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Nach längerer Pause ist es mal wieder Zeit für einen Dashcam-Test. Heute geht es um die Botslab G980H, die unter anderem 4K-Aufnahmen und eine Rückfahrkamera mitbringt. Für aktuell 130€ im Angebot klingt das ganze Paket wie ein Schnäppchen. Wir klären im Test, ob die Dashcam ihren Preis auch rechtfertigen kann.
Design & Verarbeitung
Die Botslab G980H Dashcam besteht aus drei Teilen. Das Hauptkameramodul mit einem 2,45 Zoll großen Display auf der Rückseite, außerdem drei Bedientasten, ein SD-Kartenslot und eine Status-LED. Ein Scharnier und die dazugehörige Klebefläche bilden den zweiten Teil. Hier befindet sich auch der Stromanschluss und der Anschluss für die Rückfahrkamera. Die Stromversorgung erfolgt über einen mittlerweile etwas veraltet wirkenden Micro-USB-Anschluss, während die Rückfahrkamera einen proprietären USB-Anschluss verwendet.
Den dritten Teil stellt dann die eben genannte Rückfahrkamera dar. Diese befindet sich in einem fast quadratischen Gehäuse und besitzt ein fest montiertes Kabel, welches zur Hauptkamera geführt wird. Dieses Kabel misst grob 6 Meter und sollte auch für längere Pkw ausreichen. Ich hatte beim Verbauen jedenfalls noch einiges an Kabellänge über. Das Kabel für den Stromanschluss an der Vorderseite ist mit 3 Metern ebenfalls ausreichend dimensioniert, kann aber je nach Lage des Stromanschlusses knapp werden, insbesondere wenn man das Kabel eventuell über Umwege und damit versteckter verlegen möchte.
Für den Sensor der Hauptkamera setzt Botslab auf einen Sony IMX415. Außerdem verwendet die Kamera „Sony Starvis“, was insbesondere in dunkler Umgebung zu einer deutlich besseren Bildqualität führen soll. Ob die Rückkamera denselben Sensor nutzt, wird nicht explizit erwähnt. Dafür werden die Aufnahmewinkel genannt. Vorn 170°, hinten 150°, was in meinem Fall ausreichte, um die jeweils dafür vorgesehene Scheibe komplett einzufangen.
Aufgezeichnet werden die Bilder der Frontkamera wahlweise mit 4K oder Full-HD. Rückseitig steht ausschließlich Full-HD zur Verfügung. Wählt man die 4K Aufnahme, erhält man das detailliertere Bild, wird aber auf 25 FPS beschränkt. Während bei Full-HD an der Front 60 FPS möglich sind. Rückseitig wird hingegen immer mit 25 FPS aufgezeichnet.
Lieferumfang der Botslab G980H Dashcam
In dem kleinen Karton legt Botslab allerhand Accessoires bei, die man so aber auch schon von anderen Dashcams kennt. Insgesamt ist das Set dennoch vollständig und hat sogar ein tolles Extra, denn die Botslab kommt schon mit einer 64 GB Micro-SD-Karte zu euch, die mehrere Stunden Videomaterial aufnehmen kann.
- Frontkamera
- Rückfahrkamera (integriertes Kabel, ca. 6 Meter)
- Stromkabel (Micro-USB, ca. 3 Meter)
- 64 GB Micro-SD-Karte (bis 256 GB möglich)
- Adapter (Zigarettenanzünder auf USB-A)
- Montagehebelstange
- Mehrsprachige Bedienungsanleitung
- Elektrostatische Folien (2 Stück)
Montage der Botslab G980H Dashcam
Zwar ist bei Botslab die Bedienungsanleitung etwas dürftig, aber dafür mit Bildern versehen. An der Front ist die Kamera schnell montiert. Vorher die Scheibe an der gewünschten Stelle gut abwischen, dann eine der elektrostatischen Folien aufbringen. Auf der Halterung der Kamera befindet sich ein Klebestreifen mit M3-Kleber, diesen von der Schutzfolie befreien und am besten mittig auf der Folie anbringen.
