grund fehlender Vergleichsgeräte als Erfahrungsbericht ausgelegt haben, wollen wir hier auch einen Überblick über die Vor-/ Nachteile beider Drucker geben. Wie unser Eindruck vom CR-10 Mini war und welchen der beiden wir empfehlen, erfahrt ihr in diesem Test.
Lieferumfang des Creality3D CR-10 Mini
Der Creality3D CR-10 Mini kam in einem 10kg schweren Karton ohne weitere Umverpackung zu uns. Im Paket waren auf zwei Lagen verteilt die vormontierten Bauteile und das Zubehör mit ordentlich Styropor verpackt.
Beim Thema Zubehör hat sich Creality3D nicht lumpen lassen. Es wurde nicht an Ersatzteilen gespart und sogar eine 200g-Rolle Filament sowie eine Rolle Klebeband (für das Heated Bed) mitgeliefert. Zudem liegt eine 8GB MicroSD-Karte, angeblich sogar von SanDisk, mit im Paket. Auch die Scheibe aus temperiertem Glas, die mit Clips auf dem Heated Bed befestigt wird, ist eine nette Dreingabe. Sogar an alle nötigen Werkzeuge wurde gedacht.
Den Lieferumfang könnte man nicht höher loben. Das Paket enthält wirklich alles denkbare, was man für eine erfolgreiche Inbetriebnahme brauchen könnte.
Features
Hardware
Wie der Name schon vermuten lässt, ist der CR-10 Mini das kleinste Modell der Serie. Mit einer maximalen Druckgröße von 300x220x300mm ist er nahezu winzig im Vergleich zu den 500x500x500mm der größten Ausführung. Er druckt 1,75mm dickes PLA-, ABS-, Kupfer-, Carbon- und Holz-Filament mit einer Geschwindigkeit von bis zu 200mm/s und wird mit einer 0,4mm-Düse geliefert. Außer von der mitgelieferten microSD-Karte kann auch direkt vom Computer (oder dem Raspberry Pi via Octoprint) gedruckt werden. Auch eine CE-Zertifizierung ist vorhanden.
Die verbauten Teile machen einen soliden Eindruck. Alle Achsen bewegen sich flüssig und ruckelfrei. Auch die Riemen waren schon beim Auspacken richtig angezogen. Ein Kritikpunkt ist die einseitig angetrieben Z-Achse. Da die X-Achse so nur an einer Seite nach Oben und Unten bewegt wird, geht leider etwas Stabilität verloren. Creality3D bietet in ihrem offiziellen Shop schon Nachrüstkits mit einem zweiten Motor und einer zweiten Gewindestange für etwa 65€ an, jedoch nur für die größeren Modelle des CR-10. Zwar ist diese Lösung auch nicht perfekt, da die beiden Motoren asynchron laufen können, sie erhöht aber trotzdem die Stabilität. In der Upgrade-Version des CR-10, dem CR-10S, hat Creality3D dies direkt ab Werk integriert, leider jedoch nur für die Version mit größerem Druckbereich.
Die zweite Designentscheidung, die nicht ganz optimal getroffen wurde, ist die Führung des Filaments in den Extruder. Ohne Mod schleift das Material permanent an der gefetteten Z-Achsen-Schraube. Da das Problem mit einem kleinen, selbst ausdruckbaren Teil behoben werden kann, fragen wir uns, warum das nicht gleich beigelegt wurde.
Wirklich gefreut haben wir uns hingegen über die gesamte Konstruktion des Druckbettes, hier ist wirklich alles durchdacht und solide verarbeitet. Der Schlitten gleitet flüssig auf sechs Rollen und die Stellschrauben sind einfach zu erreichen. Die mitgelieferte Glasscheibe kann auch direkt bedruckt werden, wodurch ihr euch das Nachkaufen von passendem Klebeband oder Folien spart. Bei unserem Testgerät war das gesamte Bett vollkommen Eben, was auch nicht selbstverständlich ist. So hatten wir wenige Probleme das Bett anzupassen.
