BQ hat finanzielle Probleme – Das Ende der Budget Smartphone-Marke?
BQ ist eine Smartphone-Marke, die sich auf Budget- und Mittelklasse-Modelle konzentriert. Oder sollte ich besser schreiben “war”? Allem Anschein nach ist BQ nämlich für immer verschwunden, finanzielle Probleme und eine neue Ausrichtung des Mutterkonzerns haben die Marke zu Grabe getragen. Wir geben euch eine Zusammenfassung über die Geschichte der einst spanischen Smartphone-Marke. Weiter schauen wir uns an, wie sich das Ende des Unternehmens schon 2019 angekündigt hat.
Die Geschichte von BQ: das einstige Schwergewicht aus Spanien?
BQ wurde aus einem studentischen Projekt heraus 2006 unter dem Namen Memorias USB gegründet. Die Kommilitonen aus Madrid, Spanien hatten sich dem Import und Weiterverkauf von USB-Speichern verschrieben. 2008 erfolgt dann die Gründung eines weiteren Unternehmens unter dem Namen Mundo Reader S.L..
Nach erheblichen Erfolgen im Bereich der E E-Book-Reader benennt sich die Firma 2010 in BQ um und nimmt Tablets in ihr Programm mit auf. 2011 und 2012 war BQ die zweitmeistverkaufte Marke auf dem spanischen Markt im Bereich Tablets und E Book-Reader. Im März 2013 erschien unter dem Namen Aquaris das erste Smartphone. 2014 folgte das Aquaris E5, das in diesem Jahr das meistverkaufte Smartphone ohne Vertrag in Spanien war.
Über die nächsten Jahre stellte BQ immer weiter neue Smartphone-Modelle vor. Außerdem engagierte sich die Firma in den Bereichen 3D-Druck und Robotik. 2018 wurde erstmals bekannt gegeben, dass die vietnamesische Vingroup einen Mehrheitsanteil übernehmen wolle. Dieser Punkt ist ein Bruch in der Erfolgsgeschichte von BQ, die allerdings 2016 schon einen Knacks bekommen hat. Das Geschäftsjahr wurde mit schweren Verlusten abgeschlossen.
Die Vingroup ist ein Mischkonzern aus Vietnam, der Vorsitzende gilt als der reichste Mensch des Landes. Das Unternehmen ist in allen möglichen Geschäftsfeldern aktiv: Immobilien, Einzelhandel, Gesundheit, Landwirtschaft und sogar Bildung. Unter dem Namen VSmart verkauft der Konzern Smartphones in Vietnam. Es liegt also nahe, dass die Unternehmensgruppe sich mit BQ eine in Europa bekannte Marke sichern will, um auf Expansionskurs zu gehen. Leider kam es aber ganz anders…
Der Untergang von BQ und Mundo Reader: Rückzug aus dem Consumer-Markt
Im März 2019 wurde das letzte Smartphone unter dem Markennamen BQ vorgestellt. Danach wurde immerhin der Support noch fortgesetzt – es gab neue Updates und Reparaturmöglichkeiten für Käufer. Zu dieser Zeit wurde auch die deutsche Präsenz in den sozialen Medien beendet.
Ende 2020 wurden dann auch die Reparaturangebote restlos gestrichen – BQ ist komplett verschwunden. Laut einem spanischsprachigen Bericht von xataka.com können selbst im Garantiefall keine Mitarbeiter des Unternehmens mehr erreicht werden. Schlimmer noch: Die Angestellten werden seit September 2020 nicht mehr bezahlt, das Unternehmen wird vollständig aufgelöst.
Für viele Mitarbeiter besteht eine große Bindung zum Unternehmen. Man wolle es nicht von sich aus verlassen, was aber immer schwieriger wird, wenn keine Bezahlung mehr eintrifft. Die Webseite von BQ – einst auch zum Download von Bedienungsanleitungen und Updates gedacht – ist seit Oktober nicht mehr erreichbar. Die Anfrage nach einem Download-Link eines Käufers wurde nur mit einer wenig aufbauenden Antwort versehen: “Es tut uns leid, es gibt keine Alternative [zur Webseite]”.
Im November gibt es endlich eine offizielle Mitteilung. BQ und Mundo Reader seien bankrott und müssen den Service für bereits gekaufte Telefone einstellen. Aber wie konnte es überhaupt so weit kommen? Allem Anschein nach geriet die vietnamesische Muttergesellschaft in finanzielle Schwierigkeiten, ausgelöst durch die andauernde Pandemie des Virus Covid-19. Unter anderem die von der Vingroup betriebenen Lebensmittelgeschäfte und der Autohersteller Vinfast schreibe tiefrote Zahlen.
Das endgültige Ende von BQ?