Das Ding hält darauf bombenfest. Es ist fast einfacher, den ganzen elektrostatischen Film zu entfernen, als die Halterung von der Folie zu trennen. Damit aber nicht immer die ganze Konstruktion demontiert werden muss, hat die Kamerahalterung einen kleinen Schiebemechanismus, mit dem sie abgenommen werden kann. Die Halterung, die an der Windschutzscheibe befestigt ist, bleibt dann einfach im Auto. Schwieriger wird es, wenn die Kamera nicht ganz waagerecht hängt. Zwar kann man per Software etwas korrigieren, aber durch den starken Kleber hat man eigentlich nur einen Versuch. Das Gelenk der Kamera dreht sich nur vertikal, lässt sich also nach oben und unten ausrichten, ist aber schön leichtgängig und bleibt trotzdem zuverlässig in der eingestellten Position.
Dann werden die Kabel verlegt. Der von Botslab vorgeschlagene Weg führt am Rückspiegel vorbei, je nach Position unter dem Dachhimmel, an der A-Säule entlang nach unten, durch das Handschuhfach hindurch zur Mittelkonsole, wo sich in der Regel entweder ein USB-A-Anschluss und/oder ein Zigarettenanzünder befindet. In einem Citroën C5 II Bj. 2008 reichte das Kabel für diese Strecke problemlos aus, ließ sich gut hinter Blenden und Gummis verstecken und hatte am Ende sogar fast etwas zu viel Luft. Allerdings befindet sich der Zigarettenanzünder auch sehr weit vorne, noch vor dem Schaltknauf.
Schwieriger wird es bei der Rückfahrkamera. Hier kann vor allem die Doppelbelegung der Kabelstrecke ein Problem werden, da das Kabel ja bei der Frontkamera ankommen muss und dann erst mal den gleichen Weg bis mindestens zur A-Säule nimmt. In meinem Fall habe ich das Kabel dann gut hinter den Türdichtungen über B und C-Säule verlegen können. Hinten wird die Kamera dann möglichst mittig nach demselben Schema montiert. Also erst etwas die Scheibe säubern, dann Folie aufkleben und anschließend Kamera auf Folie setzen. Das Problem mit der Nachjustierung ist hier identisch, auch die Rückfahrkamera hat nur ein Gelenk, welches nach oben und unten schwenkt. Wenn man das Kabel ordentlich fixieren kann, bleibt aber auch hier die Kamera zuverlässig auf der gewählten Position. Als kleiner Tipp, die rückseitige Kamera der Botslab G980H steht auf dem Kopf.
Bedienung & Software der Botslab G980H Dashcam
Wie für nahezu alle aktuellen Dashcams bietet auch Botslab eine App, mit der die G980H verbunden werden kann. Die Erstverbindung ist einfach, benötigt aber eine Bluetooth und parallel eine Internetverbindung. Gesucht wird die Kamera direkt über die App und an der Cam muss man den Modus für die Kopplung im Menü aktivieren.
Ist die Verbindung geglückt, kann man auf alle Menüeinstellungen der Dashcam auch über die App zugreifen. Außerdem lassen sich die gespeicherten Aufnahmen und auch ein Livebild der Dashcam auf das Handy spiegeln. Auch die direkte Übertragung der bereits vorhandenen Videos aufs Handy geht, dafür wird die 2,4 oder 5 GHz WiFi Schnittstelle verwendet. Alles bei Bedarf auch mit GPS-Daten und Geschwindigkeitsanzeige.
Nett ist auch, dass die Dashcam die gefahrenen Routen direkt über eine Google-Maps Integration aufzeichnen kann. Dabei benötigt die G980H die Verbindung zum Smartphone nicht dauerhaft, da ein GPS-Sensor integriert ist. Es ist sogar möglich, innerhalb der Dashcam nachzuvollziehen, wie gut die derzeitige GPS-Verbindung ausfällt. Weiterhin können selbstredend Firmwareupdates über die App durchgeführt werden, was in unserem Fall auch notwendig war. Der Sprung ging von 1.0.4 über 1.0.8 auf 2.0.23 und brachte neben Stabilitätsverbesserungen auch mehr Einstellungsmöglichkeiten für die Kamera und überarbeitete teilweise das Kameramenü. Man kann also sagen, dass Botslab bemüht ist, seine Software aktiv weiterzuentwickeln.
