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Einer der populärsten und wohl meistverkauftesten 3D-Drucker aus China war der Ender 3 (Pro), der mit tollen Ergebnissen zu kleinem Preis überzeugen konnte und wohl deshalb auch mehr als 100 000 Mal über die Ladentheke ging (Laut Creality).
Der Ender 4 scheint irgendwie untergegangen zu sein – Zwar gibt es dazu einige Tests und Videos, kaufen kann man das Gerät allerdings nirgends.
Mit dem Ender 5 (300€), dem Ender 5 Pro (350€) und dem Ender 5 Plus (500€) gibt es nun eine “richtige” Nachfolgeserie. Das “mittlere Modell”, den Ender 5 Pro haben wir uns zum Test besorgt und nun seit einigen Wochen im Betrieb. Heute wollen wir einmal sehen, wie er sich im Test schlägt und ob er an den Erfolg des Ender 3 anknüpfen kann.
Der Unterschied zwischen den drei Modellen
Im Vergleich zum Ender 5 hat der Ender 5 Pro drei wesentliche Verbesserungen, die sich Creality mit circa 50€ bezahlen lässt. Die Wichtigste ist das neue, verbesserte “Silent Mainboard 1.15“, das sich durch sehr leise, effiziente Motortreiber und einen Schutz gegen Überhitzung auszeichnet. Dazu bekommt man einen Extruder aus Metall, dessen Druck sich durch eine Schraube verstellen lässt und eine Filamentzufuhr mit einem Capricon Bowden Schlauch. Letzterer hat einen Durchmesser von 1,9mm und nimmt 1,75mm dickes Filament auf. So werden Toleranzen minimiert und ein Verformen im Schlauch verhindert, was Verstopfungen vermeidet.
Deutlich teurer ist der Ender 5 Plus, was sich auch in der verwendeten Technik spiegelt. Leider wurde trotz des hohen Preises nicht die Technik des Ender 5 Pro verwendet, sodass man weder das Silent Board, den Metall Extruder, noch den Capricon Bowden Schlauch bekommt. Dafür wächst der Druckraum auf gigantische 350 x 350 x 400 Millimeter und ein Touch-Display sowie BLTouch Sensoren, die das Leveling erleichtern, wurden verbaut. Eine weitere Neuerung ist der Filamentsensor, welcher erkennt, wenn das Filament aufgebraucht ist und den Druck automatisch pausiert. Das große Druckbett auf der Z-Achse wird nicht mehr von zwei, sondern von vier Leitstangen getragen und es kommt auch ein zweiter Motor dazu, sodass das Bett auf beiden Seiten angetrieben wird. Beim Ender 5 Plus sind alle Komponenten, auch das Filament, innerhalb des Metall-Gerüsts untergebracht, bei Abmessungen von 632 x 666 x 619 Millimetern ist dort aber auch Platz genug.
Lieferumfang und Aufbau
Geliefert wird der Ender 5 Pro gut verpackt und vormontiert in einem ca. 14kg schweren Paket. Noch nie habe ich einen so umfangreichen und qualitativ hochwertigen Lieferumfang gesehen. Neben dem Drucker selbst ist im Paket:
- Anleitung
- Abnehmbare Magnetmatte für das Druckbett
- Set mit Werkzeug bestehend aus Imbus, Zange, Schraubendreher, Spachtel, Maulschlüssel und einer dünnen Nadel, falls das Hotend einmal verstopfen sollte
- Verschiedene Ersatzteile und Kabelinder
- 200 Gramm weißes Filament
- 8GB MicroSD Karte mit USB-Adapter
Man erlebt ja oft, dass Hersteller etwas Werkzeug dazu geben, aber diese Qualität und Menge ist nicht selbstverständlich. Ersatzteile und Filament sucht man bei anderen Herstellern ebenfalls vergebens.
Der Aufbau könnte viel einfacher nicht sein. Es muss lediglich die Basis mit vier Säulen und dem oberen Teil verschraubt, das Gerüst für die Z-Achse angebracht und das Display montiert werden. Die Anleitung dafür gibt es ausgedruckt, auf der beiliegenden microSD-Karte und sogar auf das Gehäuse des Druckers gedruckt. Selbst für Laien ist der Drucker damit in unter einer Stunde aufgebaut. Wer sich beeilt, schafft es auch in einer Halben. Da sämtliche Zahnriemen schon gespannt und eingestellt sind, muss man nach der Montage lediglich die Kabel verbinden, das Druckbett leveln und schon kann es losgehen.