Einer der größten Kritikpunkte an günstigen 3D-Druckern aus China ist häufig nicht etwa die Druckqualität oder das Design, sondern die Qualität der verbauten Elektronik. Gerade im Niedrigpreisbereich wird gerne an sinnvollen Bauteilen wie einem MOSFET für das Heated Bed, das die Hauptplatine entlastet und gar an einer sauberen Verlötung gespart. Das kann nicht nur zu ärgerlich schnell defekten Geräten, sondern im Extremfall auch zu Schlimmerem führen. Glücklicherweise zeigt die CR-10-Reihe, dass auch für Preise unter 500€ anständige Elektronik möglich ist. Die Steuerungsbox enthält ein ausreichend dimensioniertes Netzteil, sauber verlötete und isolierte Verbindungen sowie das oben bereits angesprochene MOSFET. Letzteres ist für viele Drucker in diesem Preisbereich ein fast schon zwingendes Upgrade, dass zwar kein großes Loch in die Brieftasche reißt, aber trotzdem Zeit und Geduld kostet. Die Steuerung des CR-10 Minis übernimmt ein S-Melzi Board (einzeln für etwa 30€ zu haben), das laut Herstellerangaben für einen dauerhaften Betrieb bis zu 200 Stunden ausgelegt ist.
Das verbaute Display macht einen soliden Eindruck und ist auch aus ungünstigen Winkeln gut ablesbar. Der Drehregler an der Gehäusevorderseite fühlt sich angenehm an und reagiert zuverlässig. Wünschenswert wäre noch eine Reset-Taste zum schnellen Zurücksetzen des Druckers gewesen. Die Verbindung zwischen Steuereinheit und Stepper-Motoren bzw. Endstops wird mit den üblichen Kabeln und Steckern hergestellt. Die Kabelschläuche sorgen für ein aufgeräumtes Gesamtbild. Besonders gut gefallen hat uns der Schnellanschluss für das Hot End, der laut Hersteller aus der Luftfahrttechnik kommt. Hier sind alle benötigten Kabel (für Lüfter, Thermistor und das Heizelement) an einem einfachen Stecker zusammengefasst. Hiervon würden wir in Zukunft gerne mehr sehen.
Software
Grundsätzlich werden jemanden, der schon einmal einen 3D-Drucker benutzt hat, beim CR-10 Mini keine großen Überraschungen erwarten. So wie Standardhardware verwendet wurde, setzt Creality3D auch auf Standard Open Source Software. Auf dem verbauten Board läuft eine angepasste Version von Marlin. Der Bootloader wurde deaktiviert, um ein Bricken des Geräts zu verhindern, kann aber mithilfe eines Arduinos aufgespielt werden.
Zwei nette Zusatzfeatures, die ihn von der Konkurrenz in derselben Preisklasse abheben, hat der CR-10 dennoch zu bieten. Der eingebaute Levelling-Assistent bietet Hilfestellung beim korrekten Ausrichten des Druckbetts. Zwar handelt es sich nicht um ein Auto-Levelling-System, das schrittweise automatische Herumfahren zu fünf Einstellpunkten erleichtert die Inbetriebnahme trotzdem ungemein.
Die zweite Komfortfunktion des Creality3D CR-10 Mini ist die Pause-Funktion. Die gibt es zwar bei so gut wie allen Konkurrenten, aber nur solange der Drucker auch angeschaltet ist. Der CR-10 hingegen behält die letzten Koordinaten auch ohne Strom im Speicher und macht selbst nach längerer Ruhepause genau da weiter, wo er aufgehört hat. Gerade für längere Drucke ist dies ein super Feature, besonders wenn man das Gerät nicht unbeaufsichtigt laufen lassen will.
Aufbau & Konfiguration
Der Zusammenbau gestaltet sich denkbar einfach, weswegen auch die spärliche Anleitung verzeihbar ist. Die beiden Rahmenteile mit vier Schrauben aneinander befestigen, Z-Achsen-Endstop anbringen und Kabel anstecken – fertig. Beim letzten Schritt wird einem durch den Schnellanschluss für das Hot End etwas Arbeit abgenommen. Der gesamte Aufbau ist in 30-45 Minuten gut zu bewältigen.
