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Nachdem Benjamin in letzter Zeit so vorzügliche Kopfhörer testen durfte, habe ich mich angeschickt, um seine HiFi Corner um ein weiteres Exemplar zu erweitern, welches jedoch einen klassicheren In-Ear Ansatz verfolgt. Konkret geht es um den Bowers & Wilkins PI3, einen Kopfhörer mit Nackenband, der für 200 € über die Ladentheke geht. Können sich die Nackenband Kopfhörer ein wahres HiFi-Sigel verdienen?
Willkommen in der ChinaHandys.net HiFi Corner! Heute mit meine Wenigkeit – Max Drechsel. Du kennst mich vielleicht aus einer Vielzahl an Kopfhörer Beiträgen oder aus der True Wireless Bestenliste. Spaß beiseite – neben Smartphones und Computern im Allgemeinen ist Audio eine meiner größten Interessen und so schreibe ich nun hier im Namen von Meister Benjamin Kalt und bereichere den HiFi-Corner (hoffentlich) mit einem passenden Artikel.
Bisher sind in dieser Reihe folgende Tests erschienen:
- Over Ear-Kopfhörer:
- On Ear-Kopfhörer:
- Multiroom-Lautsprecher:
Design & Verarbeitung des Bowers & Wilkins PI3
I am blue. Naja nicht ich, sondern unser Exemplar der PI3 von Bowers & Wilkins. Blau ist aber nicht die einzige Farbe, denn es steht auch Gold und Space Grey zur Auswahl. Es handelt sich natürlich vom Design her um klassische In-Ears an einem Nackenband. Das Band selbst ist aus einem eher steiferen Gummi, während die Enden mit den Kopfhörern schön elastisch sind.
Das Gummi geht bis in den eigentlichen Kopfhörer über, wodurch dieser auch gleichzeitig den Knickschutz bildet. Doch der hintere Teil des Korpus selbst besteht natürlich nicht aus Gummi, B&W setzt hier auf Aluminium. Auf der gegenüberliegenden Seite mit dem Lautsprecherausgang kommt allerdings wieder Kunststoff zum Einsatz. Bedeckt wird dieser allerdings von einer weiteren, wechselbaren Gummischicht mit Haken. An der Spitze am 5 mm großen Lautsprecherausgang kommt ein separater wechselbarer Aufsatz zum Einsatz. Geschützt wird der Ausgang von einem so feinmaschigen Stoffnetz, dass man einen der dahinterliegenden Treiber sehen kann.
Auf halber Strecke zu den Ohrstöpseln befindet sich die Bedienungseinheit. Sie selbst besteht aus Kunststoff, die Knöpfe sind aber ebenfalls aus Aluminium. Verstärkt mit Metall ist auch der USB Type-C Anschluss. Eine Musiksteuerung befindet sich auf der rechten Seite, der Power-Button an der linken.
Beim Gewicht kommt die gesamte Konstruktion der Bowers & Wilkins PI3 auf gerade mal 32 Gramm und das bei einer echt gelungenen Verarbeitungsqualität. Dass man hier eine gewisse Qualität kauft, sieht man schon an den wechselbaren Stöpseln. Alle beiliegenden Stöpsel haben einen mehrere Millimeter dicken Schaumstoffeinsatz, der verhindert, dass Dreck überhaupt erst an den Treiber dringen kann und dieser Einsatz ist sogar wechselbar.
Lieferumfang
Zugegeben, so aufwendig und durchdacht die Kopfhörer gestaltet sind, so langweilig sieht die Verpackung aus. Diese ist zwar riesig und die abgedruckten Bilder sehr hochwertig, im Kern ist diese aber nur Weiß. Im Inneren sind die Bowers & Wilkins PI3 in einer dicken Schaumstoffform gebettet, die leider etwas unangenehm riecht. Die Kopfhörer tragen zu Beginn diesen Geruch, er verfliegt aber nach einem Tag außerhalb der Box. Unterm Schaumstoff befinden sich dann die Bedienungsanleitung, ein Garantieheft, eine Tragetasche aus Stoff mit Spannverschluss, jeweils zwei Paar Aufsätze für die Spitze und für die Ohrhaken. Zu Allem gesellt sich natürlich ein Type-C Ladekabel.
