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Was wir bisher nur von Xiaomi kennen, ist jetzt in der Welt des 3D-Drucks angekommen: verwirrende Namen. Mit dem Ender 3 S1 Pro hat Creality kürzlich einen neuen 3D-Drucker auf den Markt gebracht. Was der Name soll, bleibt das Geheimnis des Herstellers. Eigentlich gibt es den Ender 5 schon seit über zwei Jahren… Die technischen Daten klingen aber vielversprechend und Creality hat in der Vergangenheit stets überzeugende 3D-Drucker verkauft. Wir haben also hohe Erwartungen an das neue Gerät des Herstellers. Ob sie erfüllt werden und wie sich mit dem Ender 3 S1 Pro arbeiten lässt, erfahrt Ihr in diesem Testbericht.
Lieferumfang und Aufbau
Geliefert wird der Creality Ender 3 S1 Pro vormontiert in einem 11,1 Kilogramm schweren Karton mit den Abmessungen 51 x 51 x 28 Zentimeter. Gut gepolstert in Schaumstoff finden wir folgendes Zubehör im Paket:
- Den Drucker selbst, zerlegt in Basis, Rahmen, Extruder, Display und einige Kleinteile
- Werkzeug (Inbus, Schraubendreher, Kneifzange, Spachtel)
- 8GB SD-Karte mit Adapter
- Einige Ersatzteile
- 100g weißes Filament zum Testen
- Bedienungsanleitung und Aufkleber
Der Aufbau gestaltet sich sehr einfach, wenn auch nicht ganz so leicht, wie bei anderen Modellen. Zunächst wird die Basis mit dem oberen Teil des 3D-Druckers verschraubt. Anschließend werden der Extruder installiert, das Display montiert und der Filamenthalter angebracht. Schließlich muss alles verkabelt werden und der Ender 3 S1 Pro ist einsatzbereit. Sehr löblich ist, dass Creality von jeder möglichen Schraube mindestens eine Ersatz-Schraube mitliefert. Auch ein Anschlagsensor liegt als Ersatzteil mit bei.
Insgesamt ist der 3D-Drucker in 30 bis 60 Minuten betriebsbereit – je nach Erfahrung.
Hardware des Creality Ender 3 S1 Pro
Creality bewirbt das Gerät als “Nutzerzentriert” und – um das schon einmal vorwegzunehmen – das ist der 3D-Drucker auch. Nahezu alle anderen Hersteller können sich hier wirklich eine Scheibe abschneiden. Ich gehe sogar noch weiter und sage, scheinbar hat hier zum ersten Mal jemand einen 3D-Drucker entwickelt, der selber wirklich viel und gerne druckt. An jeder Ecke leistet der Ender 3 S1 Pro einfach ein kleines bisschen mehr als die Konkurrenz:
- Das Druckbett ist beleuchtet. Aber nicht wie gewohnt mit einer kleinen LED direkt am Extruder – nein, hier kommt ein großes LED-Band zum Einsatz, das in einer separaten Schiene angebracht ist und sich mit einem mechanischen Schalter ein- und ausschalten lässt. Diese Leiste ist so hell, dass sie als einzige Lichtquelle in einem sonst dunklen Zimmer ausgereicht hat, um den ganzen 3D-Drucker zu fotografieren (siehe Bild in der Einleitung)
- Am Hotbed ist ein kleiner Griff montiert. Damit kann ich es nach dem Druck nach vorn ziehen, ohne mir dabei die Finger zu verbrennen
- Die Schalter und Anschlüsse sind vernünftig positioniert: Der Stromschalter gut zugänglich an der Seite, die Anschlüsse vorn mit direktem Zugang.
- In einer kleinen Schublade im Gehäuse lässt sich Werkzeug sicher verstauen.
