Zuletzt hatten wir einige Smart Speaker von Bang & Olufsen im Test, unter anderem den Beosound 2 und Beosound Balance. Diese Heimlautsprecher haben eine wichtige Eigenschaft gemeinsam: ihren hohen Preis. Rund 2.000 Euro sind vermutlich nur sehr wenige Leute bereit, für einen Lautsprecher auszugeben. Deswegen schauen wir uns heute das Einstiegsmodell der Dänen genauer an. Der Beosound Emerge kostet zwischen 600 Euro und 800 Euro und soll trotzdem viele Features der großen Brüder mitbringen – inklusive des guten Klangs natürlich.
Wie viel Luxus gewährt uns Bang & Olufsen für einen dreistelligen Betrag? Wir finden es im Testbericht heraus!
Willkommen in der ChinaHandys.net HiFi Corner! Ich bin Benjamin Kalt, Sie kennen mich vielleicht aus Beiträgen wie dem Testbericht zum Sony Xperia 1 III oder zur wunderschönen Doogee-Handyhülle fürs iPhone 11. Spaß beiseite – neben Smartphones ist Audio eine meiner größten Interessen und im Team bin ich der bekennende Snob, wenn es um hochwertige Bluetooth-Kopfhörer geht. Im HiFi Corner schreibe ich über alle möglichen Audio-Produkte, die mir so in die Finger geraten.
Alle weiteren bisher in dieser Artikelreihe erschienenen Testberichte findet ihr unter diesem Link.
Design & Verarbeitung
Der Bang & Olufsen Beosound Emerge erscheint in zwei verschiedenen Varianten. Im Test befindet sich Black Anthracite – mit einer Preisempfehlung von 599 Euro die günstigere Option. Etwas hochwertiger kommt Gold Tone – Light Oak für 749 Euro daher, gefertigt aus Eichenholz und mit 1.300 Gramm rund 80 Gramm leichter als die Version aus schwarzem Aluminium und Polymer. Die Abmessungen betragen unabhängig von der gewählten Variante 67 x 255 x 165 Millimeter.
Lieferumfang des Bang & Olufsen Beosound Emerge
In der Box des Beosound Emerge liegen eine mehrsprachige Bedienungsanleitung, ein Kabel von USB-C auf USB-C mit B&O-Logo und ein relativ großes Netzteil, ebenfalls mit einem Schriftzug. Mehr als das habe ich nicht erwartet und für einen stationären Heimlautsprecher würde eine Tragetasche auch wenig Sinn ergeben. Trotzdem vermisse ich das wirklich schöne stoffummantelte Kabel des Beosound Balance.
Langweiliges Design mit tadelloser Verarbeitung
Bang & Olufsen ist für spannende Designs und besonders hochwertige und teilweise sogar exotische Materialien bekannt. All das wurde für das Einsteigermodell heruntergefahren. Unser Testgerät besteht aus Aluminium und Polymer und erinnert optisch an eine Mischung aus Buchrücken und WLAN-Router. Die Platten an der Außenseite sind leicht geriffelt und fühlen sich wie Hartplastik an, das Gitter an der Front besteht aus Metall. Die Verarbeitung ist zwar tadellos, nach Luxus fühlt sich der Beosound Emerge aber trotzdem nicht an.
Zur Bedienung stehen Touch-Felder auf der Oberseite bereit. Dort könnt ihr die derzeit laufende Musik steuern, Bluetooth und den Google Assistant aktivieren und aus vier in der App programmierbaren Radiostationen wählen. Das funktioniert soweit wirklich gut. Zur Anbindung an das Internet stehen WiFi 5 und ein RJ45-Anschluss bereit. USB-C sorgt für die Stromversorgung und ein Micro USB-Anschluss fungiert als Service-Port. Dass der veraltete USB Formfaktor hier zum Einsatz kommt, ist definitiv kritikwürdig. Außerdem gibt es einen Klinkenanschluss, über den ihr Musik von kabelgebundenen Geräten zuspielen könnt.
Der Bang & Olufsen Beosound Emerge steht sicher auf einem Standfuß. Der Smart Speaker ist subjektiv betrachtet sehr kompakt und leicht. B&O sieht den Lautsprecher unter anderem im Bücherregal – der Klang wird euch diese Positionierung aber nicht danken. Ich würde den Speaker deswegen primär auf dem Schreibtisch, Esstisch oder in der Küche einsetzen.