Tragekomfort
Wie bei Nackenbandkopfhörern üblich, setzt B&W auch beim PI3 auf eine Gewichtsverteilung über die Schultern und den Nacken. Für mich haben die Kopfhörer einen bequemen Sitz gehabt und die Ohrhaken ließen sich sehr leicht eindrehen, bräuchte es aber nicht unbedingt. Wer will, kann diese entfernen.
Vom Gewicht merkt man sowieso kaum was von den Bowers & Wilkins PI3, der Druck im Ohr hält sich in Grenzen und ließ die In-Ears auch über mehrere Stunden nicht unangenehm auffallen. Die Tasche ist mit 15 x 9 cm relativ klein gehalten, sodass diese auch in bequem in einer Jackentasche mitgeführt werden kann.
Sound & Abstimmung der Bowers & Wilkins PI3
Ob sich Bowers & Wilkins bei der Abstimmung der Kopfhörer an den größeren Geschwistern orientiert hat, kann ich nicht sagen. Was ich sagen kann, ist, dass man sich für zwei verschiedene Treiber pro Kopfhörer entschieden hat. Zum Einsatz kommt ein Hoch/Mitteltöner sowie ein Tieftöner. Ebenfalls dabei ist adaptive aptX, was zwar nicht die uneingeschränkt höchste Form von aptX darstellt, dafür jedoch die modernste. Adaptive aptX passt sich je nach Einsatzzweck an und balanciert so Latenz und Sounderlebnis aus. Theoretisch kommt also beim Spielen eine andere Bitrate zum Einsatz, als dies bei Musik der Fall wäre.
Bevor wir nun zur Einschätzung und dem klanglichen Erlebnis der Bowers & Wilkins PI3 kommen, will ich nur noch kurz darauf hinweisen, dass Musikhören immer ein vollkommen subjektiver Vorgang ist. In den Preisbereichen, in denen sich die Kopfhörer der HiFi-Corner bewegen, sollte man die Kopfhörer vorher Probehören. In der Regel darf und kann man das, mit seiner eigenen Musik, im Audioladen seines Vertrauens.
Ausgewogenes und spaßiges Erlebnis: der Bowers & Wilkins PI3
Ich kenne zwar die anderen Kopfhörer von B & W nicht, doch kenne ich das, was die Chinesen uns in dieser Preisklasse vor die Nase setzen. Am ehesten kommt mir das 1More mit seinen True Wireless ANC Pro oder das 1More Dual Driver ANC Pro in den Sinn. Und da muss ich sagen, macht 1More einen guten Job, doch die B & W können ebenfalls überzeugen.
Ordentlich abgestimmt und mit einem Hang zur Ausgewogenheit präsentiert sich das Klangbild der PI3. Kleine Abstecher in die Bassbereiche sind gerne gesehen und auch erwünscht, hier punkten die PI3, denn egal, ob es ordentlich rummst oder feinste Melodien von Streichern aufgefahren werden, es sitzt.
Die einzige offensichtliche Schwäche, die ich den PI3 in meinem Testzeitraum unterstellen kann, ist die Lautstärke. Nein sie sind nicht zu leise, keinesfalls, aber so richtig entfaltet sich das Potenzial erst, wenn man ordentlich aufdreht. Dann aber schlagen die Treiber präzise auf die Trommelfelle ein und erzeugen, je nach Track, eine richtig tolle Atmosphäre. Dynamische Lieder? Ja bitte, denn auch damit konnte ich die Bowers & Wilkins PI3 nicht wirklich ins Schwitzen bringen. Ob hier adaptiv aptX eine Rolle spielt oder die Ingenieure bei der Aufteilung auf die beiden Treiber einfach nur gute Arbeit abgeliefert haben? Ich weiß es nicht. Aber das Ergebnis macht Spaß.