- etc …
Abgesehen von all diesen Features, können sich auch die “normalen” technischen Daten des Ender 3 S1 Pro sehen lassen:
Das Gerät ist im bekannten kartesischem Design aufgebaut. Das bedeutet, das Druckbett fährt auf der Y-Achse vor und zurück, während sich der Extruder nach oben bewegt. Er läuft auf einer Schiene auf der X-Achse nach links und rechts, die wiederum auf der Z-Achse langsam nach oben fährt. Beim Ender 3 S1 Pro stehen dazu zwei Schrittmotoren zur Verfügung, welche die X-Achse simultan links und rechts nach oben schieben. So ist ausreichend Stabilität vorhanden und einem sauberen Druck steht nichts im Weg.
Während die Motoren der Z-Achse auf Schnecken-Gewinde setzen, laufen X- und Y-Achse auf kugelgelagerten Rollen und werden mit Riemen angetrieben. Beide Achsen verfügen über einen Riemenspanner, sodass bei Bedarf sehr einfach die Spannung angepasst werden kann.
Auch die verwendeten Materialien zahlen auf die Stabilität ein. Obwohl die Basis aus Kunststoff besteht, ist das Gerät sehr verwindungssteif und wackelt nicht. Die Achsen etc. bestehen aus Aluminiumprofilen. Aufgebaut kommt der 3D-Drucker auf Abmessungen von 490 x 455 x 625mm. Der maximale Bauraum liegt bei 220 x 220 x 270mm.
Der Direct-Drive Extruder hat ein Getriebe aus Metall mit einer Extrusionskraft von bis zu 80 Newton. Das Hotend erreicht Temperaturen von bis zu 300°C, womit sich nahezu jedes Filament drucken lässt. Es hat einen Durchmesser von 0,4mm und kann Schichthöhen von 0,05 bis 0,4mm drucken. Das Druckbett bringt es auf maximal 110°C und ist damit ebenfalls vielseitig einsetzbar. Konkret gibt Creality an, dass PLA, ABS, WOOD, TPU, PETG und PA mit dem 3D-Drucker verarbeitet werden können.
Zum einfachen Leveling steht ein CR-Touch Sensor zur Verfügung. Dank diesem ist nur ein einmaliges Leveln erforderlich. Anschließend kalibriert sich der 3D-Drucker auf Knopfdruck selbst. Dazu fährt der Sensor 16 Punkte auf dem Druckbett ab und misst die Höhe in Relation zum Hotend. Eventuelle Unterschiede werden anschließend per Software berechnet und über die Z-Achse ausgeglichen.
Das Druckbett selbst besteht aus PEI Federstahl. Ich hatte selten ein Druckbett im Test, das direkt und ohne den Auftrag von Kleber/Haarspray/… so gut funktionierte. Das Filament blieb im Test immer haften und ließ sich nach dem Abkühlen einfach ablösen. Das einzige Manko dieses Materials: Wird der Druck zwischendurch pausiert (z.B. bei einem Stomausfall / wenn das Filament aus ist), kühlt das Druckbett ab, das Objekt verliert die Haftung und die Resume-Funktion ist nutzlos.
Gesteuert wird der Creality Ender 3 S1 Pro über ein 4,3 Zoll großes Farbdisplay, das seitlich am Gerät montiert wird. Die Benutzeroberfläche ist übersichtlich und selbsterklärend. Verfügbar sind eine ganze Menge Sprachen, inklusive einem weitgehend gut übersetzten Deutsch. Über das Display sind sämtliche Funktionen des 3D-Druckers abrufbar. Während des Drucks lässt sich der Fortschritt nachverfolgen und einige Parameter (Temperatur, etc.) können geändert werden2.
Druckdateien werden nur über SD-Karte übertragen. Wer sein Gerät per WiFi ansteuern möchte, braucht die separat erhältliche WiFi-Box, die per USB-C verbunden werden kann. Außerdem optional verfügbar sind eine Wasserkühlung für das Hotend und ein Umrüst-Kit für einen Laser.
Software – der Creality Slicer
Getestet habe ich den Creality Ender 3 S1 Pro mit dem Slicer, den der Hersteller mitliefert – dem Creality Slicer in der Version 4.2.8. Das System erinnert optisch sehr stark an Cura und ich vermute, dass es auch auf dessen Basis aufgebaut ist. Selbstverständlich ist ein Profil für den 3D-Drucker verfügbar, das nur noch ausgewählt werden muss.
