TCL & Alcatel
Der chinesische Elektronikhersteller TCL (nicht zu verwechseln mit TLC) ist wahrscheinlich nicht allzu vielen bekannt, besonders nicht für seine Smartphones. Diese werden in Europa nämlich unter dem Namen Alcatel vertrieben. Doch wie kam es zu der Partnerschaft zwischen dem französischen Unternehmen Alcatel und der chinesischen TCL Corporation? Welche Produkte stellen die jeweiligen Unternehmen her und wie sind diese in Deutschland zu bekommen?
Die TCL-Unternehmensgruppe: Geschichte & Zahlen
TCL wurde 1981 gegründet und ist seitdem zu einem der größten Hersteller für TV-Geräte aufgestiegen. Laut eigener Angaben ist man nach dem Produktionsvolumen gemessen der aktuell zweitgrößte TV-Hersteller der Welt. Doch auch einige andere Geschäftsbereiche werden für das Unternehmen immer wichtiger.
So hat sich TCL besonders auf die Produktion von Haushaltsgeräten fokussiert. Das Angebot umfasst unter anderem Kühlschränke, Waschmaschinen, Audioprodukte und Blu-Ray-Player. Weniger groß ist bisher das Smartphone-Geschäft, besonders unter dem Markennamen TCL werden nur sehr vereinzelt Modelle in ausgewählten Märkten vertrieben.
Der CEO von TCL, Li Dongsheng, möchte die Firma langfristig zu einem “chinesischen Sony oder Samsung” machen. Im Bereich der Fernsehgeräte ist das tatsächlich schon gelungen. Bis das Unternehmen aber ähnliche Umsätze erzielt und in ähnlich vielen Geschäftsbereichen stark aufgestellt ist, wird noch viel Zeit vergehen.
Das interessante an Sony und Samsung ist nämlich, wie viele andere Produkte und Unternehmen von diesen Firmen abhängig sind. In so gut wie jeder modernen Spiegelreflex- oder Systemkamera steckt ein Bildsensor von Sony. Die meisten aktuellen Flaggschiff-Smartphones kommen mit Displays von Samsung. An diesem Punkt ist TCL bisher einfach noch nicht angekommen.
Alcatel: der gescheiterte Nokia-Konkurrent
Alcatel wurde 1898 in Frankreich gegründet, zu Anfang noch unter anderem Namen. Seit 1985 firmierte die Firma unter dem heute bekannten Namen. Durch viele Zukäufe im Bereich der Telekommunikation wuchs das Unternehmen rasant, stürzte aber durch die Dotcom-Blase 2001 in eine Krise, von der es sich nicht wieder erholen würde. In Folge dessen fusionierte Alcatel 2005 mit dem amerikanischen Konkurrenten Lucent Technologies.
Viele Geschäftsbereiche wurden während und nach der Bekanntgabe des Joint Venture abgestoßen. Dazu zählt auch die Smartphone- und Tablet-Sparte, die bereits 2004 an TCL abgegeben wurde. Damit hat TCL die Vertriebsrechte für Mobiltelefone unter dem Namen Alcatel. Das verbleibende Unternehmen namens Alcatel-Lucent konzentrierte sich vor allem auf die Entwicklung von Telekommunikationslösungen für Mobilfunk-Provider und stand damit in direkter Konkurrenz zum finnischen Konzern Nokia.
Andere Teile des Unternehmens wurden an die französische Thales-Gruppe abgestoßen. Doch auch mit der Fokussierung auf das Kerngeschäft konnte sich Alcatel-Lucent nicht retten und wurde 2016 vollständig von Nokia übernommen. Der Markenname Alcatel wurde in Folge dessen von Nokia beerdigt – nur die Mobiltelefone von TCL dürfen wegen der Verträge des früheren Joint Venture noch unter dem Namen vertrieben werden.