Hardware
Die Ender 5 Serie ist anders aufgebaut, als alle anderen Filament 3D-Drucker, die wir bisher im Test hatten. Üblich ist es, dass sich das Druckbett auf der Y-Achse bewegt und das Hotend auf der X- und Z-Achse. Der Ender 5 Pro jedoch ist ein Drucker im “Portal-Design“. Das bedeutet das Druckbett fährt auf der Z-Achse nach unten, während das Hotend auf der X- und Y-Achse am oberen Rahmen des Druckers geführt wird.
Ein Nachteil ist dabei, dass das Druckbett nur an einer Seite durch zwei Führungsschienen und eine Gewindestange stabilisiert wird, sich jedoch auf der anderen Seite bei hoher Belastung minimal nach unten wegbiegt. Eine Beeinträchtigung des Drucks konnte ich dadurch aber nie feststellen. Die Y-Achse läuft auf zwei Schienen links und rechts und wird von einem Motor angetrieben, dessen Welle durch den Motor gesamten läuft (Double Y-Axis) und je einen Zahnriemen auf jeder Seite hat, um möglichst wenig ungewollte Bewegung zu erzeugen. Die X-Achse läuft auf der beweglichen Y-Achse hin und her. Welches Konzept einem mehr zusagt, ist Geschmackssache. Wirkliche Vor- oder Nachteile konnte ich nicht feststellen, außer, dass man beim Leveln des Portal-Druckers mehr Platz hat, da die Druckplatte sich während diesem Vorgang ganz oben, direkt am Hotend befindet.
Der Druckraum des Ender 5 Pro misst 220 x 220 x 300 Millimeter, und der gesamte Drucker kommt auf 552 x 485 x 510 Millimeter zuzüglich dem Filamenthalter, der auf der rechten Seite aus dem Würfel ragt. Das gesamte Gerät besteht aus Vier-Kant Alu-Profilen und wirkt sehr stabil und verwindungssteif.
Die Heizplatte lässt sich auf bis zu 110°C erwärmen. Das mitgelieferte Druckbett besteht aus einer recht dünnen, flexiblen magnetischen Matte, die ohne sonstige Befestigung auf der Heizplatte hält.
Das Display ist ein einfarbiges, blaues LC-Display ohne nähere Angabe. Ich tippe mal auf 128 ×64 Pixel. Für den Drucker ist das absolut ausreichend und die Steuerung über einen einzigen Drehregler mit Druckfunktion zur Bestätigung ist sehr simpel. Der einzige Makel, den ich feststellen konnte, ist die fehlende Abdeckung der Displayrückseite, wo die Platine einfach offen liegt. Das Problem scheint nicht nur mir aufgefallen zu sein – auf Thingiverse gibt es bereits Dateien, um sich ein Gehäuse für das Display selbst zu drucken. (Hier oder hier)
Sämtliche Ports und Schalter sind auf der Vorderseite positioniert und einfach zu erreichen. Dort finden wir die Power-Taste, einen Port für Micro-SD Karten und einen Mini-USB-Anschluss.
Im Inneren des Ender 5 Pro werkelt das neue V1.15 silent Mainboard von Creality3D mit TMC2208 Motortreibern. Diese Hardware ist einerseits auf eine besonders geringe Lautstärke beim Drucken getrimmt, andererseits auch für besonders hohe und präzise Leistung. So erreichen die Motoren laut Hersteller eine Druckgeschwindigkeit von bis zu 180mm/s (wobei 40-80mm/s zu empfehlen sind) und das Hotend lässt sich auf bis zu 260°C erhitzen. Die Genauigkeit ist mit lediglich 0,1mm angegeben. Im Vergleich zum Alfawise U30 Pro, der mit 0.0125mm angegeben ist, wirkt der Druck jedoch um Welten besser. Ich gehe also davon aus, dass Creality3D hier einfach sehr vorsichtig war.
Software
Auf der virenfreien Micro-SD Karte ist neben einigen Testdateien auch der hauseigene “Crealtiy Slicer“. Das Programm basiert auf auf der Open Source Engine Cura, und bietet beinahe dieselben Funktionen, die man auch bei dem “originalen Cura” von Ultimaker bekommt. Ich persönlich finde letzteres moderner und einfacher zu bedienen. Zudem gibt es dort ein bereits eingerichtetes Profil für den Ender 5, es bietet sich also an, das originale Cura zu verwenden. Der Gcode, den der Slicer ausspuckt, lässt sich dann einfach über das übersichtliche Menü am Drucker von der SD-Karte auswählen und drucken.