Sobald ich eine 3D-Datei in das Programm ziehe, kann ich es skalieren, verschieben, drehen und spiegeln. Ebenso habe ich die Möglichkeit, eine Support-Struktur zu erstellen. Anschließend lassen sich alle Parameter für den Druck einstellen: Schichtdicke, Füllung, Temperatur, Wandstärke, Untergrund, uvm. Mit einem Klick auf “Schreibe” wird die Druckdatei berechnet und kann mit einem weiteren Klick auf der SD-Karte gespeichert werden.
Insgesamt funktioniert die Software intuitiv und ist somit auch für Anfänger geeignet. Der einzige Haken, den es bei Cura nicht gibt: Ich arbeite mit einem Laptop und zwei externen Monitoren. Wenn ich den Slicer auf dem Laptop Monitor verwende, ist alles in Ordnung, auf den externen Monitoren ist aber alles viel zu groß dargestellt und deshalb nicht zu nutzen.
Betrieb des Creality Ender 3 S1 Pro
Wie eingangs erwähnt, muss vor dem ersten Druck das Druckbett einmalig gelevelt werden. Das funktioniert, wie bei allen anderen 3D-Druckern auch, mit einem Blatt Papier und vier Schrauben auf der Unterseite des Druckbetts. Nach dem ersten Leveln läuft das Autoleveling zum ersten Mal, um den 3D-Drucker entsprechend einzustellen, danach funktioniert alles voll automatisch. Ein auf drei Punkten gelagertes Bett hätte mir nach den Erfahrungen mit dem Flashforge Finder 3 besser gefallen, durch die 16 Messpunkte werden eventuelle Unebenheiten jedoch ausgeglichen.
Über das große Touchscreen lässt sich das Filament einfach in den 3D-Drucker laden. Auf dem Weg dorthin wird es durch den Filamentsensor geführt, der den Druck pausiert, sollte das Filament ausgehen/reißen. Tatsächlich ist es mir im Betrieb einmal passiert, dass das Filament unterhalb des Sensors gebrochen ist. In diesem Fall wird kein Fehler gemeldet und der 3D-Drucker zieht munter weiter seine Bahnen. Ein Sensor direkt am Extruder wäre also etwas sicherer gewesen. Nachdem das Filament aufgefüllt wurde, lässt sich der Druck natürlich fortsetzen – gleiches gilt bei Stromausfall. Der Extruder selbst besteht komplett aus Metall und fühlt sich sehr wertig an. Über einen kleinen Hebel lässt sich das Filament bis zum Anschlag einführen, anschließend heizt das Gerät auf und die Zahnräder schieben das Material weiter in das Hotend.
Wer das WiFi Modul nicht hat, kann lediglich mittels SD-Karte Daten übertragen. Der USB-C-Port war im Test ohne Funktion und scheint folglich nur mit dem WiFi Modul zu funktionieren. Ist die SD-Karte eingelegt, lässt sich über das Display einfach ein Druck starten.
Im Betrieb wird natürlich der aktuelle Stand sowie Temperatur etc. angezeigt. Über das Display lässt sich letztere zusammen mit einigen weiteren Parametern zwischendurch ändern. Beleuchtet wird der gesamte 3D-Drucker währenddessen mit der bereits hochgelobten LED-Leute. Während des Drucks ist der Ender 3 S1 Pro zwar hörbar, aber zum Glück nicht übermäßig laut. Es ist also durchaus möglich, im gleichen Raum zu arbeiten.
Abschließend gibt es am Betrieb des 3D-Druckers wenig auszusetzen. Ganz im Gegenteil: Das Gerät hat genau, was es braucht – hier hat sich wirklich jemand Gedanken gemacht. Durch das durchdachte Design ist es sehr einfach zu gebrauchen und es macht einfach Spaß, damit zu arbeiten!