TCL ist der bekannteste unbekannte Player auf dem Smartphone-Markt
Während TCL in Bezug auf Smartphones wirklich den wenigsten ein Begriff sein dürfte, sind die OneTouch-Geräte von Alcatel hierzulande schon deutlich bekannter. 2016 ist TCL aber noch ein großer Coup gelungen. Seit diesem Jahr hat der Hersteller nämlich die Rechte dazu, Handys unter dem Namen Blackberry zu verkaufen. Daraus entstanden ist unter anderem die Key-Reihe, die ein Android-Betriebssystem mit dem typischen Blackberry-Design inklusive mechanischer Tastatur kombiniert.
Über die Marktanteile der TCL-Marken haben wir leider keine genauen Informationen. In den meisten Statistiken werden nur die Top fünf visualisiert und die restlichen Marken als sonstige angegeben. Der Spiegel attestiert Alcatel in einem Bericht von 2013 ein dreistelliges Wachstum und insgesamt haben wir in den letzten Jahren gesehen, dass Anbieter günstiger Smartphones den Premium-Marken Marktanteile abgraben.
Aktuelle Smartphones unter dem Markennamen TCL
Auf der deutschen TCL-Seite ist aktuell nur ein einziges Smartphone gelistet: das TCL Plex. Dabei handelt es sich um ein Mittelklasse-Handy aus September 2019 mit einem Snapdragon 675 und einer Triple-Kamera. Das TCL Plex ist auch in der Tat über Amazon Deutschland bestellbar. Ohne das Smartphone je getestet zu haben, wollen wir darauf hinweisen, dass wir vom Preis-/Leistungsverhältnis zumindest anhand der technischen Daten gemessen nicht wirklich überzeugt sind.
Vor kurzem haben wir außerdem über die neue TCL 10-Serie berichtet, die aus drei Smartphones besteht und ebenfalls in der Mittelklasse angesiedelt ist.
Abgesehen davon sieht das Portfolio des Herstellers tatsächlich nicht sonderlich spannend aus. Die meisten anderen Modelle sind schon vor relativ langer Zeit vorgestellt worden und insgesamt listet Kimovil gerade einmal 24 TCL-Smartphones, was wirklich extrem wenig ist (im Vergleich: von Vivo werden 246 Modelle gelistet).
Unter dem Markennamen Alcatel herrscht deutlich mehr Vielfalt
Für Alcatel listet die Webseite Kimovil hingegen 103 Modelle. Viele davon sind relativ alt, aber es gibt auch einige aktuelle Smartphones, die teilweise sogar in Deutschland vertrieben werden. Zuletzt haben wir auf Chinahandys.net zum Beispiel über das neue Alcatel 1S berichtet, dessen Vorgänger zeitweise sogar bei Aldi verkauft wurde.
Bei der Einteilung der Modellreihen orientiert sich Alcatel ein bisschen an Nokia. So gibt es die Reihen 1, 3 und 5. Je höher die Zahl, desto teurer und hochwertiger das Gerät. Statt wechselnder Modellnamen werden einfach jedes Jahr dieselben Bezeichnungen benutzt und zur Distinktion die Jahreszahlen dahinter geschrieben. Das eben erwähnte Alcatel 1S (2020) ist also der Nachfolger des Alcatel 1S (2019) und in der günstigsten Modellreihe angesiedelt.
Von der Alcatel 3-Reihe gibt es bisher noch keine Variante für 2020, weswegen die aktuellen Modelle sogar günstiger sind als die 1er-Reihe. Die 5er-Reihe ist allerdings merklich teurer und hochwertiger. Die Technik ist zwar immer noch maximal in die untere Mittelklasse einzuordnen, das Design und die verwendeten Materialien sind aber deutlich schicker und hochwertiger als die eher zweckmäßigen Gehäuse der unteren Reihen.
Zum aktuellen Zeitpunkt haben wir kein derzeit verfügbares Alcatel-Smartphone getestet, wir bemühen uns aber für ein Testgerät des Alcatel 1S. Die aktuellen Modelle aus der 5er-Reihe können wir aufgrund des sehr hohen Preises nicht empfehlen. Bei den Alcatel 3-Modellen kann man aber derzeit – kurz vor dem Modellwechsel – vielleicht ein Schnäppchen machen.