Menüführung
Die Menüführung innerhalb der Kamera wird sichtbar, wenn man einen der drei Buttons an der Unterseite betätigt. Mit den nun erscheinenden Symbolen wählt man eine grobe Vorauswahl aus „Mediathek“, „Einstellungen“ und „Kamerawechsel“. Letzteres schaltet das Bild des 2,45 Zoll Bildschirms auf die Rückfahrkamera um. Leider muss das bei jedem neuen Start wieder eingestellt werden, was etwas umständlich anmutet.
Über den Button für „Mediathek“ kommt man zu den bisherigen Aufnahmen, die noch mal in „Notfallaufnahmen“, „Aufnahmen bei Stand“ und „Normalen Aufnahmen“ unterteilt werden. Erstere sind Aufnahmen, die automatisch bei einem erkannten Unfall gespeichert werden. Letzteres zeigt im Prinzip eine fortlaufende Aufnahme als 1 Minuten Samples, bei dem das älteste Sample überschrieben wird, wenn der Speicher voll ist. Und die Aufnahmen im Stand sind ähnlich wie die Notfallaufnahmen, nur für ein geparktes Fahrzeug. Hierfür wird allerdings zusätzlich ein „Hardware-Kit“ benötigt, da die Kamera keine eingebaute Batterie hat und sich beim Ausschalten der Zündung automatisch abschaltet. Dafür muss man aber nicht immer das Kabel ziehen und braucht keine Angst zu haben, dass die Autobatterie am nächsten Tag leer ist.
Etwas komisch ist die Tatsache, dass es keine Möglichkeit gibt, manuell eine Notfallaufnahme auszulösen und so einen aktuellen Moment + einige Minuten davor und danach zu speichern. Passiert also ein speicherungswürdiges Ereignis, ohne dass man selbst durch eine Erschütterung betroffen ist, muss gezielt, die Aufnahme in der Mediathek herausgesucht werden. Nach längeren Fahrten kann das ziemlich umständlich werden.
Fahrassistenz – ADAS
Zum Schluss bewirbt Botslab noch sehr aufdringlich das ADAS-System der Kamera. Im Kern handelt es sich dabei um verschiedene Fahrassistenzsysteme, die je nach erkanntem Kamerabild eine unterstützende Information für den Fahrer liefern sollen. Befindet man sich z.B. zu nah an seinem Vordermann, wird eine Abstandswarnung ausgegeben. Dasselbe gilt für sportliches Kurvenverhalten, erkannte Personen oder das Überfahren der Fahrbahnmarkierung. Dabei wird jedes Mal eine Animation und eine Sprachausgabe abgespielt. Und ganz ehrlich: Nach drei Durchsagen nerven die Ansagen. Zumal das System z.B. beim Spurwechsel nicht erkennt, dass man gerade absichtlich die Fahrbahnmarkierung überfahren hat.
Im Test wurden Fußgänger und Fahrradfahrer tendenziell zu spät erkannt, als dass dies ein rechtzeitiges Eingreifen ermöglicht hätte. Gut funktioniert und einen praktischen Nutzen, hatte die Erkennung, ob das vordere Auto anfährt und ob man selbst zu dicht auffährt. Glücklicherweise lassen sich die einzelnen Optionen separat abschalten und auch die Audioausgabe lässt sich komplett deaktivieren, sodass nur die Animationen angezeigt werden.
Videoqualität der Botslab G980H Dashcam
Letztlich sind die meisten Optionen einer Dashcam nur Spielerei und es kommt darauf an, was man auf dem aufgezeichneten Video erkennen kann. Vor allem bei Regen und in der Nacht oder – Trommelwirbel – bei nächtlichem Regen stoßen viele Kameras an ihre Grenzen und zeigen nur noch einen Bruchteil der Szene, wenn überhaupt. Ein großes Plus kann gleich mal vorweg genannt werden, denn die softwareseitige Bildstabilisierung arbeitet hervorragend, auch bei 4K und gleicht die Kamera fast jede Unebenheit aus. Im Video könnt ihr euch selbst ein Bild davon machen, wie es um Details, Kontrast und Flüssigkeit der Aufnahmen bestellt ist. Schaut euch das Video am besten im Vollbild an einem Monitor an.