Die Mitarbeiter von BQ vermuten, dass die Muttergesellschaft derzeit wichtigere Probleme hat, als die Wiederbelebung eines sowieso schon schwächelnden Smartphone-Herstellers aus Europa. Ganze Geschäftszweige werden derzeit abgestoßen und neu organisiert. Selbst die Mitarbeiter von BQ hätten bisher kein endgültiges Statement von der Vingroup erhalten. Fest steht nur, dass es ohne frisches Geld nicht weitergehen kann. Die Corona-Pandemie fordert mit BQ also ein weiteres Opfer.
Ende November hat sich Vingroup endlich zu Wort gemeldet. Man würde den BQ-Mutterkonzern Mundo Reader finanziell unterstützen wollen, erhalte aber keine Antwort. Ohne Einblicke in die Geschäftszahlen würden alle Geldgeber abspringen und nur die Vingroup alleine könne Mundo Reader nicht finanzieren. Der Mutterkonzern schiebt die Schuld also BQ zu. Wie auch immer es in der Realität sein mag – BQ ist untergegangen. Dieses Kapitel europäischer Smartphones endet. Dabei hat VSmart (die Smartphonesparte der Vingroup) erst Ende 2020 verlauten lassen, dass man in weitere Märkte expandieren will. BQ wäre hier das perfekte Sprungbrett in Europa gewesen. Aber daraus wird jetzt wohl nichts mehr werden.
Fazit
BQ-Smartphones waren außerhalb Spaniens nie exorbitant erfolgreich. Dennoch war es eines weniger europäischer Unternehmen, die sich in diesem Markt noch behaupten konnten. So sehr wir Chinahandys auch lieben – ein wenig frischer Wind aus Europa würde der Industrie sicherlich nicht schaden. Nun bleiben eigentlich nur noch HMD Global mit Nokia (Finnland) und Gigaset (Deutschland) übrig.
Wie seht ihr das? Hat der Konkurrenzdruck einfach nur ein weiteres Opfer gefordert? Findet ihr es schade, dass Smartphones mit einer europäischen Note immer weiter aussterben?
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Als ich damals endgültig weg von den “Big Playern” wie z.B. Samsung wollte, hatte ich mir ein Smartphone gesucht, welches am Besten mit Stock Android ausgeliefert wird, keine High-End Hardware verbaut hat und über einen günstigen Preis verfügt. Gefunden hatte ich das BQ Aquaris X5 Plus und war überrascht, wieviel Leistung man zu dieser Zeit für so einen günstigen Preis erhielt. Ich war mit dem Gerät mehr aus zufrieden, sodass nach kurzer Zeit auch meine Partnerin sich eins holte. Leider gab es bei dem Gerät manchmal das Problem, dass sich Akku’s aufblähten. Auch bei meinem Modell war dies der Fall.… Weiterlesen »
Danke für deinen ausführlichen Kommentar! Ich finde es immer wieder spannend zu sehen, welche Geschichten einige unserer Leser mit den kleineren Herstellern haben (BQ, LeEco und co.). Es freut uns sehr, dass ihr durch uns wieder zufrieden mit euren Smartphones seid! 🙂
Viele Grüße
Benjamin
Ich hab immer noch ein LeEco, das ich vor 4 Jahren fuer 99 euro gekauft hatte. Sensationelle Verarbeitungsquaitaet und Langlebigkeit.Bestes budget phone ever. Um diese marke ist s wirklich schade.
Gehört Nokia nicht Alcatel? Sind sie also nicht schon chinesisch geworden?
Alcatel gehört zu TCL, einem chinesischen Konzern. Nokia gehört zu HMD Global und ist damit in der Tat auch in chinesischer Hand, die Marke ist aber zumindest etwas ureuropäisches. 😉
HMD Global ist ein rein finnisches Unternehmen!
Hallo. Da ihr Gigaset schon erwähnt, wäre ein Test des GS4 Interessant. Die dortigen Kameras sind komplett plan ins Gehäuse integriert, was ich ziemlich cool finde. ?
Das ist in der Tat spannend, ich kläre das mal ab. 🙂
Schade wäre es wenn ein Unternehmen ausstirbt, welches, wenn auch nur in einer Nische Geräte anbieten würde oder angeboten hätte, welche in irgendeiner Art “Konkurrenzlos” gewesen wären. Als Beispiel sei da ein kleines Gerät genannt weil die Argumentation, ja häufig die ist, dass Geräte welche in Asien hergestellt werden hauptsächlich für den asiatischen Markt hergestellt werden und dort größere Geräte gefragt sind. Oder ein Smartphone mit einer sehr guten Ausstattung bei welchem nicht der schnellste SOC zum Einsatz kommt um Kosten zu reduzieren. Einen guten Ansatz dahingehend war das Mi Note 10, welches in diese Richtung ging aber… Weiterlesen »
Gut geschrieben Benjamin. Aber selbst mit der Vingroup im Rücken, hätten sie nach der Anlandung Xiaomi’s in Spanien, nicht ewig durchgehalten.
mfg
Besten Dank! Vermutlich hast du damit Recht, aber schade ist es irgendwie trotzdem.