Features & Konnektivität
Der Beosound Emerge wird in zwei Varianten angeboten, eine bietet den Google Assistant, die andere nicht. Immer mit dabei sind aber Chromecast, AirPlay 2, Bluetooth 5.0 (nur via SBC), Spotify Connect und natürlich eine Anbindung an die Bang & Olufsen-App. Der Standard Beolink Multiroom wird hingegen nicht unterstützt. Bei uns im Test befindet sich die Version mit integriertem Google Assistant, die ich Fans von Smart Home auch empfehlen würde.
Ersteinrichtung des Beosound Emerge
Der Beosound Emerge muss direkt nach dem Auspacken in der Google Home-App eingerichtet werden. Das geschieht soweit flott und problemlos – nachdem der Speaker am Strom hängt, wird er von der App sofort erkannt. Ich wähle ein WLAN-Netzwerk aus und warte, bis die Installation abgeschlossen ist. Danach füge ich den Lautsprecher einem Raum hinzu und damit sind wir auch schon fertig – drei Minuten reichen locker aus für die Einrichtung.
Nach der Installation in Google Home könnt ihr den Beosound Emerge noch in der Bang & Olufsen-App hinzufügen. Dort gibt es zusätzliche Funktionen, unter anderem die Active Room Compensation, einen Equalizer und anpassbare Klangprofile. Dort trefft ihr auch die Auswahl, welche Radiosender ihr auf die Kurzwahltasten auf dem Speaker legen wollt. Updates können direkt über die App eingespielt werden, ihr könnt die Empfindlichkeit des Line In-Eingangs anpassen und eine Standardlautstärke auswählen.
Features: Chromecast, Google Assistant & mehr
Bang & Olufsen gibt es zwar seit über 100 Jahren, glücklicherweise sind die Dänen aber mit der Zeit gegangen. Der integrierte Google Assistant macht einen tadellosen Job. Voice Match wird unterstützt, Stimmen werden zuverlässig erkannt und Befehle korrekt umgesetzt. Selbst bei lauter Musikwiedergabe erkennen die Mikrofone das Gesagte. Auch das Chromecast-Feature ist ohne Fehl und Tadel. Das mag selbstverständlich klingen, ist es aber nicht, wie ein bald erscheinender Testbericht zeigt. Ich habe Tidal und Qobuz getestet und beide Dienste streamen mit Vergnügen auf den Beosound Emerge.
AirPlay konnte ich in Ermangelung eines Apple-Geräts nicht ausprobieren, selbiges gilt für Spotify Connect. Bluetooth funktioniert allerdings und lässt sich sogar über den Google Assistant aktivieren. Leider werden keine hochauflösenden Codecs wie aptX HD und LDAC unterstützt, worüber ich wegen Google Cast aber hinwegsehen kann. Als Bluetooth-Speaker sollte man dieses Gerät definitiv nicht benutzen. Der alte SBC Codec ist einfach nicht in der Lage, die Musik hochauflösend genug zu übertragen.
Die Bang & Olufsen-App glänzt durch intuitive Bedienbarkeit und fügt dem Speaker einige sinnvolle Funktionen hinzu. Insgesamt gibt es – bis auf fehlende Bluetooth-Codecs und fehlende Unterstützung von Beolink Multiroom – nichts auszusetzen an Konnektivität und Features des Beosound Emerge.
Sound & Abstimmung des Beosound Emerge
Hervorragende Konnektivität, höchstens solides Design. Aber wie steht es um den wichtigsten Bereich bei einem Lautsprecher, dem Klang? Nun, grundsätzlich ziemlich gut. Der Beosound Emerge überzeugt mit klaren Mitten, angenehmen Höhen und einem unglaublich starken Bass. Das schreibe ich nicht nur so, das meine ich wirklich. Ich hätte niemals erwartet, dass ein so kleiner Lautsprecher so viel Wums erzeugen kann. Die maximale Lautstärke reicht locker, um meine gesamte Wohnung mit 65 Quadratmeter zu beschallen und alle Nachbarn in den Wahnsinn zu treiben.