Creality gibt als Firmware die Marlin Open Source Software Version 1.1.8 an und hat freundlicherweise direkt einen Bootloader installiert, um Experten das Verwenden einer anderen Firmware zu ermöglichen. Die Firmware ist leider nicht die Aktuellste (Es gibt bereits Marlin 2.0.4.4), allerdings scheint Creality selbst noch Veränderungen daran vorzunehmen (Der Drucker zeigt nämlich Version 1.1.6.3 an). In unserem Test lief das Gerät damit einwandfrei.
Neben den Standard-Funktionen, kann sich der Ender 5 Pro bei Unterbrechung des Stroms seine aktuelle Position merken und dort weiter machen, wenn der Strom zurück ist. Außerdem gibt es einen Schutz vor Überhitzung, den ich zum Glück nie ausprobieren konnte.
Betrieb
Nachdem ich zuletzt den Alfawise U30 Pro mit Farb-Touch Display testen durfte, stand ich dem TFT-Display des Druckers zunächst skeptisch gegenüber. Doch mit der Kombination aus Drehregler und Druckknopf lässt sich der Drucker sehr einfach steuern. Durch Drücken bestätigt man und durch Drehen wählt man zwischen den verschiedenen Menüoptionen oder verstellt Parameter.
Über das Display lässt sich der Drucker dann leveln, allerdings nicht so einfach, wie wir es von anderen Druckern kennen. Es lässt sich lediglich der Null-Punkt anfahren, danach muss man die Schrittmotoren deaktivieren und das Hotend händisch in die verschiedenen Positionen fahren, wo man dann die Höhe des Drucktisches einstellen kann. Weiterhin lässt sich über das Display das Filament wechseln, die einzelnen Motoren ansteuern und Gcode Dateien von der SD-Karte abrufen. Während des Drucks kann man sämtliche Parameter wie Flow Rate, Geschwindigkeit und Temperatur ändern, sowie den Druck pausieren oder anhalten. Außerdem kann man den Druckfortschritt in Prozent und die Zeit, die seit Start des Drucks bereits vergangen ist, nachvollziehen.
Die Motoren sind im Betrieb super leise, lediglich der Lüfter sorgt für etwas Lautstärke. Dieser ist bei unserem Testgerät einmal stehen geblieben und hat begonnen zu fiepen. Nach einem kurzen Stups war alles wieder in Ordnung und es gab während des gesamten Testzeitraums auch keine Probleme mehr. Creality3D nutzt hier die gleichen Motortreiber wie auch Alfawise im U30 Pro, allerdings merkt man hier das “Silent Board” – der Ender 5 Pro ist im Betrieb deutlich leiser als das Produkt aus dem Hause Gearbest.
Beim Ender 5 Pro ist der Drucktisch nur an einer Seite an zwei Metallführungen befestigt. Das erweckt zunächst den Anschein, die Konstruktion sei zu instabil, im Betrieb jedoch hatte ich damit nie Probleme. Wer dennoch Sorge hat, dass die fehlende Unterstützung die Druckqualität beeinträchtigen könnte, greift besser zum Ender 5 Plus, welcher auf beiden Seiten Führungsschienen hat.
Besonders loben möchte ich auch die magnetische Matte für den Drucktisch. Normalerweise habe ich beim Drucken immer das Problem, dass sich der Druck nicht vom Tisch löst. In diesem Fall jedoch musste ich mehr als einmal den Druck neu starten, weil er sich zwischendurch von der Platte gelöst hat. Haarspray schaffte hier Abhilfe, damit klebt das Objekt gut auf der Matte, lässt sich aber sehr einfach entfernen – einfach die Matte abnehmen und biegen.
Der einzige Kritikpunkt ist die fehlende Standby-Funktion. Wenn man über Nacht druckt, wird zwar der Drucktisch und das Hotend ausgeschaltet, der Lüfter jedoch läuft munter weiter, bis man am Morgen den Hauptschalter betätigt.
Druckqualität
Schon anhand des Preises, der sich für ein Gerät aus China ja eher im oberen Bereich bewegt, lässt sich erkennen, dass Crealitys Anspruch an das Gerät hoch ist. Schon der Ender 3 konnte ja mit erstklassiger Leistung überzeugen und der Ender 5 legt noch einmal eine Schippe drauf. Die Beispieldateien werden in 0,1mm Schichtdicke gedruckt und lassen kaum Platz für Kritik. An starken Überhängen ist die Struktur teilweise etwas uneben, sobald es aber gerade nach oben geht, ist der Druck makellos.