Druckqualität
Wie schon am Gerät selbst, gibt es an der Druckqualität wenig auszusetzen. Die einzelnen Schichten sitzen sauber aufeinander und halten gut zusammen. Es gibt keine scharfen Kanten und auch Überhänge druckt der Creality Ender 3 S1 Pro ohne Probleme. Die Genauigkeit mit dem 2 x 2 x 2cm Kalibrierungswürfel ist hervorragend und mit dem Messschieber kaum zu messen. Der einzige Makel kommt bei größeren Objekten zum Vorschein, wie z.B. der Vase: Ab ca. 15 – 20cm Höhe beginnen die Schichten leicht versetzt zu werden. Das kommt wohl von der Schwankung des Objekts, die bei Vor- und Zurückbewegungen auf der Y-Achse entstehen. Die meisten 3D-Drucker in diesem Design haben jedoch das gleiche Problem, dieser Makel sei also verziehen.
Testergebnis
Drucken mit dem Creality Ender 3 S1 Pro macht einfach Spaß! Durch die vielen kleinen Features wird das Arbeiten mit diesem Gerät wirklich zu einem Erlebnis. Der Haken daran: All diese “Kleinigkeiten” kosten Geld und so hat der 3D-Drucker mit aktuell 470€ doch einen recht hohen Preis. Nicht zu empfehlen ist das Gerät also für alle, die einfach preiswert in die Welt des 3D-Druck einsteigen möchte. All jenen empfehlen wir den Artillery Sidewinder X2 oder den Anycubic Vyper, die quasi die gleichen Features haben, jedoch für um die 270€ zu haben sind. Der Artillery hat außerdem einen deutlich größeren Bauraum.
Der Ender 3 S1 Pro ist hingegen für all jene geeignet, die sich an durchdachtem Design erfreuen, Wert auf Funktionalität, top Verarbeitung und einen Ticken bessere Ergebnisse legen. Ein weiterer Vorteil ist die große Community, die es rund um Creality gibt, über die es schnell Hilfe gibt. In diesem Fall können wir den 3D-Drucker bedenkenlos empfehlen.
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Kleiner Hinweis:
Die USB-Buchse kann z.B. mit dem Repetier Server genutzt werden.
Frage:
Woher soll der Drucker wissen wie weit er bei einem Stromausfall schon war? Ich wüsste nicht wie das gehen soll, das er dort weiter macht wo er vorher (zwangsweise) aufgehört hat.
Grüße
Stefan
Beim Prusa ist das so gelöst, dass er einen Sensor im Netzteil hat. Fällt die Netzspannung aus, wird von der Firmware sofort die aktuelle Position im EEPROM gespeichert und der Druckkopf zur Seite gefahren, dafür reicht die restliche Energie, die in den Kondensatoren gespeichert ist gerade noch aus. Ist der Strom dann wieder da, wird man gefragt, ob er weiter drucken soll. Das Funktioniert natürlich nur, wenn das Druckbett nicht kalt geworden und sich dadurch das Objekt evtl. vom Bett gelöst hat. Auch eine “Powerfail-Narbe” sieht man, aber manchmal ist das eben besser als den kompletten Druck wegzuschmeißen.
Danke für den Test! Zum Versatz bei höheren Objekten, der ja bauartbedingt ist: beim Test des wesentlich günstigeren Anycubric Vyper schreibt euer Tester nichts von diesem “Makel”. Hat das Anycubic besser gelöst?
Hi Robert, das ist immer etwas schwierig, weil bei uns ja mehrere Leute Drucker testen und das sehr von den individuellen Erfahrungen abhängt. In meinem Fall ist die Vase oben ja sehr dünn, die im Vyper Test war deutlich dicker. Außerdem hängt das ab von der Geschwindigkeit, dem Slicer uvm. Ich habe den Vyper nicht selbst getestet, den Bildern nach zu urteilen und auch logisch ist dieses “Problem”, wie Du selbst schon sagtest, aber Bauart-bedingt und wird deshalb ziemlich sicher auch beim Vyper auftreten. Dass das Problem nicht wirklich groß ist, siehst Du ja schon auf dem Bild – wenn… Weiterlesen »
Hallo Lukas!
Vielen lieben Dank für Deine sehr ausführliche Antwort, sie hilft mir wirklich sehr.
Viele Grüße!
Robert