Oder kann doch etwas an der lupenreinen Wiedergabe rütteln? Besonders spitze Höhen werden manchmal etwas unsauber ausgeführt. Selten und mit Blick auf den normalen True Wireless Earbud immer noch Top, aber eben hörbar.
Ein paar Beispielsongs…
Ich bin ja ein Freund von sehr unterschiedlicher Musik. So beginnt mein Test mit Me & You von Nero (Dirthyphonie Remix) um dem Bass mit ordentlich Dubstep auf den Zahn zu fühlen. Da wackelt es in den Ohren, während die wenigen Gesangspassagen aber trotzdem ordentlich wiedergegeben werden, wobei der Track zwar nicht mit Details und Dynamik überzeugt, kann es der Bassbereich umso mehr.
Weiter geht es mit einer 360° Wende in Richtung Rock oder Metal? Percival Schuttenbach mit Pasla. Die kratzige und kräftige Stimme von Joanna Lachner wird hier in vollen Zügen ausgespielt. Wenn die anderen Damen einstimmen, kann man deutlich die Dynamik heraushören, die jede Stimme einbringt. Der Akkustikpart in der zweiten Hälfte besticht dann mit vielen Details und hier kommt schließlich auch wieder der Bass zum Einsatz, das Lied ist im Allgemeinen aber eher auf der wärmeren Seite.
Meiner Meinung nach spanisches Flair verbreiten Two Steps from Hell mit The Devil Plays a Smoking Trumpet. Elegante Titelwahl, aber passend. Während die erste Hälfte des Stücks, welches komplett ohne Gesang auskommt, auf ein volles Orchester setzt und hier sehr viel Dynamik durch die Mischung an Instrumenten abgefragt wird, bekommt die rauchende Trompete in der zweiten Hälfte ihr Solo, bekräftigt von einigen Bongos. Hier hört man in den Spitzen klar heraus, dass die Bowers & Wilkins PI3 Probleme haben, diese sauber wiederzugeben und stattdessen etwas von der Brilanz verschlucken, die sonst einwandfrei besteht. Aber wem will man was vorwerfen, die Trompete hat nach dem Auftritt geraucht…
Ich bin ein Freund von Soundtracks. Filme können das schon länger, aber seit sich Spiele von der 8 Bit Ära verabschiedet haben, also gegen 1988, sind einige schöne Stücke entstanden. Heute werden viele große Titel durch ein Orchester untermalt so auch The Witcher 3: Wild Hunt, dessen Theme Geralt of Rivia von Marcin Przybyłowicz mit einer Skurrilität aufwartet. Etwa zur Hälfte gibt es einen “Bassdrop”, aber nicht von einem Bass, sondern von einem Dudelsack. Keine Ahnung wie, aber es funktioniert. Das restliche Stück ist düster, bedient sich vieler Details, doch diese eine Passage und deren spitzen Höhen lässt die Bowers & Wilkins PI3 wieder etwas straucheln, nicht so schlimm wie beim Two Steps Form Hell Track, aber hörbar. Es ist also reproduzierbar.
Okay ein Dynamikmonster habe ich noch, dann gibt es etwas Pop. Lords of Iron von Antti Martikainen. Ihr wolltet schon immer den Highlander in euch erwecken? Ich denke, dieser Mix aus Metal und Orchester schafft das ganz gut. Geführt wird der Titel zu Beginn von einer Flöte und die Härte untermalt regelmäßig ein Männerchor. Doch in diesem Lied werden nicht einfach 9 Minuten lang Schlagzeug, E-Gitarren und Bass zum Glühen gebracht, es gibt auch immer wieder melodische Ausflüge, die Flöte wird durch eine Drehleier ersetzt, die Bässe weichen einer Geige und alles dudelt etwas vor sich hin, bevor einen die Metal-lastige Realität wieder gegen einen Felsen schmeißt. Die PI3 bewältigen so ein Stück, als hätte man sie dafür gemacht. Die Höhen sind nicht zu spitz, die Bässe genau richtig und die Mitten sorgen für eine spaßige Reise.