Zugegeben, die Autoscheiben, vor allem die hinteren, sind nicht gerade auf Hochglanz poliert. Dennoch bekommt man einen guten Eindruck davon, wie die Aufnahmen aussehen. Vorne sind die 4K-Videos gestochen scharf, viele Details und vor allem die Nummernschilder sind klar zu erkennen. Bei schnellerer Fahrt fällt allerdings auf, dass das Bild leicht stottert. Tagsüber sind die Aufnahmen unproblematisch, auch bei Regen reicht die Qualität völlig aus. Etwas anders sieht es bei Nacht aus. Zwar sind die Bildbereiche mit dem Lichtkegel der Scheinwerfer deutlich zu erkennen, aber alles andere bleibt ziemlich schwarz und wird kaum aufgehellt. Solange man durch eine beleuchtete Stadt fährt, mag das noch vernachlässigbar sein, aber spätestens bei Überlandfahrten sieht man kaum noch, was weiter vorne oder neben der Fahrbahn passiert.
Mit Full-HD hat man eindeutig das flüssigere Bild. Allerdings leidet die Detailschärfe deutlich. Nummernschilder sind nur lesbar, wenn sie sich in unmittelbarer Nähe des Fahrzeugs befinden. Abseits davon ist das Bild gut lesbar. Bei Nacht zeigt sich ein ähnliches Bild wie bei 4K. Dunkle Bereiche bleiben dunkel und werden kaum aufgehellt. Was der Scheinwerfer beleuchtet, ist dagegen gut erkennbar.
Die Rückfahrkamera vereint auf dem Datenblatt das Schlechteste aus beiden Welten, Full-HD und nur 25 Bilder pro Sekunde, zeichnet aber bei Nacht erstaunlich hell auf und zeigt auch gut, was links und rechts vom Auto passiert. Dafür ist das Bild insgesamt deutlich unschärfer und Nummernschilder sind auch tagsüber nur schwer oder gar nicht zu erkennen, es sei denn, das nachfolgende Fahrzeug ist sehr nah und steht am besten still. Bei Gegenlicht hat die Rückfahrkamera deutlich mehr Probleme als die Frontkamera. Als Rückfahrkamera in der Scheibe taugt sie auch nur bedingt. Wenn, dann muss man den Umweg gehen und sie direkt in die Heckklappe außen integrieren. Oder man hat Glück und ein steil abfallendes Heck.
Testergebnis
Die Botslab G980H ist eine hervorragende Frontkamera, wenn man ein komplettes Set für den sofortigen Einsatz benötigt. Die Kabellänge ist ausreichend und das Paket mit Front- und Heckkamera, Autoadapter und sogar Micro-SD-Karte zielt auf eine einfache Inbetriebnahme ab, was auch in der Praxis so funktioniert. Nicht so praktisch finde ich persönlich das Fehlen einer manuellen Speichermöglichkeit, zumal es schwierig ist, in den hunderten von generierten Aufnahmen die zu finden, die man braucht (sollte man nicht direkt am Unfall beteiligt sein). Natürlich sind sie nach Datum und Uhrzeit sortiert, aber eine separate Speicherung auf Knopfdruck wäre doch einfacher. Den Preis von aktuell 130€ würde ich für dieses umfangreiche Gesamtpaket letztendlich als fair einstufen.
Schaut man sich die Aufnahmen unserer bisherigen Tests, wie der 70mai Smart (zum Test), oder der AZDome BN03 (zum Test) an, gibt es einen deutlichen Qualitätssprung. Einzig die 70Mai A500S (zum Test) kann mithalten, aber qualitativ gewinnt die Botslab G980H dennoch, kostet aber auch das doppelte. Grundsätzlich kann ich die Botslab G980H also empfehlen, allerdings sollte man nicht zu viel von der Rückfahrkamera erwarten, wenn man diese in der Heckscheibe einbaut und man muss sich bewusst sein, dass man hier das angesprochene Komplettpaket mit bezahlt, welches sich Botslab anständig bezahlen lässt.
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