Ihr ahnt es schon, ich habe das Wort grundsätzlich nicht ohne Grund verwendet. Besonders der starke Bass kommt nämlich mit einer Kehrseite der Medaille. Bei hohen Lautstärken neigt der Beosound Emerge zu einer unsauberen Wiedergabe der tiefen Frequenzen, was auf nicht ausreichenden Resonanzkörper zurückzuführen ist. Das Gehäuse schwingt merklich mit, wodurch der Bass an Präzision und Kontrolle verliert. Das geschieht nicht bei jedem Song und auch nur bei höheren Lautstärken – dennoch sollte es bei einem so teuren Lautsprecher gar nicht auftreten.
Aus Rücksicht auf meine Nachbarn habe ich in den letzten Wochen Musik meistens bei mittleren Lautstärken gehört, was den Effekt grundsätzlich verblassen lässt. Dennoch ist es schade, dass dem Speaker offensichtlich Reserven für eine wirklich laute Wiedergabe fehlen. Ansonsten ist das Klangbild auf Spaß ausgerichtet, besitzt aber immer noch die von Bang & Olufsen bekannte Analytik und starke Separation. Bei hohen Lautstärken leidet allerdings die Dynamik. Zudem werden Mitten und Höhen ausschließlich nach vorne abgestrahlt. Sitzt ihr neben dem Lautsprecher, hört ihr (stark übertrieben ausgedrückt) nur noch Bass.
Ein paar Beispielsongs…
Für die Songbeispiele verwende ich mein Google Pixel 6 Pro und die Tidal-App für Android. Die Musik wird in bestmöglicher Qualität via Google Cast an den Beosound Emerge gestreamt. Jegliche Equalizer und Klangverbesserungen sind ausgeschaltet und ich höre auf mittlerer und mittelhoher Lautstärke.
Pop
Wir beginnen mit der neusten Single von Bruno Mars, Anderson .Paak und Silk Sonic: Smokin Out The Window. Es handelt sich um einen eher ruhigen New Jack Swing-Titel mit einer prägnanten Basslinie und präsenten Mitten durch die Stimmen der Sänger. Die Dynamik überzeugt und besonders die tiefen Frequenzen werden vom Beosound Emerge angenehm präsent wiedergegeben. Weiter geht es mit Dancing in the Moonlight von Toploader. Auch hier fällt wieder auf, wie gut der Beosound Emerge die Mitten und die Bässe separiert. Sobald ich mich aber neben den Speaker stelle, stehen die Stimmen zu stark im Hintergrund. Nur wenn ich mich direkt in der Schneise des Klangs befinde, klingt der Titel wirklich gut.
Wir machen weiter mit einem absoluten Klassiker: Out Of The Dark – Remastered 2012 von Falco. Hier fällt bei höheren Lautstärken bereits auf, dass der Bass etwas unkontrolliert daherkommt. Das ist schade, denn der Beosound Emerge schafft es, sehr tiefe Frequenzen ausgesprochen druckvoll wiederzugeben. Auf mittleren Lautstärken ist das Problem weniger präsent. Die äußere Hülle des Speakers vibriert ab 40% Volumen merklich. Jetzt hören wir einen aktuellen Popsong – Love Again von Dua Lipa. So sehr ich die derzeitigen Charts auch verachte, Dua Lipa ist einfach phänomenal. Hier macht der Bass des Beosound Emerge wieder richtig Spaß – dass es ein so kleiner Speaker schafft einen derart druckvollen Bass zu erzeugen ist einfach beachtlich.
Rock
Wir starten die Rock-Sektion mit Two Princes von Spin Doctors. Auch hier fällt die teils fehlende Kontrollierbarkeit der tiefen Frequenzen auf – damit müsst ihr bei einigen Titeln leider leben. Sicherlich ist das der Preis für einen derart starken Bass in einem kompakten Speaker, aber schade ist es trotzdem. Wie sieht es aus bei Sultans Of Swing von Dire Straits? Definitiv besser, denn der Mix ist sehr mittenbetont und das liegt dem Beosound Emerge. Mir persönlich steht die Stimme zu weit hinter den Instrumenten, das lässt sich durch einen Equalizer aber problemlos beheben. Bei solchen (gut abgemischten) Titeln fällt aber auf, dass der Beosound Emerge gegenüber seinen großen Brüdern an Dynamik und Brillanz einbüßt.