Eigene Dateien oder Modelle aus dem Netz muss man im Slicer natürlich selbst anpassen. Wie bei jedem Drucker braucht es einige Versuche, bis man die perfekten Einstellungen gefunden hat, aber mit jedem Druck wird es besser. Änderungen, die ich vorgenommen habe, waren zum Beispiel die Flowrate ein wenig zu erhöhen, da ich zeitweise mit under-extrusion zu kämpfen hatte. Das Warping (Ablösen der ersten Schicht) hatte ich vorher bereits erwähnt, die Lösung hierfür war das Haarspray.
Bei sehr filigranen Teilen wie dem Fucktopus kommt der Drucker aber an seine Grenzen und man muss die Geschwindigkeit sehr weit runterstellen und gut kühlen, damit die Teile noch zu gebrauchen sind. Aber selbst hier war ich vom Ergebnis überrascht.
Testergebnis
Für aktuell 350€ kann man den Creality3D Ender 5 bestellen. Dafür bekommt man einen Drucker, der sich wirklich sehen lassen kann. Die Menüführung ist einfach, aber durchdacht. Die verwendeten Bauteile sind von guter Qualität, der Lieferumfang ist vorbildlich und die Druckergebnisse können begeistern. Schön wäre noch eine Auto-Levelling- sowie Stand-By-Funktion gewesen und die Elektronik des Displays hätte man verblenden können. Ansonsten gibt es aber keine Kritikpunkte, zumal es um Creality eine große Community gibt, die stetig Verbesserungen entwickelt und bei Problemen hilft. Aktuell bekommt ihr den Drucker bei Aliexpress mit dem Code “EN5PLUS10” für 339€ direkt aus der EU.
Von unserer Seite gibt es für den Ender 5 Pro also eindeutig eine Empfehlung. In der Masse der chinesischen Modelle ist es schwierig, eine Alternative zu empfehlen. Deutlich günstiger kommt man natürlich mit dem Alfawise U30 Pro oder dem CR-10 Mini weg, die wir beide schon im Test hatten. Logischerweise spiegelt sich der günstigere Preis auch in der Druckqualität.
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Sehr schöner Bericht. Aber leider ein dicker Fehler. Es gibt eine ENDER 4, es handelt sich um einen reinen Core XY 3d Drucker. Und wenn ich Chance habe diesen zu bekommen, dann werde ich zuschlagen.
Aber bitte weiter mit solch informativen Beiträgen.
Vielen Dank! Das erklärt dann auch die Videos – kennst Du eine Quelle, wo man das Gerät noch kaufen kann? Ich kann leider keine finden.
LG Lukas
Naja, allzuviel Druckerfahrung scheint der Kollege nicht zu haben. 180mm/s schafft das 8-Bit-Board in Realität niemals. Da ist bei 60mm/s Schluß. Wer auf dieser Unterlage Haarspray benutzen muss, kann eindeutig nicht leveln. Das 1.1.5-Board ist eine Fehlkonstruktion mit einem Stand-Alone TCM 2208 auf dem Extruderstepper, was bei Retract-intensiven Drucken einfach ausfällt. Damit kann man Pressure Advance bei Klipper oder Linear Advance in Marlin (was für eine veraltete Version ausgeliefert wird, merkt der Kollege nicht an) vergessen. Zudem ist der Boardkühler immer noch an den Bauteilkühler gekoppelt. Wer bei den Cura-Grundeinstellungen dann auch noch den Flow erhöht, zeigt eindeutig, dass er… Weiterlesen »
Hallo Andreas, vielen Dank für Deine Hinweise! Du hast sicher Recht, dass ich im Bereich des 3D Drucks noch viel lernen kann. Dennoch möchte ich auf Deine Punkte eingehen. 180mm/s entspricht der Herstellerangabe, das habe ich im Bericht noch einmal klar gemacht. Das man die Geschwindigkeit niedrig halten sollte, um einen guten Druck zu erzielen, hatte ich bereits erwähnt. Hast Du die Unterlage selbst? Wie im Bericht erwähnt hatte ich bereist den Alfawise U30 Pro und dort eher Probleme, dass der Druck zu sehr an der Platte haftete. Soweit ich weiß ist die Haftung stark abhängig vom Material und Haarspray… Weiterlesen »
LC-Display, nicht LCD-Display.