Carbon 1: das Carbon-Smartphone aus Deutschland für 799€
Smartphones aus Berlin? Das klingt zu utopisch, um wahr zu sein. Und tatsächlich ist das Carbon 1 getaufte Smartphone – das Erstlingswerk von Carbon Mobile – nur in Berlin designed. Wo das Handy gefertigt wird? Keine Ahnung, aber immerhin verspricht der Hersteller, auch die Fertigung bis 2021 nach Deutschland zu verlegen. Bis dahin haben wir ein in Fernost produziertes Smartphone mit einem Mittelklasse-Chip für 799€ – kann das etwas werden?
Design, Verarbeitung & Anschlüsse des Carbon 1
Das kommt jetzt sicherlich unterwartet, aber das Carbon 1 besteht nicht aus Metall oder Glas, sondern aus Carbon! Jede einzelne Kohlenstofffaser besteht aus dünnen Filamenten, die miteinander verwoben stärker als Stahl und leichter als Aluminium sein sollen. Und das macht sich tatsächlich beim Gewicht bemerkbar. Das 153,5 x 74 x 6,3 Millimeter (ja, 6,3 Millimeter!) dünne Smartphone wiegt gerade einmal 125 Gramm. Das ist wirklich beeindruckend! Bei diesen Abmessungen erwartet uns also auch ein sehr kompaktes Smartphone mit einem “nur” 6 Zoll (ca. 15 cm) großen Display.
Das Display besteht natürlich nicht aus Carbon – hier kommt Corning Gorilla Glas 6 zum Einsatz. Ja, mittlerweile gibt es Gorilla Glas 7, aber das gibt es bisher nur im Samsung Galaxy Note 20 Ultra. Apropos Display, das liegt flach im Gehäuse und hat keine abgerundeten Ecken. Eine Einkerbung oder ein Punch Hole gibt es ebenfalls nicht, wir haben es hier mit klassischen Displayrändern zutun. Je nachdem, welches Rendering man sich anschaut, sind die mal größer und mal kleiner.
Die Rückseite ist trotz des auffälligen Carbon schon fast als schlicht zu bezeichnen. Kein riesiges Kamera-Element, kein Fingerabdrucksensor. Der findet nämlich im Rahmen seinen Platz, ebenso wie der USB C-Anschluss, der tatsächlich – man glaubt es kaum – via USB 3.1 angebunden ist. Einen 3,5mm-Klinkenanschluss hat man vor lauter Aufregung über den aktuellen USB-Standard aber leider vergessen.
Zusammenfassung
Das Carbon 1 ist schier unglaublich leicht und dünn, schick und vermutlich auch sehr robust. Der Hersteller versucht nicht, ein bekanntes Design zu kopieren, sondern kocht munter sein eigenes Süppchen. Am ehesten erinnert das Carbon 1 noch an ältere Sony-Smartphones, aber auch der Vergleich hält nicht so wirklich stand. Einen riesigen Daumen nach oben gibt es außerdem für den via USB 3.1 angebundenen USB C-Port.
Technische Daten des Carbon 1
Prozessor, Speicher & Akku
Im 799€ teuren Carbon 1 verrichtet der MediaTek Helio P90 seinen Dienst. Den kennen wir unter anderem aus dem Ulefone Armor 7, Oppo Reno 2 Z und Doogee S95 Pro. Das sind allesamt Smartphones unter 300€ – das Ulefone Armor 7E mit demselben Chipsatz kostet sogar unter 200€. Für den hohen Preis des Carbon 1 würden wir also definitiv einen besseren Prozessor erwarten, einen Snapdragon 765G oder MediaTek Dimensity 1000+ zum Beispiel. Immerhin unterstützt der Helio P90 auch kein 5G, was die Zukunftssicherheit und damit auch die Nachhaltigkeit, die sich das Unternehmen so groß auf die Fahne schreibt, beeinträchtigt.
Immerhin wurde beim Arbeitsspeicher offenkundig nicht gespart – acht Gigabyte LPDDR4X-RAM sind durchaus stattlich. Die 128 Gigabyte UFS 2.1-Hauptspeicher sind bei Verzicht auf Dual-SIM erweiterbar (Hybrid-Slot). Eine Konfiguration mit mehr Speicher bietet Carbon Mobile aktuell nicht an.
Und dann kommen wir noch zum Akku, der mit 3.050 mAh ziemlich klein ausfällt. Laut Hersteller sei ein Tag Laufzeit garantiert – ob das auch für Power-User gilt, wagen wir zu bezweifeln. Der Helio P90 ist zwar nicht mehr ganz so hungrig wie einige seiner Vorgänger, für seine Energieeffizienz bekannt ist der Chip dennoch nicht. Über die Aufladegeschwindigkeit gibt Carbon leider keine Auskunft.
Display & Kameras
Beim Display sieht es dafür um so besser aus! Carbon verbaut ein sechs Zoll großes AMOLED-Display mit 2.160 x 1.080 Pixel und 600cd/m² Helligkeit. Die Pixeldichte beträgt sehr gute 402 Pixel pro Zoll. Dank des vorinstallierten (Stock) Android 10 wird außerdem der systemweite Dark Mode unterstützt.