Anschließend geht es, wie bei jedem 3D-Drucker, an die Konfiguration des Slicers (in unserem Fall Cura). Creality3D liefert auf der beigelegten MicroSD-Karte eine Konfigurationsdatei, Screenshots der fertigen Einstellungen und eine (wieder auf das Nötigste reduzierte) Kurzanleitung mit. Leider stellt die Konfigurationsdatei nicht alles ein, viel mussten wir noch per Hand nachtragen. Für Einsteiger könnten die mit einer veralteten Cura-Version erstellten Screenshots eine kleine Lernkurve darstellen, da sich seit dem Redesign einiges in den Optionsmenüs geändert hat. Tipp: Über die eingebaute Suchfunktion lässt sich die lange Liste an Einstellungen durchsuchen.
Druckqualität
Falls ihr auch unseren Anet E10-Test gelesen habt, wisst ihr sicherlich wie viel Arbeit in die richtige Einstellung des Druckers geflossen ist. Das war beim CR-10 Mini absolut nicht der Fall, eher im Gegenteil. Nach dem Auspacken und Aufbauen haben wir das Druckbett lediglich mit dem eingebauten Leveling-Assistenten richtig ausgerichtet und losgedruckt.
Von den Druckergebnissen könnt ihr euch auf den Fotos überzeugen. Wir waren von der Qualität mehr als überzeugt. Alle Objekte wurden mit den Standardeinstellungen des mitgelieferten Cura-Profils, d.h. 0,15mm Layer-Höhe, gedruckt. Als Filment kam das mitgelieferte weiße PLA und himmelblaues PLA von Das Filament zum Einsatz.
Vergleich mit Anet E10
Zu guter Letzt geht’s ans Eingemachte: Den direkten Vergleich mit dem Anet E10, unserem ersten Testgerät. Anet, die mit dem A8 bereits große Erfolge feiern konnten, haben mit dem E10 versucht ein direktes Konkurrenzprodukt zum Creality3D CR-10 auf den Markt zu bringen. Beide Geräte sind sich auf den ersten Blick sehr ähnlich, doch in den Details wird die Überlegenheit des CR-10 Minis klar. Es ist nicht ein großer Nachteil des Anet E10, der ihn im Vergleich zum “Original” zurückwirft, sondern eine Menge kleiner. Angefangen vom wackeligen Druckkopf über suboptimales Design bis zu falsch beschrifteten Kabeln zeigt sich, dass in das Modell von Creality3D eindeutig mehr Ingenieurleistung geflossen ist. Das schlägt sich schlussendlich auch in der Druckqualität nieder. Zwar bekommt man vom Anet E10 (nach etwas Einstellarbeit) definitiv keine schlechten Ergebnisse, für ähnliches Geld kann er dem CR-10 damit trotzdem nicht das Wasser reichen.
Wir sind weiterhin der Meinung, dass der Anet E10 kein schlechtes Gerät ist. Da aber aus dem Creality3D CR-10 mit weniger Arbeit bessere Ergebnisse zu erzielen sind, kommen wir nach ausgiebigem Testen zum Schluss, dass der CR-10 Mini in der selben Preisklasse definitiv das lohnenswertere Gerät ist. Wie auch beim letzten Test abschließend noch eine Bemerkung: Da wir selbst noch keine Profis im Bereich 3D-Druck sind, können wir natürlich nicht auf jahrelange Erfahrung zurückgreifen. Daher versuchen wir euch in diesen Testberichten immer aus Sicht eines (relativen) Neulings auf diesem Gebiet unseren Eindruck zu schildern.
Testergebnis
Seit Erscheinen ist der Hype um den CR-10 von Creality3D riesig. Nun ist er auch in der geschrumpften – Mini – Variante verfügbar. Glücklicherweise bietet dieser alles, was auch in der “normalen” CR-10-Serie auf dem Programm steht. Das heißt konkret: Eine sinnvolle Konstruktion, solide Verarbeitung, sichere Elektronik und zu guter letzt hervorragende Druckergebnisse. Bei der direkten Konkurrenz muss man da häufig bei einem oder gar mehreren Aspekten Abstriche machen. Daher lässt das Gesamtpaket von kleineren Schwächen (die Teils mit selbstgedruckten Upgrades beseitigt werden können) absehen.
Wer einen Drucker im Preisbereich um etwa 300€ sucht, liegt mit dem CR-10 Mini definitiv nicht falsch. Eine klare Kaufempfehlung!
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Tolles Teil!
Aber wofür braucht man sowas?
Dann kannste Dir für D&D eigene Püppchen ausdrucken 🙂 – aber ich habe da auch keinen praktischen Verwendungszweck für mich gefunden…