Bevor wir mit Jazz weitermachen, hören wir in Enter Sandman von Metallica rein. Auch hier haut mir der Beosound Emerge tiefe Frequenzen um die Ohren, denen es aber merklich an Präzision fehlt. Das fällt sogar bei mittleren Lautstärken auf, bei mittelhohem bis hohem Volumen wird der Effekt verstärkt. Dadurch werden, besonders bei nicht idealer Position des Hörers, mittlere und hohe Frequenzen verschluckt.
Jazz & Orchester
Vor einigen Tagen habe ich einen total tollen Titel wiederentdeckt – das Intro der abgesetzten ZDF-Show Neues aus der Anstalt. Ich suche auf Tidal also nach Spinning Wheel von Blood, Sweat & Tears. Hier fühlt sich der Beosound Emerge merklich Zuhause und wirft mir bei idealer Position ein angenehm dynamisches und separiertes Klangbild mit einem leichten Hauch von Wärme entgegen.
Back to MI6 von Hans Zimmer aus dem Soundtrack des neuen James Bond-Films Keine Zeit zu Sterben – ein cooles Stück, welches das bekannte Thema des Agenten toll integriert, aber auch eigenständige und ruhige Passagen beinhaltet. Mir persönlich sind die tiefen Frequenzen etwas zu präsent, die ein wenig auf Mainstream getrimmte Abstimmung des Beosound Emerge steht dem Speaker hier im Weg. So gut wie auf einem Beosound 2 klingt das Stück definitiv nicht.
Testergebnis
Der Beosound Emerge ist eines der bezahlbaren Produkte von Bang & Olufsen. Zumindest in der hier getesteten Version geht das allerdings auf Kosten des spannenden Designs und der hervorragenden Materialauswahl, die wir von teureren Modellen kennen. Der Speaker ist sehr gut verarbeitet – daran gibt es keinen Zweifel – aber der Wow-Effekt, den andere Lautsprecher der Dänen hervorrufen, bleibt leider aus. Ich finde das bei einem Preis von immerhin mindestens 600 Euro schade. Für Bang & Olufsen mag das ein günstiges Einstiegsmodell sein, im Vergleich mit einem Mi Smart Speaker oder einem Google Nest Audio ist der Preis dennoch phänomenal hoch.
Immerhin habe ich beim Funktionsumfang kaum Anlass zur Kritik. Bang & Olufsen integriert auf Wahl den Google Assistant. Immer mit dabei sind Chromecast, AirPlay 2, Spotify Connect und Bluetooth 5.0, wenn auch mit veraltetem Audio-Codec. Die Anbindung ans Internet geschieht wahlweise per WiFi 5 (Dual Band) oder per LAN-Anschluss. Für das Beibehalten des RJ45-Ports möchte ich ein ausdrückliches Lob aussprechen. Zur Stromversorgung ist USB-C verbaut und Bang & Olufsen Radio ermöglicht die einfache Wiedergabe eures Lieblingssenders. Der Beosound Emerge hat sich die Bezeichnung Smart Speaker ohne Frage verdient.
Auch beim Klang gibt es viele positive Eigenschaften zu vermelden. Der Beosound Emerge überzeugt mit einem runden Klangbild, bei dem auch die Mitten nicht zu kurz kommen. Der Bass ist unglaublich präsent und druckvoll – das habe ich bei einem derart kompakten Speaker wirklich noch nie erlebt. Bei lauter Wiedergabe sehr basslastiger Stücke fällt allerdings auf, dass die tiefen Töne wegen des vibrierenden Gehäuses an Präzision einbüßen. Zudem werden Mitten und Höhen gebündelt abgestrahlt – für den Einsatz in der Mitte eines Raumes eignet sich der Beosound Emerge dementsprechend nicht.
Wem empfehle ich den Kauf dieses Lautsprechers also? Erst einmal müsst ihr eine gewisse Affinität zu Smart Home besitzen, denn bei den Features liegt die größte Stärke dieses Lautsprechers. Ihr dürft euch auf eine tadellose Verarbeitung freuen, müsst aber auf interessierte Blicke eurer Gäste verzichten, weil das Design verhältnismäßig konventionell und schon fast langweilig daherkommt. Beim Klang sticht der Beosound Emerge die günstigere Smart Speaker-Konkurrenz schon allein wegen seiner starken Mitten und Höhen aus, allerdings ist der Bass in einigen Situationen für meinen Geschmack zu unkontrolliert.
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