Für heute ist es die gute alte Rihanna geworden. Zwar wurde der Track für einen Film geschrieben, aber hey, es ist Pop. Sledgehammer heißt der Song und hat alles, was so ein Popsong haben muss. Die Bowers & Wilkins PI3 arbeiten hier sehr sauber und lassen keinen Raum für Kritik. Bässe, die das Lied von Beginn an untermalen. Eine Sängerin, die mit Ihrer Stimme den ein oder anderen Wandel vollzieht und zum Schluss eine melodische Auffüllung mit einigen Details. Was mir an diesem Track besonders gefällt, sind die sauber durchgezogenen Nebengeräusche, die das Lied begleiten. Egal ob es die Klaviertaste ist, die sanft ein Tippen generiert, der Bass, der weich ausläuft oder die Stimme der guten Rihanna selbst, die trotz der rauchigen Note nicht ins Kratzige abdriftet. Der Bowers & Wilkins PI3 kann alles ordentlich erfassen und ans Ohr tragen.
Akkulaufzeit des Bowers & Wilkins PI3
Nackenbänder haben immer den Vorteil gegenüber reinen TWS Kopfhörern. Der Akku ist größer. So auch beim Bowers & Wilkins PI3. Der Kopfhörer bringt zwischen 7 und 9 Stunden auf die Straße. Nach nur 15 Minuten ist wieder Saft für weitere ein bis zwei Stunden da. Das reicht dann in der Regle für einen Flug oder eine Autofahrt, zumal man auch während dem Aufladen Musikhören kann.
ANC Features & Sonstiges
ANC gibt es bei den PI3 von B&W nicht, hab ich aber auch nicht vermisst. Überwiegend war der Einsatzbereich Zuhause und mehr als einmal erschreckte mich meine bessere Hälfte, weil ich sie nicht hab kommen hören. Häufig genutzt habe ich auch die beiliegende Tasche, damit die Kopfhörer nicht einfach lose rumlagen, hat sich also bewährt das Teil.
Abschließend gibt es noch einen kurzen Einblick in die App. Diese ist, abseits von gelegentlichen Firmwareupdates, nicht wirklich ein Muss. Wer ein Android oder IOS Gerät sein eigenen nennt, kann diese einfach aus dem Store herunterladen.
Hier lässt sich dann zwischen zwei verbundenen Geräten hin und herschalten. Außerdem bekommt man eine Prozent genaue Akkuanzeige und kann verschiedene Klanglandschaften abspielen, zum Beispiel zum Einschlafen. Dazu lässt sich passenderweise auch ein Timer stellen, der aber nur vorgegebene Zeiten kennt.
Praktisch ist das Abschalten der Sprachansagen. Diese waren für mich zwar nicht störend laut, hier hat man von den PX5 gelernt, aber wer sie nicht mag, macht sie eben aus. Ebenfalls sinnvoll kann die Konfiguration des Abschalttimers sein, allerdings sind auch hier die möglichen Minuten vorgegeben.
Testergebnis
Wer nach recht kompromisslosem Sound sucht und gleichzeitig den Vorteil einer langen Akkulaufzeit genießen möchte, der ist mit den Bowers & Wilkins PI3 sehr gut beraten. Zwar sind 200 € für einen „kleinen“ Kopfhörer ein happiger Preis, aber es lohnt sich, denn man bekommt auch viel dafür geboten. Im Angebot gibt es einzelne Farben zudem auch häufig für 50 € weniger.
Schade ist allerdings, dass so an den Sonderfeatures beziehungsweise der Nützlichkeit der App gespart wurde. Trotzdem sind die Bowers & Wilkins PI3 empfehlenswert.
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