Zum Fotos machen und Filmen stehen drei Kameras zur Verfügung, wovon eine nur zur Unterstützung der Hauptkamera gedacht ist (TOF-Sensor). Auf der Vorderseite steht eine Selfie-Kamera mit 20 Megapixel Auflösung und elektronischer Bildstabilisierung bereit. Der Bildsensor hört auf den Namen S5K3T2 und bietet 0,8μm große Pixel. Das Objektiv hat eine Blende von f/2.2. Auf der Rückseite ist eine 16-Megapixel-Kamera für Fotos und 4K-Videos mit 30 Bildern pro Sekunde zuständig. Es wird wieder eine elektronische Bildstabilisierung unterstützt. Die Pixel des S5K3P9 sind 1,0μm groß und das Objektiv hat eine f/2.01-Blende.
Konnektivität
Dass 5G nicht mit an Bord des Carbon 1 ist, haben wir ja bereits festgestellt. Ansonsten ist das Smartphone aber ausgezeichnet aufgestellt:
- 2G: GSM 850/900/1.800/1.900
- 3G: WCDMA 1/2/4/5/8
- 4G: LTE 1/2/3/4/5/7/8/20/28/38
VoLTE und VoWifi sind ebenfalls mit an Bord. Für Zuhause bringt das Carbon 1 WLAN a/b/g/n/ac mit, außerdem ist Bluetooth 5.0 inklusive aptX und aptX HD mit dabei. Nein, aptX funktioniert nicht nur mit Prozessoren von Qualcomm – der amerikanische Hersteller lizenziert seine Audioübertragungsstandards durchaus auch an andere Unternehmen. Nicht zu vergessen ist der NFC-Support des Carbon 1.
Preis, Verfügbarkeit & Fazit
Bis auf den nicht dem Preis entsprechenden Prozessor und dem ziemlich kleinen Akku macht das Carbon 1 eine ganze Menge richtig! Besonders die Liebe zum Detail ist an einigen Stellen wirklich überraschend. Das dünne Carbon-Gehäuse und das daraus resultierende geringe Gewicht sind ebenfalls überzeugend. Ab 2021 kommt dann noch dazu, dass das Smartphone in Deutschland gefertigt werden soll. Zum aktuellen Zeitpunkt finden wir 799€ aber etwas überzogen, selbst wenn man die sicherlich sehr hohen Entwicklungskosten für das Gehäuse am Standort Deutschland mit einberechnet.
Das Carbon 1 kann über den offiziellen Shop des Herstellers vorbestellt werden. Das Smartphone kostet 799€ inklusive Versand in die EU. Der Versand soll im Oktober 2020 anlaufen – wenige Kunden haben außerdem bereits vor einigen Monaten die sogenannte Founder Edition erhalten. Im Preis inbegriffen ist die Carbon Care getaufte Garantie, die das Smartphone für ein Jahr so gut wie vollständig absichert. Durch Eigenverschulden nötige Reparaturen sollen so ebenfalls günstiger sein.
Was haltet ihr vom Carbon 1? Endlich mal frischer Wind in der Smartphone-Industrie oder ein überteuertes Konzept-Handy eines zum Scheitern verurteilten Start-Ups? Schreibt es uns in die Kommentare!
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€ 799 für sowas zu verlangen ist wirklich unverschämt. Selbst wenn es schon heute aus deutscher Zusammenbau-Produktion kommen sollte, wären höchstens € 500 angemessen. Denn die einzelnen Bausteine kommen doch aus China-Korea-Japan. Vielleicht das Carbongehäuse aus Deutsschland, aber das machen Roboter-Automaten und sicher stricken es nicht liebe Omas im Keller.
das ist doch uralt.
https://www.wamda.com/2016/09/dubai-startup-produced-worlds-thinnest-smartphone
man achte aufs datum.
und plötzlich ist es designed in berlin. lachhaft
Wir sind immernoch elendig weit von 8″ entfernt, da kommt einer um die Ecke und wirft so nen Däumling in den Ring. Das funktioniert doch nur, wenn die Zielgruppe irgendwelche weiteren mobilen Geräte wie Laptops oder Tablets nutzt? In Summe bin ich doch mit einem “Mate XYZ” und ohne Läppi oder Tablet besser für die Umwelt (und den Geldbeutel). Für mich ist es defintiv nicht der Prozessor, obwohl ich mit meinem Handy spiele, sondern die Größe, weil ich mit meinem Handy spiele, die es disqualifizieren. Das hat mit dem Preis nur zweitrangig zu tun, den ich aber ebenfalls für völlig… Weiterlesen »
irgendwie erinnert mich das aussehen an die sony xperia modelle z2,z3,z5 usw..
800€ sind zu viel dafür da kaufe ich lieber 2oder3 gute handys von den chinesischen anbietern.
Karbon ist viel zu teuer als dass man es für sowas verschwendet.
Genau das ist es nämlich, da keiner für ein höchstens Mittelklasse-Handy so viel zahlt.
Zumal Carbon ja auch noch Sonderműll ist, da man es nahezu nicht Recyceln kann.